Kommentar zu: Glaube darf kein Aberglaube werden

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Glaube darf kein Aberglaube werden – Gedanken zu einem  Gast-Kommentar von Josef Bordat auf kirche-und-leben.de 

Darum geht es

Der freie, u. a. in katholischen Medien aktive Publizist Josef Bordat versucht mit wenig überzeugenden Argumenten, den christlichen Glauben von Aberglaube abzugrenzen.

Es gibt die religionskritische Auffassung, es sei der größte Aberglaube, an eine Differenz zwischen Glauben und Aberglauben zu glauben. Der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804-1872) hat so etwas mal behauptet, gegen die Denkfigur eines vernünftigen Glaubens. Doch Christen machen zu Recht einen Unterschied zwischen Glauben und Aberglauben.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Glaube darf kein Aberglaube werden – Gast-Kommentar von Josef Bordat auf kirche-und-leben.de )

Schon allein die Existenz des Begriffes „Aberglaube“ macht deutlich, wie wichtig Gläubigen die Differenzierung zwischen den eigenen und anderen Glaubensgewissheiten sein muss. Aber worin besteht der Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube tatsächlich?

Glaube im religiösen Sinn

Lono
Netzfund

Dazu ist zunächst eine Klärung des Begriffes Glaube sinnvoll. Glaube im religiösen Sinn bedeutet, Behauptungen auch ohne stichhaltige Beweise und auch dann für wahr zu halten, wenn sie bis zum Beweis des Gegenteils nicht wahr sind. Wahr bedeutet, dass etwas mit der irdischen Wirklichkeit überprüf- und belegbar übereinstimmt. Unabhängig von der Gewissheit, den Wünschen oder eines Glaubens des Betrachtenden.

Um herauszufinden, was wahr ist und was nicht, haben sich verschiedene Werkzeuge bestens bewährt. Zum Beispiel Logik, Empirie und Evidenz.

Wenn man damit eine Behauptung untersucht, kann man ermitteln, wie plausibel diese Behauptung ist. Dabei reicht das Spektrum von „völlig abwegig“ über „vielleicht möglich“ bis hin zu „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so mit der Wirklichkeit übereinstimmend, dass bis auf Weiteres davon ausgegangen werden kann.“

Rationale Reflektion vs. Theologie

Dass eine solche Rationalität geeignet und erforderlich ist, um Behauptungen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, wissen laut Bordat auch Christen, über die er schreibt:

Sie verweisen darauf, dass religiöser Ritus und das daraus resultierende Regelwerk stets rational zu reflektieren sind (sie nennen es „Theologie“).

Wissenschaften, die auch Glaubenslehren rational reflektieren, sind zum Beispiel Religions- oder Geschichtswissenschaften, aber auch Soziologie, Psychologie, Hirn- und Verhaltensforschung.

Im Unterschied dazu bewegt sich die Theologie innerhalb der von der jeweiligen Religion vorgegebenen, für gewöhnlich um magisch-esoterische Behauptungen erweiterten Phantasie-Wirklichkeit.

Quelle: Netzfund

Mit anderen Worten: Statt, wie in der Wissenschaft erforderlich, erstmal die jeweiligen Prämissen einer rationalen, kritischen Prüfung zu unterziehen, überspringt die Theologie diesen grundlegend wichtigen, ersten Schritt für gewöhnlich.

Und wo sie es nicht tut, muss sie es irgendwie schaffen, nach jeder noch so kritischen Prüfung doch wieder zu dem Schluss zu kommen: Dass es diesen unergründlichen Gott, dessen Eigenschaften und Absichten aber trotz seiner angeblichen Unergründlichkeit bei Bedarf dann doch immer wieder erstaunlich detailliert bekannt zu sein scheinen doch geben muss.

Denn ohne die Annahme seines Gottes braucht der Theologe morgens erst gar nicht aufzustehen, wenn er auch weiterhin sein Geld als Theologe in kirchlichem Auftrag verdienen möchte. Und der Bedarf an Theologen außerhalb kirchlicher Sphären ist mehr als überschaubar.

