Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Oh, wie schön ist Panama!

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Oh, wie schön ist Panama!, veröffentlicht am 12.10.22 von osthessennews.de

Darum geht es

Obwohl das Kinderbuch "Oh, wie schön ist Panama!" ganz bestimmt ohne religiöses Gedöns auskommt, verbiegt Pfarrer Buß die Geschichte für seine religiösen Zwecke.

Weil das Kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama!“ von Janosch verständlicherweise keinerlei religiöses Gedönse enthält, dichtet Pfarrer Buß einfach etwas dazu und deutet die Geschichte für seine Zwecke um.

[…] Panama, beschließt der kleine Bär daraufhin, das Land, das nach Bananen riecht, muss wohl ein echtes Paradies sein.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impulse von Stefan Buß: Oh, wie schön ist Panama!, veröffentlicht am 12.10.22 von osthessennews.de)

Nein, Herr Buß. Im Buch ist nirgends die Rede davon, dass der Bär beschließt, dass Panama wohl ein echtes Paradies sein muss. Das Paradies haben Sie in die Nacherzählung der Geschichte hineingeschmuggelt.

Im Buch bezeichnet erst der kleine Bär und zum Schluss auch der Tiger Panama als „das Land meiner Träume.“ Aber ganz sicher nicht als Paradies.

Neben diesem ausnahmsweise mal außerbiblischen Beispiel für unredlichen Umgang mit Texten fällt noch die eigentümliche Interpretation des Stadtpfarrers auf. Sie lautet:

[…] Nicht ein Wechsel der äußeren Umstände hat sie glücklich gemacht, sondern ein Wechsel der inneren Perspektive. Das Alte mit neuen Augen sehen. Das Leben mit dankbaren Augen zu sehen und das wertschätzen, was ich erleben darf, das ist ein Schlüssel zum Glück. Und dann kann ich sagen: Oh, wie schön ist Panama!

Vorab: Wenn in einer religiösen Verkündigung von „dankbaren Augen“ die Rede ist, dann ist klar, wem diese Dankbarkeit gelten soll. Und ausgerechnet diese Form der Dankbarkeit ist in einem Buch ausgerechnet von Janosch ganz sicher nicht enthalten.

Der Epilog des Buches lautet wie folgt:

  • Du meinst, dann hätten sie doch gleich zu Hause bleiben können? Du meinst, dann hätten sie sich den weiten Weg gespart? O nein, denn sie hätten den Fuchs nicht getroffen und die Krähe nicht. Und sie hätten den Hasen und den Igel nicht getroffen und sie hätten nie erfahren, wie gemütlich so ein schönes, weiches Sofa aus Plüsch ist.
    (Quelle: Janosch: Oh, wie schön ist Panama!)

Die Freundschaft der beiden Hauptfiguren zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte.

Anders als Herr Buß komme ich zu der Einschätzung, dass es ja gerade der (vorübergehende) Wechsel der äußeren Umstände war, der schließlich auch einen Wechsel der inneren Perspektive zur Folge hatte:

  • Was sie sahen, war aber gar nichts anderes als das Land und der Fluss, wo sie immer gewohnt hatten. Hinten, zwischen den Bäumen, ist ja das kleine Haus. Nur hatten sie das Land noch nie von oben gesehen. (Quelle: ebenda)

Der kleine Bär und der Tiger sammeln während ihrer Reise außerhalb ihrer gewohnten Komfortzone viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Das Zusammentreffen mit verschiedenen anderen Tieren erweitert ihren Horizont genauso wie etliche Herausforderungen, die sie gemeinsam meistern.

Natürlich lässt ein Kinderbuch verschiedene Interpretationen zu.

Nun geht es aber bei den Impulsen von Pfarrer Buß nicht um Freundschaft, Ethik oder Bewusstseinserweiterung durch Reisen, Begegnungen und Abenteuer. Sondern in erster Linie um Religion, genauer: Um die Bewerbung des christlichen Glaubens.

Und schwupps hat man plötzlich ein Paradies in der Geschichte eines Autors, der „Katholisch geboren zu sein“ als den „größten Unfall meines Lebens“ bezeichnet.

