„Im Grunde gut!“ – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Wolfgang Beck, veröffentlicht am 28.09.2024 von ARD/daserste.de
Darum geht es
Statt die Ambivalenz menschlichen Verhaltens zu ertragen und weil es ihn fasziniert, dass Gott seine Schöpfung für gut befand, hält Herr Beck Menschen für „im Grunde gut.“Ist Gott naiv?
Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, gut! „Gott sah, dass es gut war!“ Einfach gut? So erzählt das erste Buch der Bibel von der Entstehung des Lebens und der Welt. Es war gut! Es ist berührend diese Vorstellung, dass Gott auf das Leben blickt, auch auf den Menschen, und dann feststellt „Gott sah, dass es gut war.“ Ein einfacher, mehrfach wiederholter Satz.
Erstaunlich. Ist Gott naiv? Die Welt ist voll mit Krieg, Terror und Gewalt. Die Welt ist voll mit Egoismus, Hass, Streit, mit Konkurrenzdenken und mit Intrigen. Die Vorstellung, dass Gott auf den Menschen schaut und sagt: der Mensch ist gut – das erscheint vor dem Hintergrund der bitteren Erfahrungen in dieser Welt erstaunlich und unerklärlich.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: „Im Grunde gut!“ – Wort zum Sonntag, verkündigt von Pfarrer Wolfgang Beck, veröffentlicht am 28.09.2024 von ARD/daserste.de)
Weder erstaunlich, noch unerklärlich, wie wir gleich noch sehen werden.
Der Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie ist genauso naiv wie die Menschen, die ihn sich in der ausgehenden Bronzezeit aus früheren Gottesbildern zusammengeschustert hatten. Praktisch alle monotheistischen Gottesvorstellungen entsprechen der Idealvorstellung derer, die sie sich ausgedacht haben.
Sündenfall? Nie gehört…
Als Priester und erst recht als Pastoraltheologe muss Herrn Prof. Dr. Wolfgang Beck aus Hildesheim natürlich klar sein, dass er hier mit seiner Darstellung ein einseitig zu seinen Gunsten verzerrtes Bild abliefert.
Natürlich weiß er, dass diesem imaginären Gott seine Feststellung, seine Schöpfung sei ihm gelungen, zu einem Zeitpunkt in den imaginären Mund gelegt worden war, zu dem der „Sündenfall“ noch nicht stattgefunden hatte.
Den Umstand, dass laut biblischer Mythologie die vom „Bösen“ verführte Frau Schuld daran trägt, dass alle Menschen bis heute von einer erlösungsbedürftigen Erbsünde beladen sind, verschweigt Herr Beck – wider besseres Wissen.
Auch der weitere Verlauf der biblischen Mythologie ist Herrn Beck natürlich bekannt. Er weiß, dass laut seiner „Heiligen Schrift“ weder der Sintflut-Genozid, noch das inszenierte vorübergehende Menschenopfer seines eigenen Stiefsohns zu seiner eigenen Befriedigung zur Folge hatte, dass die Menschheit auch nur ein kleines bisschen friedlicher oder fairer geworden wäre. Das krasse Gegenteil ist der Fall.
Und jetzt wirds philosophisch:
Mit diesem Blick auf die Welt und auf den Menschen ist eine sehr grundsätzliche, etwas philosophische Frage verbunden, die immer wieder debattiert wird. Denn die einen meinen, dass Menschen immer an ihren persönlichen Vorteil denken. Dass sie egoistisch sind, von Natur aus schlecht. Und im Ernstfall doch nur auf den eigenen Vorteil bedacht. Der Mensch sei „dem Menschen ein Wolf“. Viele drücken das heute anders aus. Dann heißt es: „Man kann ja niemandem mehr trauen!“ Oder: „Ich denke jetzt nur noch an mich. Mir hilft ja schließlich auch keiner!“ Es sind alltägliche Statements mit denen Menschen behaupten: „Im Grunde sind alle schlecht. Der Mensch ist böse!“ Aber ist das wirklich so?
Die Überzeugung, dass Menschen grundsätzlich alle schlecht seien, kenne ich von evangelikalen Religioten. Die das selbstredend schlüssig biblisch belegen können. Stichworte: Sündenfall und Erlösungsbedürftigkeit…
Bei Licht betrachtet lässt sich unschwer erkennen, dass sich Menschen sowohl fair und mitmenschlich, aber eben auch unfair und egoistisch verhalten.
