Wie ist Gott? Der Sohn eines Bekannten hatte ein Arbeitsblatt zu dieser Frage zur Bearbeitung bekommen.
Fun Fact am Rande: Nach aktuellem Stand soll sich der Unterricht bei der Wiederaufnahme nach der Corona-bedingten Schulschließung zunächst auf die wirklich wichtigen Fächer beschränken. Das bedeutet: Reli fällt (bis auf Weiteres) aus!
Im Homeschooling (das ja genau genommen gar kein Homeschooling, sondern Fernunterricht ist) versorgen Relilehrer ihre Schüler aber offenbar sehr wohl mit Arbeit.
Darauf ging es um die Frage: Wie ist Gott? Außerdem war dort eine Bibelstelle genannt: Exodus 3, 1-8. Die Schüler sollten dieser Bibelstelle das ebenfalls vorhandene Bild vom brennenden Dornbusch zuordnen.
Weil das Arbeitsblatt nicht die Überschrift „Wie haben Menschen ihren Gott früher dargestellt?“, sondern „Wie ist Gott?“ trägt, hier eine kleine Untersuchung, wie der Gott im Alten Testament beschrieben wird.
Achtung: Der folgende Text enthält original Bibelstellen, die auf nicht religiös indoktrinierte Menschen verstörend (oder gestört) wirken könnte. Aber das ist unvermeidbar, wenn man die Frage: „Wie ist Gott?“ mit der Bibel beantworten möchte.
Frage: Wie ist Gott?
Exodus 3, 1-8: Gott erscheint Mose als brennender Dornbusch
Zunächst ist anzumerken, dass die Bibel Gläubigen verbietet, sich ein Bild von Gott zu machen (2.Mose 20,4).
Für einen gläubigen Christen wäre das wohl die richtige Antwort auf diese (Fang-)Frage – zumindest sauber biblisch begründet.
Aber untersuchen wir mal, welches Bild sich von diesem Gott in der Geschichte, aus der die angegebene Bibelstelle stammt ergibt:
Als allmächtiger Gott hätte er die Israeliten eigentlich ganz einfach und friedlich aus Ägypten hinausführen können. Aber Gott entscheidet sich für einen anderen Weg (Hervorhebungen von mir):
- Der HERR sprach zu Mose: Wenn du gehst und nach Ägypten zurückkehrst, halte dir alle Wunder vor Augen, die ich in deine Hand gelegt habe, und vollbring sie vor dem Pharao! Ich will sein Herz verhärten, sodass er das Volk nicht ziehen lässt.
(Quelle aller so als Zitat gekennzeichneten Stellen: 2. Mose, Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, vollständig durchgesehene und überarbeitete Ausgabe © 2016 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart)
Gott sorgt also persönlich dafür, dass der Pharao das Volk erstmal nicht ziehen lässt, indem er das Herz des Pharaos verhärtet.
- Dann sag zum Pharao: So spricht der HERR: Israel ist mein erstgeborener Sohn. Ich sage dir: Lass meinen Sohn ziehen, damit er mir dienen kann! Wenn du dich weigerst, ihn ziehen zu lassen, bringe ich deinen erstgeborenen Sohn um.
Voll fies: Gott verhärtet das Herz des Pharaos
Es geht Gott also in erster Linie nicht darum, dass sein Volk in Freiheit leben, sondern dass es ihm dienen kann. Dazu erpresst er den Pharao, nachdem er ihm erst sein Herz verhärtet hat mit der Androhung, dessen erstgeborenen Sohn zu ermorden.
- […] Unterwegs am Rastplatz trat der HERR dem Mose entgegen und wollte ihn töten. Zippora ergriff einen Feuerstein und schnitt ihrem Sohn die Vorhaut ab. Damit berührte sie seine Füße und sagte: Ein Blutbräutigam bist du mir. Da ließ er von ihm ab. Blutbräutigam sagte sie damals wegen der Beschneidung.
Genitalverstümmelung spielt für den Gott im Alten Testament eine sehr wichtige Rolle. Gott scheint eine bizarre Vorliebe für Vorhautamputationen zu haben. Bis heute lassen gläubige Eltern wegen dieser Mythologie ihren Jungen ohne medizinische Indikation die Vorhaut amputieren.
- […] Der HERR antwortete Mose: Jetzt wirst du sehen, was ich dem Pharao antue. Denn von starker Hand gezwungen, wird er sie ziehen lassen, ja, von starker Hand gezwungen, wird er sie sogar aus seinem Land ausweisen.
Wir erinnern uns: Gott selbst hatte vorher dem Pharao das Herz verhärtet, um ihn jetzt mit starker Hand zwingen zu können:
- 2. Mose 7, 4-5 EU
Der Pharao wird nicht auf euch hören. Deshalb werde ich meine Hand auf Ägypten legen und mit gewaltigen Entscheiden meine Scharen, mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führen. Erst wenn ich meine Hand gegen die Ägypter ausstrecke, werden sie erkennen, dass ich der HERR bin, und dann werde ich die Israeliten aus ihrer Mitte herausführen.
Wir haben es hier also mit einem Gott zu tun, der die Situation extra so gestaltet, dass er damit seine Macht demonstrieren kann. Besonders perfide: Gott weiß ja an dieser Stelle schon, dass alles, was jetzt kommt, nicht den gewünschten Erfolg bringen wird.
