Gott lässt mich nicht alleine – Das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 8 Min.

Gott lässt mich nicht alleine – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Theologieprofessorin Dr. Julia Enxing, veröffentlicht am 2.6.23 von ARD/daserste.de

Darum geht es

Die Theologieprofessorin Dr. Julia Enxing tröstet sich mit der Einbildung, dass ein trotz Allmacht tatenloser Gott jederzeit still mit ihr mitleiden würde. Das empfindet sie als tröstlich, weil ihr die Einbildung von göttlicher Empathie „vielleicht auch wichtiger“ ist als eine ebenso fiktive göttliche Allmacht.

Jesus als Protagonist für smartes Lifedesign

Nach einer für die weitere Verkündigung irrelevanten Plauder-Einleitung muss erstmal der biblische Jesus als Protagonist für smartes Lifedesign herhalten:

Jesus hat da eine recht kluge Methode, finde ich. Er nimmt erstmal Tempo raus. Er entschleunigt sein Leben und nimmt sich Zeit für wichtige Entscheidungen. In der Bibel wird häufig erzählt, dass Jesus sich zurückzog, allein auf einen Berg ging, um zu beten und nachzudenken. Das war so, als es um die Erwählung der zwölf Apostel ging, oder als er hörte, dass er ausgeliefert werden würde. Selbst wenn es um Leben und Tod geht, gerät Jesus nicht in Panik, verfällt nicht in blinden Aktionismus, sondern nimmt sich erst einmal Zeit zum Nachdenken.

(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Gott lässt mich nicht alleine – Wort zum Sonntag, verkündigt von Theologieprofessorin Julia Enxing, veröffentlicht am 2.6.23 von ARD/daserste.de)

Nach altbekannter Theologenmanier entscheidet sich Frau Theologieprofessorin Dr. Julia Enxing heute erstmal für die menschliche Version des Gottes aus der biblisch-christlichen Mythologie.

Jesus: Mensch, Halbgott oder Gott?

Allwissenheit, Allmacht, Allgüte, kurz: Göttlichkeit, wie sie dem dreilagigen Monogott in der Bibel angedichtet wurde, wäre hier nur hinderlich und bleibt deswegen erstmal komplett außen vor.

So braucht sich Frau Theologieprofessorin Dr. Julia Enxing erst gar nicht mit den vielen Fragen auseinanderzusetzen, die sich aus dieser rein menschlichen Darstellung des Gottessohnes schon innerhalb der biblischen Binnenlogik ergeben würden, wie zum Beispiel:

  • Worüber muss ein wesensgleiches Drittel eines allwissenden Gottes nachdenken?
  • Wieso braucht es dafür Ruhe und Zeit?
  • Was sollte beim Nachdenken herauskommen, wenn es nicht dem ewigen Allmachtsplan des geglaubten Gottes entsprechen würde?
  • Wenn der biblische Jesus nicht in blinden Aktionismus verfällt, wie ist dann seine Randale im Tempel zu bewerten?
  • Hätte Jesus eine Chance gehabt, seine inszenierte vorübergehende Todesfolterung zu verhindern und so den ewigen Heilsplan seines Gottes zu vereiteln, wenn er, zum Beispiel nach reiflicher Überlegung oder auf Rat seiner Sektenmitglieder zu der Erkenntnis gekommen wäre, dass der liebe Gott gefälligst irgendeine andere Möglichkeit wählen möge, um seinen Anhängern die Schuld zu vergeben, die ihnen dieser zuvor selbst angedichtet hatte? Als ausgerechnet ihn, seinen Sohn mal vorübergehend zu seiner eigenen göttlichen Befriedigung zu Tode foltern zu lassen?

Verleumdung?

Eine Szene berührt mich besonders: Kurz vor der Verleumdung Jesu, da heißt es, dass ihn ‚Traurigkeit und Angst“ ergriffen und er sagte zu seinen Jüngern: „Setzt euch hier hin, während ich dorthin gehe und bete! […] Meine Seele ist zu Tode betrübt. Bleibt hier und wacht mit mir!“ Er bittet seine Freunde, bei ihm zu bleiben, er bittet sie, diese Situation nicht alleine aushalten, nicht alleine durchstehen zu müssen.

