Gedanken zu: Impuls von Stefan Buß: Gott steigt zu den Menschen herab

Lesezeit: ~ 4 Min.

Gedanken zu: Impuls von Stefan Buß: Gott steigt zu den Menschen herab, veröffentlicht am 26.11.22 von osthessennews.de

Darum geht es

Pfarrer Buß segnet diesmal eine Deko-Leiter und richtet sich mit fragwürdigen Bitten an seinen Gott.

Statt eines Adventskranzes gibts in Fulda diesmal eine Adventsleiter:

Auf den Leiterstufen stehen vier Gläser mit Kerzen. An jedem Adventssonntag werden wir eine Kerze anzünden und das Licht wird von oben nach unten hinabsteigen. Am Ende der Leiter steht eine leere Krippe. Ah, das ist der Gedanke. Gott steigt vom Himmel zu Erde herab. Er steigt aus der Höhe auf die Erde und wird Mensch. Sonntag für Sonntag werden wir eine Kerze auf der Leiter anzünden bis schließlich an Weihnachten Gott auf der Erde ankommt und in der Krippe das Kind liegt.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Impuls von Stefan Buß: Gott steigt zu den Menschen herab, veröffentlicht am 26.11.22 von osthessennews.de)

Diese Symbolik versteht sicher auch das naivste der Schäfchen: Gott oben, wir unten. Aha. Ja. Alles klar.

Die Frage, warum ein angeblich sowieso schon allgegenwärtiger Gott erst irgendwohin hinabsteigen müsste, stellen sie sich vermutlich eher nicht.

Gesegnet sei die Leiter!

Um wirklich auf Nummer sicher zu gehen, überlässt Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda nichts dem Zufall. Und holt die wohl stärkste Waffe hervor, die die Theologie einem katholischen Pfarrer zur Verfügung stellt: Den Segen.

Ich möchte ein Gebet sprechen zur Segnung der Leiter:

Die Vorstellung, wie ein erwachsener, geistig gesunder Mensch mit abgeschlossener Schulausbildung vor einer Leiter steht, um sie zu segnen erscheint mir so grotesk und absurd, dass es mir schwer fällt, hier die Contenance zu bewahren und nicht in schallendes Gelächter (ugs.: „Lachflash“) auszubrechen.

Es ist nicht nur das völlig absurde Gesamtkonzept einer Segnung an sich. Von dem niemand sagen kann (oder sagen möchte), wie man sich denn den (nicht mal tatsächlichen, sondern nur den geglaubten) Ablauf, also quasi die Theorie einer Segnung konkret vorstellt.

Also irgendwie sowas in der Art: Der Pfarrer macht dies, daraufhin macht Gott jenes und dann geschieht Folgendes und wenn nichts geschieht hats hieran gelegen.

Ein Kind! Ein Kind! Wir danken dem Herrn, der über uns wohnt!

Außerordentlich belustigend finde ich auch die Bitten, mit denen Pfarrer Buß seinem Herrgott hier die Zeit stiehlt (wo er doch als zeitloses Wesen erst schon keine Zeit hat):

Lebendig machender Gott, segne die Leiter und lass die Tage des Advents für uns eine Zeit der Lebendigkeit werden. Lebendigkeit, die hilft, dass sich Leben entfalten kann. Lass uns erfahren, dass du immer wieder neu auf unsere Erde herabsteigen willst.

Lebendigkeit, die hilft, dass sich Leben entfalten kann? – Was zur Hölle könnte Herr Buß damit wohl meinen? Wo waren Sie, als im Biologieunterricht das Thema „Fortpflanzung“ dran war, Herr Buß?

Wenn ein allmächtiger Gott irgendetwas will, zum Beispiel immer wieder neu auf unsere Erde herabsteigen, dann frage ich mich, warum er es nicht einfach mal tut? Wer oder was würde ihn davon abhalten können?

Oder ist dieser Gott vielleicht nur ein Wichtigtuer? Einer, der immer nur so tut als ob? Um sich interessant zu machen? Oder, noch zutreffender: Das Phantasieprodukt von Wichtigtuern?

Was Götter beabsichtigen, möchten oder angeblich tun erfahren wir ja niemals von den Göttern selbst. Sondern immer nur von Menschen, die so tun, als wüssten sie das.

Unabhängig davon: Welchen Sinn ergibt es, Gott darum zu bitten, dass wir erfahren mögen, was Gott immer wieder neu gerne tun würde?

