Sam Harris (1): Anregung zum kritischen Denken und zu intellektueller Redlichkeit

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In seinem „Brief an ein christliches Land“ fordert Sam Harris zu einem öffentlichen Diskurs auf, der zu kritischem Denken und intellektueller Redlichkeit anregt:

„Eine der größten Herausforderungen, vor denen die Zivilisation im 21. Jahrhundert steht, ist, dass die Menschen lernen müssen, ihre tiefsten inneren Sorgen auszusprechen, dass sie Fragen zur Ethik, zur Spiritualität oder zur Unausweichlichkeit des menschlichen Leids auf eine Weise ansprechen, die nicht derart eklatant irrational ist.

Wir brauchen dringend einen öffentlichen Diskurs, der zu kritischem Denken und intellektueller Redlichkeit anregt.

Nichts steht diesem Projekt mehr im Weg als die Ehrerbietung, die wir Religionen erweisen.“

aus: Sam Harris: Brief an ein christliches Land, S. 112/113, C. Bertelsmann 2006

Meme Sam Harris (1)

Antworten auf Sinnfragen

Damit wies Harris auf den Umstand hin, dass Religionsvertreter zwar für sich reklamieren, sinnvolle Antworten auf alle möglichen Fragen geben zu können.

Mitunter bezeichnen Gläubige und Theologen Religionen sogar als die zuständige Institutionen, wenn es um die Beantwortung von Sinnfragen geht: „Die Wissenschaft kann vielleicht erklären, wie die Dinge sind. Warum sie sind, das kann sie nicht erklären. Aber die (meine) Religion.“, heißt es da gerne mal.

Wer solches behauptet, bedient sich eines rhetorischen Tricks, um seine Religion als relevant und sinnstiftend darstellen zu können. Denn aus dem Umstand, dass es nicht zu den Aufgaben der Wissenschaft gehört, Sinnfragen zu beantworten, folgt noch lange nicht, dass deswegen Religionen hier brauchbare Antworten liefern könnten.

Durch diesen falschen Vergleich bleibt die Philosophie außen vor. Also die Disziplin, die sich praktisch allen Fragen der menschlichen Lebenswirklichkeit widmet.

Natürlich kann die Philosophie längst nicht alle Fragen beantworten. Schon gar nicht abschließend oder endgültig. Aber das maßt sie sich auch gar nicht an.

Trotzdem kann der fortschreitende philosophische Erkenntnisprozess Ergebnisse liefern, die mit er beobachtbaren natürlichen Wirklichkeit übereinstimmen. Dem gegenüber treten Religionen mit bis zum Beweis des Gegenteils falschen Prämissen an, auf denen basierend sie sich Antworten auf Sinnfragen zusammenfabulieren.

Sam Harris fordert öffentlichen Diskurs, der zu kritischem Denken und intellektueller Redlichkeit anregt

Die Ehrerbietung, von der Harris spricht, lassen sich die Kirchen hierzulande bis heute durch einen antiquierten Blasphemieparagrafen schützen.  Diese Ehrerbietung besteht auch darin, Religionsvertretern zuzugestehen, mit milliardenschwerer Subventionierung und beispielloser Sonderprivilegierung Menschen dazu zu bewegen, unbewiesene (und wohl auch auch weiterhin unbeweisbare) Behauptungen nur deshalb als wahr anzuerkennen, weil sie angeblich dem göttlichen Willen entsprechen.

Die Methode des Glaubens im religiösen Sinne, also das möglichst kritiklose Für-Wahr-halten selbst von völlig unplausiblen und absurden Behauptungen korrumpiert die intellektuelle Redlichkeit und das rationale Denken.

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