Rekordhalterin der Fragezeichen – Das Wort zum Wort zum Sonntag zur Sendung mit der Maus

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Rekordhalterin der Fragezeichen – Das Wort zum Wort zum Sonntag zur Sendung mit der Maus, verkündigt von Stefanie Schardien, veröffentlicht am 6.3.2021 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Nicht mal die Maus aus der gleichnamigen Sendung bleibt vor religiöser Vereinnahmung verschont. In dem Umstand, dass sich manche Fragen nicht abschließend beantworten lassen, wittert Frau Schardien ein Schlupfloch, um ihren heiligen Geist unterbringen zu können.

DAS sind die großen Fragen?

So, drei Stunden Jubiläumssendung für die Sendung mit der Maus stehen Samstagabend an, Mark Forster hat ein Lied geschrieben und der Bundespräsident hat auch schon gratuliert. Alles Lob, aber jetzt gibt’s mal Klartext, von mir als Pfarrerin: Maus, es ist nämlich wirklich furchtbar mit Dir. Klingt komisch, ist aber so. Sonntag für Sonntag mühen sich Pfarrerinnen wie ich ab im Gottesdienst mit Himmel, Hoffnung, Tod – DAS sind die großen Fragen. Und da kommst Du – fragst, warum man sich im Löffel falsch rum sieht – und die Kinder schauen DICH.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Rekordhalterin der Fragezeichen – Wort zum Sonntag zur Sendung mit der Maus, verkündigt von Stefanie Schardien, veröffentlicht am 6.3.2021 von ARD/daserste.de)

Das könnte damit zusammenhängen, dass die Fragen, die Frau Schardien für „die großen Fragen“ hält, recht einfach zu beantworten sind:

  • Der Himmel (im religiösen Sinn) ist ein menschliches Phantasiekonstrukt, eine bestenfalls hoffnungsvoll erscheinende Illusion, entstanden aus Unwissenheit und einer magisch-esoterischen Weltanschauung.
  • Die Hoffnung, die das Christentum zu bieten hat, basiert auf absurden Prämissen und archaischen, bei Licht betrachtet unmenschlichen Moralvorstellungen.
  • Der Tod ist bis zum Beweis des Gegenteils das unumkehrbare, endgültige Ende von Leben.

Dass Berufsgläubige eine so große Mühe mit der Beantwortung dieser Fragen haben rührt einzig daher, dass sie die plausibelsten Antworten nicht akzeptieren können. Weil sie sich damit ihrer Berufsgrundlage berauben würden.

Das bedeutet freilich nicht, dass sich alle Fragen so einfach beantworten lassen. Es bedeutet auch nicht, dass man sich nicht auch mit anderen Fragen als der nach der Funktionsweise oder Gesetzmäßigkeit von Dingen auseinandersetzen sollte. Und natürlich auch mit Fragen, die in den Zuständigkeitsbereich der Philosophie fallen.

Nur: Mir ist keine einzige Frage bekannt, deren plausibelste und bis zum Beweis des Gegenteils allgemein akzeptierte Antwort von einer Glaubenslehre stammt.

Messe oder Maus?

Ich stecke so viel Liebe in diese Stunde Gottesdienst – aber Dir fliegen die Herzen zu. Wenn meine Kinder die Wahl haben: Mit zu Mama in den Gottesdienst oder Sendung mit der Maus…? Na, rate mal! Maus, ich finde Dich…

…phantastisch. Trotzdem.

Frag doch mal die MausFrau Schardien, ich nehme Ihnen durchaus ab, dass Sie es gut meinen mit dem, was Sie tun. Ich bin auch sicher, dass es immernoch Menschen gibt, denen das, was Sie Ihnen erzählen irgendwie gut tut.

Das ändert allerdings nichts daran, dass Sie Ihrem Publikum etwas vorgaukeln, wenn Sie so tun, als handle es sich bei Ihrer religiös erweiterten Phantasiewirklichkeit um irgendetwas anderes als das.

Das Markenzeichen der „Sendung mit der Maus“ ist , Kindern Dinge nach wissenschaftlichen Maßstäben zu erklären. Also möglichst so, wie sie wirklich sind. Und nicht so, wie Menschen mitunter sogar wider besseres Wissen glauben, dass sie seien.

Zu diesen wissenschaftlichen Maßstäben gehört zum Beispiel, davon auszugehen, dass es auf Erden „mit rechten Dingen“ zugeht. Oder auch, dass man eine Erklärung auch noch verwerfen und korrigieren kann, wenn sie sich, zum Beispiel durch bessere Erklärungen oder neue Erkenntnisse später als falsch herausgestellt haben sollte.

