Und gebe dir Frieden – das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 9 Min.

Und gebe dir Frieden – das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Stefanie Schardien, veröffentlicht am 19.2.22 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Frau Schardien wünscht sich eine friedliche Welt für alle. Sie glaubt wirklich, dass es sinnvoll sei, ausgerechnet den Gott aus der biblischen Mythologie um Frieden zu bitten, denn dessen Friede sei "höher als all unsere Vernunft."

Frieden? Ja, gerne!

Das letzte Wort, das ich als Pfarrerin in meinen Gottesdiensten sage, ist immer dasselbe. Ganz kurz. Zwei Silben. Winzig, aber mit Riesenbedeutung. Nicht Amen. Das spricht die Gemeinde. Mein letztes Wort gehört zum biblischen Segen, der die Menschen aus dem Gottesdienst hinausbegleitet: „Gott erhebe das Angesicht auf dich und gebe dir… Frieden.“ Normalerweise denke ich dabei oft an den kleinen privaten Frieden. Dass die Menschen friedlich miteinander umgehen, in sich Ruhe und Frieden finden bei allen Alltagssorgen….

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Und gebe dir Frieden – Wort zum Sonntag, verkündigt von Stefanie Schardien, veröffentlicht am 19.2.22 von ARD/daserste.de)

Natürlich ist es grundsätzlich zu befürworten, dass Frau Schardien ihren Schäfchen Frieden wünscht.

Nicht Frieden, sondern das Schwert

Allerdings stellt sich die Frage (oder sollte sich eigentlich stellen), was der Friede auf Erden mit dem Gott der biblischen Mythologie zu tun haben soll.

Denn den rühmen seine Erfinder ja ausdrücklich für sein gnadenloses Verhalten. Zu seiner eigenen Befriedigung hatte dieser Gott schon mal praktisch alles Leben ersäuft. Und sich seinen eigenen Sohn als Menschenopfer temporär zu Tode foltern lassen. Um sich auf diesem Weg mit den Menschen zu versöhnen.

Ja, auch im „Neuen Testament“ gehts alles andere als friedlich zu. Hier hatte der anonyme Bibelschreiber mit Pseudonym Matthäus seinen Romanheld Jesus Christus zum Beispiel hier unzweifelhaft klar stellen lassen:

  1. Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
  2. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.
  3. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.
  4. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.
    (Mt 10,34-37 LUT)

Wir werden gleich noch näher darauf eingehen, was von einem Frieden zu halten ist, der mit einem Gott (und dann auch noch ausgerechnet mit diesem Gott) zu tun haben soll.

Krieg war aus christlicher Sicht nicht immer schrecklich. Im Gegenteil.

In diesen letzten Wochen und Tagen denke ich dabei an anderes: Krieg. Tausende Soldaten an den Grenzen der Ukraine, bereit zum Einmarsch, zum Verteidigen. Schrecklich.

Hätte es vor rund 90 Jahren schon das „Wort zum Sonntag“ gegeben, dann hätte Frau Schardien sehr wahrscheinlich etwas ganz anderes gepredigt.

Vermutlich hätte sie dazu aufgerufen, für die Soldaten zu beten. Um ihren Gott darum zu bitten, er möge die Soldaten im Kampf gegen die Feinde (die ja immer auch seine, also Gottes Feinde sind) zu unterstützen.

Gott mit uns! Gott will es!

Darum reisen die gerade im Moment Mächtigen durch die Welt und versuchen es mit Diplomatie, mit Drohen und dann wieder mit Anreizen. Kriegsvermeidungsstrategien. Im besten Fall… Das ist wichtig, besser als nichts. Aber: Reicht das? Wenn ich am Ende vom Gottesdienst um Frieden bitte, ist das total anders: überhaupt nicht diplomatisch. Ich bitte auch um viel mehr. Nicht: Gott gebe uns Ideen, Angriffe zu verhindern, sondern: Gott gebe uns Frieden! Und die Gemeinde antwortet: „Amen. So sei es.“ Ohne Verhandlungsspielraum.