Größtenteils harmlos – oder potentiell erlösbar
Dass die Erde intergalaktisch betrachtet „größtenteils harmlos“ ist, wissen wir spätestens seit Douglas Adams.
Eine Zusammenfassung verschiedener philosophischer Aspekte zu diesem Thema im irdischen Maßstabt liefert die KI:
ChatGPT: Philosophische Perspektiven zur Frage, ob der Mensch im Grunde gut oder böse ist
Die Frage, ob der Mensch im Grunde gut oder böse ist, ist eine klassische philosophische Fragestellung, die seit Jahrhunderten debattiert wird. Diese Diskussion betrifft die menschliche Natur und Moral und zieht sich durch viele Epochen und Denkrichtungen, von der Antike bis zur Moderne.
Ein Überblick über verschiedene philosophische Perspektiven:
- Optimistisches Menschenbild: Einige Philosophen wie Jean-Jacques Rousseau argumentieren, dass der Mensch von Natur aus gut ist und dass es eher die Gesellschaft und ihre Strukturen sind, die den Menschen korrumpieren. Rousseaus berühmtes Zitat „Der Mensch ist von Natur aus gut“ unterstreicht diese Sichtweise. Hier steht die Annahme im Mittelpunkt, dass die Menschen im natürlichen Zustand friedlich und hilfsbereit sind.
- Pessimistisches Menschenbild: Auf der anderen Seite gibt es Philosophen wie Thomas Hobbes, der die menschliche Natur als egoistisch und potenziell destruktiv betrachtet. Sein berühmtes Zitat „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ (Homo homini lupus) zeigt seine Ansicht, dass das Leben im „Naturzustand“ gewaltsam, brutal und kurz wäre, wenn es keine gesellschaftlichen Regeln und keinen starken Staat gäbe, um die Menschen zu kontrollieren.
- Kombinierte Sichtweisen: Viele Philosophen und Theologen sehen den Menschen als eine Mischung aus guten und bösen Anlagen. In der christlichen Theologie etwa gibt es das Konzept der Erbsünde, das den Menschen als durch Sünde gefallene, aber potenziell erlösbare Wesen betrachtet. In moderneren philosophischen Diskussionen wird der Mensch oft als komplexes Wesen mit einer Vielzahl von Trieben, Motiven und Verhaltensweisen betrachtet.
- Psychologische und soziologische Perspektiven: Philosophen wie Sigmund Freud sahen den Menschen als von inneren Konflikten zwischen Trieben und sozialer Moral geprägt. Auch zeitgenössische Philosophen und Wissenschaftler aus den Bereichen Psychologie und Soziologie debattieren über die Rolle von biologischen Faktoren, Erziehung, sozialer Umwelt und Kultur bei der Formung von Moral und Verhalten.
Warum die Frage so umstritten ist:
- Definition von „Gut“ und „Böse“: Was „gut“ oder „böse“ ist, variiert stark zwischen Kulturen, Religionen und Philosophien. Moralische Standards ändern sich im Laufe der Geschichte und sind oft kontextabhängig.
- Natur vs. Kultur: Ein zentraler Aspekt der Debatte ist, ob die menschliche Natur unveränderlich ist oder durch kulturelle, soziale und persönliche Erfahrungen geprägt und formbar ist.
- Beobachtungen menschlichen Verhaltens: Es gibt zahlreiche Beispiele für sowohl altruistisches als auch egoistisches Verhalten, was es schwer macht, eine klare Aussage über die „wahre“ Natur des Menschen zu treffen.
Insgesamt ist die Frage nach der grundlegenden Natur des Menschen eine offene und komplexe philosophische Debatte, die verschiedene Disziplinen wie Ethik, Anthropologie, Psychologie und Soziologie betrifft. Sie bleibt relevant, weil sie Einfluss darauf hat, wie Gesellschaften aufgebaut sind, wie Erziehung gestaltet wird und wie wir zwischenmenschliches Verhalten verstehen.
An dieser Stelle darf natürlich ein Hinweis auf Michael Schmidt-Salomons Buch „Jenseits von Gut und Böse – Warum wir ohne Moral die besseren Menschen sind“ nicht fehlen.