Mit Verleumdung bezeichnet man allgemein eine ehrverletzende Behauptung. Im deutschen Strafrecht bedeutet Verleumdung, „…dass jemand über eine Person gegenüber einem Dritten ehrverletzende oder kreditgefährdende Behauptungen aufstellt, obwohl er weiß, dass die Behauptungen unwahr sind. “ (Quelle: Wikipedia: Verleumdung)

Laut biblischer Legende war Jesus nicht verleumdet worden. Sondern verleugnet.

Dass Frau Dr. Julia Enxing mit ihrer fundamentaltheologischen Expertise hier mal nur versehentlich „Verleugnung“ und „Verleumdung“ verwechselt hat, bezweifle ich. Denn als studierte Glaubens-Professionelle weiß sie natürlich, dass sich auch mit solch kleinen Nuancen bestimmte Stimmungen erzeugen lassen.

Und so wurde aus der in der Bibel beschriebenen dreimaligen Verleugnung (von der Jesus schon vorab gewusst hatte, Johannes 13,36) schnell mal eine Verleumdung des armen, bemitleidenswerten Gottessohnes.

Auch in Sachen Umgang mit Bibeltexten und auch für Theologieprofessorinnen gilt: Redlichkeit ist eine Zier, doch es geht auch ohne ihr.

Lasst mich nicht alleine!

Die eigentliche Aussage der Legende von den schlafenden Sektenmitgliedern ist leicht zu durchschauen: Auf Menschen ist kein Verlass, nur auf (unseren/meinen) Gott.

Also das genaue Gegenteil dessen, was Frau Prof. Enxing mit ihrem vermenschlichten Gottessohn zu suggerieren versucht:

Das ist eine wunderbare Bitte: ‚Lasst mich nicht alleine, auch wenn ihr das Problem nicht für mich lösen könnt, auch wenn es nichts gibt, was ihr konkret tun könnt – auch, wenn ihr mir meine Entscheidungen nicht abnehmen könnt.‘

Wieder präsentiert Frau Dr. Julia Enxing den Gottessohn als Mensch – mit typisch und rein menschlichen Eigenschaften, Nöten, Bedürfnissen – und Beschränkungen.

Dass sich an zahllosen anderen Stellen in der Bibel die anonymen Autoren gegenseitig geradezu überbieten, wenn es um die Schilderungen der angeblichen Wundertaten des biblischen Halbgottes Jesus geht, spielt hier überhaupt keine Rolle.

Jesus als Mensch…

Frau Prof. Dr. Julia Enxing benötigt für ihre persönliche Privatversion des christlichen Glaubens nur einen Menschen, der sich menschlich verhält und der menschlich fühlt.

Dass es sich bei dem biblischen Jesus laut biblischer Mythologie um einen Gottessohn handelt, spielt für ihre Interpretation nicht die geringste Rolle.

Im Gegenteil: Es sind die rein menschlichen Eigenschaften, die Frau Theologieprofessorin Dr. Julia Enxing hier lobend hervorhebt.

Weil sich für das bisher beschriebene Verhalten freilich auch beliebig viele andere Protagonisten (mit und ohne Götterglaube) nennen lassen könnten, also Menschen, die sich irgendwann mal irgendwie besonnen verhalten und/oder die sich mit ihren Sorgen an ihre Freunde gewandt hatten, muss jetzt aber doch schnell noch irgendwas Religiöses unten dran gepappt werden.

…und jetzt schnell doch noch Gott!

Besser ists. Denn schließlich gilt es im „Wort zum Sonntag“ ja nicht, Menschlichkeit zu propagieren. Dafür wäre das Christentum ja auch denkbar ungeeignet.