Kein Wunder, dass Kinder die Spiegelung an einer konvexen Oberfläche spannender finden als alle brennenden und sprechenden biblischen Dornbüsche zusammen.

Keine Antworten auf Existenzfragen

Obwohl die christliche Kirche über Jahrhunderte alle Menschen ermorden ließ, die ihre (falschen) biblischen Existenzbehauptungen (also Aussagen über die Beschaffenheit der Dinge) nicht anerkennen wollten, hat man den klerikalen Wahrheitsanspruch in diesem Bereich nach und nach aufgegeben. Das weiß die Maus heute besser als die Bibelschreiber aus der Bronze- und Eisenzeit.

Mit religiösen Antworten auf Existenzfragen kann Frau Schardien also heute keinen Punkt mehr machen.

Bleiben noch die Geschmacksfragen. Wie die nach der Lieblingsfarbe oder dem Lieblingsessen. Hier lassen sich religiöse Antworten schlecht unterbringen. Denn der „richtige“ Götterglaube soll ja schließlich nicht vom persönlichen Gusto abhängen.

Zum Glück gibts dann noch die Fragen, die sich nicht (oder nicht ohne Weiteres) abschließend beantworten lassen. Und hier sieht Frau Schardien offenbar doch noch eine Chance, ihrem Glaubenskonstrukt wenigstens etwas Relevanz verleihen zu können.

Von der Antwort zur Frage

Dazu verschiebt sie zunächst den Fokus von der Antwort auf die Frage:

[…] Der übliche Senioren-Geburtstagsgruß? Nein, es ist etwas Anderes. Etwas Besonderes, was mich als Pfarrerin mit der Maus verbindet. Und das sind die Fragen. Fragen? Also, wenn ich mich umhöre, im Fernsehen, im Internet, dann gibt es da vor allem eins: Antworten. Nicht zu knapp.

Klima, Weltfrieden, Impfausweise, Genderstern. Da prasseln die Antworten nieder. Und alle – ich lass mich sicher auch mal hinreißen – wir alle meinen, immer die beste Antwort zu haben. Stell ich dagegen mal vor allem Fragen, dann hab ich schnell das Image weg: Naja, hat halt keine Ahnung… Die Maus hält dagegen. Trau dich! Frag!

Hinreißen lässt sich Frau Schardien hier zunächst mal zu einer Verallgemeinerung.

Nein, wir alle meinen nicht, immer die beste Antwort zu haben.

Oder meinte sie mit „wir alle“ vielleicht nur ihren Berufsstand? Monotheistische Religionen bieten ihren Anhängern ja durchaus einen absoluten Wahrheitsanspruch, auf den sie sich berufen können.

Auch wenn das sogar den meisten Gläubigen selbst heute eher peinlich sein dürfte. Als dass sie noch darauf bestehen, ihr dogmatisch zementiertes Fundament liefere die einzig wahren, richtigen und tragfähigen Antworten (wie das zum Beispiel der Stadtpfarrer Buß in seinen Impulsen regelmäßig darstellt).

Religionen geben Antworten, die nur soweit hinterfragt werden dürfen, bis die Antworten Menschen von ihrem religiösen Holzweg abbringen würden. Answers without questions.

Trau dich! Frag!

Es ist doch völlig legitim, zum Beispiel zu sagen: „Anhand der mir zu diesem Thema vorliegenden oder bekannten Faktenlage kann ich diese Frage nicht abschließend beantworten.“

Oder auch: „Mein bisheriger Standpunkt dazu ist XYZ, den ich mit den Argumenten ZYX begründe. Wie ist dein Standpunkt dazu und mit welchen Argumenten begründest du ihn?“

Auf diesem Weg kann man sich auch der Beantwortung von Fragen nähern, die sich nicht pauschal oder eindeutig beantworten lassen.

Die „Sendung mit der Maus“ versucht, auf alle möglichen Fragen die richtige Antwort zu geben. Genauso, wie es dort Fragen gibt, gibt es also auch Antworten.

Und wie sieht es bei Religionen aus?

  • „Ich bin gegen Religion, weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, die Welt nicht zu verstehen.“
    – Richard Dawkins

Fragt mich auch mal jemand etwas?

