Ich kann nicht mehr ohne dich

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Ich kann nicht mehr ohne dich – immer sonntags: Glaube, Menschen, Bier. So lautet die Beschriftung eines Bierdeckels, mit dem die Kirche in Würzburg jetzt wirbt.

Wie schlimm es offenbar tatsächlich um die Herde bestellt sein muss, lässt sich daran erkennen, mit welchen Mitteln die Kirche versucht, die Schafe bei der Stange zu halten.

Ich kann nicht mehr ohne dich

Denn ob der Kreativabteilung bewusst ist, dass es zwischen religiösem Glauben und Alkohol viele Parallelen gibt, wage ich zu bezweifeln. Beide können bestenfalls eine hoffnungsvolle Illusion bieten. So lange der Rausch anhält, scheint die Wirklichkeit erträglicher. Geändert hat sich durch den Konsum freilich nichts. Außer, dass man wieder eine gewisse Zeit seines Daseins einigermaßen unbehelligt vom irdischen Unbill hinter sich gebracht hat.

Genau wie bei Alkohol besteht auch bei Religionen die Gefahr der Abhängigkeit. Und genau diese Abhängigkeit ist es, die sich Kirchen offenbar erhoffen. Weil sie, genauso wie gewöhnliche Drogendealer auch, von der Abhängigkeit ihrer Kunden selbst abhängig sind.

Je mehr Menschen erkennen, dass religiöse Heilsversprechen genauso illusorisch, nutzlos und schon allein deshalb schädlich sind wie ein Alkoholrausch, umso weniger Menschen fallen noch darauf herein. Götter lösen Probleme genausowenig wie Promille.

Ich kann nicht mehr ohne dich

Oder versucht man mit dieser Kampagne, Alkoholabhängige anzusprechen? Und hofft darauf, sie so mit ihrem eigenen Stoff anzufixen? Wer zu Alkohol ein Verhältnis hat, das man mit „Ich kann nicht mehr ohne dich“ bezeichnen kann, der hat mindestens ein Problem.Und genauso problematisch ist es, sich von Glauben abhängig zu machen.

Die Gefahren von physischer und psychischer Abhängigkeit dürften allgemein bekannt sein. Dass sich die City Curch-Aktivisten offenbar trotzdem genau so eine Abhängigkeit erhoffen, ist so absurd, dass man fast schon eine kirchenfeindliche Absicht hinter dieser Aktion vermuten könnte.

Ich halte es nicht nur für ein Armutszeugnis, sondern für eine christliche Bankrotterklärung. In Zeiten, in denen es mehr den je auf rationales, verantwortungsvolles Denken und Handeln ankommt, bietet man Menschen ein Religionsplacebo an und hofft, dass sich Menschen noch damit in die Abhängigkeit verführen lassen.

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