Vielmehr geht es ja um den eifersüchtigen, zornigen und dauerbeleidigten Erpresser-Gott mit krankhaft übersteigertem Geltungsbedürfnis und mehr als zweifelhaftem Charakter, den Frau Prof. Dr. Enxing als Christin offenbar verehrt und den sie zumindest aus beruflichen Gründen bewerben muss:

Für mich persönlich ist das das Göttliche: Immer da zu sein. Gott kann mir meine Entscheidungen nicht abnehmen, die Fallstricke nicht wegzaubern und auch meine Probleme nicht lösen, mir meinen Schmerz nicht nehmen. Aber Gott ist da, hält mit mir aus, geht nicht weg, sondern bleibt da und wacht mit mir.

Den Bruch in der Continuity ihrer heutigen Verkündigung scheint Frau Prof. Dr. Enxing nicht zu bemerken (vorausgesetzt, er ist ihr nicht einfach in typischer Bullshit-Manier schlicht egal): Erst schwärmt sie vom armen und schwachen Menschen Jesus. Einer, der Zeit zum Nachdenken braucht und der seine Sektenmitglieder um Unterstützung bittet.

Und jetzt wechselt sie – schwupps – vom vermenschlichten Gottessohn Jesus hinüber zum beliebig befüllbaren christlichen Universal-Platzhalter „Gott.“ Von dem bis dahin noch gar keine Rede war.

Im Gegenteil, wie wir von Frau Prof. Dr. Enxing gerade erfahren haben: Da hatte ja Jesus seine Anhänger um Unterstützung gebeten. Und nicht seinen Gott.

Und es ist ja nicht etwa so, dass Gott nur nichts gegen Leid unternimmt.

Im Gegenteil: Das Vertrauen seines Stiefsohnes in ihn belohnte der liebe Gott laut biblischer Legende, indem er ihn zu seiner eigenen Besänftigung und im Interesse Dritter vorübergehend zu Tode foltern ließ. Lass mich mal machen, das passt schon so, ich stehe nun mal auf Menschenopfer…

Wer leidet jetzt mit wem mit?

Nicht mal, wenn man zu Frau Prof. Dr. Enxings Ehrenrettung annehmen würde, dass sie von ihrem Jesus jetzt nun nicht mehr als Mensch, sondern als Gott spricht, passt diese Beschreibung zu ihrer vorherigen Geschichte.

Denn da hatte Jesus ja gerade nicht in der Rolle des mitleidenden Gottes gespielt. Sondern die des von Not und Angst betroffenen Menschen. Irgendwie scheint sich Frau Theol. Prof. Julia Enxing in ihrer eigenen Mythologie versponnen zu haben…

Gegen die Wunschvorstellung der Theologieprofessorin, die sich ihren Gott als einen imaginiert, der da ist, mit ihr aushält, nicht weggeht, sondern da bleibt und mit ihr wacht, sprechen die letzten Worte des Gottessohns, mit denen dieser anklagend seinen Gott fragt, warum dieser ihn verlassen habe (Matthäus 27,46).

Ganz anders bei Frau Theol. Prof. Dr. Enxings persönlich zusammengeschusterter Gottesvorstellung, die mit dem christlichen Bibelgott nichts mehr gemein hat:

Für mich ist Gott empathisch, Gott fühlt mit mir. Gott ist ein Gott der da ist und gerade nicht, wie es den Jüngern in der Geschichte passiert ist, einschläft. Gott bleibt mit mir wach in meinen wachen Nächten. Das klingt nicht gerade „allmächtig“, meinen Sie? Vielleicht. Vielleicht ist Empathie aber auch wichtiger als Allmacht.

Früher war das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ für mich nur ein Märchen wie viele andere auch. Seit ich mich mit christlichen Verkündigungen befasse, fallen mir immer wieder die frappierenden Parallelen zwischen biblischer Legende und diesem Märchen auf.

…aber er hat ja schon wieder mal gar nichts an!

Wie das Kind, das im Märchen ausruft, als der nackte Kaiser mit seinen angeblichen neuen Kleidern protzen möchte: „Aber er hat ja gar nichts an!“ möchte man Frau Theologieprofessorin Julia Enxing laut zurufen: „Aber deinen Gott gibts doch gar nicht!“

Wie Frau Theologieprofessorin Dr. Julia Enxing mit der Wirklichkeit umgeht, ist freilich ihre Privatangelegenheit.

