Argument #27: „Über einen Gott können wir beschränkten Menschen nicht urteilen, also ist es Unfug, ihn ethisch zu kritisieren.“

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Religiöse Argumente unter der Lupe - UnfugBehauptung: „Über einen Gott können wir beschränkten Menschen nicht urteilen, also ist es Unfug, ihn ethisch zu kritisieren.“

Antwort: Wer den Gott, von dem die Bibel spricht, als gut bezeichnet – was Vorbringende dieses Arguments in aller Regel tun –, beurteilt ihn. Und ist also sehr wohl der Ansicht, dass er beurteilbar ist.

Wenn wir diese Gottesvorstellung nicht beurteilen könnten, könnten wir sie auch nicht als gut beurteilen.

Mit diesem Argument würde also nicht nur der Kritik, sondern auch der Anbetung Gottes die Grundlage entzogen.

Natürlich könnten wir diesen Gott, falls es ihn gäbe, beurteilen. Wenn es ihn gibt, dann lässt er entweder unsäglich viel Leid zu bzw. verursacht dieses bewusst. Sollte das kritisiert werden oder könnte es dafür eine entschuldigende Begründung geben?

Jede Entschuldigung, die wir bei Menschen für das Erzeugen von Leid akzeptieren, basiert auf der menschlichen Unzulänglichkeit: Wir verzeihen Menschen, weil wir wissen, dass ihr Wissen beschränkt ist. Und dass ihr Wille von unzähligen Faktoren beeinflusst wird. Und weil Menschen oft zwischen mehreren Übeln entscheiden müssen, um ein Ziel zu erreichen.

Unfug?

Für Gott gilt nichts davon. Gott ist definiert als allmächtig und allwissend. Was bedeutet, dass er zu nichts gezwungen und völlig uneingeschränkt wäre.

Es folgt also logisch, dass keine Entschuldigung für Gott möglich wäre. Und dass die christliche Gottesvorstellung auf jeden Fall ethisch kritisiert werden muss.

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3 Gedanken zu „Argument #27: „Über einen Gott können wir beschränkten Menschen nicht urteilen, also ist es Unfug, ihn ethisch zu kritisieren.““

  1. Es gibt boch eine ganz anderes , eher philosophische Antwort auf die Theodize-Frage: Ohne Leid wäre auch Freude nicht möglich, da gar nicht definierbar. Wenn nun aber letztere überwiegt, wäre ein guter Gott möglich. Epikzr hielt das Leid für nicht so schlimn, denn entweder sei es lang, aber auszuhalten, oder nicht auszuhalten, dann aber nur kurz. Vgl. https://donotlink.it/mPP3v

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    • Vielen Dank für die Ergänzung. Für einen Menschen, der zum Beispiel unter den unerträglichen Schmerzen einer chronischen Krankheit leidet, dürfte es ein schwacher Trost (bzw. blanker Zynismus) sein, dass er deshalb leiden muss, weil sich andere sonst nicht freuen könnten.

      Ein solcher Gott müsste sich fragen lassen, ob er auch in der Lage gewesen wäre, die Welt weniger leidvoll (oder leidfrei) zu erschaffen. Falls nicht, wäre er nicht als allmächtig zu bezeichnen. Falls doch, wäre er nicht allgnädig zu bezeichnen. Es erstaunt kaum, dass die meisten Theologen es längst aufgegeben haben, die Theodizee-Frage so beantworten zu wollen, dass ihr Gott dabei nicht sein „Gesicht“, genauer: Die ihm zugeschriebenen Eigenschaften verliert.

      Irgendwie schaffen sie es, zwar nicht mehr auf die göttlichen Eigenschaften Allmacht, Allwissenheit und Allgüte zu pochen, ohne aber die sich daraus ergebenden Konsequenzen für ihre darauf aufbauenden Glaubensgewissheiten zu akzeptieren.

      Das ist der Punkt, an dem sich dann das vernünftige Denken in beliebiger Fiktion auflöst.

      Zu Epkikur siehe: https://www.awq.de/2018/08/epikur-theodizee-in-90-sekunden/

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    • Ist das nicht ein Fehlschluss? Ein „Non Sequitur“?

      Das Vorhandensein von Leid und die Empfindung von Leid ist unabhängig von der Frage, ob sich etwas definieren lässt. Es hat damit nichts zu tun. Selbst wenn wir Leid und Freude nicht definieren könnten (oder wenn wir es ganz besonders gut könnten), würde das nichts daran ändern, dass Mensch und Tier sich in Umständen wiederfinden, die ihnen nicht gefallen.

      Für mich persönlich steckt in dem Herumdefinieren, was Leid überhaupt sei, eine gute Portion Zynismus. Im Prinzip wird nach Ausflüchten gesucht. Es wird so lange herumdefiniert, bis die Leute denke, es stünde ihnen nicht zu, sich zu beschweren. Manche denken gar, Leid wäre ein besonders glorreiche Erfindung oder gar eine Gnade. Aber dadurch wird das Leid ja nicht beseitigt. Beseitigt wird das Verlangen, Gott oder seine Priester dafür in Verantwortung zu nehmen. Das ist das eigentliche Ziel.

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