Endzeitstimmung – Das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Stefanie Schardien, veröffentlicht am 30.11.2024 von ARD/daserste.de
Darum geht es
In ihrer Abschiedssendung flutet Frau Schardien ihr Publikum nochmal mit Gedanken zum Advent – genauer: Zu dem, was heute davon noch übrig geblieben ist.Warten aufs Christkind mit Stefanie Schardien
Nachdem sie verraten hat, dass sie den Advent total spüre, frühstückt Frau Schardien erstmal die religiösen Hintergründe ab:
[…] In dieser merkwürdigen Zeit, manchmal schrecklich, anstrengend. Eine Zeit, in der wir irgendwie – ja was bleibt uns anderes übrig – ausharren müssen, durchhalten. Und das passt kurioserweise ganz zum Advent. Nach seinem christlichen Ursprung ging es im Advent darum: warten und sich vorbereiten ausharren müssen, Bis das Christkind zu Weihnachten kommt, der Sohn Gottes, der uns erlöst von allem Bösen, uns rettet, unser Leben heil macht. Aber im Advent… ist das alles eben noch nicht da. Ausharren und dabei das Beste daraus machen. Und das packt mich in diesem Jahr besonders: Wir harren aus in dieser merkwürdigen Zeit, aber wir lassen uns dabei gerade nicht unterkriegen, nicht bangemachen. Weil wir erinnern: Da kommt noch was. Oder eben in meinem Glauben die Hoffnung: Da kommt noch wer! Das hier, das Finstere, das ist nicht alles. Wir halten das durch.
(Quelle der so als Zitat gekennzeichneten Abschnitte: Endzeitstimmung – Wort zum Sonntag, verkündigt von Stefanie Schardien, veröffentlicht am 30.11.2024 von ARD/daserste.de)
Ich frage mich, was von diesem christlichen Ursprung heute noch übrig geblieben ist, wenn selbst Frau Schardien davon in der Vergangenheitsform berichtet.
Wie kann man sowas ernsthaft glauben?
Denn ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie man als geistig gesunder, erwachsener Mensch, der in einem demokratischen Land mit Schulpflicht aufgewachsen ist auch noch im 21. Jahrhundert alljährlich im Dezember ernsthaft, also so wirklich richtig echt glauben kann, dass das Christkind zu Weihnachten kommt, der Sohn Gottes, der uns erlöst von allem Bösen, uns rettet, unser Leben heil macht.
Unsere Zeiten mögen merkwürdig sein, ja.
Aber an einer so absurden Vorstellung wie der, dass ausgerechnet der Plot einer bestimmten antiken Gottessohn-Legende der Schlüssel für ein friedlicheres und gerechteres Diesseits irgendwann – vielleicht schon sehr bald! – sein soll heute noch festzuhalten, halte ich für mindestens genauso merkwürdig. Genauer: Für sonderbar, bar der Realität und bar jeder Vernunft.
Selbst dann, wenn Frau Schardien die Christkind-Erlösungs-Narrative in altbekannter theologisch-rhetorischer Manier hier auf den christlichen Ursprung des Advents und damit irgendwo in die Vergangenheit zurückdatiert: Das spielt insofern keine Rolle, weil sich inhaltlich an diesen Mythen und Legenden ja bis heute nichts grundlegend geändert hat.
Durch diese Verlegung ins 4. bis 6. Jahrhundert erscheint es, oberflächlich betrachtet, lediglich nur etwas weniger absurd, wenn jemand, der älter als 4 bis 6 Jahre ist heutzutage immer noch aufs Christkind wartet, in der Überzeugung, von diesem von allem Bösen erlöst zu werden.
Dezember: Ideal für religiöse Zwecke
Keine Zeit des Jahres eignete sich besser, um den Schäfchen ihre Abhängigkeit von göttlichem Wohlwollen und natürlich auch das Gefühl von Erlösungsbedürftigkeit einzutrichtern als die Wochen mit den kürzesten Tagen und den längsten Nächten. In der Jahreszeit, in der die Menschen nicht ihrer Feldarbeit nachgehen konnten und so zwangsläufig sowieso miteinander zuhause ausharren mussten.
Je dunkler, kälter und einsamer die Tage, je knapper die Vorräte, je schlechter die letzte Ernte, je eingeschränkter die eigenen Handlungsmöglichkeiten, desto empfänglicher wurden Menschen für alles, was ein Ende dieser Phase, eine Wende zum Besseren für sie in Aussicht stellte. Und die Wintersonnwende war schon immer ein solcher Wendepunkt – in praktisch allen Kulturen und auch schon lange vor Entstehung des Christentums.