Ernsthaft, Frau Schardien? Sie vertreten ernsthaft die Auffassung, dass Diplomatie zwar wichtig, aber auch nur „besser als nichts“ sei?

Frieden

Sie fragen sich, ob diplomatische Bemühungen reichen, um einen Krieg zu verhindern?

Und Sie meinen, die Chancen, einen Krieg zu vermeiden würden steigen, wenn Sie Ihren Gott um seinen total anderen Frieden bitten?! Das behaupten Sie wirklich ernsthaft?

Besonders frag- und kritikwürdig, ignorant und/oder arrogant finde ich, dass Sie Ihre Gotteseinbildung sogar ausdrücklich nicht darum bitten, sie möge die Menschen bei der Konfliktbewältigung unterstützen.

Was ja noch irgendwie zumindest hypothetisch ein Lösungsansatz sein könnte. Wenn es diesen Gott denn gäbe. Diesen Gott, der sich, sollte es ihn geben, genau so verhält, als gäbe es ihn nicht.

Stattdessen beauftragen Sie Ihren Gott, Frieden zu geben. Total anders, weil viel mehr…

Und Ihre Herde braucht nichts weiter zu tun als Ihnen zuzustimmen. Ihrem Gott gewähren Sie dabei keinen Verhandlungsspielraum.

Schardien vs. Putin: Gewisse Probleme

Schardien vs. Putin
Quelle: imgflip.com

Den wird es aber brauchen, wenn Sie sich den Frieden ausgerechnet vom Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie erhoffen.

Denn dummerweise vertraut ja auch Wladimir Putin als orthodoxer Christ auf eben den Gott, den auch Sie hier um seinen Frieden bitten:

  • Putin ist ein gläubiger Christ, dies ist an seinen öffentlichen Aussagen und auch an seinen Taten klar erkennbar. Trotz seiner Vergangenheit, als Beamter in einem atheistischen System, ist sich der Russische Präsident sicherlich darüber bewusst, dass auch sein Einfluss und auch seine Macht in vielen wichtigen Situationen an natürliche Grenzen stößt, sodass es dann einer „übernatürlichen Unterstützung“ bedarf, um gewisse Probleme zu lösen.
    (Quelle: Patrick Poppel viea katehon.com: Putins Religion – Was glaubt der mächtigste Mann der Welt?)

Wenn Herr Poppel richtig liegt, dann steht Ihr Gott jetzt vor der Entscheidung, ob er sich lieber vom Duft der Opferkerze betören lässt, die Putin ihm entzündet, um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen. Oder ob er der kompromisslosen Aufforderung einer Pfarrersfrau und ihren Abnick-Schäfchen nachkommt, für Frieden zu sorgen.

So lächerlich, wie es vielleicht erscheinen mag, ist dieses Pseudo-Dilemma freilich nicht: Anders als zum Beispiel bei gegnerischen Fußballspielern, die beide den gleichen Gott um einen Treffer anflehen und damit diesen Gott in die Breduille bringen, geht es hier um ganz reales menschliches Leid.

Patriarchialische Strukturen kommen wie gerufen

Die russisch-orthodoxe Interpretation des Christentums bietet Putin eine hervorragend passende „göttliche“ Legitimation seines Handelns:

