Bischof Algermissen: Rundumschlag zu Ostern 2017

Lesezeit: ~ 6 Min.

Bischof Algermissen: Rundumschlag zu Ostern 2017 – Gedanken zum Beitrag über die Osterpredigt 2017 von Bischof Algermissen, Verfasser nicht genannt, veröffentlicht am 16.04.17 von osthessennews.de

Nachdem Fuldas Bischof Algermissen seine Osterpredigt letztes Jahr dazu verwendet hatte, Un- und Andersgläubige pauschal als eine „große Gefahr für die Mitwelt“ zu beschimpfen, legte er 2017 in ähnlicher Weise nach.

Diesmal bekam zunächst der Buddhismus sein Fett weg:

Ganz und gar unverständlich sei ihm, dass Christen aller Altersgruppen zunehmend den Glauben an die Auferstehung hinter sich ließen und dem österlichen Gedanken eine Wiedergeburt in einem anderen Leben vorzögen, unterstrich der Oberhirte. Hinter der Lehre vom Kreislauf der Geburten im Buddhismus stehe die Vorstellung, dass der Mensch sich die Erlösung selbst erarbeiten müsse, und weil dazu ein Leben nicht ausreiche, müsse es eine Folge von Wiedergeburten geben, die im Buddhismus indes als Fluch und Strafe angesehen würden. „Solches Drama wird offensichtlich im Umfeld unserer Gesellschaft zu einer neuen Chance nach einem misslungenen und verspielten Lebensentwurf umfunktioniert“, sagte der Oberhirte und stellte klar, dass Reinkarnation und christliche Auferstehung sich diametral widersprechen und nicht miteinander vereinbar sind.

Dass sich die Vorstellung einer christlichen Auferstehung genausowenig mit rationalem Denken, Vernunft und intellektueller Redlichkeit in Verbindung bringen lässt wie eine Wiedergeburtslehre, scheint Herrn Algermissen nicht bewusst zu sein.

Mein imaginärer Freund ist besser als deiner!

Bischof Algermissen kritisiert Buddhismus und VernunftEs mutet geradezu grotesk an, dass jemand seine eigene, völlig unplausible Legende natürlich für wahr, bedeutsam und wertvoll hält, eine andere aber gleichzeitig als damit unvereinbares „Drama“ abwertet. Die Idee, ein Gottessohn sei für die Sünden anderer zu Tode gefoltert worden und nach drei Tagen zur Vergebung der Sünden auferstanden, ist mindestens genauso irrational und absurd wie die Vorstellung, immer wieder als derselbe in neuen Körpern geboren zu werden.

Wobei Letzteres zumindest materialistisch-energetisch gesehen noch eher an der irdischen Realität liegen dürfte als ein auferstandener Toter. Und auch die Annahme, dass die Gestaltung des Lebens selbstverständlich eine höchst individuelle, persönliche Herausforderung ist, erscheint zumindest näher an der Realität als eine angebliche Sündenvergebung durch ein brutales Menschenopfer.

In beiden Fällen wird das zu Beweisende als bewiesen vorausgesetzt. Nur, wenn es an die eigene Ideologie geht, wird jedes kritische Denken ausgeschaltet. Da soll derselbe Denkfehler dann ein gültiges Argument sein.

Zwischenfazit

Wer im irrational-religiösen Glashaus sitzt, sollte sich nicht über andere religiöse Irrationalitäten auslassen. Denn das wirkt höchst unglaubwürdig: „Mein imaginärer Freund ist besser als deiner!“

Der Philosoph Jürgen Habermas habe 2001 in der Frankfurter Paulskirche betont, dass die verlorene Hoffnung auf Auferstehung eine spürbare Leere hinterlasse, fuhr Algermissen fort. „Der Sieg des Gekreuzigten und Auferstandenen über den Tod hat sich als die Realität erwiesen, der die Zukunft gehört“, so der Bischof.

Auch hier fragt sich einmal mehr, wie weit jemand von jeglicher Realität entfernt sein muss, um eine solche Aussage öffentlich zu verkünden. Vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken. Und im Brustton der Überzeugung.

Natürlich sei es jedem freigestellt, sich die eigene Wirklichkeit nach eigenen Wünschen, Ängsten und Bedürfnissen so zurechtzuimaginieren, wie sie einem gefällt. Wer jedoch die irdische Realität so konsequent verweigert, würde vermutlich tatsächlich eine Leere spüren, wenn er diese Illusion aufgeben würde.

Dass sehr viele Menschen, die noch nie etwas von Jahwe & Sohn gehört haben, trotzdem (oder erst recht) ein überaus erfülltes und glückliches Leben genießen oder genossen, scheint weder Herrn Habermas, noch Herrn Bischof Algermissen bekannt oder bewusst zu sein.

Reli-Turkey

Ein Entzug, egal wovon, ist immer erstmal ein hartes Stück Arbeit. Eine Ent-Täuschung will verarbeitet werden. Dafür ist man danach nicht mehr ge-täuscht.

