AWQ Buchtipp: Das Fliegende Spaghettimonster – Religion oder Religionsparodie?

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AWQ Buchtipp: Das Fliegende Spaghettimonster – Religion oder Religionsparodie?

Darum geht es

Der Titel des Buches von Daniela Wakonigg und Winfried Rath stellt bereits die grundlegende Frage, die im Zusammenhang mit der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters immer wieder auftaucht: Ist das denn nun eigentlich wirklich eine Religion? Oder doch nur eine Religionsparodie?

Schmidt-Salomon: „Meilenstein der Nudeligen Theologie“

Die Pastafari in Deutschland sehen sich als Vertreter des evolutionären Humanismus. So erstaunt es kaum, dass das Vorwort vom gbs-Vorstandssprecher und Mitbegründer Michael Schmidt-Salomon stammt. In seinem Vorwort weist der Philosoph und Schriftsteller auf die große Bedeutung des vorliegenden Buches hin:

Dieses Buch ist nicht weniger als ein Meilenstein der Nudeligen Theologie, das nicht nur in Deutschland, in Europa und in der UN-Vollversammlung ungeteilte Aufmerksamkeit finden sollte, sondern im gesamten Multiversum!
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschitte: Das Fliegende Spaghettimonster – Religion oder Religionsparodie?* Seite 9: Vorwort von Michael Schmidt-Salomon)

Religionsparodie…

AWQ-Buchtipp: Das Fliegende Spaghettimonster - Religion oder Religionsparodie?Das Buch gliedert sich in drei Teile. Zunächst untersucht die studierte Philosophin, Theologin und Germanistin Daniela Wakonigg die Argumente, warum das Fliegende Spaghettimonster als Religionsparodie einzuordnen ist. Dank dieser Einführung erfahren auch jene Leser*innen, die bisher vielleicht noch nichts oder nur wenig über das Monster und seine Anhänger wussten, worum es dabei geht.

In gewohnt unterhaltsamer Sprache und mit einer dem Thema angemessener Akribie und Ernsthaftigkeit stellt die Autorin zunächst einige Religionsparodien vor. Ausführlich beleuchtet sie dann die Gründe für die rasant steigende Bekanntheit und Beliebtheit der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters.

Interessanterweise finden sich die Aspekte, wegen derer der Pastafrianismus als Parodie auf andere Religionen wahrgenommen wird, auch bei eben diesen Religionen. Nur, dass dort niemand (genauer: kein Gläubiger) auf die Idee kommen würde, diese Aspekte bei seiner eigenen, schon länger etablierten Religion als Parodie auf irgendetwas zu bezeichnen.

Außerdem bietet dieser erste Teil auch einen Überblick über die Entstehungsgeschichte und die bisherigen Meilensteine dieser noch jungen Bewegung.

…oder Religion?

Der zweite Teil ist der Frage gewidmet, inwieweit die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters die Kriterien erfüllt, um als Religion anerkannt zu werden.

Um diese Frage beantworten zu können, muss natürlich zunächst mal grundsätzlich geklärt werden, was eine Religion zur Religion macht. Dazu orientiert man sich am besten an Religionen, die bereits als solche anerkannt sind. Und prüft dann, ob auch die „KdFSM“ diese Kriterien erfüllt.

Ihr Fazit fasst Daniela Wakonigg wie folgt zusammen:

In dubio pro deo

Die Betrachtung der unterschiedlichen Argumente hat gezeigt, dass die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters alle signifikanten Kriterien einer Religion aufweist und es dennoch auch Gründe gibt, warum man in ihr eine Religionsparodie sehen kann.

Die Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters und der Schilderstreit

Den dritten und letzten Teil des Buches steuert der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Dr. Winfried Rath bei. Hier geht es um einen Rechtsstreit, der auch als „Schilderstreit von Templin“ dem Spaghettimonster nicht nur im deutschsprachigen Raum schon seit mehreren Jahren immer wieder Medienpräsenz verschafft.

Dem Juristen gelingt es, die teils haarsträubenden Ereignisse auch für Laien verständlich und nachvollziehbar darzustellen: Dankenswerterweise hat er die rechtlichen Feinheiten in ein eigenes Kapitel ausgelagert, sodass die Beschreibung der Chronologie des Schilderstreits auch für Leser*innen ohne juristisches Fachwissen sehr gut les- und verstehbar bleibt.

Bei dieser gerichtlichen Auseinandersetzung geht es um viel mehr als nur um die Frage, mit welcher rechtlichen Begründung der „Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters“ das Recht verwehrt werden kann, mit Schildern auf die Nudelmessetermine öffentlich hinzuweisen. Denn neben den Schildern stehen auch umfangreiche Privilegien und eine milliardenschwere staatliche Alimentierung zur Debatte, die andere Religionen für sich beanspruchen.

Seine Ausführungen schließt Rath mit diesem Fazit ab:

Dass die KdFSM mehrfach die Erfahrung gemacht hat, dass sie mit zweifelhaften Begründungen rechtlich falsch beurteilt wurde, erscheint nicht ungewöhnlich. Auch andere Weltreligionen mussten zu Beginn ihrer Existenz für ihre Anerkennung kämpfen.

AWQ-Buchtipp: Top-Empfehlung!

Das Buch „Das Fliegende Spaghettimonster – Religion oder Religionsparodie?“ von Daniela Wakonigg und Winfried Rath kann ich uneingeschränkt empfehlen. Es handelt sich um die beste und umfassendste mir bekannte Beschreibung dieser Weltanschauungsgemeinschaft: Aufschlussreich, sehr unterhaltsam und auch im rechtlichen Teil gut verständlich.

Für Pastafari (und solche, die es werden wollen) auf jeden Fall ein Muss. Aber auch für alle anderen Gläubigen und Glaubensfreien absolut empfehlenswerte Lektüre!

*Wir haben keinen materiellen Nutzen von der Veröffentlichung dieses Buchtipps.

  • Taschenbuch: 145 Seiten
  • Verlag: Alibri; Auflage: 1 (1. Juli 2017)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3865692729
  • ISBN-13: 978-3865692726

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