Gott als Spaß-Annahme

Harald Lesch, Wissenschaftler mit religiösen Anwandlungen, umschiffte diese, ihm sicher bewusste wissenschaftliche Unredlichkeit, indem er einer theologischen Plauderei mal vorausschickte:

  • „Nehmen wir doch mal an, nehmen wir doch mal an, nur mal für Spaß, nur mal für Spaß, es gäbe Gott…“ (Quelle: Harald Lesch, Zit. n. Ketzerpodcast 82.3)

Nach so einer Einleitung kann man dann natürlich alles Beliebige behaupten. Oder auch das genaue Gegenteil. Weil man die Wirklichkeit ja gerade „nur mal für Spaß“ um die fiktive Größe „Gott“ erweitert hat.

Selbst wenn alles, was darauf folgt, strengsten wissenschaftlichen Kriterien entsprechen sollte, in sich (binnen-)logisch und sauber argumentiert ist und somit durchaus als „rational reflektiert“ bezeichnet werden kann, so ändert das nichts daran, dass dem Ganzen eben nur eine „Spaß-Annahme“ zugrunde liegt. Wobei natürlich die Annahme der Existenz des Bibelgottes alles andere als Spaß ist.

Wissenschaftlich betrachtet ist ein Gott bestenfalls eine ziemlich schlechte Hypothese.

In seiner Wirkung offen…?

Sie wissen, dass ihr Gottesdienst in seiner Wirkung offen bleibt: Sakramentale Zeichenhandlungen sind etwas anderes als kultische Voodoo-Praktiken, ein Segen ist kein Zauberspruch, Herr Pastor nicht Harry Potter.

Quelle: Pinterest
Quelle: Pinterest

Leider erklärt Herr Bordat nicht, was er mit „…dass ihr Gottesdienst in seiner Wirkung offen bleibt“ konkret meint. Soll das heißen, dass Christen nicht wissen, welche Wirkung ihr Gottesdienst hat? Ein Unterfangen mit offenem Ausgang, sozusagen? Ohne eine nähere Erklärung erscheint mir diese Aussage wie theologisch-typisches Geschwurbel.

Die ad hoc-Behauptungen über die Unterschiede zwischen christlichen und Praktiken anderer Religionen liefern jedenfalls keine Erklärung.

Einem Voodoo-Zauber, einem christlichen Segen und einem Zauberspruch liegt die selbe Annahme zugrunde: Dass jemand in der Lage sein könne, das irdische Geschehen durch Magie und Esoterik beeinflussen zu können.

Hierbei handelt es sich eben nicht um eine Abgrenzung von Glaube und Aberglaube, sondern um eine Gemeinsamkeit, die die Methode des Glaubens und des Aberglaubens unabhängig von den jeweiligen Glaubensinhalten verbindet.

Unterscheidet der Inhalt Glaube von Aberglaube?

Und sie legen Wert darauf, dass der Glaube an Jesus Christus keine irrationale Verkürzung oder Zuspitzung weltlicher Probleme nach sich zieht, sondern zu deren Lösung motiviert. Am Reich Gottes zu bauen, ist das glatte Gegenteil von fatalistischer Endzeitstimmung.

Jetzt geht es nicht mehr um die (intellektuell unredliche) Methode des Glaubens an sich. Sondern um eine Bewertung des Inhaltes des Glaubens. Konkret würde dies bedeuten: Mein Glaube ist deshalb kein Aberglaube, weil er mich zu einem Verhalten motiviert, das ich für richtig halte.

Auch das trifft allerdings wieder genauso auch auf alle anderen Glaubensgewissheiten zu. Auch der Voodoo-Priester ist überzeugt davon, dass ihn seine vermeintlichen Voodoo-Skills dazu befähigen, genau das zu tun, was er für richtig hält. Schon seit sie sich Götter ausgedacht haben, verfolgen gottgläubige Menschen die Ziele, die angeblich auch ihre jeweiligen Götter verfolgten.

Ironischerweise beschreibt gerade die Bibel ihren Gottessohn als Anführer einer Endzeitsekte. Der biblischen Mythologie zufolge geht dem „Reich Gottes“ die Apokalypse voraus.

Dazu passend ließen die anonymen Bibelautoren ihren Protagonisten verkündigen, dass sich seine Anhänger keine Gedanken um ihr irdisches Dasein machen sollten (z.B. Mt 6,19-20, Mt 6,25-29). So viel zur fatalistischen Endzeitstimmung.

Wenn die Alarmglocken der Vernunft schrillen

Die Entwicklung hin zu Verschwörungstheorien und Unwissenschaftlichkeit auch innerhalb der Kirche bereitet mir insoweit große Sorge. Wenn Kardinäle von dunklen Mächten und unsichtbaren Kräften sprechen, die uns im Geheimen steuern, dann müssen die Alarmglocken der Vernunft schrillen.

