Im Jahr 2017 hatte die evangelische Kirche mit beträchtlichem Aufwand das 500jährige Reformationsjubiläum zelebriert – und damit natürlich auch Martin Luther.
Dass dieses Jubiläum zwangsläufig untrennbar mit der durchaus frag- und kritikwürdigen Person Martin Luther verbunden war, brachte die EKD in eine etwas zwiespältige Situation:
Einerseits wollte und konnte man auf das Wirken Luthers in Bezug auf die eigene Geschichte natürlich nicht verzichten. Und andererseits beteuerte man immer wieder, keinen Personenkult um Luther fördern zu wollen.
Trotzdem liefen die Feierlichkeiten dann aber wie zu erwarten genau darauf hinaus: Luther hier, Luther da, Luther als Musical, Luther als Playmobil-Männchen, Luther-Ausstellung und und und…
Nicht nur Beifall
Zwei Aspekte könnten den Organisatoren möglicherweise nicht so wirklich bewusst gewesen sein:
Zum Einen, dass das öffentliche Interesse an diesem Thema trotz der nicht gerade billigen Werbekampagne (allein das Luther-Musical war zum Beispiel vom Bund mit 520.000 EUR gefördert worden!) offenbar viel geringer war als erhofft und erwartet.
Und zum Anderen, dass sich im Zuge der historischen „Wiederbelebung“ Luthers auch kritische Stimmen zu Wort meldeten. Stimmen, die auf jene Seiten des Reformators hinwiesen, die so gar nicht in das verzerrte Wunschbild passten, wie es die EKD darzustellen versuchte. Das Bild eines Menschen, wie er in der katholischen Abteilung längst vermutlich 2-3 Mal selig, heilig und was es sonst noch so alles an -sprechungen gibt gesprochen worden wäre.
Nicht gern gesehen: Der „Nackte Luther“
Diese Kritik hatte mit dem „Nackten Luther“ sogar ein Gesicht bekommen. Mit der „Nackten Wahrheit über Martin Luther“ wollte man allerdings nicht konfrontiert werden. Und so hatte die Kirche mit wahrlich fadenscheinigen Gründen versucht, die Präsenz dieser Kunstaktion so gut wie möglich zu verhindern.
Trotzdem schaffte es der nackte Luther, für Diskussionen zu sorgen und Menschen zum Nachdenken anzuregen. Und sie daran zu erinnern, dass besonders der von Luther verbreitete, biblisch-christlich begründete Antisemitismus bis in die Gegenwart für Leid gesorgt hat.
Wer ist Luther? – Serie auf AWQ
Ergänzend zu der sehr einseitigen Darstellung seiner Fans hatten wir damals ein kleines Online-Projekt gestartet. Auf der Seite martin-luther-2017.de präsentierten wir einige Luther-Zitate, mit deren Relativierung evangelische Theologen bis heute ihre liebe Not haben.
Häufigstes Argument: Man müsse die Seiten Luthers, die heute unmenschlich und unmoralisch erscheinen im Lichte der damaligen Zeit sehen.
Allerdings verfehlt dieses Argument seine Wirkung: Bestätigt es doch nur, dass sich mit dem biblisch-christlichen Belohnungs-Bestrafungskonzept problemlos alles Beliebige göttlich „legitimieren“ lässt – und das genaue Gegenteil.
Damit die Inhalte dieses Projekts der Nachwelt erhalten bleiben, veröffentlichen wir diese Zitate ab sofort in Form einer kleinen Serie unter der Rubrik „Luther“ hier auf AWQ.
Anmerkung
Die hier veröffentlichten Zitate geben die Meinung von Martin Luther und nicht die Meinung der Redaktion wieder. Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesen Ansichten.
Zweck der Veröffentlichung ist die Erinnerung daran, dass Martin Luther nicht nur als Reformator, sondern auch als Antisemit, Frauenhasser, Sozialrassist und Reaktionär in die Menschheitsgeschichte eingegangen ist.
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