Gott lässt mich nicht alleine

Wenn sie die Vorstellung und Einbildung eines empathischen Phantasiewesens für tröstlich empfindet, dann mag das naiv, ignorant, arrogant oder, je nach Ausprägung, infantil bis hinzu wahnhaft erscheinen.

Zumindest aber vergleichbar mit einem kleinen Kind, das alle seine Sorgen mit seinem Teddybär teilt. Oder das sich von SupermanTM beschützt fühlt.

Denn mehr als eine Einbildung von Empathie oder Schutz als Kuscheltiere oder Phantasy-Helden vermögen auch Götter nicht zu bieten.

Und mehr als eine Option für eine solche Einbildung scheint Frau Theol. Prof. Enxing auch gar nicht mehr zu erwarten von ihrem Götterglauben.

Ein, wie ich finde, intellektueller wie religiöser Offenbarungseid.

Gedankenfreiheit…

Abschied und Trost

Und trotzdem fällt natürlich auch bei erwachsenen Menschen mit akademischen Hintergrund (sofern man Theologie als akademisch bezeichnen kann – analog zu Astrologie/Astronomie müsste sie als Wissenschaft dann ja Theonomie[1]Vielen Dank an die Kollegen vom Ketzerpodcast für diese Erkenntnis! heißen) jede noch so absurde Fiktion bis hin zur grotesken Spinnerei unter „Gedankenfreiheit.“

Als Außenstehender kann man da höchstens mit den Schultern zucken.

Oder vielleicht sogar sowas wie Mitleid empfinden, wenn ein geistig gesunder Mensch, der im 21. Jahrhundert in einem Industriestaat mit Schulpflicht lebt ernsthaft und öffentlich solche Vorstellungen vertritt.

Man würde vielleicht Mutmaßungen darüber anstellen, welche Faktoren wohl dazu geführt haben könnten, dass sich jemand in religiöse Scheinwirklichkeiten flüchtet.

…und Kritik

Für deutliche Kritik am heutigen „Wort zum Sonntag“ gibt es aber trotzdem Gründe:

  • Wenn sowas dabei herauskommt, wie lässt sich dann eine von der Allgemeinheit finanzierte theologische Professur rechtfertigen?
  • Welche Daseinsberechtigung hat ein Sonderprivileg zur Verbreitung von Schwachsinn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Bis zum Beweis des Gegenteils (der freilich weder erbracht werden kann, noch von Gläubigen erbracht werden darf, weil damit ja das gesamte Konzept „religiöser Glaube“ obsolet werden würde) sind alle beliebigen Aussagen, die mit Formulierungen wie „Gott fühlt…“, „Gott ist da…“, „Gott bleibt mit mir wach…“ schwachsinnig (oder gelogen, was es kein bisschen besser macht). Auch dann, wenn die Gültigkeit solcher Aussagen in weiser Voraussicht vorab mit einem „Für mich…“ eingeschränkt worden war.

Frau Theol. Prof. Dr. Julia Enxing, was genau versprechen Sie sich davon, Menschen einen empathischen Mitleidsgott vorzugaukeln, den weder die irdische Wirklichkeit, noch die biblisch-christliche Mythologie hergibt?

Gott lässt mich nicht alleine: Christlicher Egotrip

Als Theologieprofessorin wissen Sie sehr genau, was zum Beispiel mich laut Ihrer „Heiligen Schrift“ erwartet, wenn ich mich nicht noch rechtzeitig vor Spielende glaubwürdig Ihrem Gott unterwerfe.

Schämen Sie sich nicht, diesen Aspekt einfach komplett zu verschweigen? Während Sie Ihren Gott, der ja doch zumindest dem Namen nach der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie ist als einzig verlässliche und trotz absoluter Tatenlosigkeit aber ständig (in Ihrem Kopf) präsente Empathiequelle über den grünen Klee loben?

