Kommentar zu Nachgedacht (50) Verschenken Sie Weihnachten viel?

Lesezeit: ~ 2 Min.

Kommentar zu Nachgedacht (50) Verschenken Sie Weihnachten viel?, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 22.12.13 von Osthessennews

[…] „Ohje, alle vergessen, dass das Jesuskind geboren wurde.“

Wann genau das Jesuskind geboren wurde, ist nicht bekannt – man weiß noch nicht mal zweifelsfrei, ob es überhaupt geboren wurde. Schon seine angebliche Entstehung war ja offensichtlich nur ein Märchen und auch die angeblichen Umstände seiner Geburt sind frei erfunden. Es könnte genausogut auch an jedem anderen Tag im Jahr geboren worden sein. Der eigentliche, ursprüngliche Anlass für das Fest Ende Dezember war die Wintersonnwende.

Ja das könnte man sagen, aber heute möchte ich ihnen sagen: Geschenke sind genau das Richtige zu Weihnachten.

Die Tradition, sich zu Weihnachten Geschenke zu machen, ist einer der vielen Bräuche, die sich das Christentum einverleibt hat. Genauso gehen auch zum Beispiel das Datum (Wintersonnwende), der Weihnachtsbaum oder auch das Festessen auf heidnische Kulte und vorchristliche Bräuche zurück.

[…] In dem Video von Rumänien hat eine Malteserin über die Hand einer älteren Dame im Altersheim gestreichelt. Das ist Nächstenliebe.

Jedes humanitäre, mitmenschliche Engagement verdient Anerkennung. Dass kirchliche Institutionen in diesem Bereich auch heute noch überproportional vertreten sind, ist leicht zu erklären, war doch praktisch der gesamte soziale Dienstleistungssektor früher fest in religiöser Hand. Im gleichen Maße, in dem die Zahl religiöser Menschen abnimmt, wird auch die Zahl nicht-religiöser sozialer Dienstleister weiter steigen.

Kaum einem ehrenamtlichen, aber auch vermutlich auch nur wenigen der hauptberuflichen Dienstleister im sozialen Bereich, die meinen, die religiöse Forderung der Nächstenliebe sei eine Aufforderung, Fremden zu helfen, dürfte bewusst sein, dass diese Aufforderung praktisch nichts mit der ursprünglichen christlich-religiösen Idee von „Nächstenliebe“ zu tun hat.

Die von Jesus geforderte Nächstenliebe bezog sich nur auf die wirklich „Nächsten“, auf die Zugehörigen der eigenen Gruppe – in diesem Fall also auf jüdische Gläubige. Jesus hatte weder die Absicht, eine neue Religion zu gründen, noch war es sein Plan, den Menschen eine neue Ethik vorzugeben. Er sah seine hauptsächliche Mission darin, die baldige Ankunft seines Gottes anzukündigen. Da sich bis heute kein einziger Gott hat blicken lassen, kann man inzwischen davon ausgehen, dass sich Jesus mit seiner Ankündigung geirrt hatte.

Die Umdeutung dieser sehr eng begrenzten, partikulären „Nächstenliebe“ hin zu einem allgemeinen Altruismus unabhängig von Gruppenzugehörigkeit erfolgte erst viel später. Sogar das anscheinend noch so selbstlose Verhalten nutzt auch immer dem, der sich so verhält – was die Anerkennung dieses Verhaltens natürlich keineswegs schmälert.

Nur bedarf es für mitmenschliches Verhalten keine umgedeuteten Aussagen von vormittelalterlichen Endzeitpredigern. Die Evolution hat die Menschen, einige Tiere und möglicherweise sogar auch Pflanzen mit der Fähigkeit zur Empathie „ausgestattet“ – genauer: es bedeutete irgendwann einen Vorteil, auch die Bedürfnisse anderer Individuen zu erkennen und auf sie einzugehen. Deshalb ist Mitmenschlichkeit in Wirklichkeit eine ganz natürliche, rein menschliche Angelegenheit.

Verschenken Sie diese an Weihnachten reichlich.

Und tragen Sie damit – nicht nur an Weihnachten – dazu bei, das immernoch vorhandene kirchliche Quasi-Monopol mit einer gottlosen, rein menschlichen Mitmenschlichkeit abzulösen – ganz ohne Kreuzigungen, dubiose Machtstrukturen, angedrohte Höllenqualen, versprochene Unsterblichkeit oder sonstigen Hokuspokus.Hilfe kommt nicht nur dem zugute, dem geholfen wird, sondern auch dem, der hilft.

*Unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ fordert Osthessennews jede Woche zum Nachdenken auf. Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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