Künstliche Intelligenz – Alexa, Robo und Co. – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 9 Min.

Künstliche Intelligenz – Alexa, Robo und Co. – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Lissy Eichert, veröffentlicht von ARD/daserste.de am 24.8.2019

Darum geht es

Frau Eichert stellt fest, dass Künstliche Intelligenz Chancen und Risiken birgt. Zur Beantwortung ethischer Fragen rund um die KI empfiehlt sie „Spirituelle Intelligenz“. Menschen sollten auf das „feine Gespür“ hören, das ihnen „wie eine göttliche DNA“ innewohne und mit der sich „Gottes Stimme hören“ lasse.

[…] Nicht auszuschließen, dass der Computer eines Tages der bessere Autofahrer ist oder dass er schneller Krankheiten erkennt. Zugleich bleibt da ein Unbehagen. (Quelle: Künstliche Intelligenz – Alexa, Robo und Co. – Wort zum Sonntag, verkündigt von Lissy Eichert, veröffentlicht von ARD/daserste.de am 24.8.2019)

Künstliche Intelligenz: In vielen Bereichen heute schon dem Menschen überlegen

Menschliche vs. Künstliche IntelligenzIn vielen Bereichen ist Künstliche Intelligenz schon heute der menschlichen Leistungsfähigkeit haushoch überlegen.

Im Straßenverkehr, in der Medizin und in vielen weiteren Disziplinen, in denen Maschinen eine riesige Menge an Daten praktisch in Echtzeit auswerten und die richtigen Schlüsse ziehen können.

Geht es um die Vermeidung einer Kollision oder um das frühzeitige Erkennen einer Erkrankung, dann besteht sicher kein Grund für Unbehagen.

Auch wenn Forscher bereits daran arbeiten, neuronale Netzwerke mit immer höherer Leistung künstlich nachzubilden, ist momentan meines Wissens noch nicht abzusehen, ob bzw. wann ein solches System in die Nähe der Leistungsfähigkeit eines menschlichen Gehirns kommt.

Die Hirnforschung kann zwar bereits bemerkenswerte Erkenntnisse vorweisen. Sie steht allerdings noch am Anfang der Aufgabe, die Funktionsweise und Zusammenhänge umfassend verstehen und erklären zu können.

Sicher kann Künstliche Intelligenz auch hierbei helfen.

Wie auch in vielen anderen Bereichen: In einem Versuch hat eine KI zum Beispiel eine eigene Verschlüsselung entwickelt.

Die Schlagzeile, dass die KI von Facebook eine eigene Geheimsprache entwickelt hätte, die vorsorglich hätte gestoppt werden müssen, hatte sich jedoch später als Falschmeldung herausgestellt.

Nachrichten wie diese können natürlich Technologie- und Fortschrittsängste schüren und verstärken. Umso wichtiger ist deshalb auch hier ein kritischer und rationaler Blick.

Denn wer sich nicht die Mühe macht, auch solche Behauptungen kritisch zu hinterfragen und sich stattdessen zum Beispiel auf spirituell-emotionale Methoden verlässt, der empfindet womöglich völlig unnötigerweise Unbehagen.

Keine Falschmeldung: Googles AI Deepmind hat sich eben mal selbst das Laufen beigebracht:

  • Die meisten Wissenschaftler gehen von einer allgemeinen, menschenähnlichen KI zwischen 2030 und 2050 aus. 43,3 % sogar vor 2030.
    (Quelle: hinterdemnebel.de: Zum aktuellen Stand der KI und ihrer weiteren Entwicklung)

Ethik: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Geht es um Entscheidungen, für die ethische Fragen beantwortet werden müssen, dann wird meines Erachtens durch das Thema Künstliche Intelligenz nur deutlich, wie wichtig ein belastbares, evidenzbasiertes ethisches Fundament hierfür ist.

Eines, das nicht auf magisch-mythologischen Prämissen von Menschen aus der Bronzezeit und auf absurden Dogmen aus dem Vormittelalter aufgebaut ist.

