wählerisch-sein: Art. 12 (2)

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Auf der Webseite wählerisch-sein.de betreibt das Evangelisch-Lutherische Landeskirchenamt Sachsens laut eigener Darstellung eine „Guerilla-Kampagne für mehr Wahlbeteiligung & Demokratie.“ 

Der Versuch, einigen Artikeln aus dem Grundgesetz irgendwie passend erscheinende Bibelzitate zuzuordnen legt allerdings eher die Vermutung nahe, dass es sich dabei um einen Versuch handelt, die Wahl dazu zu nutzen, die „Heilige Schrift“ noch als irgendwie relevant für die heutige Zeit darzustellen.

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Art. 12 (2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.

Da zwangen die Ägypter die Israeliten mit Gewalt zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen mit Gewalt auferlegten. (Ex 1, 13-14)

Zu der Zeit, als die biblischen Geschichten niedergeschrieben wurden, war Sklaverei eine völlig normale Einrichtung. Sklaven zählten wie Vieh, Frau und Hausrat zum Besitztum der Männer.

Mit der gewählten Bibelstelle versuchen die Macher von wählerisch-sein.de, den Schwarzen Peter den Ägyptern zuzuschieben. Und so den Eindruck erwecken, als seien die Fremden, Andersgläubigen diejenigen mit der aus heutiger Sicht kritikwürdigen Moral.

Dabei lässt sich historisch erschreckend umfassend und detailliert belegen, dass gerade Christen unzählige Menschen versklavten und als Handelsware betrachteten. Dabei konnten sie sich problemlos auf das selbe „Wort Gottes“ berufen, aus dem auch die hier gewählte Stelle stammt.

Der Gott, dessen Wort in der Bibel widergegeben sein soll, scheint mit Sklaverei ebenfalls kein Problem zu haben. Im Gegenteil. In der Bibel finden sich jede Menge Aussagen darüber, wie Sklaven sich zu verhalten haben und wie mit ihnen umzugehen ist. Hier nur drei Beispiele von vielen:

  • Jeder soll in dem Stand bleiben, in dem ihn der Ruf Gottes getroffen hat. Wenn du als Sklave berufen wurdest, soll dich das nicht bedrücken; auch wenn du frei werden kannst, lebe lieber als Sklave weiter. Denn wer im Herrn als Sklave berufen wurde, ist Freigelassener des Herrn. Ebenso ist einer, der als Freier berufen wurde, Sklave Christi. (1. Kor 7, 20-22)
  • Ist es vielleicht etwas Besonderes, wenn ihr wegen einer Verfehlung Schläge erduldet? Wenn ihr aber recht handelt und trotzdem Leiden erduldet, das ist eine Gnade in den Augen Gottes. (1Petr 2,20)
  • Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt, sich aber nicht darum kümmert und nicht danach handelt, der wird viele Schläge bekommen. (Lk 12,47)

Quellen

  • Quelle der Auszüge aus dem Grundgesetz: © Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Stand: 23.12.2014
  • Quelle der als Zitat gekennzeichneten Bibelstellen: © Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung revidiert 2017
  • Quelle der kursiv gekennzeichneten, eingerückten Bibelzitate: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.

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