Auch hier fällt wieder die gerade schon angetroffene „Betriebsblindheit“ auf: Wie schafft man es, „dunkle Mächte und unsichtbare Kräfte“ als Verschwörungstheorie und Unwissenschaftlichkeit zu entlarven, während man sich aber als Christ gleichzeitig selbst zum Beispiel „von guten Mächten wunderbar geborgen“ fühlt und getrost erwartet, was kommen mag, weil man ja an einen allmächtigen, allgütigen Gott glaubt? Gegen dessen Willen kein Sperling von der Stange fällt (Mt 10,29)?

Und bei dem allein schon wegen seiner angeblichen, sich gegenseitig ausschließenden Eigenschaften die Alarmglocken der Vernunft schon viel früher hätten schrillen müssen?

Viel Wirres und Irrationales

Das tun sie auch. Der Widerspruch gegen das auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Frühjahr veröffentlichte Papier des Ex-Nuntius Viganò, in dem viel Wirres und Irrationales stand, war deutlich vernehmbar. Dennoch ist damit das Thema nicht vom Tisch.

Während seiner Amtszeit warnte der frühere Bischof Algermissen im jedes Mal voll besetzten Hohen Dom zu Fulda vor bösen, dunklen Mächten, die es wohl mit dem Kreuz zu bekämpfen und zu vernichten gelte. Widerspruch? Fehlanzeige.

Zumindest ist mir niemals zu Ohren gekommen, dass irgendwer innerhalb der Kirche den Bischof wegen seiner wirren und irrationalen Äußerungen kritisiert hätte.

Seit sein Nachfolger Dr. Gerber als neuer Resident in Fulda auflegt, scheinen sich die dunklen Mächte offenbar zurückgezogen zu haben. Vielleicht hat Herr Algermissen sie auch mit zu sich nach Hause genommen, wer weiß.

Verzichtbare Beiträge

Religion muss sich immer wieder neu der eigenen Rationalität versichern, das Christentum immer kritisch bleiben, auch nach innen, gegen die spirituell verklärte Banalisierung komplexer Zusammenhänge, deren Ergründung nur in Kooperation aller gesellschaftlichen Kräfte gelingt – Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, Kirche leisten je eigene unverzichtbare und unersetzliche Beiträge.

Egal, wie rational Gläubige (oder Theologen) an ihre Glaubenslehre herangehen: Irgendwann kommt der Punkt, an dem das Denken enden und der Glaube beginnen muss. Und spätestens hier endet die religiöse Rationalität.

Denn rational betrachtet ist auch der Gott der Christen nichts weiter als eine menschliche Erfindung, ersonnen aus Unwissenheit, Angst und hoffnungsvoll erscheinender Illusion – und immer zu bestimmten Zwecken.

Für die Ergründung komplexer Zusammenhänge, die nicht die christliche Ontologie, sondern die irdische natürliche Wirklichkeit betreffen, ist die Kirche sehr wohl verzichtbar. Das Fehlen ihrer Beiträge hinterlässt keine Lücke, solange diese Beiträge auf einer magisch-esoterisch erweiterten (genauer: vernebelten) Weltanschauung beruhen. Und das tun sie, sobald Götter, Geister oder Gottessöhne im Spiel sind.

Das bedeutet nicht, dass nicht auch Gläubige wertvolle Beiträge zu gesellschaftlichen Themen leisten können. Allerdings sind diese Beiträge nur dann wertvoll, wenn Glaubensgewissheiten (und -geheimnisse) dabei außen vor bleiben.

Ringen um Relevanz

Hitchens
Netzfund

Natürlich können Christen bzw. Theologen auch weiterhin ihre Zeit damit verbringen, ihre archaischen Mythen und Legenden irgendwie wenigstens scheinbar komaptibel zur Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts zu machen. Sie können weiterhin versuchen, das im Grunde unmenschliche und grausame biblisch-christliche Belohnungs-Bestrafungskonzept irgendwie so umzudeuten, dass es halbwegs tolerierbar erscheint.

Stattdessen könnten sie aber auch darauf verzichten. Und von einem realitätskompatiblem Standpunkt aus dazu beitragen, dass die Welt friedlicher, gerechter und gesünder wird. Ihren Gott können sie ja trotzdem weiterhin verehren, auch wenn es freilich bei Licht betrachtet immer „nur für Spaß“ ist.