Sondern eines, das Menschen aushandeln, immer wieder kritisch hinterfragen und so bei Bedarf auch weiterentwickeln können.

Alexa: Halte eine Predigt!

Wir könnten auch das „Wort zum Sonntag“ von einem Roboter sprechen lassen, etwa von „Schwester Alexa“.

TheoGen 2Nichts leichter als das. Die christliche Ontologie ist recht überschaubar. Um aus theologischen Phrasen einen grammatikalisch korrekten Text zu erstellen, genügen wenige Zeilen Code.

Unser Theologie-Generator TheoGen 2 erzeugt auf Wunsch ganze Predigten. Wahlweise aus der Vorstellungswelt der Protestanten, der Katholiken, aus dem Alten Testament – oder auch ökumenisch.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Einige, aus zufällig zusammengewürfelten theologischen Halbsätzen und Begriffen bestehende Texte hatten schon lange und leidenschaftliche Diskussionen ausgelöst.

In denen Gläubige verblüffend selbstsicher vorgaben, erklären zu können, was ihrer Überzeugung zufolge damit jeweils gemeint sein soll.

Künstliche Intelligenz – Apokalypse oder Weltrettung? Der britische Astrophysiker Stephen Hawking hat 2016 gesagt: Die Erschaffung Künstlicher Intelligenz werde entweder das Beste sein, das der Menschheit passieren kann. Oder das Schlechteste. Das Beste, wenn sie Probleme wie Krankheit und Armut lösen könnte. Das Schlechteste, wenn eine künstliche Superintelligenz eigene Ziele verfolgen würde und eines Tages gar die Menschheit auslöschen wollte.

Dass die künstliche Intelligenz riesige, vermutlich sogar überlebenswichtige Chancen, aber auch teils unabsehbare Gefahren in sich birgt, liegt auf der Hand. Und dass es gerade deswegen so wichtig ist, dieses Thema auch aus ethisch-rationaler Sicht zu beleuchten. Statt es mit religiösen Phantasievorstellungen und diffusen Ängsten zu vernebeln.

Künstliche Intelligenz: Wer bewacht die Wächter?

Fluch oder Segen. Es ist wie bei allen Technologien: An uns liegt es, was wir aus ihr machen.

Die Frage: Quis custodiet ipsos custodes? Wer bewacht die Wächter? ist ein beliebtes Motiv für Romane und Filme. Darin steckt die Angst vor einem Verlust der Selbstbestimmung. Und vermutlich ist es diese Angst, die Frau Eichert Unbehagen bereitet.

Statt Angst, die bekanntermaßen immer ein schlechter Ratgeber ist, halte ich eine sachliche, evidenz- und vernunftbasierte Herangehensweise auch hier für sinnvoll und zielführend.

Doch auch wenn mir ein niedlicher „Robo“ tief in die Augen schaut und mir das Gefühl gibt, das Wichtigste auf der ganzen Welt zu sein: Einen echten Freund kann „Robo“ nicht ersetzen. Es bleibt simulierte Zuneigung. Die Maschine fühlt nichts. Hat kaum emotionale Intelligenz.

Marvin
Quelle: Wikipedia By Source, Fair use

Segnungsroboter sind bereits im Einsatz. Und bis jetzt ist mir kein Fall bekannt geworden, dass ein elektronischer Segen mehr oder weniger wirksam gewesen wäre als ein menschlicher. Ganz offensichtlich braucht es für Segnungen keine Gefühle und auch kaum emotionale Intelligenz.

Simulierte Zuneigung vs. eingebildete Zuneigung

Mit simulierter Zuneigung kennt sich eine Religionsverkünderin freilich berufsbedingt aus.

Obwohl: Während eine Maschine zumindest tatsächlich so tun kann, als sei sie an ihrem menschlichen Gegenüber ehrlich interessiert, ist der himmlische Freund, den der christliche Glaube zu bieten hat, bis zum Beweis lediglich eine menschliche Phantasie. Ein imaginärer Freund.

Die göttliche Zuneigung ist also noch weniger als simuliert. Die ist nur eingebildet.