Auch wenn es der christlichen Führungsriege in vielen Regionen nicht gelungen war, während der Adventszeit eine ähnlich strenge Fastenzeit zu etablieren wie die vor Ostern, gelten die Wochen vor dem Weihnachtsfest zumindest bei den Katholen (eigentlich) nach wie vor als Buß- und Fastenzeit.
Damit konnte man das jahreszeitlich bedingte Setting noch weiter negativ verstärken: Je schlechter, sündhafter und auch ganz real hungriger sich Menschen fühlen, desto höher und wertvoller erscheint ihnen das bevorstehende Fest, das auch schon früher Lichterglanz, frohe Gesänge und fette Speisen zu bieten hatte.
Diese Zusammenhänge sind freilich keineswegs christlichen Ursprungs. Wie in so vielen anderen Bereichen hatte das Christentum auch hier einfach die sowieso schon bestehenden Traditionen, Symbole und Rituale gekapert, ihre eigenen Narrative entsprechend angepasst und zu ihren Zwecken uminterpretiert.
Wer sich für Geschichte und insbesondere die kalendarischen Hintergründe der Feierlichkeiten zum Jahresende interessiert, dem sei einmal mehr die sehr interessante Folge „Mitwinter oder Weihnachten„ vom MGEN-Podcast empfohlen.
Wellness-Advent
Vier Wochen tatenlos zuhause hocken und vorsorglich Buße tun, um so die eigenen Erlösungschancen zu erhöhen, ist für Frau Schardien als Zugehörige der evangelischen Kirche freilich nicht das, worum es im Advent vorrangig geht. Dazu hätte sie in die katholische Abteilung hineingeboren werden (oder sich irgendwann dafür entscheiden) müssen.
Wir erfahren nun, dass zumindest bei den Mainstream-Evangelen nicht mehr die religiösen Inhalte wie der göttliche Lobpreis oder eine ominöse wie absurde bevorstehende perennierende, weil ja niemals tatsächlich eintretende „Erlösung von dem Bösen“ im Vordergrund steht, sondern das Wohlbefinden der Anhänger:
Und noch mehr: Wir haben sogar etwas dagegen: Sterne, Kerzen, Spenden sammeln, Lieder. Wir fluten unseren Alltag jetzt mit dem, was unserer Seele und vor allem auch anderen gut tut. Ein Glück haben wir diese Symbole und Rituale.
Der Bedeutungsverlust scheint also auch hier schon in einem fortgeschrittenen Stadium zu sein.
Augen auf beim Spenden!
Vorab: Wer mit Spenden andern Menschen helfen (oder sein schlechtes Gewissen erleichtern) möchte, sollte sehr genau hinschauen, wie diese Spenden verwendet werden.
Gerade bei religiösen Einrichtungen geht es praktisch immer (auch) um Missionierung, also um die Verbreitung des Glaubens.
Ein kurzer Blick in die Kriminalgeschichte des Christentums bis hin zur heutigen Gegenwart zeigt schnell, dass es keine gute Idee ist, die Ausbreitung von Religion auch noch finanziell zu unterstützen.
Obacht geboten ist auch immer bei kommerziellen Spendensammlern. Hierzu empfehlen wir das entsprechende Segment aus dem Ketzerpodcast.
Symbole und Rituale – aber wofür eigentlich?
Symbole und Rituale können das, was sie ursprünglich symbolisieren und woran sie erinnern sollten für lange Zeit überdauern, wenn sie den Menschen auch ganz unabhängig von der ursprünglichen Bedeutung einen Nutzen, zum Beispiel Wohlbefinden, Ablenkung und Gemeinschaftserlebnisse in dunklen und einsamen Zeiten bringen.
Für dieses Phänomen spielt es keine Rolle, welche Inhalte ursprünglich mal durch Symbole und Rituale institutionalisier- und tradierbar gemacht werden sollten.
Die exakt gleiche Aussage wie die von Frau Schardien könnte zum Beispiel auch von einer Anhängerin der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters stammen. Bei den Pastafari wird in diesen Wochen nicht Advent, sondern die Pastats-Zeit mit den vier Pastat-Sonntagen gefeiert.
Die Pastafari-Mythen und Legenden um die Entstehung dieser Feiertage sind wesentlich lustiger und unterhaltsamer als alles, was das Christentum zu bieten hat.
Ich kenne eine ältere Dame, die hat wie verrückt in den vergangenen Tagen Plätzchen gebacken. Also: die aufwendigen Sorten, für die man quasi selbst kaum Zeit findet. Ein paar für sich. Aber den größten Teil verpackt sie in hübsche Tüten und verschenkt sie. Da können die Nachrichten wieder schlimm oder der Tag furchtbar gewesen sein – alle, die sie beglückt, erleben „So geht es auch!“ und tragen das mit sich.