Speziell das Konzept des Eigennutzes sei hier erwähnt. Wer sich eigennützig verhält, ist auf seinen eigenen Nutzen bedacht, jedoch nicht auf Kosten seiner Mitlebewesen. Was bei einem Egoisten anders aussieht, dem es egal ist, ob sein Verhalten negative Auswirkungen auf andere haben könnte.
Der Eigennutz zählt zu den Eigenschaften, die gerade von Menschen mit religiösen Ideologien gerne ignoriert werden, weil Eigennutz nicht z.B. in den biblisch-christlichen Gut-Böse-Dualismus passt.
Not macht solidarisch?
Als Positiv-Beispiel bringt Herr Beck jetzt den Standpunkt des Historikers Rutger Bregman:
Der niederländische Historiker und Buchautor Rutger Bregman vertritt das Gegenteil. Er hat eine ganze Menschheitsgeschichte geschrieben, in der er zeigt: Im Notfall neigen die Menschen dazu, einander zu helfen. Im Notfall denken die allermeisten Menschen solidarisch.
Es folgt die Zusammenfassung einer Begebenheit, die vermutlich aus dem erwähnten Buch stammt: Anders als im 2. Weltkrieg von den Nationalsozialisten erwartet, hatte die Bombardierung Großbritanniens nicht dazu geführt, dass sich die Bevölkerung der englischen Städte durch den Angriff panisch und egoistisch, sondern mitfühlend und solidarisch zu verhalten hatte.
Denn der Mensch ist in der Not eben nicht egoistisch, sondern mitfühlend und solidarisch. Es ist eines von unzähligen Beispielen, in denen sich zeigt: Der Mensch ist „im Grunde gut“, wie der Buchtitel besagt. Das eröffnet eine neue Perspektive auf unser Zusammenleben.
So pauschal lässt sich der Schluss, der Mensch sei zumindest in Not im Grunde gut sicher nicht ziehen.
…nicht unbedingt
Ein unvernebelter Blick in die Geschichte bis in die Gegenwart zeigt, dass Menschen (nicht nur, aber auch) in Not durchaus auch mit Panik und Egoismus reagieren. Etwa dann, wenn lebensnotwendige Ressourcen knapp werden. Eine kollektive Bedrohung führt nicht zwangsläufig dazu, dass sich Menschen „im Grunde gut“ verhalten.
Und Menschen sind nicht im Grunde gut, weil es auch Beispiele dafür gibt, dass sich Menschen in Notlagen solidarisch verhalten haben.
Dass Menschen im Grunde gut sind halte ich für eine genauso verkürzte Perspektive wie die, dass Menschen im Grunde alle schlecht seien.
Mich hat das fasziniert. Denn es greift auf, was in den uralten biblischen Schöpfungsmythen ausgedrückt ist: „Gott sah, dass es gut war.“
Was in den uralten biblischen Schöpfungsmythen ausgedrückt ist, ist eine idealisierte wie irreale Vorstellung von einer perfekten, weil göttlich geschaffenen Welt.
Perfekt freilich nur, solange die Menschen noch nicht selbst darüber nachgedacht hatten, was denn nun eigentlich „Gut“ und was „Böse“ ist. Sondern stattdessen frag- und kritiklos die göttliche Moral als die einzig Gültige angenommen hatten.
Fasziniert – wovon?
Was genau daran Herrn Beck wohl fasziniert? Vielleicht, dass er damit einen Anknüpfungspunkt zwischen seinem einseitig positivem Beispiel und dem Produkt gefunden hat, mit dessen Vertrieb er sein Geld verdient: Der Glaube an seinen Gott.
Den Gott, den er, abweichend von der biblischen Mythologie (und erst recht abweichend von der irdischen Realität), wie einen lieben, fähigen und moralisch den Menschen stets überlegenen Schöpfergott darstellt.
Klar, wenn ich davon ausgehe, dass die Menschen eigentlich grundsätzlich schlecht sind, dann finde ich dafür viele Situationen, die mich scheinbar bestätigen. Dann brauche ich nur Einen oder Eine treffen, eine Enttäuschung erleben und schon werden die positiven Erfahrungen davon in den Schatten gestellt.
Ob der religiöse Gut-Böse-Dualismus wohl der Grund dafür ist, dass Herr Beck hier einen Entweder-Oder-Gegensatz strukturieren muss? Statt einfach mit der Ambivalenz menschlichen Verhaltens klar zu kommen?