Und auch bei der sozialen Kompetenz schneidet sie – zumindest noch – schlecht ab. Kennt zum Beispiel keinen Teamgeist.

…alles eine Frage der Programmierung! Und eine Frage der Evolution: Wenn eine KI ein Ziel verfolgt, für das Teamgeist nützlich oder gar erforderlich ist, dann wird sie das, was wir als „soziale Kompetenz“ bezeichnen früher oder später entwickeln.

Nämlich dann, wenn sich diese Fähigkeit besser zum Erreichen des Ziels bewährt hat als alle anderen möglichen Lösungsansätze.

Dass Roboter durchaus Gefühle haben können, beweist Marvin, der paranoide Android aus „Per Anhalter durch die Galaxis“.

Der Herr schmeißt kein Hirn vom Himmel

Wenn ich auf die Weltsituation schaue, brauchen wir aber genau das: mehr soziale und emotionale Intelligenz.

Begriffe wie „soziale“ und „emotionale Intelligenz“ sind nicht unproblematisch:

  • Für viele Psychologen sind übrigens andere spezielle Intelligenzen, die so häufig genannt werden wie emotionale Intelligenz und eben die soziale Intelligenz ein Unsinn, denn vielmehr sollte man hier bloß von einer Kompetenz sprechen. Auch so modische Kuriositäten wie Party-Intelligenz oder sexuelle Intelligenz haben mit der Auffassung der klassischen Intelligenz absolut nichts zu tun. (Stangl, 2019).
    Quelle: Stangl, W. (2019). Stichwort: ’soziale Intelligenz‘. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. WWW: https://lexikon.stangl.eu/16329/soziale-intelligenz/ (2019-08-24)

Dazu kommt, dass nicht klar definiert ist, was mit diesen Begriffen denn nun eigentlich konkret gemeint sein soll. Sie bieten zumindest einen breiten Interpretationsspielraum.

Wenn Religionsverkünder*innen diffuse Begriffe verwenden, dann liegt der Verdacht nahe, dass sie sich damit ein Hintertürchen öffnen, durch das sie dann ihre religiöse Glaubensgewissheiten ins Thema hineinschmuggeln.

Praktischer Nebeneffekt: Das, was in Anbetracht der Weltsituation tatsächlich fehlt, umschifft Frau Eichert damit elegant: Aufklärung, Vernunft und evolutionärer Humanismus. Alles Dinge, die die biblisch-christliche Glaubenslehre nicht im Portfolio hat. Auch wenn ansonsten aufgeklärt denkende Christen das natürlich oft ganz anders einschätzen und darstellen.

…und als hätte ich’s geahnt:

Künstliche Intelligenz – Fluch oder Segen? In der Bibel heißt es sehr markant: „Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle das Leben.“ Gott fordert uns auf, unsere Freiheit so zu gebrauchen, dass wir glücklich werden. „Wähle das Leben!“ Gott selbst nennt sich das Leben. Fluch folgt, wo Götzendienst geschieht.

Wie immer, wenn Bibelfragmente ins Spiel kommen, lohnt sich auch hier wieder ein Blick auf den Text, aus dem dieser Satz entnommen wurde (Hervorhebungen von mir):

  1. Siehe, hiermit lege ich dir heute das Leben und das Glück, den Tod und das Unglück vor, nämlich so:
  2. Ich selbst verpflichte dich heute, den HERRN, deinen Gott, zu lieben, auf seinen Wegen zu gehen und seine Gebote, Satzungen und Rechtsentscheide zu bewahren, du aber lebst und wirst zahlreich und der HERR, dein Gott, segnet dich in dem Land, in das du hineinziehst, um es in Besitz zu nehmen.
  3. Wenn sich aber dein Herz abwendet und nicht hört, wenn du dich verführen lässt, dich vor anderen Göttern niederwirfst und ihnen dienst –
  4. heute erkläre ich euch: Dann werdet ihr ausgetilgt werden; ihr werdet nicht lange in dem Land leben, in das du jetzt über den Jordan hinüberziehst, um hineinzuziehen und es in Besitz zu nehmen.
  5. Den Himmel und die Erde rufe ich heute als Zeugen gegen euch an. Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch. Wähle also das Leben, damit du lebst, du und deine Nachkommen.
  6. Liebe den HERRN, deinen Gott, hör auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben. Er ist die Länge deines Lebens, das du in dem Land verbringen darfst, von dem du weißt: Der HERR hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen, es ihnen zu geben. (5. Mose 30, 15-20 EU)