Das ist für mich eine wirklich gute Botschaft: So viele spüren diese Sehnsucht nach Advent noch. Gott sei Dank. Wir sehnen uns nach dem, was unsere Hoffnung wachhält, dass ein anderes Leben und Miteinander leben doch möglich ist.
Nicht Gott sei Dank. Sondern der älteren Dame sein Dank.
Eine Anekdote über eine Plätzchenverschenkende ältere Dame halte ich für einen ziemlich schwachen Beleg für die Behauptung, dass so viele diese Sehnsucht nach Advent noch spüren würden.
Eine Sehnsucht nach Mitmenschlichkeit, Wärme, Nähe, Helligkeit, Unterhaltung, Hilfsbereitschaft, Unterstützung: Ja, bestimmt. Aber nach Advent in seiner eigentlichen religiösen Bedeutung…?
Plätzchen oder Angriffskrieg: Gottes Segen gibts für beides
Der Glaube an den Gott aus der biblisch-christlichen Mythologie verleitet Menschen aber nicht nur zum Plätzchenbacken und -verschenken. Sondern auch zum Beispiel zu Ausgrenzung und zu Angriffskriegen. Denn dieser Gott „will“ immer genau das, was seine Anhänger wollen.
Und schließlich: Welcher Zusammenhang zwischen einer Hoffnung auf die Option auf ein anderes Leben und Miteinander leben auf der einen und der biblisch-christlichen Mythologie auf der anderen Seite bestehen soll, erschließt sich mir nicht.
Endzeitstimmung: Des einen Freud‘, des anderen Leid
Während ihre fundamentalistischen evangelikalen Glaubensbrüder und -schwestern das aktuelle Weltgeschehen als untrügliches Anzeichen für die jetzt aber nun wirklich und unzweifelhaft unmittelbar bevorstehende Apokalypse deuten und vor lauter Vorfreude auf die göttliche Bestrafung aller Un- und Andersgläubigen und ihre eigene ewige Überhöhung kaum noch das Wasser halten können, fehlt dieser Aspekt bei Frau Schardien komplett.
Während die Fundamentalisten ihre Weltuntergangsphantasien mit der geballten Brutalität der Johannesoffenbarung (innerhalb der biblischen Phantasiewirklichkeit) konsistent sauber untermauern können, muss Frau Schardien alles, was der vermeintlichen „Erlösung von dem Bösen“ laut biblischer Mythologie vorangeht komplett weglassen.
Weglassen muss sie auch eine Erklärung, wie sie sich das mit der „Erlösung von dem Bösen“ stattdessen konkret vorstellt.
Der Fachbegriff für diese Gleichgültigkeit gegenüber der Sinnhaftigkeit und Plausibilität der eigenen Aussagen beginnt mit Bull- und endet mit -Shit.
Eine diesbezügliche Erklärung bleibt Frau Schardien – wie nicht anders zu erwarten – ihrem Publikum schuldig. Also dem Teil ihres Publikums, das versucht, sie ernst zu nehmen und das nachzuvollziehen, was sie während der letzten 6 Jahre immer wieder im „Wort zum Sonntag“ zum Besten gegeben hatte.
Klappe, die letzte
Für mich ist das heute hier mein letztes Wort zum Sonntag. Zu Ihnen sprechen zu dürfen, war mir eine Freude und ein Herzensanliegen. Jetzt kommen andere Aufgaben. Danke dem Team hinter den Kameras, Ihnen für Ihr Zuhören und für die vielen Zuschriften in den letzten sechs Jahren. Bleiben Sie alle behütetet.
Frau Schardien, Ihre weniger als eine Handvoll Antworten auf meine Nachfragen zu Ihren Verkündigungen im „Wort zum Sonntag“ lasen sich wie Reaktionen eines beleidigten Kindergartenkindes, dem man das Sandschäufelchen weggenommen hat.
…also ganz im Sinne von
Matthäus 12,30.
Eine geballte Ladung an persönlichen Beleidigungen, typisch protestantische Überheblichkeit und Arroganz – und wirklich keine einzige sachlich-argumentative Antwort oder wenigstens ein Versuch einer Erklärung zu Ihren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk getätigten Behauptungen, deren Wahrheitsgehalt Ihnen offenbar völlig einerlei war.