Bitte bleib auf deiner Leiter!

Abgesehen davon wäre Herr Buß gut beraten, wenn er seinen Gott inständig darum anflehen möge, NIEMALS jemals tatsächlich nachweis- und überprüfbar im irdischen Geschehen in Erscheinung zu treten.

Denn gerade die Nichtexistenz von Göttern ist ja die existenzielle Voraussetzung für Götterglaube.

Das gilt auch für den Christengott (nur echt mit den drei Falten): Gäbe es den wirklich, bräuchte ja niemand mehr an ihn zu glauben.

Das Gebet sollte deshalb richtiger und sinnvoller etwa so lauten:

Ausgedachter und eingebildeter Gott, imaginärer Himmelszauberer,
bitte bleibe auf ewig oben auf deiner Leiter oder wo sonst auch immer du dich aufhältst.
Wir können mit dir nur Geld verdienen, solange du nicht existierst. Vergelt’s Gott, Amen, Halleluja!

Tannenzweige für ein sinnvolles und geglücktes Leben

Du Gott der Zukunft, segne auch die grünen Zweige, mit denen die Leiter geschmückt ist, damit sie uns zu einem Zeichen der Hoffnung werden. Hoffnung auf ein sinnvolles und geglücktes Leben. Hoffnung auf die Vollendung unseres Lebens die durch Jesus schon begonnen hat.

Weil Sie sich davon ein sinnvolles und geglücktes Leben erhoffen, wünschen Sie sich von Ihrem Gott, dass er Ihre Tannenzweige verzaubert, Herr Buß?

Ob ein Leben als geglückt angesehen werden kann, ist freilich eine sehr subjektive Frage.

Sich mit Bitten an ein Wesen zu richten, das man sowieso schon für allmächtig und allgütig hält, mag vielleicht glücklich machen. Sinnvoll kann man das aber dann beim besten Willen nicht bezeichnen. Spätestens, wenn man mal eine Minute darüber nachgedacht hat, was „Allmacht“ bedeutet.

Gottlose: Glückselig – und auch noch reich, sagt die Bibel!

Herr Buß, da Sie ja sowieso nur noch einen Gott vom Atheismus entfernt sind, könnte auch diese Bibelstelle interessant für Sie sein:

Siehe, das sind die Gottlosen; die sind glückselig in der Welt und werden reich.

Hätten Sie’s gewusst? 🙂

Was genau meinen Sie mit „Vollendung unseres Lebens“, Herr Buß? Wie sieht diese „Vollendung“ bei Menschen aus, die nie von Ihrem Gott gehört haben? Und wie bei denen, die an keine oder andere Götter glauben?

Orientierung und Sicherheit?

Du lichtvoller Gott, segne die vier Kerzen auf den Sprossen der Leiter, damit sie uns zum Zeichen deines Lichtes werden. Licht, das uns Orientierung und Sicherheit schenkt. Licht, das uns an Jesus erinnert, dem Licht unserer Welt. Du bist unser Leben, wachse in uns, wenn wir jetzt das Licht des Adventskranzes entzünden und betrachten.

Herr Buß, solange Sie noch Leitern, Tannenzweige und Kerzen segnen, habe ich starke Zweifel in Sachen Orientierung – und Orientiertheit.

Das einzige, was tatsächlich in Ihnen wächst, ist die Einbildung, mit Zaubersprüchen den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie dazu zu bringen, seinen ewigen göttlichen Heilsplan in Ihrem Interesse zu ändern.

Wie stellen Sie sich das denn vor? Wenn der allmächtige und allgütige Gott schon jegliches Leid empfindungsfähiger Lebewesen tatenlos geschehen lässt (gerade so, als wäre er nicht allmächtig, als wärs ihm egal oder als hätte er seinen Spaß daran, wenn Kinder verhungern oder Kranke unvorstellbare Schmerzen erleiden), dann kann er ja wenigstens mal kurz meine kleine Leiter hier in Fulda segnen?

Fragwürdige Bitten

Wenn Sie schon tatsächlich davon überzeugt sind, dass Ihre Segnungswünsche mehr seien als nur gegenstandsloses Gefasel, wieso nutzen Sie Ihre Fähigkeiten dann nicht für sinnvollere Anliegen als das, dass sich sowieso schon Gläubige immer tiefer in den Glaubenssumpf hineinreiten mögen? Denn darauf laufen alle Ihre Bitten hinaus.