Aus diesem Text geht klar hervor, dass dieser Gott alle Menschen vernichtet, die nicht bereit sind, sich ihm vollständig zu unterwerfen. Nach dieser Logik besteht die einzige Möglichkeit, der göttlichen Austilgung (von wegen nur „Fluch“!) zu entgehen, sich ihm zu unterwerfen.

Es geht um Unterwerfung – nicht um Glück

Wie schon so oft geschrieben, ist auch hier einmal mehr belegt, dass die Liebe des Gottes, den die anonymen Bibelautoren hier beschreiben, alles andere als bedingungslos oder optional ist.

Es geht diesem Gott eben nicht darum, dass die Menschen ihre Freiheit so gebrauchen sollen, dass sie „nach ihrer Fasson“ glücklich werden. Sondern so, dass er glücklich wird.

Erst dann stellt er dafür eine Belohnung in Aussicht. Die besteht allerdings auch nicht direkt aus dem, was Menschen so alles als ihr persönliches Glück empfinden können. Sondern konkret aus dem Geschenk des Überlebens und vielen Nachkommen. Und natürlich viel Erfolg bei der Landnahme.

Würde man diesen Text ernst nehmen und sich an dieser Moral orientieren, dann bestünde die einzige Überlebenschance für die Menschheit also darin, dass sich alle diesem Wetter-Berge-Wüsten-Provinz-Kriegs-Rache-lieben-Gott Jahwe unterwerfen. Dem, den sich Menschen in der Bronzezeit ausgedacht hatten. Und der alle vernichtet, die andere oder keine Götter verehren.

Aber damit nicht genug: In den Augen der Anhänger anderer Götter oder Religionen gelten die Christen als Götzendiener. Denen dann für dieses Vergehen ebenfalls die gnadenlose Vernichtung droht. Weil ihre jeweilige Gottheit das so angeordnet hat.

Smartphone oder Leben?

Tragischer Weise kann auch das Smartphone zum Götzen werden und mein Leben fremd bestimmen. Mich krank machen. Segen folgt, wo ich mich für das Leben entscheide.

Einmal mehr wird hier offensichtlich, wie hilflos Versuche wirken, religiöse Mythologie wie eine für das Leben der Menschen im 21. Jahrhundert relevante Größe aussehen zu lassen. Nicht immer wird es so grotesk wie hier.

Denn es lassen sich frappierende Parallelen feststellen: Nicht nur Smartphones, sondern auch Götter aller Art können zu dem werden, was Gläubige stets als „Götze“ bezeichnen. Natürlich nur, solange es nicht um den eigenen Gott geht.

Genauso wie von Online- oder sonstigen Süchten können Menschen auch von Religionen fremd bestimmt sein. In beiden Fällen fehlt für gewöhnlich jegliche Einsicht in die Tatsache, dass dies so ist.

Wobei ich auch von Menschen weiß, denen sehr wohl bewusst ist, dass sie unter ausgeprägten, chronischen religiösen Wahnvorstellungen leiden. Die ihre Lebensqualität massiv beeinträchtigen, ja sogar eine selbständige Lebensführung unmöglich machen.

Das heißt freilich nicht, dass religiöser Glaube zwangsläufig zu pathologischen Wahnvorstellungen führt. Oder dass alle Gläubigen wegen ihres Glaubens als sucht- oder psychisch krank zu bezeichnen sind.

Genausowenig, wie Handynutzung zwangsläufig krank macht oder gar tödlich ist, wie von Frau Eichert indirekt suggeriert: Du hast die Wahl: Das Smartphone kann dich krank machen, entscheide dich für das oder Leben.