Zumindest habe ich dank Ihrer Antworten einen schriftlichen Beleg dafür, wie heuchlerisch zum Beispiel dieses Wort zum Sonntag war, in dem Sie sagten:
Und was für ein Segen zu erleben:
(Quelle: https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wort-zum-sonntag/sendung/spricht-stefanie-schardien-fuerth-180.html)
Reden ist Silber. Schweigen… nein, Miteinander (!) reden ist Gold.
Da Sie mir in Ihrer Mail schriftlich untersagt hatten, diese zu veröffentlichen, kann ich Ihre Formulierungen, mit denen Sie eine Kommunikation bezüglich Ihrer im öffentlich-rechtlichen Rundfunk aufgestellten Behauptungen vehement abgelehnt hatten leider nicht im Wortlaut zitieren.
Blick hinter die scheinheilige Fassade
Macht nichts: Wenn erwachsene Menschen auf Nachfragen und Kritik so reagieren wie Sie, dann kommt das zum Vorschein, was sich hinter der Fassade aus all den salbungsvollen Worten, sprachlich vorsätzlich vernebelten Absurditäten, hochselektiv herausgepickten biblischen Textfragmenten und theologischen Phrasen, die nur den Anschein erwecken, irgendwie tiefgründig zu sein verbirgt: Nichts als rein menschliche Phantasievorstellungen.
Geeignet, entsprechend vorgeprägte und/oder aus sonstigen Gründen dafür empfängliche Menschen gezielt, nämlich zum eigenen Vorteil in die Irre zu führen.
Die ganzen gesellschaftlichen Themen, mit denen Sie Aktualität und Relevanz des biblisch-christlichen Glaubenskonstruktes vortäuschten, waren auch bei Ihnen lediglich Mittel zum Zweck.
Auch wenn Ihre Nachfolger die Tradition sicher noch so lange fortführen werden wie die Kirchenlobby es ermöglichen kann: Immerhin Ihre Kirchenreklame im öffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht die glaubensfreie Mehrheit künftig nicht mehr mit Rundfunkbeiträgen zu subventionieren.
Zweitausend Jahre lang jedes Jahr Advent!
Zweitausend Jahre lang jedes Jahr Jesu Geburt!
Zweitausend Jahre lang jedes Jahr Auferstehung!
Das ist nicht dasselbe wie jedes Jahr Wintersonnenwende oder Karneval. Das sind nur Anlässe, um zu feiern, ohne irgendwelche ideologischen Hintergedanken.
Hingegen sind die christlichen Feiertage oder -wochen aus kirchlicher Sicht Anlässe zur Indoktrination, zum Einhämmern des christlichen Mythos, zur Gehirnwäsche.
Das ständige Wiederholen ein und derselben Riten und Sprüche ohne Erlaubnis des Hinterfragens dieser war und ist eines der grössten Erfolgsrezepte der christlichen Religion – und natürlich nicht nur dieser.
Dieses Zeitalter geht aber langsam zu Ende. Und das spüren die Gralshüter der christlichen Religion. Das allein ist der Grund für die Panik in deren Reihen, für das Heraufbeschwören der Apokalypse und der Endzeithysterie. Sie stehen dieser Götterdämmerung hilflos gegenüber, während ihr verzweifelter Ruf nach „Umkehr“ immer schriller wird.
Dazu fällt mir die einsteinsche Definition von Wahnsinn ein, die da lautet:
Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
P. S.
Und Frau Schardien geht und nimmer kehrt sie wieder.
Wie sagt der Kölner: Kaputt, ene Neue.
Warum hat Frau Schardien sich zum Abschied nicht auch bei den Zwangsgebührenzahlern „bedankt“, die Woche für Woche den Unfug des WzS finanzieren müssen?
Ich wundere mich eh darüber, wie diese WzS-Figuren Woche für Woche ernsthaft diesen strunzdummen, allerdämlichsten Scheiss von sich geben können und sich auch noch selbst ernst nehmen können, sich im Spiegel sehen können!
ICH würde mich selbst nach nur EINEM solchen WzS in Grund und Boden schämen!
Die kennen doch keine Selbstachtung!?
Das ist mir ein derartiges Rätsel …
Liebe Frau Schardien,
auch ich danke Ihnen für Ihre 6 Jahre sinnbefreites Geschwafel.
Gerade solche Wischi-Waschi Christen wie sie, haben dafür gesorgt, dass Ihr naiver Hirtenglaube aus der Bronzezeit gerade in der Bedeutungslosigkeit versinkt.
Es war auch sehr lustig mit anzusehen, wie Ihre Zunft im ÖrR ihre unendliche Gier nach Relevanz demonstriert hat.
Ihre Vereinnahmung von heidnischen Festen für Ihre Zwecke ändert daran auch nichts mehr.
Und Tschüss! Der nächste Bitte!