Leiter

Herr Buß, meine Kritik bezieht sich ausdrücklich nicht auf Ihre persönlichen Vorstellungen und Überzeugungen.

Sondern darauf, dass Sie Ihr Publikum gezielt mit falschen Versprechungen in die Irre führen und es vom vernünftigen Denken abhalten. Statt es dazu anzuregen, selbstverantwortlich und vernünftig zu denken und zu handeln.

Tipp: Verwenden Sie doch mal die Leiter, um auch an die Bücher heranzukommen, die in den oberen Regalen stehen!

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8 Gedanken zu „Gedanken zu: Impuls von Stefan Buß: Gott steigt zu den Menschen herab“

  1. Was macht Herr Buß, wenn er an Weihnachten feststellen wird, dass niemand die gesegnete Leiter heruntergekraxelt ist und die Krippe so leer wie am Anfang dasteht?

    Aber – ist ja bald Weihnachten – als Zeichen der humanistischen Solidarität mit allen Leuten, die glauben, dass irgendwelche Götter auf irgendwelchen Leitern herumklettern, um sich dann in irgendeine leere Krippe zu legen: Ich segne euch hiermit alle! Macht einfach weiter so – die Welt braucht euch! Echt – ganz dringend!

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  2. Ich hab jetzt grade vom heiligen Weingeist beseelt, meinen Wischmopp in die Badewanne gestellt.
    Dann hab ich versucht, unter Wasser dessen Stiel anzuzünden, um damit den Aufstieg Poseidons zu symbolisieren…
    Und Leute, ihr werdetst nicht glauben, das Teil wollte einfach nicht brennen…
    Das ist DAS ZEICHEN, Poseidon ist tot, einfach trockengelegt…
    Nun bleibt mir nix anderes übrig, als mich Yahweh zu unterwerfen…
    Möge die Sintflut mit ihm sein und es auf ewig Magnesiumstreichhölzer auf alle Ungläubigen regnen!!!

    HOSIANNAH!

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  3. Wenn alle Menschen, die man fragt, wo ihr Gottdings wohnt, als Antwort nach oben zeigen, ergibt sich daraus, dass das Gottdings eine Hohlkugel um die Erde bildet.

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  4. Herr Buß, wie lang ist eigentlich ihre Leitung, äh sorry Versprecher. Ich meine die göttliche Leiter mit 4 Kerzen? Die Voyager 2 Sonde ist mittlerweile 20 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und hat den Gott noch nicht gesehen.
    Hoffentlich tritt er nicht auf die Kerzen beim absteigen.
    😱 Oh Gott, wenn er hier unten ankommt wird ja die dreiviertelte Menschheit, Ungläubige und Andersgläubige, abgeschlachtet!

    Schnell Herr Buß, ziehen Sie die Leiter weg!

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  5. Mit dem Bibel-Jesus ist der christlichen Religion ja ein „genialer“ Marketing-Clou gelungen, der m. E. in sonst keiner Religion eine Parallele hat, nämlich einen zumindest kurzzeitig inkarnierten, sonst aber unsichtbaren Gott zu erfinden, sozusagen einen Gott zum Anfassen.
    Die damaligen Menschen waren ja regelrecht besessen von der Erwartung eines Messias.
    Und als der dann von einem Herrn Paulus ausgeguckt war und jedem das ewige Leben versprach, da waren die leichtgläubigen Zeitgenossen hingerissen. Hat zwar noch 300 Jahre gedauert, bis man die römischen Kaiser überzeugt hatte, aber dann war die Sache endgültig geritzt.
    Nur leider ist der Messias dann entschwunden und hat das Jüngste Gericht auf unbestimmte Zeit verschoben.
    Aber der Köder war gelegt und alle Welt rannte hinter dem Versprechen her wie das Pferd hinter dem vor der Nase hängenden Maiskolben.
    Da nun aber schon 2000 Jahre vergangen sind und inzwischen die Aufklärung stattgefunden hat, Jesus aber nur vereinzelt in psychiatrischen Kliniken aufgetreten ist, hat seine Anziehungskraft doch erheblich gelitten.
    Daher wirken die Anstrengungen der Berufsreligiösen um ihren Einfluss auf das gemeine Volk immer irritierender, wenn nicht gar lächerlicher.
    Das Wort zum Sonntag ist dafür ein trauriges Beispiel.

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