Aber: Die Muster gleichen sich. Und die Symptome.

Die innere Stimme der göttlichen DNA

Dass Glaube allerdings auch bei ansonsten vermutlich aufklärt und vernünftig denkenden Menschen die Wahrnehmung der Wirklichkeit verzerren kann, zeigt sich im letzten Teil der heutigen Verkündigung. Denn da wird aus ethischem Verhalten bzw. „gesundem Menschenverstand“ plötzlich eine „Spirituelle Intelligenz“:

In meiner Wahl hilft mir, auf die Stimme des Gewissens zu hören. Auf diese innere Stimme. Auf sie kann ich hören – oder auch nicht. Jede und jeder von uns hat dieses feine Gespür in sich, wie eine göttliche DNA: innerlich zu wissen, was fair ist; was gerecht, was dem Leben dient. Die innere Stimme hilft mir, die Geister zu unterscheiden. In all den Informationen und Eindrücken auch Gottes Stimme zu erkennen. Sich so zu orientieren setzt „Spirituelle Intelligenz“ frei. Dann könnte auch der Umgang mit der Künstlichen Intelligenz wirklich dem Leben dienen.

Was für eine absurde Vorstellung. Wenn man bedenkt, dass es hier ja um den Gott der biblisch-christlichen Mythologie geht. Um den, der sich selbst als eifersüchtig bezeichnet. Und dessen Narzissmus sich schon darin zeigt, dass er als oberste Gebote die unbedingte und exklusive Unterwerfung von seiner bevorzugten Trockennasenaffenart fordert.

  • Der biblisch-christliche Gott ist weder fair, noch gerecht. Er ist unvorstellbar gnadenlos, sobald jemand nicht bereit ist, ihn anzuerkennen und ausschließlich ihn zu verehren.
  • Ausgerechnet von diesem Gott können Menschen sicher kein „feines Gespür“ haben und innerlich wissen, was fair und gerecht ist und was dem Leben dient.
  • Gottes Stimme ist eine menschliche Einbildung; sie irgendwo vernehmen zu können, eine irrationale Wunschvorstellung.
  • Innere Stimmen stammen nicht von Göttern, sondern aus menschlichen Gehirnen.
  • Menschen verhalten sich fair und mitmenschlich, weil es sich evolutionär bewährt hat, kein Arschloch zu sein. Und nicht, weil ihnen Götter Fairness und Gerechtigkeit über innere Stimmen einflüstern.

Rationalität und Ethik statt Flüstergötter

Damit die KI dem Leben von Menschen, oder allgemeiner: Sauerstoff verstoffwechselndem Leben dient, bedarf es keiner Flüstergötter. Sondern einer evidenzbasierten, rationalen Grundlage. Und moderner, immer neu zu prüfender und weiterzuentwickelnder ethischer Standards, die sich an der Würde und Freiheit des Individuums orientieren.

Zu dieser Freiheit gehört sicher auch das Für-Wahr-Halten und Verehren von magischen Himmelswesen. Oder von absurden Jenseitsphantasien.

Nur sollten sich diese, die dies tun bitte nicht einbilden, mit ihren magisch-mythologischen Fiktionen Sinnvolles zur Lösung der Herausforderungen beitragen zu können, vor denen die Weltbevölkerung zu Beginn des 21. Jahrhunderts steht. Ihre spirituellen Fähigkeiten können sie ja verwenden, um ihre inneren Stimmen und ihre Geister voneinander zu unterscheiden.

Natürlich kann es gut sein, dass jemand aufgrund seiner „inneren Stimmen“ zu Ergebnissen kommt, die durchaus sinnvoll und ethisch richtig sind. Nur lässt sich damit redlicherweise nicht argumentieren. Erst recht nicht dann, wenn eine „göttliche DNA“ oder „göttliche Stimme“ in der Argumentation vorkommt.