Offensichtlich sind Ihnen sämtliche Implikationen, die das biblisch-christliche Gottesbild für Glaubensfreie und Andersgläubige beinhaltet völlig egal. Solange Sie sich nur das Mitleid dieses Gottes einbilden dürfen.

Wenn Ihnen heute eins gelungen ist, dann der Nachweis, dass die biblisch-christliche Mythologie für alle beliebigen Zwecke zweck- und wunschgemäß zurechtgedengelt werden kann.

Mit dieser Beliebigkeit belegen Sie die Unbrauchbarkeit dieser Mythologie als Grundlage für moderne ethische Standards. Wenn das wirklich alles ist, was die christliche Mainstream-Theologen-Elite heute noch zu bieten hat, dann braucht die Kirche zum öffentlichen gesellschaftlichen oder politischen Diskurs gar nicht mehr anzutreten. Von gesellschaftlicher Unverzichtbarkeit, von Sonderprivilegierungen oder von milliardenschwerer finanzieller Palliativversorgung durch die Allgemeinheit ganz zu schweigen.

Ihr hattet eure Chance. Und ihr habt es, umgangssprachlich gesprochen, verkackt.

Gottes Liebe – einfach so geschenkt? Von wegen.

Voraussetzung für göttliche Empathie ist laut Bibel die strikte Einhaltung der göttlich geoffenbarten Gebote. Denn anders als von Christen gerne behauptet, ist die Liebe ihres Gottes alles andere als bedingungslos:

Frau Theol. Prof. Dr. Enxing, gemäß Ihrer göttlich geoffenbarten bzw. inspirierten „Heiligen Schrift“ haben Sie als Frau ja ohnehin in der Versammlung zu schweigen (1. Korinther 14,34-36).

Und wenn Sie trotzdem weiter in Ihrem biblisch-christlichen Wolkenkuckucksheim residieren und sich mit der Einbildung einer ständigen Zuneigung Ihres Gottes selbst geistig befriedigen oder Ihren Gott um diese Zuneigung anflehen möchten, dann tun Sie das bitte zuhause (Matthäus 6,5). Und vor allem auf eigene Kosten!

Vielleicht haben Sie ja dann noch etwas Verhandlungsspielraum, was das – laut Bibel verbotene – Tragen von Kleidung aus Mischgewebe, das Essen von Shrimps oder von vierbeinigen geflügelten Tieren oder das Stöckchensammeln am Sabbat angeht.

Bei Redebedarf hört Ihnen Ihr omnipräsenter allwissender Gott auch bei Ihnen zuhause sicher genauso ausdauernd, aufmerksam und mitfühlend zu wie die vielen tausend anderen Götter, die sich die Menschen schon zweckdienlich aus Unwissenheit, Angst und als hoffnungsvoll angepriesener Illusion ausgedacht haben.

Tipp zum Ausstieg: Clergyproject.de

Und sollten Sie sich Ihre Wunschphantasien selbst irgendwann nicht mehr abnehmen (oder wenn sich doch mal irgendwann das schlechte Gewissen regt, weil Sie Menschen hauptberuflich und damit absichtlich in die Irre führen), dann versuchen Sie es vielleicht doch mal mit Kontakt zu Wesen, die tatsächlich existieren. Am besten Menschen außerhalb Ihrer christlichen Blase.

Menschen, die wirklich (und nicht nur eingebildet) für Sie da sind. Und die Ihnen helfen können, aus der religiösen Traumwelt in die Realität zurückzufinden. Damit Sie sich und Ihrem Publikum in Zukunft nichts mehr vorgaukeln müssen.

Eine empfehlenswerte Anlaufstelle für den Einstieg in den Ausstieg aus dem Glaubensbusiness kann das clergyproject.de sein.

An dieser Stelle wage ich zwei Prognosen:

Erstens: Sollten Sie jemals die Befreiung vom Glauben schaffen, werden Sie sich rückblickend nicht vorstellen können, jemals ernsthaft das geglaubt zu haben, was Sie heute vorgeben zu glauben. Wenn Sie sich dann mal daran erinnern, dass Sie mal in Münster am Institut für Theologische Zoologie tätig waren, fragen Sie sich (zurecht), wie um alles in der Welt es nur so lange dauern konnte bis zur Apostasie.

