Gesund denken… – Gedanken zu Nachgedacht (214)

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gesund denken… – Gedanken zu Nachgedacht (214), Originalartikel verfasst von Christina Lander. veröffentlicht am 12.02.17 von Osthessennews

Überträgt man dieses Bild [einer Diät] auf unsere innere Situation, so finde ich, dass wir Menschen auch mit Gedanken übersättigt sein können – Gedanken, die zu viel Last enthalten, Gedanken, die uns auf den Magen schlagen.*

Tatsächlich kann es vorkommen, dass einem manchmal alles zu viel zu werden scheint. Denn manche Menschen fühlen sich von einer immer komplexer werdenden Welt einfach überfordert.

Und trotzdem sehen sich Lebewesen schon immer vor die Aufgabe gestellt, ihr Leben einschließlich aller Unwägbarkeiten zu bewältigen.

Warum überhaupt nachdenken?

In diesem Zusammenhang stellt sich dann oft die Sinnfrage: Wozu das Ganze? Aus Hoffnung auf eine Belohnung im Diesseits? Und zur Vermeidung einer ebendort behaupteten Bestrafung? Oder vielleicht doch eher aus denselben Gründen, die alle Lebewesen antreibt: Das eigene Wohl zu mehren und Wehe (Leid) zu vermeiden?

Eine gewisse innere Gelassenheit, Dinge annehmen zu können, die man nicht ändern kann, aber auch die Motivation, Dinge zu ändern oder zu gestalten, die man ändern oder gestalten kann, können hierzu hilfreich sein. Und natürlich die Kunst, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Deswegen postuliere ich die Idee von einer inneren, gedanklichen Diät oder besser: die Umstellung auf gesunde Geisteskost.

Als religiös gläubiger Mensch könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein, eigene Glaubensgewissheiten ehrlich und kritisch zu hinterfragen: Was halte ich für wahr, obwohl ich keinerlei plausiblen Anhaltspunkt dafür habe, dass es tatsächlich wahr ist? Warum sollte ich wirklich denken, dass Ereignisse oder Empfindungen tatsächlich von dem Gott verursacht wurden, den ich anbete?

Was vernebelt möglicherweise mein Denken? Meinen klaren Blick auf meine irdische Wirklichkeit? An welchen Stellen flüchte ich mich in religiöse Scheinwirklichkeiten, statt mich den Herausforderungen meines Lebens zu stellen? Und statt mich meines Daseins zu erfreuen?

Ehrlich zu sich selbst

Erst, wenn ich mir meiner eigenen Beschränktheit, aber eben auch meiner eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten bewusst werde, kann ich beginnen, mich wirklich mit meiner einmaligen, jenseitigen Lebenssituation ehrlich auseinanderzusetzen.

Und dann kann ich möglicherweise erkennen, inwieweit etwa der angebliche Machtanspruch eines Götterwesens, das sich Menschen in der Bronzezeit ausgedacht hatten, mein Denken und Empfinden beeinträchtigt.

Die irdische Wirklichkeit kann sicher auch bedrückend und entmutigend sein. Aber gleichzeitig ist sie auch unvorstellbar faszinierend. Und um Lichtjahre spannender als jeder brennende Dornbusch. Oder jede Auferstehungslegende.

Gesund denken

[…] Wie wäre es also, wenn wir die bald anstehende Fastenzeit nutzen, um unseren Kopf zu entschlacken und neue „Rezepte“ kreieren, die für unseren Geist nahrhaft sind?

Hierzu als konkrete Anregung einige der aktuell wohl wichtigsten ethischen Fragen. Mit deren Beantwortung kann man seinem Kopf nahrhafte Kost zuführen. Und deren Beantwortung erfordert sicher ein klares, realistisches Denken:

  1. Durch künstliche Intelligenz könnte in den nächsten zwanzig Jahren die Hälfte aller Jobs wegfallen. Wie kann unsere Zivilisation mit dem „Überflüssigwerden“ des Faktors Arbeit umgehen?
  2. Wieviel Selbstbestimmung und politische Entscheidungen sollten Menschen künftig an Algorithmen abgeben, die kompetenter im Problemlösen sind als wir? Die uns besser verstehen, als unsere engsten Mitmenschen oder als wir uns selbst – die somit kompetenter entscheiden können, als wir selbst?
  3. Sollte die Menschheit ihr eigenes Genom bearbeiten, z.B. um die Spezies Mensch intelligenter, widerstandsfähig oder aggressionsärmer, langlebiger oder angepasster an neue Lebensräume zu machen?
  4. Ist es ethisch gerechtfertigt, Milliarden empfindungsfähige nicht-menschliche Tiere unter Qualzucht-Bedingungen zu erschaffen und zu halten, obwohl eine überreiche Ernährung auch ohne sie möglich wäre?
  5. Wie kann eine friedliche, globale Zivilisation organisiert werden, die aus historischen Gründen in verfeindete ideologische Inseln aufgesplittert ist?
  6. Wie lässt sich globale Kooperation und Chancengleichheit in einer Spezies verwirklichen, die evolutionär auf einen strengen „ethischen Dualismus“ programmiert wurde – auf die konsequente Ungleichbehandlung von in-group und out-group?
  7. Wie lässt sich eine globale Ökonomie mit bis zu 12 Mrd. Menschen führen, ohne deren materielle Lebensgrundlage zu zerstören?
  8. Welchen sinnvollen Beitrag leisten Religionen (oder religiöse Institutionen) um die vielleicht wichtigsten Fragen der Menschheit zu beantworten? Ist ein sinnvoller Beitrag seitens der Religionen hier überhaupt vorstellbar?

Ich fände es sehr interessant, die Gedanken der liberal-theologischen Autorin des Originalbeitrages zu diesen Themen zu erfahren. Vielleicht widmet sie ja mal ein NACHGEDACHT einem dieser Themen?

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
**Die Liste stammt von Jori Wehner, vielen Dank!

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