Künstliche Intelligenz und Ethik: Lesetipps

  • Michael Schmidt-Salomon: Hoffnung Mensch – Eine bessere Welt ist möglich (Buch)*
  • Michael Schmidt-Salomon: Jenseits von Gut und Böse – Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind (Buch)
  • Andreas Edmüller: Die Legende von der christlichen Moral – warum das Christentum moralisch orientierungslos ist (Buchtipp/Videobeitrag)
  • Hugo Stamm via hpd.de: Besteigen bald Roboter mit künstlicher Intelligenz den göttlichen Thron? (Kommentar)
  • Dennis Riehle via hpd.de: Transhumanismus: Ist der Mensch sich selbst ausgeliefert? (Kommentar)

*Wir haben keinen materiellen Nutzen dieser Buchtipps und Links.

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3 Gedanken zu „Künstliche Intelligenz – Alexa, Robo und Co. – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Die Verbindung von „Künstlicher Intelligenz“ und der „inneren Stimme“ in der Predigt finde ich sehr interessant. Quasi die Idee, dass man bei all dem Durcheinander doch noch einen Kompass hätte, der einem die gute Richtung zeigt.

    Doch diese Richtung zeigt weg von der Religion. Ich möchte das kurz begründen.

    „Künstliche Intelligenz“ hat nichts mit Intelligenz im menschlichen Sinne zu tun, jedenfalls nicht im derzeitigen Stadium der Softwaretechnik. Künstliche Intelligenz bedeutet derzeit nicht, dass eine Maschine stets die richtige Antwort hätte und uns im Denken überlegen wäre.

    Sondern Künstliche Intelligenz bedeutet Mustererkennung. Beispiel: Aus einer Million Fotos sollen jene gefunden werden, auf denen Autos zu sehen sind. Diese Auto-Bilder möchte man für einen Katalog verwenden. Für Menschen wäre das sehr mühsam. Man kann jedoch einem Computer auf diese Aufgabe trainieren, indem man ihm hundert oder tausend Fotos zeigt, auf denen Autos zu sehen sind. Dieser Trainings-Aufwand ist überschaubar, etwa indem man bei Google nach diesem Begriff sucht. Obwohl die Fotos von Google sehr unterschiedlich sein werden, zeigen sie vermutlich meist ein Auto. Der Computer erkennt darin automatisch ein Muster. Nach absolvierter Trainingsphase kann der Computer aus unseren Fotos recht sicher jene Fotos herausfinden, die ein Auto enthalten.

    Es ist wichtig, zu verstehen, dass der Computer keineswegs intelligent ist. Er weiß nicht, was ein Auto ist. Er könnte mit der gewonnen Intelligenz auch keine Sonnenblume von einem Haus unterscheiden. Er kann lediglich abschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich auf einem Foto ein Auto befindet, denn nur darauf wurde er trainiert. Er kann uns nicht sagen, ob wir das Kindergeld erhöhen sollen, und auch nicht, wie sich eine neue Bahnstrecke auf den Tourismus auswirkt. Er erkennt lediglich die Umrisse von Autos auf einem Foto, und das ist alles.

    Ein weiterer Umstand ist sehr wichtig. Wenn auf den meisten Fotos, mit denen wir den Computer trainiert haben, auch ein blauer Himmel oder ein Mensch zu sehen ist, dann könnte der Computer annehmen, das Muster bestünde aus dem Himmel oder dem Menschen. Falls ein Computer bestimmte Hautkrankheiten anhand von Fotos erkennen sollte, und die Personen auf den Trainings-Fotos wären meist weiblich und älter als 60 Jahre, dann könnte der Computer annehmen, eben dies sei das Muster, nach dem er suchen sollte: weiblich und älter als 60 Jahre. Anfangs könnten wir denken, der Computer würde tatsächlich eine gute Trefferquote an erkannten Hautkrankheiten erreichen — bis wir entdecken, dass er einfach nur ältere Frauen aussucht (die vermutlich tatsächlich mehr Hautkrankheiten haben als Kleinkinder, aber für diese grandiose Erkenntnis brauchen wir ja keinen Computer).

