11. „Talk am Dom“ im Café Ideal – Ein Abend voller Klasse und Tiefgang – „Bis 2075 keine Kriege mehr“

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11. „Talk am Dom“ im Café Ideal – Ein Abend voller Klasse und Tiefgang – „Bis 2075 keine Kriege mehr“, Originalbeitrag verfasst von pm, veröffentlicht am 01.04.17 von Osthessennews

[…] Journalistisch geprüfte Eindrücke können nur vor Ort gewonnen werden, so Krupp. Seiner Meinung nach hat sich das Modell des öffentlich-rechtlichen Rundfunks keinesfalls überlebt, ist heute vielleicht sogar noch wichtiger als früher. Denn die Rundfunkanstalten seien, so Krupp, „Teile unserer Demokratie“, die von journalistischer Sorgfaltspflicht getragen und geleitet würden. Die Prüfmechanismen funktionierten fast immer, so dass die Menschen auf die Glaubwürdigkeit und Richtigkeit öffentlich-rechtlicher Nachrichten vertrauen könnten. Sorge hingegen bereite ihm, dass Teile der Gesellschaft sich zunehmend auf sich selbst und ihren Lebensbereich fokussierten, aber auch auf das verstärkte Aufkommen von so genannten „Fake News“ (Falschnachrichten).*

Religiöse Verkündigungen basieren eben nicht auf den gerade noch zurecht als so bedeutsam angeführten journalistisch geprüften und vor Ort gewonnenen Eindrücken. Sondern auf archaischen, höchst widersprüchlichen Mythen und Legenden. Aus der Bronzezeit und aus dem Vormittelalter. Zunächst nur mündlich überliefert und x-mal übersetzt, verändert, verfälscht. Und zu bestimmten Zwecken ausgewählt.

Noch glaubwürdiger wäre der öffentlich-rechtliche Rundfunk deshalb, wenn er endlich davon Abstand nehmen würde, religiöse Falschnachrichten ohne entsprechende Hinweise zu verbreiten. Dass er dies auch im 21. Jahrhundert noch tut, geht auf das Reichskonkordat zwischen der Kirche und dem Naziregmie zurück.

Die rechtlichen Grundlagen dieser völlig unangemessenen staatlichen Sonderprivilegierung einer bestimmten Glaubensgemeinschaft wären in einer Verfassung mit strikter Trennung von Staat und Kirche (Laizismus) mit nichts mehr zu rechtfertigen.

Und genau diese Trennung sollte erklärtes Ziel der Politiker sein. Heute mehr denn je. Und einmal mehr sei auf die 6 europäischen Werte** verwiesen. Denn diese stellen die Grundlage freier und offener Gesellschaften dar. Auch wenn Götter darin nicht vorkommen, ist der Glaube an diese natürlich im Rahmen der persönlichen Freiheit geschützt.

Talk am Dom über die „dritte Macht“

Warum diese Trennung wichtiger denn je ist, zeigt sich wenige Zeilen weiter unten:

[…] Mit der starken These, dass es ab dem Jahr 2075 keine Kriege mehr geben werde, überraschte der Politologe, Religionspädagoge und Friedensforscher Prof. Dr. Egon Spiegel. […] Sein Credo ist, Veränderungen ohne Gewalt zu bewirken. Dabei sei ihm vor allem die Verwurzelung im Glauben wichtig: Gewaltverzicht finde, so Spiegel, im Vertrauen auf eine „dritte Macht“ statt, auf die selbst Jesus Christus verweise, nämlich auf Gott.

Da macht sich also jemand im „Talk am Dom“ intensiv Gedanken darüber, wie man die Welt friedlicher gestalten kann. Und ausgerechnet so jemand spricht von Vertrauen auf eine „dritte Macht“? Also auf einen Gott, der alles andere als friedlich imaginiert und beschrieben worden war?

Sondern, im Alten Testament, als ein rach-, eifer-, kriegssüchtiges, inhumanes Monster. Und im Neuen Testament als jemand, der sich durch ein Menschenopfer in Form einer Todesfolterung seines unehelichen Sohns besänftigen lässt- Um so seinen Anhängern seine Liebe zu beweisen. Dazu droht er mit ewiger physischer und psychischer Qual für das Vergehen, sich von ihm nicht lieben lassen zu wollen.

Es ist noch keine 80 Jahre her, da segneten christliche Pfarrer Atombomben und bezeichneten sie als „Werkzeuge der Nächstenliebe.“ Und nur fast genau ein Jahr ist es her, da bezeichnete Fuldas Bischof Algermissen Menschen ohne „Auferstehungsglauben“ als große Gefahr für die Mitwelt.