Und zweitens werden Sie feststellen, dass sich ein möglichst wirklichkeitskompatibles Weltbild auch in den Bereichen, in denen Sie sich heute noch in Ihre fiktive Götterliebe flüchten auch wesentlich besser und ehrlicher anfühlt als ein chronisch-institutioneller, sehr wahrscheinlich ererbter religiöser Selbstbetrug.

Viel Erfolg!

Fußnoten

Fußnoten
1 Vielen Dank an die Kollegen vom Ketzerpodcast für diese Erkenntnis!

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6 Gedanken zu „Gott lässt mich nicht alleine – Das Wort zum Wort zum Sonntag“

  1. Beim Lesen dieses WzWzS fiel mir sofort wieder der vorangegangene Beitrag mit den Krankenhauserlebnissen ein. Für mich als Patient war es auch wichtig, dass das Personal eine professionelle Distanz wahrte. Ich möchte nicht, dass irgendjemand mit mir mitleidet. Schon gar nicht Menschen, die ich mag. Was das Mitleiden eines Allmächtigen angeht, fallen mir als erstes Begriffe wie „Gaffer“ und „Nachäffen“ ein. Und wenn man auf einen allwissenden Schöpfer Bezug nimmt, dann fallen mir da außer „bodenloser Zynismus“ nur noch Begriffe ein, die die Kommentaretikette verbietet. Genau dieses Leid war schließlich laut AT Sinn und Absicht bei der Vertreibung aus dem Paradies. Das soll mich trösten, dass der Verursacher dieses Leids ständig um mich herum kaspert ? Aber wie schon richtig bemerkt: Mit Redlichkeit, Vernunft und konsistentem Denken hat es die Theologie nicht so. So möchte ich den Spruch über die Redlichkeit etwas umformulieren:
    Redlichkeit ist eine Zier,
    doch frömmer geht es ohne ihr.

    „wie ist dann seine Randale im Tempel zu bewerten?“ fragen Sie.
    Ratzinger gibt in seinem Jesus-Buch Band 2 in dem Kapitel „TempelREINIGUNG“ gleich 3 Antworten. Meine rein subjektive Zusammenfassung:
    nach dem Eingeständnis, dass »das Handeln der Geldwechsler und Viehhändler legal innerhalb der bestehenden Ordnungen« war, stellt er in einem seiner berühmten Tauchgänge fest, dass Jesus »gegen eine im Tiefsten korrupte, zum „Recht“ gewordene Praxis das eigentliche und wahre Recht, das Gottesrecht Israels, zur Geltung« brachte.
    ( JAR weiß natürlich auch genau: »Nur so erklärt es sich, dass weder die Tempelpolizei noch die in der Burg Antonia bereitstehende römische Kohorte einschritt.« Ich denke mal es ist wahrscheinlicher, dass ein paar beherzte Händler IHN einfach hinauswarfen.)
    Und selbstverständlich entdeckt JAR auf seinem Tauchgang auch die WAHRE Reinigung des Tempels:
    »Im Tempel kamen Lahme und Blinde zu ihm, und er heilte sie“ (21,14). Dem Viehhandel und dem Geldgeschäft stellt Jesus seine heilende Güte entgegen. Sie ist die wahre Reinigung des Tempels.«
    Einen Seitenhieb kann JAR sich auch nicht verkneifen: »Gewiss, die Händler waren autorisiert von der jüdischen Behörde, die daraus reichen Gewinn zog.«
    Angesichts des bevorstehenden Besuchs des Papstes in Fatima kann ich mir diesen Seitenhieb auch nicht verkneifen: wer zieht reichen Gewinn aus dem Wallfahrts-Business von Fatima ? Und wie steht es dort mit der Verbindung von Kult und Geschäft ? Denn Jesus wendet sich laut Ratzinger offensichtlich gegen die »Verbindung von Kult und Geschäft«.
    Und wie lässt sich sich diese Aussage Ratzingers mit zig-tausenden von Gottespalästen in aller Welt vereinbaren:
    »Die Ablehnung Jesu, seine Kreuzigung, bedeutet zugleich das Ende dieses Tempels. Die Zeit des Tempels ist vorbei. Ein neuer Kult kommt in einem nicht von Menschen gebauten Tempel. Dieser Tempel ist sein Leib – der Auferstandene, der die Völker sammelt und im Sakrament seines Leibes und Blutes eint. Er selbst ist der neue Tempel der Menschheit. Die Kreuzigung Jesu ist zugleich das Abbrechen des alten Tempels. Mit seiner Auferstehung beginnt eine neue Weise, Gott zu verehren, nicht mehr auf diesem oder jenem Berg, sondern „in Geist und Wahrheit“ (Joh 4,23).«
    Wäre auch eine Variante:
    Redlichkeit ist eine Zier,
    man schwurbelt besser ohne ihr.