  • ERICH FROMM hat schon vor 80 Jahren darauf hingewiesen, dass die Dominanz eines rein männlichen Verhaltens in einer Gesellschaft allemal kriegsgefährlich sei. Der Grund: patriarchale Strukturen fördern das Denken in Konkurrenz und Leistung, sie machen die Anerkennung eines Menschen von seinem Besitz, nicht von seiner Person abhängig, so als seien Geld und Geltung dasselbe, sie schreiben eine „Ordnung vor, die in eindeutigen rationalen Begriffen formuliert ist, die aber der Komplexität des Lebens nicht entspricht, – kurz, Patriarchalismus, Kapitalismus und Militarismus besitzen eine hohe Affinität. Matriarchale Gesellschaften fördern demgegenüber eine größere Freiheit von persönlichem Glück, eine konkrete Flexibilität gegenüber den vielfältigen Fragen der Wirklichkeit, und sie erlauben es, das Sein eines Menschen höher zu bewerten als das Haben. Insbesondere in der Fähigkeit, Menschen zu akzeptieren jenseits bestimmter fixer Erwartungen sah Fromm einen humanitären Vorzug des Matriarchats vor dem Patriarchat. Tatsächlich glaube ich mit ihm, dass Jesus eigentlich eine solche „mütterliche“ Welt gewollt hat, in der es keine staatlich verordneten „Strafen“ und Kriege mehr gibt.
    (Dr. Eugen Drewermann aus Krieg ist Krankheit, keine Lösung, S. 117. Verlag Herder, Freiburg, 2002)

Nach welchen und nach wessen Maßstäben dieser Gott also wohl entscheidet, auf welchem Weg er seiner bevorzugten Trockennasenaffenart auf seinem bevorzugten Planeten seinen Frieden zuteil werden lässt?

Total unvernünftig = höher als all unsere Vernunft?

In den Bildern der Bibel ist Gottes Frieden immer so riesig und weit. Höher als all unsere Vernunft. Dann liegen da, eigentlich unmöglich, Wolf und Lamm beieinander, nicht in abgegrenzten Sicherheitszonen. Total unvernünftig? Ja, sag ich ja: Das ist höher als all unsere Vernunft!

Frau Schardien, total unvernünftig bedeutet nicht höher als all unsere Vernunft. Sondern, um es ganz unumwunden zu formulieren, dämlicher Bullshit, der nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmt.

Wenn Sie sich mit dem Vorschlaghammer ein Loch in den Schädel schlagen, dann ist das total unvernünftig. Und deshalb sicher nicht „höher als all unsere Vernunft.“ Sondern einfach nur – bekloppt.

Schwerter zu Pflugscharen, Pflugscharen zu Schwertern

Und darum geht es in Gottes Friedensidee nicht um Waffenlieferungen, sondern um nützlich umgeschmiedete Waffen: Schwerter zu Pflugscharen.

Und wer lieber auf- statt abrüsten möchte, bezieht sich einfach statt auf Jesaja 2,4 (Schwerter zu Pflugscharen) auf Joel 4, 9-10 (Hervorhebung von mir):

  1. Ruft dies aus unter den Völkern! Heiligt euch zum Krieg! Bietet die Starken auf! Lasst herzukommen und hinaufziehen alle Kriegsleute!
  2. Macht aus euren Pflugscharen Schwerter und aus euren Sicheln Spieße! Der Schwache spreche: Ich bin stark! (Joel 4, 9-10 LUT)

In der göttlich widerspruchsfrei geoffenbarten, ewigen und übergeordneten Wahrheit ist eben für alle das Passende dabei.

Mit der gleichen Begründung, die für das Zutreffen der einen Aussage spricht, kann man auch für das Zutreffen der anderen Aussage argumentieren. Es ist schon ein Elend mit diesen „Heiligen Schriften…“

Weil die Menschen das so wollen

Nicht gezwungen, sondern weil die Menschen das so wollen. Gottes Frieden ist viel mehr als nur „Kein Krieg“. Im Krieg gibt’s nur Verlierer. In Gottes Frieden gewinnen alle.

Frau Schardien, erst fordern Sie – total anders und viel mehr – kompromisslos von Ihrem Gott Frieden. Und jetzt ist der Frieden plötzlich „nicht gezwungen, sondern weil die Menschen das so wollen“?

Als Christin vertreten Sie ja den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie (Schardien-Edition, natürlich).