Frösche, Stechmücken, Heuschrecken…
Es folgen Schilderungen von Schikanen, die Mose im Auftrag von Gott durchführt, um die Ägypter in die Knie zu zwingen. Mose verwandelt das Nilwasser in Blut, um die Wasserversorgung der Ägypter zu unterbrechen.
Nachdem das nichts hilft, sorgt Mose in göttlichem Auftrag für eine Froschplage, um dem Pharao damit zu zwingen, Mose zu bitten, er und sein Volk möge seinen Gott im Namen der Ägypter darum bitten, die Froschplage zu beenden.
Es folgt eine Stechmückenplage, dann eine Ungezieferplage, Viehseuche, Geschwüre, Hagel, Heuschreckenplage und Finsternis – alles veranlasst im Auftrag Gottes, der damit wohl demonstrieren möchte, was seine Anhänger alles können, wenn sie sich ihm unterwerfen. Außerdem geht es ihm darum, seine Macht zu demonstrieren: Schließlich hatte er ja selbst zuvor das Herz des Pharaos verhärtet und Ober sticht Unter.
Schließlich gibt es noch eine letzte Strafe:
- Mose sagte: So spricht der HERR: Um Mitternacht will ich mitten durch Ägypten gehen. Dann wird jeder Erstgeborene im Land Ägypten sterben, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Magd an der Handmühle und alle Erstgeburt vom Vieh.
Geschrei wird sich im ganzen Land Ägypten erheben, so groß, wie es keines je gegeben hat oder geben wird.
Doch gegen keinen der Israeliten wird auch nur ein Hund die Zähne fletschen, weder gegen Mensch noch Vieh; denn ihr sollt wissen, dass der HERR zwischen Ägypten und Israel einen Unterschied macht.
Aber auch diese Androhung bewegt den Pharao wegen seiner göttlich initiierten Herzverhärtung – trotz der vielen vorangegangenen Plagen – nicht dazu, das Volk ziehen zu lassen:
- Mose und Aaron vollbrachten alle diese Wunder vor dem Pharao, aber der HERR verhärtete das Herz des Pharao, sodass er die Israeliten nicht aus seinem Land fortziehen ließ.
Blutig muss es sein
Für den Showown hat sich Gott ein bizarres und grausames Spielchen ausgedacht. Er befiehlt seinen Anhängern, ein Opferlamm zu schlachten. Und dann befiehlt er:
- Ihr sollt es bis zum vierzehnten Tag dieses Monats aufbewahren. In der Abenddämmerung soll die ganze versammelte Gemeinde Israel es schlachten. Man nehme etwas von dem Blut und bestreiche damit die beiden Türpfosten und den Türsturz an den Häusern, in denen man es essen will. Noch in der gleichen Nacht soll man das Fleisch essen. […] So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den HERRN. In dieser Nacht gehe ich durch das Land Ägypten und erschlage im Land Ägypten jede Erstgeburt bei Mensch und Vieh. Über alle Götter Ägyptens halte ich Gericht, ich, der HERR. Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll für euch ein Zeichen sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich das Land Ägypten schlage.
Diese Legende wird heute noch im Judentum als Passah / Pessach-Fest gefeiert (engl.: Passover – bedeutet, dass Gott an den Häusern vorbeigeht, die mit dem Lammblut markiert sind). Wenn Gott noch das Bedürfnis hatte, den Pharao zu bestrafen, weil er sich ihm nicht unterwerfen wollte, wieso hat er dann nicht einfach den Pharao um die Ecke gebracht, um sein Volk zu befreien?
Wie ist Gott?
Die Menschen, die sich diesen Gott in der ausgehenden Bronzezeit ausgedacht hatten, hatten ihn sich als einen eingebildeten, narzisstischen, eifersüchtigen, kleinlichen, egomanen, zornigen, sadistischen, machtversessenen, perfiden und brutalen Psychopathen ausgedacht, dem es bei allem, was er tut, letztlich nur um sich selbst geht. Je perfider, je widerwärtiger, je grausamer er sich präsentieren kann, desto besser findet sich der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde.
Es ist der selbe Gott, den die Christen heute als „lieben Gott“ verehren.
Gottes einzige Entschuldigung kann sein, dass er nicht existiert.
Fleißarbeit:
Das Gottesbild im Neuen Testament ist kein bisschen besser. Denn da bestraft Gott alle Menschen, die sich ihm nicht unterwerfen möchten mit ewiger Höllenqual – und seine Anhänger mit ewiger Langeweile.
Mich würde die Antwort des Jungen interessieren. Vermutlich wurde die Frage vorher im Unterricht behandelt. Freie Antworten darauf kann ich mir nicht vorstellen.
Das interessante am Religionsunterricht, ist ja die Tatsache, dass solche Arbeiten benotet werden!
Hierbei stellt sich die Frage, nach wessen Kriterien?!
Mit deiner analytischen Antwort würdest du bei dem einem Lehrer/Pfarrer wahrscheinlich ne 6 kassieren, weils eben nicht seiner persönlichen, dogmatischen Auffassung/Auslegung entspricht und bei nem anderen ne 1, weil dieser zu würdigen weiss, dass du dich als einziger in der Klasse überhaupt gedanklich mit diesem BULLSHIT beschäftigst…
Noten für Religion ist wie Noten für Kunst…
Es liegt stets im Auge des Betrachters!!!
Gruss
FLO