Das Fazit, das Pfarrer Buß seinem religiösen Verkündigungsauftrag entsprechend zieht, lässt sich problemlos auch auf religiösen Glauben übertragen. Sinngemäß:

Mache die religiöse Perspektive zu deiner inneren Perspektive, interpretiere deine Wahrnehmungen künftig als Zeichen göttlichen Handelns – und gewöhne dir an, deinem Gott dafür dankbar zu sein!

So deutlich bringt es Herr Buß freilich nicht zum Ausdruck. Die Transferleistung überlässt er seinem Publikum.

Wenn dies die eigentliche Aussage sein soll (wovon ich nach der Analyse von mehr als 80 Buß-Impulsen überzeugt bin), dann ist das das Gegenteil dessen, was Janosch mit „Nur hatten sie das Land noch nie von oben gesehen“ zum Ausdruck bringt, sinngemäß: Ein Blick von außen/oben kann es dir ermöglichen, deine eigenen Ansichten und Gewissheiten neu zu bewerten.

Dass Pfarrer Buß diesen Aspekt komplett weglässt, kann wenig erstaunen: Beim so genannten „Outsider-Test“ werden

  • […] Gläubige […] ermutigt, ihre Überzeugungen zu prüfen, indem sie versuchen, sie aus der Perspektive eines Außenstehenden zu sehen. Nach diesem Kriterium müssten Gläubige Bücher wie die Bibel mit der gleichen kritischen Skepsis betrachten, die sie auch bei konkurrierenden heiligen Büchern wie dem Koran oder dem Buch der Mormonen an den Tag legen würden.
    (Quelle: https://religions.wiki/index.php/Outsider_test, übersetzt mit deepl.com)

…und sein Publikum zum kritischen Hinterfragen, Infragestellen von (Glaubens-)gewissheiten und ergebnisoffenen Selberdenken anzuregen, das ist ganz sicher nicht die Intention von Pfarrer Buß.

Und wenn doch, dann muss da schon immer rauskommen, dass Christen die besseren Menschen sind und dass das Christsein der einzige Weg zu einem glücklichen und moralisch richtigen Leben ist.

Janosch

hat aus seiner antireligiösen Haltung noch nie einen Hehl gemacht. Diese Haltung spiegelt sich auch in seinen Büchern wider.

Nicht ohne Grund hat Janosch seine sämtlichen Werkrechte der Giordano Bruno-Stiftung übertragen.

Zitat

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4 Gedanken zu „Gedanken zu: Impulse von Stefan Buß: Oh, wie schön ist Panama!“

  1. Der Umgang mit der Bibel durch Herrn Buß fällt immer wieder als ausgesprochen fragwürdig auf: Sogar für christliche Maßstäbe sehr abenteuerlich und jeder Form von Seriosität zutiefst abgeneigt. Jetzt zeigt sich: Er versteht nicht einmal den Text eines Kinderbuches!

    Antworten
    • …das war tatsächlich auch meine erste Überlegung: Hat ers vielleicht einfach nur nicht verstanden? …falls ja, dann besteht ja jetzt die Chance, dass er doch noch dahinter kommt, was eigentlich gemeint war.

      Nachdem es Herrn Buß offenbar egal ist, dass der Autor dieses Buches Religion im Allgemeinen und die Katholische Kirche im Besonderen ablehnt, gibts demnächst ja vielleicht einen Impuls zum Ferkelbuch, katholisch uminterpretiert vom Fuldaer Stadtpfarrer…!? 😉

      Antworten
  2. Ach Herr Niedermeier, lassen sie doch den armen Herrn Buss seine Märchenwelt frei interpretieren und nehmen ihm nicht auch noch seine Kinderbücher weg, sonst weint er wieder bitterlich über uns böse Atheisten.
    Als ich 2 Jahre alt war, hab ich ne Lötlampe für den Pumuckl gehalten (echt jetzt).
    Wird bei ihm bestimmt auch besser, wenn er mal geistig erwachsen wird, der arme Kleine…:-)

    Antworten
  3. 🤔 Herr Buß, wie kommt man als katholischer Geistlicher auf das Thema Panama?
    🤔🤔🤔🤔🤔🤔🤔 Mal überlegen!

    Ahhh jetzt geht mir ein Licht auf, Panama – Steueroase – katholische Kirche! Jetzt wird ein Schuh draus.
    Aber das ist doch kein Märchen. 🤑

    Antworten

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