Ungeachtet möglicher persönlicher Uminterpretierungen handelt es sich dabei um einen Gott, der alle, die sich ihm zu Lebzeiten nicht unterwerfen möchten, zum Beispiel, weil sie keine oder andere Götter verehren, mit zeitlich unbegrenzter psychischer und physischer Dauerfolter durch Höllenqualen bei vollem Bewusstsein und ohne Aussicht auf Begnadigung bestraft.

Gebt Raum dem Zorn Gottes

Der Friede, den der biblische Romanheld Jesus Christus verkündigt, basiert auf dem festen Vertrauen auf eben diese „ausgleichende göttliche Gerechtigkeit.“

Der Grund, warum sich Menschen überhaupt friedlich verhalten sollen, ist ebenfalls in der Bibel zu finden:

  1. Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): »Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.« (Röm 12,19 LUT)

Aber auch in Anbetracht der Tatsache, wie unvorstellbar viel Leid das Christentum schon der Weltbevölkerung zugefügt hat, halte ich die Aussage „In Gottes Frieden gewinnen alle“ für einen widerwärtigen Zynismus, für blanken Hohn und für eine ekelhafte christliche Selbstüberschätzung.

Glaube ich das ernsthaft?

Offenbar dämmert es auch Frau Schardien, dass ihre hier geäußerten Vorstellungen zumindest auf nicht religiös verstrahlte Menschen (sondern auf die im „echten Leben“) absurd und meilenweit von jeder Realität entfernt erscheinen könnten:

Schön und gut. Aber glaube ich denn ernsthaft, dass das auch nur irgendwas hilft, wenn ich in Fürth sonntags um 11 Gott um Frieden bitte? Wo es doch im echten Leben nun mal dieses politische Ringen um jeden Millimeter Kriegsvermeidung braucht?

Natürlich glauben Sie das, Frau Schardien.

Meme Christianity
Quelle: Netzfund

Sie werden sich ja kaum vor eine Fernsehkamera stellen und einräumen, dass Sie eine Weltanschauung vertreten, von der Sie eigentlich wissen, dass sie nicht mit der irdischen Wirklichkeit übereinstimmt, sondern auf subjektiven Wunschvorstellungen und einer passend zurechtgebogenen und entkernten vorzeitlichen Mythologie beruht.

Und dass deshalb Ihre Friedensgebete genauso unerhört bleiben wie alle anderen Gebete an Götter auch.

Wobei sich die zeitgenössische Theologie ja inzwischen in weiten Teilen schon so weit von jeglichen Glaubensgrundlagen befreit hat, dass es Ihnen vermutlich problemlos gelingen dürfte, die biblisch-christliche Glaubenslehre zu irgendeinem beliebigen, vielleicht noch irgendwie deistischen, aber zugegebenermaßen fiktionalen Wohlfühlmärchen umzudefinieren. Was Sie ja im Prinzip sowieso schon mehr oder weniger tun.

Eigentlich unmöglich?

Doch, glaub ich wirklich. Weil uns das daran erinnert, dass es diesen großen Frieden braucht. Dass nur so Visionen entstehen: Putin und Biden und Selenskyj an einem Tisch, lachend, spielend, essend. Eigentlich unmöglich?

„Dieser große Frieden“ entsteht Ihrer Meinung nach, indem Sie am Sonntag um 11 Gott um Frieden bitten?

Hat Ihr Gott denn schon jemals nachweislich Frieden oder sonst irgendetwas auf Erden verursacht? Also außerhalb menschlicher Einbildung und Wunschvorstellung? Nein! Denn sonst bräuchten Sie ja nicht mehr an ihn zu glauben.

Mit „eigentlich unmöglich“ knüpfen Sie ja vermutlich an die oben erwähnte Metapher vom Wolf und Lamm an, die in der biblischen Mythologie friedlich beieinander liegen.

Ist Ihnen wirklich nicht bewusst, dass diese Vorstellung nicht nur illusorisch, sondern auch nicht übertragbar auf menschliches Verhalten ist?