Lustiges: Wie baut sie mit Elefant und Ente aus Kaugummi eine Hängebrücke? Aber mit dem nächsten Augen-Klack-Klack geht es um Fragen, auf die es nicht die eine Antwort gibt:

Wie ist das mit dem Tod? Was ist eigentlich gerecht? Und da, bei diesen großen Fragen treffen sich eben unsere Wege, von Maus und Pfarrerin. Wo wohnt der liebe Gott, fragen Kinder die Maus.

Die Frage, wie das mit dem Tod bis zum Beweis des Gegenteils ist, hatte ich oben schon beantwortet. Alles Weitere fällt bis zum Beweis des Gegenteils in den Bereich der Spekulation: Glauben kann man hier alles Beliebige – und das genaue Gegenteil. Ansonsten gilt auch hier: Wir wissen es (noch) nicht.

Was gerecht ist, handeln die Menschen untereinander idealerweise anhand von ethischen Überlegungen aus.

Und der liebe Gott wohnt dort, wo auch die Zahnfee und der Weihnachtsmann wohnen: In den Phantasievorstellungen von Menschen. Drei Fragen, drei Antworten. Die selbstverständlich jederzeit durch gute Argumente widerlegt werden könnten.

Luftlöcher im Horizont

Bei mir im Gottesdienst klingt die Frage ganz ähnlich: Hat sich Gott eigentlich in dieser Zeit versteckt? Die Maus und ich, wir haben da den gleichen Ansatz: Solche Fragen erst einmal offen zu halten, statt sie sofort mit Weisheiten zuzukleistern. Erst durch das Fragen kann ich ja überhaupt Neues entdecken. Erst so bekommt mein Horizont Luftlöcher, durch die frischer Wind, wahlweise Heiliger Geist pustet…

Was Frau Schardien hier als Gemeinsamkeit darzustellen versucht, ist ein grundsätzlich unterschiedlicher Ansatz. Die einzig redliche Antwort auf Fragen, deren Antwort wir noch nicht oder noch nicht abschließend kennen, kann nur sein: „Wir wissen es (noch) nicht (so genau).“

Durch das Manöver, hier Götter (oder heilige Geister) ins Spiel zu bringen, wird Gott zum „Lückenbüßer-Gott.“: Wir wissen es (noch) nicht (so genau), deshalb könnte ja auch (mein) Gott die Ursache dafür sein!

Aber: In dem Moment, in dem ich Götter als mögliche Erklärung zulasse, müsste ich konsequenterweise auch alle beliebigen anderen Phantasiewesen und -vorstellungen als genauso plausible Antwortmöglichkeit anerkennen.

Die Menschheit hat sehr brauchbare Werkzeuge entwickelt, um Wunschvorstellungen von Wirklichkeit, Absurdes von Plausiblem unterscheiden zu können.

Durch den Umstand, dass wir auf viele Fragen (noch) keine abschließende Antwort haben, werden Götter kein bisschen plausibler. Dieser Umstand belegt lediglich, dass unser Erkenntnishorizont eben noch beschränkt ist.

Nach wissenschaftlichen Maßstäben sind Götter bestenfalls schlechte Hypothesen. Nicht wirklich vertrauenserweckend…

Frag doch mal die Maus!

Wer weiß, ob Gott selbst darum nicht viel weniger „die Antwort“ ist, als „die große Frage“? An mich, an unsere Welt? Der Maus wäre das sicher sympathisch.

Die Antwort auf die Frage nach dem Universum, dem Leben und dem ganzen Rest ist doch längst bekannt: 42.

Natürlich kann man aus Göttern alles Beliebige machen, also auch „die große Frage.“ Mit der biblisch-christlichen Lehre hat das dann aber nicht mehr wirklich viel zu tun: Hier ist ja schließlich Gott die einzige Antwort auf alle Fragen.

Ob der Maus das sympathisch wäre? Frag doch mal die Maus!

An Fragen solls nicht mangeln…

Was ich von der Maus gelernt hab: Fragen sind Türöffner zur Wahrheit. Stück für Stück komm ich ihr näher. Ob beim Spiegelbild im Löffel oder bei Gott.