Herr Algermissen indes scheint sich sicher zu sein, dass seine Auferstehungsphantasien die einzig glückseligmachende Grundlage eines erfüllten, glücklichen Lebens (oder genauer: einer glücklichen, postmortalen Ewigkeit) sein kann. Dass immer mehr Menschen bewusst wird, dass es sich dabei lediglich um eine vielleicht irgendwie hoffnungsvolle Illusion handelt und dass sie sich deshalb lieber selbst um ein glückliches, erfülltes, diesseitiges Leben bemühen, scheint er völlig auszublenden. Oder nicht wahrhaben zu wollen.

Wenn Algermissen diesen vermeintlichen „Sieg“ als die Realität bezeichnet, dem auch noch die Zukunft gehören soll, dann lässt das Schlimmes befürchten. Denn mit Bezug auf diesen „Sieg“ hat die Kirche Millionen von Menschen verfolgt, ausgebeutet, gedemütigt, vertrieben und ermordet. Zu der Zeit, als sie noch die Macht dazu hatte.

Realitätsverweigerung und Geschichtsblindheit

Wie weit Bischof Algermissen mit seiner Selbstwahrnehmung auch hier von jeglicher Realität entfernt liegt, zeigt sich im Folgenden:

Der Glaube an die Erlösung durch die Auferstehung führe direkt und folgerichtig in den Aufstand gegen alle Formen des gesellschaftlich wie politisch, wirtschaftlich wie militärisch organisierten Todes.

Der Glaube an die Erlösung durch die Auferstehung führte die meiste Zeit genauso direkt und vermeintlich folgerichtig in die gnadenlose Vernichtung von Un- und Andersgläubigen. Also des klerikal organisierten Todes. Erst nachdem Aufklärung und Säkularisierung die Kirche entmachtet hatten, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zur Friedensbewegung umzudefinieren.

Wobei Herr Bischof Algermissen mit schöner Regelmäßigkeit ein erschreckendes Bild dessen liefert, was im römisch-katholischen Rahmen auch 2017 noch unwidersprochen möglich zu sein scheint.

Dürfen bei Bischof Algermissen nicht fehlen: Die Mächte des Todes

Wo immer die Mächte des Todes am Werk seien, im privaten, gesellschaftlichen oder politischen Bereich, müssten Christen ihren Osterglauben bekennen und sich einsetzen, mitunter auch aussetzen, zum Beispiel gegen die Tötung ungeborener Kinder in der Abtreibung, gegen die Selektion behinderten menschlichen Lebens und gegen die aktive Sterbehilfe, für die die Politik leider eine Tür geöffnet habe.

Natürlich dürfen die bösen Mächte nicht fehlen, die Herr Algermissen in seinen Verkündigungen immer wieder mit bedrohlichen Worten beschwört. Während viele Theologen heute dazu übergegangen sind, das „Böse“ einfach komplett wegzulassen, darf sich Herr Algermissen hier noch zum besonders rückwärtsgewandten, „alten“ Schlag zählen.

In der Vorstellungswelt von Bischof Algermissen hat sein angeblich allmächtiger Monogott erstaunlicherweise nämlich einen Gegenspieler. Mal als „Das Böse“, „Die Mächte des Bösen“ oder auch als die „Mächte des Todes“ bezeichnet.

Und diese böse Macht kommt meist immer dann ins Spiel, wenn Herr Algermissen meint, sich wiedermal über die individuellen, persönlichen Rechte von Menschen hinwegsetzen zu müssen. So wie auch diesmal.

Müssen wir? Nein, müssen wir nicht.

[…] „In wessen Leben singen schon Engel?“, fragte Algermissen und unterstrich: „Wir müssen mit dem auskommen, was glaubwürdige Zeugen uns übermittelt, was wir in der Verkündigung gehört, in der Schule gelernt haben.“

Nein, müssen wir nicht. Wir können jederzeit anfangen, uns von den absurden Glaubensinhalten, die die meisten Menschen schon ab dem Kleinkindalter eingetrichtert und für wahr verkauft bekommen hatten, zu befreien. Denn es gibt eben keine glaubwürdigen Zeugen. Die Verkündigung basiert auf zunächst nur mündlich überlieferten Legenden und Mythen. Sie bezeugt lediglich die Leichtgläubigkeit derer, die sie verkünden.

Und nicht alles, was wir in der Schule gelernt haben, muss deshalb auch der Wahrheit entsprechen. Schon gar nicht, solange es noch Religionsunterricht gibt.

[…] Der Apostel [Paulus] habe betont, der Glaube sei nutzlos, wenn Christus nicht von den Toten auferweckt worden sei. Wenn die Hoffnung nur in diesem irdischen Leben auf Christus gesetzt werde, dann seien die Christen „erbärmlicher daran als alle anderen Menschen“.