Dass sich Prof. Dr. Egon Spiegel durch eine Verschwurbelung seiner Äußerungen aus der Verantwortung windet, etwas tatsächlich Stichhaltiges auszusagen, kann kaum erstaunen. Denn vertrauen kann man natürlich auf alles Mögliche. Sowas kann man dann offenbar auch als Prof. Dr. im Talk am Dom sagen. Und hoffen, dass niemand fragt, was es mit dieser „dritten Macht“ konkret auf sich haben soll.

Warum das Christentum nicht mal die Minimalanforderungen an ein Moralsystem erfüllt, hat Andreas Edmüller in seinem Buch Die Legende von der christlichen Moral** ausführlich dargestellt.

Friede kommt nicht von Göttern

Talk am Dom FuldaAls allmächtiges, allgütiges und allwissendes Wesen hätte dieser Gott sicher eine Möglichkeit gehabt, eine friedlichere Welt zu gestalten. Und selbst, wenn er dazu augenscheinlich nicht in der Lage (oder gewillt) war, hätten seine selbst ernannten Anhänger mehrere Jahrhunderte ihrerseits viele Chancen gehabt, für mehr Frieden zu sorgen. Das Gegenteil war der Fall.  Wie ein Blick in die 10bändige Kriminalgeschichte des Christentums erschreckend eindrucksvoll beweist.

Es ist einzig und allein Aufgabe der Menschen, die Welt friedlicher zu machen. Und zwar friedlicher nicht nur innerhalb von bestimmten Glaubensgemeinschaften. Sondern global. Und unabhängig davon, wer welche Götter, Geister und Gottessöhne für wahr hält.

Das war natürlich zu der Zeit, in der die Bevölkerung erst einen winzigen Bruchteil der heutigen Weltbevölkerung ausmachte, noch gar kein Thema. Und deshalb findet sich in der Bibel auch nur die Abgrenzung zwischen den Gläubigen (das sind die Guten, auf diese beziehen sich die Friedensapelle) und den Un- und Andersgläubigen (das sind die Bösen oder zumindest Verlorenen, die heulend und zähneklappernd in den Feuerofen geworfen werden müssen).

Wer heute noch, wie hier im Talk am Dom ernsthaft noch religiöse Phantasiewesen als „dritte Macht“ mit dem tatsächlichen Weltgeschehen in Verbindung bringt, belegt damit eine bedenkliche Realitätsverweigerung. Professor Doktor hin oder her.

Selbst wenn es gegen jede Wahrscheinlichkeit irgendein überirdisches Wesen geben sollte, das in irgendeiner Beziehung zu einer bestimmten Trockennasenaffenart auf einem bestimmten kleinen Planeten steht, so juckt es dieses Wesen augenscheinlich nicht die Bohne, was diese so veranstaltet.

Mobilmachung über Konfessionsgrenzen hinweg – notgedrungen

[…] Dass in Fulda unter dem Dach des ehemaligen Dompfarramtes katholische und evangelische Religionspädagogik ein gemeinsames Zuhause gefunden haben, sei ein besonderes und bislang einmaliges Zeichen ökumenischen Miteinanders in Deutschland.

Ich sehe darin eher ein Zeichen dafür, wie ernst die Lage aus Sicht der christlichen Kirche zu sein scheint. Es bleibt wohl gar nichts anderes mehr übrig, als die Konfessionsgrenzen, die schon für unsagbares Leid gesorgt haben, zähneknirschend (zumindest, was echten Vertreter des katholischen und evangelischen Hardcore-Fundamentalismus angeht) zu überwinden.

Um zu versuchen, das zu retten, was noch zu retten ist. Und schließlich lässt auch das sich immer noch als besondere Leistung verkaufen. Wie im Talk am Dom einmal mehr bewiesen worden war.

Andererseits ist es auch allzu verständlich, dass sich Religionspädagogen etwas einfallen lassen müssen. Um ihre Indoktrinationsstrategien auch in Zukunft noch irgendwie durchführen zu können. Schließlich verdienen sie ihr Geld damit, Kindern Dinge als wahr zu verkaufen, die sich nur glauben, aber mit nichts seriös beweisen lassen.

Kindern werden heute rationales Denken und kritisches Hinterfragen als sinnvolle Methoden zur Erkenntnisgewinnung vermittelt. Nur der Bereich Religion ist davon ausgenommen. Hier gilt als besonders tugendhaft, wer auf rationales Denken möglichst verzichtet.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.
**Wir haben keinen materiellen Nutzen von verlinkten oder eingebetteten Inhalten oder von Buchtipps.

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