    Zitate nach
    (2011-08-09T23:58:59.000). Jesus von Nazareth (German Edition) . Verlag Herder. Kindle-Version.

    Antworten
  2. Die Kritik von AWQ ist m. E. erschöpfend.

    Daher eine kleine Abschweifung zum Thema Passion Jesu, die ja auch hier wieder von Frau Enxing zur Demonstration ihrer Botschaft herhalten muss.
    Diese sog. Leidens-, Opfer- und Sühnegeschichte ist ein einziger fake, oder sagen wir besser eine dumm-dreiste, logische Absurdität.
    Denn kann mir mal jemand erklären, was an dieser Geschichte Heroisches zu bestaunen gibt, wenn der Held schon von vorneherein weiss, dass seine paar Tage Tortur und Unterwelt mit einer gloriosen Auferstehung und Himmelfahrt enden wird?
    Ein Heldentod mit Lebensversicherung sozusagen, oder um in der Mythologie zu bleiben: wie Phönix aus der Asche.
    Wo ist da das Opfer? Da ist ja jeder jemals gestorbene Märtyrer heldenhafter. Zwar vermeint auch dieser, dadurch ins Himmerreich zu gelangen, aber so sicher wie Jesus kann er da nicht sein; darüber hinaus dauert es bei denen wohl etwas länger als drei Tage und zur Rechten Gottes werden sie auch nicht sitzen.

    Wie würde sich heutzutage ein Theologe da herauswinden, wenn man ihn damit konfrontieren würde?

    Antworten
  3. Habe ich hier auf awq.de schon erwähnt, dass die theologischen Fakultäten an unseren Universitäten nichts zu suchen haben und schnellstmöglich geschlossen werden sollten? Dafür plädiere ich schon seit vielen Jahren – Danke für die wortmächtige Unterstützung, Frau Professor Enxing!

    Antworten
    • Naja, die sind dort allerdings in vielen Fällen schon seit Gründung dort. Universitäten wurden ja wohl ursprünglich zur Ausbildung von Theologen gegründet.

      Es dürfte sehr schwierig werden, die Theologie aus den Universitäten zu bekommen.

      Antworten
      • Die Vorherrschaft der christlichen Religion in früheren Zeiten und in allen Lebensbereichen machte sich u. a. auch dadurch bemerkbar, dass Religion ohne Widerspruch zur Wissenschaft erhoben werden konnte und an Hochschulen einen mindestens den Realwissenschaften gleichrangigen, wenn nicht zeitweise gar alles dominierenden Platz einnahm.

        Das bedeutet aber nicht, dass dieser Umstand in Stein gemeisselt ist.
        Heute ist diese allmächtige Dominanz nicht mehr gegeben. Das Hinnehmen der Absurdität, Religion sei eine Wissenschaft, trifft auf immer mehr Widerspruch, und in nicht allzu ferner Zukunft – ich bin da optimistisch – wird die Theologie an den Hochschulen entweder durch Desinteresse oder zwangsweise Schliessung verschwinden.

        Denn die Frage, wieviele Engel auf eine Nadelspitze passen, kann man gern im privaten Kleriker-Kreis diskutieren, aber nicht an einer wissenschaftlichen Hochschule. 😉

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