    Was bedeutet das? Es bedeutet, dass in komplexen Szenarien für uns Menschen nicht sofort ersichtlich ist, was genau der Computer eigentlich gelernt hat. Es wäre deswegen dumm, einer „Künstlichen Intelligenz“ blind zu folgen und damit zu entscheiden, bei welchen Patienten sich eine Operation lohnt oder wer einen Kredit bekommt. So etwas funktioniert nur mit akribischer Kontrolle, exakter Kenntnis der Vorgänge und einer langen Testphase. Kritische Überprüfung sowohl der „Intelligenz“ (des Musters) als auch deren Ergebnisse sind zwingend erforderlich.

    Genau wie bei der Religion. Alles was vage, ungefähr, mehrdeutig oder lückenhaft ist, bedarf einer kritischen, sachlichen und nachvollziehbaren Prüfung. Wir können uns nicht blind darauf verlassen, dass es schon stimmen würde. Eben diese kühle mathematische Sicherheit bietet die künstliche Intelligenz nicht.

    Das gilt auch für die „innere Stimme“, die in der Predigt als Kompass empfohlen wird. Die innere Stimme kann oft nützlich sein, aber bei wichtigen Entscheidungen nur dann, wenn anschließend eine sachliche Prüfung erfolgt. Ansonsten fällt man auf Irrtümer und falsche Informationen herein, genauso wie der Computer, der annahm, ein blauer Himmel sei stets ein Hinweis auf ein Auto.

    Künstliche Intelligenz funktioniert nur zusammen mit echter, menschlicher Intelligenz. Religion, Ethik, Moral und die innere Stimme funktionieren ebenfalls nur mit echter, menschlicher Intelligenz und Überprüfung.

    Wo es jedoch zur Tugend erklärt wird, eben diese echte Intelligenz zu ignorieren und als minderwertig zu schmähen, da gehen die Dinge fürchterlich schief. Da werden Götter plötzlich dreifaltig. Da bekommen Jungfrauen plötzlich Kinder. Da sprechen Schlangen und da ist ein leeres (!) Grab der überzeugendste Beweis für die Existenz des Gottessohnes.

    Ähnlich wie man einen Computer falsch trainieren kann, so kann man auch Menschen falsch trainieren. Sie bekommen dadurch eine verschobene Weltsicht, mit der sie die offensichtlichsten Dinge verkehrt einordnen. Sie fallen immer wieder auf unsinnige Grundsätze zurück. Sie sehen Götter, wo keine sind.

    Nur ein Trottel würde sich von einem Computer sagen lassen, was richtig und falsch ist. Das gleiche gilt für die Bibel oder jede andere Schrift. Religion ist jedoch fataler als ein falsch trainierter Computer: Denn Religion verhindert die Korrektur. Einen Computer programmiert man einfach neu, und schon spuckt er bessere Ergebnisse aus. Religion verweigert sich ausdrücklich dem Lernen.

    Wenn die Künstliche Intelligenz irgendwann Amok läuft, ziehen wir einfach den Stecker. Aber wer zieht der Religion den Stecker?

    (Und jetzt alle: AWQ! AWQ! AWQ!)

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  2. Ich bin auch der Meinung, dass die Digitalisierung und vor allem Künstliche Intelligenz unser Leben verändert und ich finde es super, dass man das Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nun verstärkt auch in unserem gesellschaftlichen Umfeld kritisch beleuchtet. Ich bin jedoch der Meinung, dass man sich mit der Digitalisierung und Künstliche Intelligenz bewusst auseinander setzen sollte und auch seine Kinder da heranführen sollte. Daher hat meine Tochter Lina auch ein Tablet von mir erhalten, sodass sie sich bzgl. neuen Medien beschäftigen sollen. Dabei sollte das Gerät eine Kindersicherung haben, sodass nicht wahllos Apps auf die Tablets installiert werden. Meiner Tochter Lina habe ich nämlich nun auch ein Kinder-Tablet mit Kindersicherung besorgt (Link entfernt), weil ich der Meinung bin, das man die Nutzung von elektronischen Geräten schon auch etwas steuern und kontrollieren sollte. Dadurch kommt Lina mit Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz in Berührung, aber es wird gesund kontrolliert. LG Sabine

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