Das ist doch nicht wahr – Gedanken zu Sonntagsgedanken (fka Nachgedacht) 283, Originalbeitrag verfasst von Christina Lander, veröffentlicht am 30.9.2018 von Osthessennews
Nachdem die sonntägliche Kolummne NACHGEDACHT (die inzwischen in Sonntagsgedanken umbenannt wurde) nur noch aus überwiegend banalen und trivialen Belanglosigkeiten besteht, hatte ich mir Kommentare dazu erspart.
Trotzdem möchte ich heute wiedermal ein paar Überlegungen zu Frau Landers neuestem Beitrag festzuhalten.
Fake News, Gerüchte, Gossip, Buschfunk und Co. Wir leben in einer Zeit, in der jedes Gerücht „gehypt“ wird: Bekanntlich wird Tratsch zu Lästerei und je nachdem, ob man den Menschen, über den da gesprochen wird, leiden mag, wird etwas hinzugedichtet, abgeändert oder weggelassen.*
Da ist sie wieder, die altbekannte Landersche Ad-hoc-Generalisierung: Nicht differenzierte, pauschale Aussagen, wie etwas angeblich ist oder wie sich Menschen angeblich nzw. bekanntlich verhalten.
Alle über einen Kamm…
Natürlich existiert dieses Phänomen, keine Frage. Allerdings gibt es genauso auch Menschen, die nicht jedes Gerücht „hypen.“ Sondern die Behauptungen kritisch hinterfragen. Und die den Wahrheitsgehalt bzw. die Plausibilität einer Aussage prüfen, bevor sie sie weiterverbreiten oder für wahr halten.
Auf dem Weg zu einer tollen Geschichte erfreuen sich Hörer und Redner fast kindisch an einem Gerücht, das sie selbst als Berichtende aufwertet und den Betroffenen meist böswillig abwertet.
Ich frage mich, ob Frau Lander wirklich nicht merkt, dass sie einen denkbar schlechten Zeitpunkt gewählt hat, um sich in einem unter „Kirche“ kategorisierten Beitrag über den Umgang mit der Wahrheit zu beschweren.
Gerade ging die diesjährige Bischofskonferenz in ihrer Heimatstadt Fulda zu Ende. Hauptthema war die Veröffentlichung der Studie über sexuellen Missbrauch von Kindern durch Angestellte der katholischen Kirche.
Mit dieser Studie, die nach eigener Aussage nur die Spitze eines Eisberges unbekannten Ausmaßes erfasst haben dürfte, hat die katholische Kirche erschreckend eindrucksvoll belegt, wie hier mit der für sie unbequemen Wahrheit über viele Jahrzehnte umgegangen worden war. Gerade für eine Institution, die für sich reklamiert, eine übergeordnete Moralquelle zu sein, ist dieses Verhalten alles andere als angemessen.
Eigentor
Auch dürfte Frau Lander vermutlich nicht bewusst sein, dass das, was sie hier beschreibt, genau so auch auf die biblisch-christliche Mythologie zutrifft. Denn der Wahrheitsgehalt dieser Geschichten ist bestenfalls mit dem von Gerüchten vergleichbar. Und auch sie dient in weiten Teilen dem Zweck, die Zugehörigen auf- und alle anderen abzuwerten.
„Du sollst nicht lügen.“ So heißt es schon in den Zehn Geboten. Seit Menschengedenken tun sie es aber trotzdem und verbreiten gern die Unwahrheit. Was bleibt, ist der Wunsch, dass uns so etwas nie passiert.
Von einer Lüge spricht man, wenn jemand etwas behauptet, das nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Deshalb frage ich mich schon immer, wie Christen es fertigbringen, das Gebot, nicht lügen zu dürfen mit dem Gebot, einen bis zum Beweis des Gegenteils nicht existenten Gott für wahr zu halten und nur ihn als wahr und existent anzuerkennen unter einen Hut bringen.
Was ist wahr?
Etwas ist dann wahr, wenn es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Das immer wieder bestens bewährte Werkzeug um herauszufinden, was wahr ist und was nicht, ist skeptisches, kritisches, vernünftiges Denken.
Mit diesem Werkzeug kann man sich einen Erkenntnisstand erarbeiten, der sich durch neue Erkenntnisse allerdings jederzeit auch wieder grundlegend ändern kann. So bedürfte es zum Beispiel nur eines einzigen validen Beweises, um jeglichen Atheismus zu zerstören.
Wahr ist eine Behauptung, wenn sie sich auch unabhängig von der subjektiven Meinung desjenigen, der sie aufstellt als zutreffend erweist.
Ungeeignet für die Beantwortung der Frage, was wahr ist und was nicht, ist die Methode des Glaubens. Glauben im religiösen Sinne ist das Fürwahrhalten von unbewiesenen bzw. unbeweisbaren Behauptungen. Sowie ein Festhalten an offensichtlich falschen Behauptungen, Stichwort Dogmatismus: Gläubige Katholiken müssten eigentlich hunderte von Dingen für wahr halten, die bis zum Beweis des Gegenteils nun mal nicht wahr sind.
Und am besten sind wir nicht die Schnittstelle, an der ein Gerücht seinen Fortgang nimmt.
Dann gehen Sie doch mal mit Ihrem erhobenen Zeigefinger als gutes Beispiel voran, Frau Lander! Als Religionslehrerin sind Sie selbst genau so eine Schnittstelle. Sie sorgen dafür, dass die bei Licht betrachtet unmenschliche und auf absurden und bis zum Beweis des Gegenteils unwahren Prämissen beruhende biblisch-christliche Mythologie weiter verbreitet wird.
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.
Woran erkennt man eine Christin? Sitzt im Glashaus und wirft mit Steinen um sich.