Was das Löffel-Spiegelbild angeht: Das wird in diesem Film erklärt. Und was Götter angeht, stelle ich Ihnen gerne Fragen, die Sie Stück für Stück näher zur Wahrheit bringen können, Frau Schardien:

  • Was unterscheidet Götter/Ihren Gott von menschlichen Phantasieprodukten?
  • Woran kann man göttliches Wirken vom Wirken anderer Götter und von anderen möglichen Ursachen unterscheiden?
  • Wieso gibt es tausende, teils völlig unterschiedliche Gottesvorstellungen, die aber alle schon von Menschen geglaubt wurden oder bis heute geglaubt werden?
  • Wenn das Sündenfall-Narrativ der Mythologie zuzuordnen ist, was folgt daraus für den christlichen Erlösungsglauben?
  • Gibt es ein Argument, mit dem man die Existenz eines Gottes widerlegen könnte?
  • Kennen Sie schon unsere 10 Fragen an Gottgläubige Menschen?

Klingt komisch – weil es komisch ist

Darum also, liebe Maus mit Deinem großen Team, auch vom „Wort zum Sonntag“: Gut, dass es Dich gibt! Viel Glück und Gottes Segen zum 50. Geburtstag! Klingt komisch, ist aber so.

Auch wenn Frau Schardien ihren Maus-typischen Schlussatz „Klingt komisch, ist aber so“ vermutlich nicht auf ihren göttlichen Segenswunsch bezogen haben dürfte:

„Gottes Segen“ klingt deshalb komisch, weil es nun mal komisch (bzw. völlig absurd) ist, sich einzubilden, man sei in der Lage, ein Wesen, das man für den allmächtigen Schöpfer des Himmels und der Erde hält darum zu bitten, seinen ewigen göttlichen Allmachtsplan im Interesse einer Trickfilmfigur und deren Erschaffer zu ändern, wenn man ihn darum bittet.

Nachtrag: Sendung mit der Maus zum Thema Glauben

Auf der offiziellen Maus-Webseite gibts eine eigene Themenseite mit dem Titel: „Woran glaubst du?“ Einige der dort gezeigten Filmbeiträge zum Thema Glaube und Religion werfen einige Fragen auf, die wir demnächst mal der Maus stellen werden.

Zum Beispiel interessiert uns, warum im Film „Glauben und Wissen“ die Nichtbeweisbarkeit von Behauptungen (in diesem Fall: Die Existenz von Einhörnern) als Grund dafür genannt wird, diese Behauptung zu glauben, ohne dabei auf Themen wie Plausibilität und Wahrscheinlichkeit einzugehen.

Oder auch, warum das altbekannte religiöse Scheinargument: „Dass mich mein/e Frau/ Freund/in/ Familie liebt, das kann ich auch nur glauben“ mit dem Vertrauen auf Götter in Verbindung gebracht wird.

Fraglich ist auch, ob bei dem Filmchen „Woran glaubst du?“ nicht ein noch deutlicherer Hinweis darauf sinnvoll wäre, dass es sich bei Schutzengeln um eine Mischung aus traditionalisierter menschlicher Phantasie, Einbildung und einem Bestätigungsfehler handelt?

Interessant wäre es auch zu erfahren, warum die Gefahren, Nachteile und Schwächen der Methode des religiösen Glaubens genauso verschwiegen werden wie die Vorzüge einer Weltanschauung basierend auf Wissen, Ethik und Humanismus.

Fragen möchten wir die Maus auch, wie es ihr damit geht, dass ihr guter Ruf als Aufklärerin für theologische Indoktrination genutzt wird.

Maus und Glaube

Stop fruehkindliche IndoktrinationKommt es nur uns so vor, dass Armin Maiwald bei seiner Anmoderation der Maus-Sendung zum Thema Glaube einen leicht gequälten Eindruck macht?

Während der Beitrag über die kirchliche Backoblatenherstellung mit der sachlichen Feststellung endet, dass der Unterschied zwischen evangelischen und katholischen Hostien nur darin liegt, was Menschen glauben und auch ansonsten fast immer darauf hingewiesen wird, wenn es sich bei Behauptungen um Glaubensinhalte handelt, liefert der letzte Beitrag der Sendung nochmal eine erschütternde Sammlung von Beispielen religiöser kindlicher Indoktrination („Also, wenn du an nix glauben würdest, also immer negativ sein würdest, dann würde auch vieles nicht klappen…“).

Berufschristen tun ja gerne so, als würden Religionen die Antworten auf die „großen Fragen“ geben. Im Maus-Film „Die große Frage“, wo es darum geht, warum wir auf der Welt sind und der ebenfalls auf der Glaubens-Sonderseite zu finden ist, kommen keine Götter, Geister Gottessöhne oder sonstige Esoterik vor. Danke, Maus!

Antworten aus humanistischer und säkularer Sicht auf Glaubensfragen von Kindern bietet unsere Webseite KWQ.DE – Kids with questions.

 

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