Im Grunde gut?
Der Mensch ist im Grunde gut – diese Erinnerung ist entscheidend, wenn – nicht nur – beim Tag der Deutschen Einheit immer um ein gutes Zusammenleben aller Landesteile gerungen wird. Der Mensch ist im Grunde gut – das gilt es immer wieder in Erinnerung zu rufen, in den aktuellen Debatten zur Migrationspolitik, in den hitzigen Auseinandersetzungen oder wenn meine Wut übergroß wird. Ich wünsche Ihnen, dass Sie das erleben können: Der Mensch ist … im Grunde gut!
Realistischer finde ich die Formulierung: „Der Mensch ist … im Grunde in der Lage, sich ethisch richtig zu verhalten.“ Und darin besteht auch die Hoffnung für die Menschheit: In der Hoffnung Mensch.
Ob ein Schöpfergott, der sich, sollte es ihn entgegen aller Wahrscheinlichkeit geben, genau so verhält, als gäbe es ihn nicht, seine Schöpfung für gelungen hält oder nicht, ist dabei irrelevant.
Nachdem meine bisherigen Erfahrungen mit KI-generierten religionskritischen Texten eher so-la-la waren, heute mal ein meines Erachtens gelungenes Beispiel mit interessanten Aspekten zum Abschluss:
ChatGPT: Kommentar zum heutigen Wort zum Sonntag aus säkularer, humanistischer und naturalistischer Sicht
Pfarrer Wolfgang Beck versucht in seiner Verkündigung, ein positives Menschenbild zu vermitteln: „Der Mensch ist im Grunde gut.“ Doch was auf den ersten Blick wie eine ermutigende Botschaft klingen mag, lässt aus säkularer, humanistischer und naturalistischer Sicht Fragen offen. Wie sinnvoll ist diese Interpretation des Menschseins, und wie steht sie im Einklang mit einer realistischen Betrachtung der Welt?
Die Ambivalenz des menschlichen Wesens
Beck bezieht sich auf die biblische Schöpfungserzählung, in der Gott das, was er geschaffen hat, als „gut“ bezeichnet. Diese idealisierte Darstellung der Menschheit – als grundsätzlich gut und solidarisch – entspricht zwar einem positiven Wunschdenken, aber sie ignoriert die offensichtliche Ambivalenz des menschlichen Wesens. Die Menschheit hat ebenso das Potenzial für Güte und Solidarität wie für Grausamkeit und Egoismus. Krieg, Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung sind keine Seltenheit, sondern Teil der Realität. Es ist naiv, diese Aspekte zu übersehen oder herunterzuspielen.
Ein naturalistischer Blick auf den Menschen betrachtet ihn als ein Wesen, dessen Verhalten durch biologische, psychologische und soziale Faktoren bestimmt wird. Die Evolutionstheorie zeigt, dass menschliches Verhalten auf Überlebensinstinkten basiert, die sowohl zu kooperativen als auch zu egoistischen Handlungen führen können. Das bedeutet, dass Menschen in bestimmten Situationen altruistisch handeln, in anderen aber egoistisch oder gar grausam sein können. Das Konzept, dass der Mensch „im Grunde gut“ sei, erscheint daher allzu vereinfacht und einseitig.
Rutger Bregman und die „Güte des Menschen“
Beck erwähnt den Historiker Rutger Bregman und seine These, dass Menschen im Notfall dazu neigen, solidarisch und mitfühlend zu handeln. Natürlich gibt es unzählige Beispiele für menschliche Solidarität und Hilfsbereitschaft. In Krisensituationen rücken Menschen oft zusammen, teilen Ressourcen und helfen einander. Doch Bregmans These ist nur ein Teil des Bildes. Es gibt ebenso viele Beispiele für das Gegenteil: Panik, Massenflucht, egoistisches Verhalten und Verzweiflung in Katastrophenfällen. Gerade in Situationen extremer Knappheit kann sich auch ein „Jeder-für-sich“-Verhalten zeigen. Die Realität des menschlichen Verhaltens ist vielschichtig und kann nicht auf die simple Aussage reduziert werden, dass Menschen im Notfall immer gut handeln.