Glaubens-Globuli

Dass alles schwelende Misstrauen und die Angst voreinander sich auflösen in der Erfahrung: Im Frieden geht es uns allen gut. Besser als in jedem Krieg. Und die Bitte um Frieden hilft, weil sie unsere Sehnsucht ausspricht.

Quelle: Netzfund
Quelle: Netzfund

Da Sie mit Ihrer Bitte um Frieden ein von Menschen erdachtes, also ein fiktives Phantasiewesen adressieren, hilft diese Bitte um Frieden bestenfalls in Form eines Placebos für den, der sie ausspricht.

Weil der sich dann einbilden kann, ja ebenfalls dazu beigetragen zu haben, dass die Welt friedlicher wird.

Die Bitte an Gott um Frieden „hilft“ genauso, wie Globuli „helfen“: Bestenfalls als Placebo.

Wenn wir eine vorläufige Bilanz ziehen, dann ist die Welt durch Religion und religiösen Glauben keineswegs friedlicher geworden. Im Gegenteil.

…am Ende?

Jede und jeder von uns, an jedem Küchentisch der Welt, in allen Büros und auf jedem Spielplatz: jeder möchte in Frieden leben, egal was Machthaber einflüstern. Darum wird die Hoffnung auf Gottes Frieden auch am Ende so mächtig sein.

Was meinen Sie konkret mit „am Ende“, Frau Schardien? Und woran wollen Sie festmachen, dass der Friede auf Erden in Wirklichkeit der Friede Ihres Gottes ist?

Und nicht etwa ein Verdienst der Menschheit?

Wieso lässt sich Ihr Gott erst um Frieden bitten, statt von sich aus für Frieden zu sorgen, wenn es ihm tatsächlich ein Anliegen sein sollte, dass die Menschen in Frieden miteinander leben?

Stichwort Allmacht und Allgüte und so?

Frieden:

In den Religionen die Befriedung, die man erreicht, sobald man alle anderen dazu gezwungen hat, dasselbe zu glauben.

– Volker Dittmar

Gemeint waren die Israeliten, nicht Fürther Protestant*innen

Und darum sollten wir davon erzählen und darum bitten. Immer wieder. Ob sonntags um 11 oder jetzt gleich. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Nacht. Gott erhebe das Angesicht auf uns und gebe uns Frieden.

Dieser biblische Segen gilt ausdrücklich den Israeliten (Hervorhebungen von mir):

  1. Und der HERR redete mit Mose und sprach:
  2. Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet:
  3. Der HERR segne dich und behüte dich;
  4. der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
  5. der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
  6. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.
    (4. Mose 6, 22-27 LUT)

Wenn wir uns überlegen, wie es um den Frieden der Israeliten bestellt ist, dann sollten starke Zweifel daran angebracht sein, dass dieser Gott irgendein Interesse an deren, und schon gar nicht an einem globalen Frieden hat.

Fazit

Einmal mehr zeigt dieses „Wort zum Sonntag“, dass religiöse Fiktionen inhaltlich nichts Brauchbares beizutragen haben, wenn es darum geht, die Welt friedlicher zu machen.

Die Vorstellung, es sei dem Weltfrieden förderlich, wenn nur genug Menschen den „richtigen“ Gott um Frieden bitten, halte ich für eine naive, realitätsbefreite und reichlich arrogante Einbildung.

Den einzigen tatsächlich denkbaren Nutzen sehe ich darin, dass sich Gläubige mit einer solchen Vereinfachung und Abgabe von Verantwortung an ihre „höhere Instanz“ vorgaukeln, auch etwas zum Weltfrieden beigetragen zu haben.

Wer in der Lage ist, sich daran erfreuen zu können und wer es vermutlich auch als angenehm empfindet, sich nicht mit den komplexen Ursachen für Krieg und Frieden auseinandersetzen zu müssen, der verschafft sich so eine geistige Selbstbefriedigung, ohne tatsächlich irgendetwas Wirksames unternommen zu haben.