Der Verweis, dass auch die Kirche „eigene unverzichtbare und unersetzliche Beiträge“ liefern könne, klingt wie: „Bitte lasst uns auch noch ein bisschen mitspielen!“, ein Ringen um Relevanz.

Religiöser Glaube bedeutet, Dinge für wahr zu halten, deren Rationalität man sich eben nicht versichern muss, und schon gar nicht immer wieder neu. Denn würde man das wirklich und ehrlich tun, wäre Rationalität der Ausweg vom religiösen Holzweg. Die Abzweigung befindet sich dort, wo der Glaube endet und das Wissen (einschließlich das Eingestehen des Nicht-Wissens) beginnt.

Einspruch!

Wir müssen weiter widersprechen. In den Sozialen Medien, im Fitnessstudio, bei der Familienfeier.

Wem oder was widersprechen? Der Vernunft? Dem Aberglauben? Anhängern anderer Götter? Den dunklen Mächten? Oder Menschen, die darauf aufmerksam machen, dass das Christentum als Moralquelle ausscheidet? Weil es nicht mal die Grundvoraussetzungen erfüllt, um als solche überhaupt nur in Frage zu kommen?

Oder gilt der geforderte Widerspruch allgemein jenen Zeitgenossen, die nach gündlicher Prüfung der Argumente auch weiterhin die Auffassung vertreten, dass Gläubige den Begriff Aberglaube verwenden, um ihren eigenen Glauben von anderen Glaubenskonstrukten oder -inhalten abzugrenzen?

Mit Jesus lässt sich vieles einfacher deuten, aber es darf nicht zu einfach werden. Denn sonst strickt unser Glaube wieder mit an Feindbildern und fällt dabei am Ende tatsächlich auf Aberglauben zurück. Dessen Merkmal ist es, auf jede Frage eine passende Antwort zu haben.

Michael Sherlock
Netzfund

Es ist nicht der Glaube, der an Feindbildern strickt. Es sind Menschen, die sich die völlig beliebige Auslegbarkeit der biblisch-christlichen Glaubensinhalte (die natürlich auch hervorragend dazu geeignet sind) für Ihre Zwecke zunutze machen.

Verbunden mit der oben schon beschriebenen Funktionsweise des Glaubens im religiösen Sinn: „Ich behaupte etwas, und wenn du das nicht glaubst, versündigst du dich und Gott wird dich dafür bestrafen. Wenn du das, was ich behaupte glaubst, gehörst du zu den Guten und wirst dereinst von Gott dafür belohnt.“

Wir halten fest: Glaube ist (leider ja erschreckend nachweislich) geeignet, um Feindbilder zu erschaffen. Allein das stellt für mich die Daseinsberechtigung, zumindest aber das Erfordernis von Glaube und Religion – auch der christlichen – stark in Frage.

Und nochmal zu den Inhalten…

Und wenn auch christlicher Glaube zum Aberglaube werden kann, dann wäre Aberglaube ein inhaltsbezogener Begriff, also keiner, der sich auf die Methode des Glaubens an sich bezieht.

Würde die Unterscheidung zwischen Glaube und Aberglaube tatsächlich vom Glaubensinhalt abhängen, dann wäre zum Beispiel das, was als „weiße Magie“ bezeichnet wird, wohl kein Aberglaube. Wenn eine Wahrsagerin die Karten legt oder eine Apothekerin Zuckerkügelchen verkauft, dann tun sie das ja in wohlwollender Absicht ihren Kunden gegenüber. Und nicht, um ihnen zu schaden.

Genau die vermeintliche Vereinfachung, die natürlich sehr wohl eine irrationale und intellektuell unredliche Verkürzung darstellt ist es doch, was religiösen Glauben so attraktiv macht. Glauben (auch der ganz arg kritisch hinterfragte) geht letztlich immer mit einem Denkverzicht einher.

Das spart Energie und kann dem, der glaubt ein angenehmes Gefühl erzeugen, solange es ihm gelingt, den Glauben aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus hilft es herzlich wenig, zu glauben. Genauso verhält es sich zum Beispiel auch mit Schnapskonsum.

Unpassende Antwortmöglichkeiten

Das Christentum hingegen stellt zunächst die richtigen Fragen und weist auf Antwortmöglichkeiten hin, auch, wenn diese unpassend erscheinen. Diese Differenz muss klar sein.