Die Annahme, dass Menschen grundsätzlich gut sind, kann sogar problematisch sein, weil sie die Verantwortung für moralisches Verhalten abschwächt. Wenn man glaubt, dass Menschen „von Natur aus“ gut sind, könnte man dazu neigen, zu wenig zu hinterfragen, wie Gesellschaft und Erziehung dazu beitragen können, moralisches Verhalten zu fördern und zu stärken. Aus humanistischer Sicht ist es entscheidend, den Menschen als ein Wesen zu begreifen, das sowohl zu Gutem als auch zu Bösem fähig ist und dessen moralisches Verhalten kultiviert und bewusst gefördert werden muss.
Religiöser Optimismus vs. Säkulare Verantwortung
Becks Verkündigung betont die Notwendigkeit, die Güte des Menschen zu erkennen und zu bewahren. Diese Perspektive bietet zweifellos Trost und kann als Motivation dienen, ein besseres Zusammenleben zu fördern. Allerdings geht sie auf die tieferliegenden Ursachen von menschlichem Verhalten nicht ein. Die Vorstellung, dass der Mensch im Grunde gut ist, basiert auf religiösem Optimismus und einer spirituellen Interpretation der Welt, die davon ausgeht, dass es einen „guten“ Plan für die Menschheit gibt. Doch in einer säkularen, humanistischen Weltanschauung trägt der Mensch selbst die Verantwortung für sein Verhalten, für seine moralische Entwicklung und für die Gestaltung seiner sozialen Strukturen.
Statt darauf zu vertrauen, dass die Menschen „von Natur aus“ gut sind, betont der Humanismus die Bedeutung von Bildung, sozialer Gerechtigkeit und rationalem Denken, um das Wohl der Gemeinschaft zu fördern. Das bedeutet, die komplexe Natur des Menschen zu erkennen und sich bewusst darum zu bemühen, die Bedingungen zu schaffen, die kooperatives, solidarisches und moralisches Verhalten ermöglichen und stärken. Der Fokus liegt auf der Selbstverantwortung und dem kritischen Hinterfragen von Handlungen – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.
Die Gefahr einer einseitigen Perspektive
Indem Beck betont, dass der Mensch „im Grunde gut“ sei, läuft er Gefahr, die komplexe Natur des menschlichen Verhaltens zu ignorieren. Dieser optimistische Blick auf die Menschheit kann dazu führen, dass negative Aspekte menschlichen Verhaltens verharmlost oder als Ausnahmefälle abgetan werden. Der säkulare, humanistische und naturalistische Ansatz fordert stattdessen eine realistische Betrachtung des Menschen: ein Wesen, das sowohl zu Mitgefühl und Güte als auch zu Egoismus und Zerstörung fähig ist. Diese Anerkennung der Vielschichtigkeit des Menschen ist der erste Schritt, um verantwortungsvolles Handeln zu fördern und echte gesellschaftliche Verbesserungen zu bewirken.
Beck sagt: „Der Mensch ist im Grunde gut.“ Aus humanistischer Sicht ist die Wahrheit komplexer: Der Mensch hat das Potenzial für Güte – aber er hat auch die Fähigkeit zur Grausamkeit. Es liegt an uns allen, als Individuen und als Gesellschaft, Bedingungen zu schaffen, die das Beste im Menschen fördern, ohne die Realität seiner Natur zu romantisieren. Das bedeutet, bewusst Verantwortung zu übernehmen, ethische Werte zu stärken und aktiv an der Gestaltung einer besseren Welt zu arbeiten.
Übrigens: Die Gleichsetzung von „Egoismus“ mit „böse“ ist Quatsch. Rationale Spiel- und Entscheidungstheorie zeigen, dass strategisch agierende Egoisten sehr wohl zuverlässig kooperieren und langfristig stabile Zusammenarbeit sichern können. Das Problem sind eher die religiösen und ideologischen Wirrköpfe und Fanatiker, die da gerne dazwischenfunken.
Vielen Dank für den Kommentar, der mich daran erinnert hat, einen Verweis auf das Konzept „Eigennutz“ zu ergänzen.
