Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Der Stern von Betlehem

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Der Stern von Betlehem, veröffentlicht am 19.12.2020 von osthessennews.de

Nach seinem gestrigen Ausflug in die außerbiblische Märchenwelt streift Stadtpfarrer Stefan Buß in seinem heutigen „Impuls“ die Astrologie.

Die Sterne, mit denen Straßen und Fenster derzeit dekoriert sind, haben es ihm angetan:

Ist es nur Dekoration was uns da begegnet? Ist es vielleicht auch ein geheimer Wunsch nach einer schönen, heilen, angenehmen Zeit? Spiegelt sich in den Sternen die Sehnsucht von uns Menschen nach einer Sternstunde?
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Der Stern von Betlehem, veröffentlicht am 19.12.2020 von osthessennews.de)

Ich vermute, dass den meisten Menschen eine Erhellung mit chicen Lichterinstallationen auch dann gefällt, wenn sie darin keine tieferen Zusammenhänge erkennen zu meinen. Lampions im Sommer erfreuen sich ja auch ohne eine mythologische oder sonstige Interpretation großer Beliebtheit.

Religion und andere Esoterik

Die Astrologie, also die irrige Vorstellung, das irdische Geschehen stünde in einem ursächlichen Zusammenhang mit astronomischen Konstellationen, ist ein Teilbereich der Esoterik. Und diese wird im aufgeklärten Christentum in der Regel abgelehnt.

Solange es sich nicht um biblisch-christliche Esoterik handelt: Für die astrologischen Inhalte der Bibel etwa machen Christen gerne eine Ausnahme. Da darf der „Stern von Betlehem“ gerne als „Beweis“ für die außerordentliche, übernatürliche Bedeutsamkeit der Geburt eines unehelichen Kindes gelten. Was bleibt einem auch anderes übrig, wenn es in einem Buch steht, das man für das „Wort Gottes“ hält…

Zurück zum Advent: Abgesehen von vielleicht ein paar fundamentalistischen Hardcorechristen stört sich wohl niemand daran, dass so gut wie alle Weihnachtsbräuche nicht christlichen Ursprungs sind. Sondern aus heidnischen oder sonstigen früheren Bräuchen für eigene Zwecke übernommen worden waren.

Kurzum: Traditionen und Gebräuche können auch weit über die Zeit hinaus gepflegt und tradiert werden, zu der die meisten Menschen noch wussten, was sie überhaupt symbolisieren und bedeuten sollen.

Sternstunde der Menschheit?

An Weihnachten feiern wir eine Sternstunde der Menschheit.

Wenn man bedenkt, wieviel ganz reales Leid und Elend die praktische Ausübung des Christentums bis heute zur Folge hatte, fragt man sich einmal mehr, ob so eine Aussage Ausdruck von Ignoranz oder Arroganz ist. Oder von beidem.

Dass sich heute überhaupt noch jemand an diese „Sternstunde“ erinnert, hat das Christentum einem anderen Ereignis zu verdanken, das auf den 27. Februar 380 datiert wird: An diesem Tag soll Kaiser Theodosius I. das Christentum per Dekret zur römischen Staatsreligion erklärt haben. Ohne diese Entscheidung käme heute vermutlich niemand mehr auf die Idee, Ereignisse aus dem biblischen Legendenschatz als „Sternstunde der Menschheit“ zu bezeichnen.

Jesaja, der große Prophet des Volkes Israel, sieht diese Sternstunde schon Jahrhunderte vorher kommen. Er sagt über die Geburt Jesu: Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.

Das Alte Testament enthält jede Menge diffuse Vorhersagen, die es den Verfassern des Neuen Testamentes einfach machten, ihre Narrative so zu gestalten, dass sie wie erfüllte Prophezeiungen erscheinen. Bei erstaunlich vielen Menschen funktioniert dieser Trick bis heute.

Sternstunde mit Ansage

Sternstunden brauchen eine Zeit der Vorbereitung, eine Zeit, in der wir uns für ein Erlebnis öffnen. Deshalb feiern wir Advent.

Sind Sternstunden tatsächlich als solche zu bezeichnen, wenn sie sich offenbar alljährlich wiederholen? Und wenn es erforderlich ist, sich alljährlich zunächst erst einige Wochen lang für das Erlebnis zu öffnen?

Der Weg nach unten – zu uns

Zum Glück hatte irgendwann mal jemand einen Stern auf den Boden der Geburtsgrotte zu Bethlehem drappiert:

[…] Dieser Stern ist auf der Erde. Wir müssen die Augen nicht heben, sondern hinunterschauen. Dieser Stern passt damit genau zur Menschwerdung Gottes. Für uns und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen. Der Weg nach unten – zu uns – ist der Weg Gottes. So stellt er uns Menschen die frohe Botschaft seiner Liebe deutlich vor Augen.

Ich fände es mal interessant zu erfahren, was sich Herr Stadtpfarrer Stefan Buß von der Verkündigung solcher nebulösen Botschaften verspricht. Oder auch, wie er seine Phrasen in eigenen, allgemeinverständlichen Worten erklären würde. Und wie er irgendeine Sinnhaftigkeit seiner Behauptungen begründen würde.

Auch würde es mich interessieren, wie Gläubige solche Phrasen auffassen und was sie konkret damit anfangen.

Menschliche vs. göttliche Liebe

Im Advent bereiten wir uns vor, dass wir offen sind für die Liebe Gottes. Wir wollen seine Liebe, die wir schon erspürt haben, weiter schenken. So werden wir selbst Wegweiser zur Krippe.

Können wir auch, zum Beispiel, wenn wir an andere oder an keine Götter glauben, auch einfach unsere eigene, menschliche Liebe, die wir schon erspürt haben weiter schenken? Und so Wegweiser zur Mitmenschlichkeit werden?

Götter können sich ja derweil um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern. Und sich auch weiterhin wie bisher aus dem irdischen Geschehen heraushalten.

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