Christentum
gefunden bei Die Atheisten

Das Christentum beruht auf einer magisch-esoterisch erweiterten Weltanschauung. Antwortmöglichkeiten erscheinen deshalb nicht nur unpassend, sie sind es auch.

Und lässt man das „Übernatürliche“ weg (was bei einem theistischen Glaubenskonstrukt natürlich eigentlich gar nicht möglich ist) und betrachtet nur die biblisch überlieferten Jesus-Narrative, die nicht im Widerspruch zur irdischen Wirklichkeit stehen, dann stellt sich schnell heraus, dass diese natürlich nur den Erkenntnis- und sozio-kulturellen Entwicklungsstand der Menschen widergeben, von denen sie verfasst worden waren.

Zur Lösung der Probleme, vor denen die Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert steht, sind diese Narrative schlicht irrelevant. Moderne ethische Standards beruhen auf anderen Werten als auf dem Willen eines Gottes, den sich Halbnomaden in der ausgehenden Bronzezeit ausgedacht hatten.

So zurückhaltend, wie Herr Bordat es hier darstellt, ist das Christentum freilich keineswegs immer. Im Gegenteil: Religiös Gläubige geben sehr wohl vor, Dinge zu wissen, die sie nicht wissen können. Wenn da Christentum Fragen stellt, dann läuft das meistens auf die Frage hinaus, was Jesus tun würde. Eine Antwort auf diese Frage ist allerdings bestenfalls für Gläubige relevant.

Definition Aberglaube

Der Duden definiert den Begriff Aberglaube so:

  • als irrig angesehener Glaube an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen
    (Quelle: Duden zum Stichwort Aberglaube)

Und Wikipedia ergänzt:

  • Die Bezeichnung „Aberglaube“ (lateinisch superstitio) wird negativ wertend auf Glaubensformen und religiöse Praktiken (Kulte) angewandt, die nicht dem als „richtig“ und „allgemeingültig“ empfundenen System kultureller Überzeugungen und Lehrmeinungen der „herrschenden“ Religion oder Weltanschauung entsprechen.
    (Quelle: Wikipedia zum Stichwort Aberglaube)
Quelle: Pinterest
Quelle: Pinterest

Während sich die erste Definition auf die Methode des Glaubens bezieht, beschreibt die zweite Definition eine qualitative Unterscheidung bezüglich der Glaubensinhalte.

Auch das Christentum beruht auf einem Glauben an die Wirksamkeit übernatürlicher Kräfte in bestimmten Menschen und Dingen. Freilich ohne diesen Glauben selbst als irrig anzusehen. Irrig ist immer nur der Glaube der Anderen.

Die zweite Definition ist abhängig vom jeweils eigenen Standpunkt. Hier geht es nicht darum, wer die besseren magischen Fähigkeiten (oder überhaupt welche) hat. Sondern darum, was da so alles geglaubt wird.

Der Begriff Aberglaube ist hier eine Abwertung aller anderen Glaubenslehren und -praktiken. Zur Unterscheidung vom eigenen, im Fall von monotheistischen Religionen angeblich einzig wahren Glauben und der daraus resultierenden Überlegenheit der davon abgeleiteten Moral.

Fazit

  • Formal unterscheidet sich Glaube – auch der christliche – nicht von Aberglaube. Die Wirkungsweise eines christlichen Segens ist genauso illusorisch wie die eines Voodoo-Zaubers.
  • Inhaltlich dient der Begriff zur Abwertung von Glaubensinhalten, die nicht der eigenen Glaubenslehre entstammen. Oder die nicht den eigenen Ansichten und Vorstellungen entsprechen.

Und somit wird ein Anhänger einer beliebigen Religion (zumindest einer mit absolutem Wahrheitsanspruch wie das Christentum) seinen eigenen Glauben selbstverständlich als Glaube bezeichnen. Aberglaube ist dann immer der Glaube an andere Götter, Geister und was sonst noch so angeboten wird auf dem magisch-esoterischen Markt.

Ob das eine Religion nun Glaube oder Aberglaube betreibt, hängt immer davon ab, wen man fragt.

  • »Die Juden sagen ‚Die Christen und Muslime irren‘,
  • die Christen sagen ‚Die Juden und die Muslime irren‘,
  • die Muslime sagen ‚Die Juden und die Christen irren‘.
  • Der Atheist sagt: ‚Ihr habt alle recht!‘.«
    – Penn Jillette

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