Gerne – mit besten Grüßen von Epikur, Hobbes, Rousseau, Smith etc. 👍
So richtig was, was über den Beitrag incl. ChatGPT hinausgeht, fällt mir eigentlich nicht ein, aber vielleicht ist das, was ich da geschöpfert habe im Grunde doch noch ein wenig erhellend:
Wundert sich jemand, dass der Bub das was er gerade geschöpfert hat für gut, wenn nicht gar für sehr gut, hält ? Dass derselbe Schöpfergott dasselbe ein paar Augenblicke später – in göttlicher Zeitrechnung – für so schlecht hält, dass er alles ersaufen lässt, muss dann doch viel eher verwundern. Dass der, der doch alles mit einem „Wort“, mit einem „Logos“ wie die g’scheithaferlnden Theologen gern raunen, erschaffen hat, keine anderen Lösungen findet als Vertreibung, Brandstiftung, Genocid und Menschenopfer, kann man schon mal gar nicht nachvollziehen. Könnte er nicht mit einem Korrektur-Logos auf Universum, Welt und Mensch 2.0 upgraden, die dann nicht nur „im Grunde“ gut sind – i.e. keine Äpfel klauen – ? „Im Grunde gut“, so lobt man eine grottenschlechte Arbeit, wenn man befürchten muss, dass man für ehrlichen Tadel eine aufs Maul bekommt.
Aber im Ernst: Ich finde, dass Aussagen über DEN Menschen, in diesem rassistischen Singular, im Grunde ( sorry wegen dem Rückfall) immer falsch und anmaßend sind. Da sich Kleriker aber darüber erhaben fühlen, über weniger als die ganze Menschheit zu reden, kommt es dann zu solchen Wischi-Waschi-Formulierungen wie „im Grunde“, „tief drinnen“ …
Was braucht es eigentlich für Scheuklappen und rosarote Brillen um nicht zur Kennnis zu nehmen, dass es auch Menschen gibt, die in und an der Not sich bereichern wollen ? Die Berichte über Plünderungen in den vom Hurricane Helene betroffenen Gebieten, könnte man doch heute schon schreiben.
Kein Mensch ist von Grund auf „gut“ bzw. „böse“.
Das „Böse“ fängt meist damit an, jemanden von Anfang an zu indoktrinieren und ihm/ihr einzureden, dass er/sie jetzt ein Teil der „guten“ Gruppe sind und alle anderen „böse“ und deshalb verdient haben zu leiden.
Wie sich das über Jahrhunderte auswirkt, kann man momentan im Mittleren-Osten live beobachten. Die Wiege des Monotheismus, in der sich seit Ewigkeiten mehrere Gruppen des gleichen Glaubensursprungs damit überbieten, ihre (f)rohe Botschaft der wahren Liebe, sich gegenseitig in die Köpfe zu prügeln…
Welch Ironie!
Der Mensch ist, wenn er geboren wird, verhaltenstechnisch eine Tabula Rasa, denn das Erbgut sagt grundsätzlich nichts über den Charakter oder das ethische Verhalten im späteren Leben aus.
Also erst mal nix mit gut und böse.
Allerdings könnte man annehmen, dass er ein soziales Wesen ist, da seine erste Lebenserfahrung darin besteht, dass er ohne fremde Hilfe nicht überleben würde.
Diese Erfahrung prägt ganz sicher sein Unbewusstes. Eigentlich eine gute Ausgangsbasis.
Jedoch ist die Welt, in die er hineingeboren wird, nicht so friedlich und freundlich wie die paradisische Chimäre aus der Bibel.
Das liegt – und zwar von Anbeginn der Menschheit – an den unwirtlichen Bedingungen und den ungenügenden materiellen Verhältnissen, mit denen er im Leben konfrontiert wird und die ihm das Leben sauer machen.
Wie damit umgehen, ist die entscheidende Frage. In diesem Moment scheiden sich sozusagen die Geister.
Und da kommt dann auch die Religion ins Spiel, die – aus der Not und Unwissenheit des Menschen geboren und seit Beginn seiner Bewusstwerdung vorhanden – dessen durchaus im Keim vorhandenes soziales Wesen (s.o.) konterkariert. Denn Religion ist im Wesen asozial.
Die Begriffe „gut“ und „böse“ sind – im Zusammenhang mit der Bewertung gesellschaftlicher Entwicklungen gebraucht – also rein ideologische Erfindungen, die je nach Ideologie beliebig definiert werden können und völlig unbrauchbar für eine wissenschaftliche oder auch nur unvoreingenommene Diskussion sind.
Meine unmassgebliche Meinung.