Und genau das sind sie demzufolge dann wohl auch. Weil nun mal nicht davon auszugehen ist, dass ausgerechnet diese eine Göttersohn-Auferstehungslegende entgegen der ausnahmslos beobachtbaren natürlichen Wirklichkeit tatsächlich wahr sein sollte. Das kann natürlich auch erklären, warum jemand wie Herr Bischof Algermissen so verzeifelt an der Wahrheit dieser Geschichte festhalten muss.

Nur wird sie dadurch eben auch kein bisschen wahrer oder wenigstens plausibler. Wohingegen die Entstehung zahlreicher, teils sehr ähnlicher Auferstehungslegenden als mythologisches, kulturelles Phänomen vielfältig erforscht und nachgewiesen ist.

Einhörner auf der Scheibenwelt

Genauso gibt es ja auch bis heute noch Menschen, die die Erde für eine Scheibe halten. Oder die sich von Einhörnern umgeben fühlen. Auch das fällt natürlich in den Bereich der persönlichen Gedankenfreiheit. Kritisch wird es da erst, wenn jemand mit solchen Ansichten meint, basierend auf diesen Ideen Dinge kritisieren und bewerten zu müssen, die die Lebenswirklichkeit aller Menschen betreffen.

[..] „In einer verdichteten Kurzformel wird gesagt, was für die Gemeinde zentral und entscheidend wichtig ist: Christus ist für uns gestorben, wurde begraben und ist am dritten Tag auferweckt worden. Darum dreht sich alles. Davon hängt unser Leben ab.“

Was für eine furchtbare Vorstellung: Unser Leben soll von einer bizarren Auferstehungslegende aus dem Vormittelalter abhängen? Und dann auch noch ausgerechnet von dieser? Was geht in einem Menschen vor, der solches öffentlich behauptet, im 21. Jahrhundert?

Betrachtet man die ganze Geschichte textkritisch und historisch, so wird schnell klar, dass ein profaner Kreuzestod eines Gottessohnes natürlich nicht würdig gewesen wäre. Und deshalb machten die anonymen Bibelautoren die Not zur Tugend: Sie schmückten die Legende, die ein einfaches Wüsten-Hirtenvolk die ersten Jahrzehnte nur mündlich überliefert hatte, nach Belieben aus.

Und überhöhten den möglicherweise tatsächlich gekreuzigten und dann geheimnisvoll verschwundenen jüdischen Endzeit-Sektenführer zum auferstandenen Gottessohn.

Was genau soll an dieser Nachricht gut sein?

„Sie wurden der Anfang einer ununterbrochenen Kette von Zeugen dieser guten Nachricht, der wichtigsten, die je den Menschen verkündet wurde“, stellte der Bischof heraus.

Was genau soll denn an dieser Nachricht gut sein? Dass ein angeblich allmächtiges, allgütiges Wesen eine Welt mit fehlerhaften Menschen erschafft, sie für ihre Fehlerhaftigkeit mit Sünde bestraft? Und sich anschließend zur Versöhnung mit sich selbst seinen eigenen Sohn als Menschenopfer zu Tode quälen lässt?

Mit der Folge, dass Menschen, die das glauben, andere Menschen, die das nicht glauben millionenfach ermorden, solange sie noch die Macht dazu hatten? Während sie bis heute auf die versprochene, kurz bevorstehende Ankunft ihres Gottes warten?

Was genau soll sich denn, außerhalb der menschlichen Phantasie, durch die Hinrichtung und Auferstehung tatsächlich geändert haben? Schon Jesus selbst hatte sich mit seiner „guten Nachricht“ gründlich geirrt. Bis heute hat sich noch kein einziger Gott blicken lassen. Und die Welt war seitdem wahrlich nicht friedlicher geworden, im Gegenteil. Friedlicher wurde es erst, nachdem die Verfechter dieser „guten Nachricht“ der Zahn gezogen war.

Sanctus Eucalyptus, dominus vobiscum…

Bis heute vernebeln indoktrinierte religiöse Wahngedanken das klare, rationale Denken von Menschen. Bis heute lassen sich Menschen wie Herr Bischof Algermissen dazu hinreißen, alle, die nicht an seine mehr als fragwürdige Geschichte glauben wollen, zu beschimpfen und zu diffamieren.

Der Tod stellt nach wie vor das (wohl auch noch bis auf Weiteres) unabwendbare und unumkehrbare Ende jeden Lebens dar. Über ein Jenseits kann man bestenfalls spekulieren.

Die Vorstellung des Erlebens einer wie auch immer gearteten Ewigkeit kann höchstens erschrecken und beängstigen. Und ist damit, rational betrachtet, eher eine fürchterliche Bedrohung als ein Heilsversprechen.

Zum Abschluss des Lateinischen Hochamts erteilte der Bischof den Päpstlichen Segen.

Was genau ist der Sinn, Menschen absichtlich in einer Sprache anzusprechen, die vermutlich höchstens ein verschwindend kleiner Bruchteil versteht? Soll das ein Ausdruck von wichtigtuerischer Überlegenheit sein? Oder sind die Inhalte so absurd, dass man sie den Zuhörern nicht zumuten möchte? Nescimus. Wir wissen es nicht.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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