Quelle: Netzfund
Quelle: Netzfund

Leider läuft es in der irdischen Wirklichkeit nicht so wie in den naiven und primitiven Wolf-Lamm-Wunschvorstellungen eines halbnomadischen Wüstenvolkes in der ausgehenden Bronzezeit.

Wem eine friedlichere Welt tatsächlich ein Anliegen ist, der kommt nicht umhin, sich näher mit den irdischen, menschlichen, politischen und auch wirtschaftlichen Zusammenhängen zu befassen.

Und wenn Ihnen das zu anstrengend sein sollte, Frau Schardien, dann nehmen Sie doch bitte wenigstens Abstand davon, die Wirksamkeit von Diplomatie in Frage- und Ihre absurden Glaubensphantasien als unverzichtbare Friedensquelle über rationales, vernunftgeleitetes Denken und Handeln zu stellen.

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4 Gedanken zu „Und gebe dir Frieden – das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. 1. Falls es zum Krieg in der Ukraine kommen sollte: Auf jeder Seite werden christliche Priester „ihre“ Soldaten in dem Glauben bestärken, der christliche Gott sei auf ihrer Seite. Und für den Kampf motivieren …

    2. Wieso hat Jahwe für und mit „seinem“ Volk laut AT bei der so genannten „Landnahme“ keine Friedens-, sondern eine schonungslose Ausrottungsstrategie verfolgt? Konnte oder wollte er nicht anders?

    3. Nein, Frau Schardien, nicht jeder von uns möchte Frieden haben. Die Welt ist z.B. voller religiöser Spinner und Fanatiker, die sich Frieden mit Andersdenkenden nicht einmal vorstellen können … geschweige denn wollen. Von diversen Waffenhändlern und anderen Kriegsprofiteuren ganz zu schweigen. Und dann ist da natürlich noch Satan mit seiner Truppe.

    4. Welche und wie viele konkreten Friedensschlüsse durch Intervention der christlichen Dreierkombo sind Ihnen bekannt, sehr geehrte Frau Schardien? Und wie viele bestens dokumentierte Religionskriege und – massaker und -verfolgungen stehen dem entgegen?

    5. Gibt es eigentlich irgendeinen halbwegs vernunftbegabten Menschen mit Programmverantwortung bei der ARD, der sich die Texte des WzS vor der Ausstrahlung anschaut?

    Antworten
  2. Sehr verblendete Frau Pfaffin,
    Ist ihnen eigentlich klar, dass sie nur mit ihrem persönlich erwählten „Wunschgott“ reden, während Millionen anderer Gläubiger genau die gegenteilige Nachricht empfangen könnten, vom selben Gott der gerade ihnen das absolute Gegenteil erzählt hat, eben weil er es genau so meinte?!

    Ein Hoch der ersten allgemeinen Verunsicherung!

    Antworten
  3. Frau Schardien, wie kann man, ohne völlig den Bezug zur Realität aufgegeben zu haben, einen Kriegsgott, einen brutalen Schlächter um Frieden anbeten.
    Achso, ja klar, sie glauben ja auch an eine unbefleckte Empfängnis. Alles klar.

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  4. Ja, sehr schön geschrieben. Der Gott der Bibel verhält sich an unzähligen Stellen der Bibel sehr mies / verantwortungslos / gewissenlos. Wie die IS-Terroristen veranstaltet er eine Schein-Hinrichtung von Untergebenen: Abraham soll seinen Sohn opfern (nur um zu testen, dass A. gehorsam auch bei schlimmen Befehlen ist). Dieser Gott ist nicht nur sadistisch, sondern auch nicht allwissend. Denn dann wäre ein solcher Test ja nicht nötig!
    Die Christen wissen einfach nicht, was sie zu glauben meinen….
    Aber viele Menschen sind eben so. Auch in 1000 Jahren wird es, falls es da noch Menschen gibt, weiterhin diverse Religionen geben.

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