Kommentar zu NACHGEDACHT 118: Eindrucksvolle Begegnung

Lesezeit: ~ 3 Min.

Kommentar zu NACHGEDACHT 118: Eindrucksvolle Begegnung, Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 12.4.2015 von osthessen-news.de

[…] Die Emmausjünger machen genau diese Erfahrung: In tiefer Trauer gehen sie von dem Ort fort, an dem ihr Herr brutal umgebracht wurde.  Doch dann treffen sie jemanden, der ihnen wieder Mut macht. Es ist Jesus selbst, sie erkennen ihn nicht sofort. Erst als er das Brot teilt, wird ihnen diese wunderbare Erfahrung deutlich: Jesus lebt weiter.*

Die tatsächliche Aussage dieses archaischen Mythos‘ (weder die Lage des angeblichen Ortes Emmaus, noch die zeitliche Zuorndung dieser Geschichte ist historisch zweifelsfrei belegt) ist, dass ein Mensch, der brutal umgebracht wurde und damit tot war, nach dem Tod weitergelebt hätte. Für eine tatsächliche Auferstehung vom Tod gibt es keinen einzigen wissenschaftlichen Beleg, nichts spricht dafür, dass dies möglich oder auch nur wahrscheinlich ist.

Weil davon auszugehen ist, dass es auf der Erde „mit rechten Dingen“ zugeht, ist bis zum Beweis des Gegenteils auch nicht davon auszugehen, dass dies tatsächlich wie beschrieben geschehen ist. Vielmehr ist diese Geschichte dort zu verorten, wo auch die Grimmschen Märchen oder die griechischen Göttersagen zu finden sind: In der Phantasie der Menschen.

Indem die Geschichte schon sachlich hanebüchen ist, lohnt es sich kaum, einen Sinn hineininterpretieren zu wollen, was natürlich kein Grund ist, das nicht doch zu tun – wie immer bevorzugt entsprechend der persönlichen Wünsche und Hoffnungen:

Gott meint es ernst mit den Menschen: Er schenkt ihnen das ewige Leben bei sich. Er möchte sie in seiner Liebe aufgehoben wissen.*

Nach mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gibt es keinen Gott, zumindest gibt es keinen einzigen seriösen Beleg für die Existenz eines Gottes. Deshalb lässt sich auch keine seriöse Aussage darüber machen, inwieweit es dieser (von Menschen erdachte) Gott „ernst“ mit den Menschen (wieso eigentlich nur mit den Menschen? Mit allen Menschen oder nur mit Menschen, die an ihn glauben?) meint. Ein „ewiges Leben bei sich“ ist objektiv betrachtet kein für Menschen erstrebenswerter Zustand, auch wenn dieses „ewige Leben“ ja als das höchste Ziel „verkauft“ wird, das man als Christ haben kann. Dass „er sie in seiner Liebe aufgehoben wissen“ möchte, ist ebenso reine Spekulation bzw. willkürliche Interpretation.

Ich durfte schon oft solche Erfahrungen machen, in denen mir Menschen wieder neue Hoffnung gaben. […] Ohne diese Menschen wäre mein Leben weitaus hoffnungsloser.*

Die Fähigkeit, Emphatie zu empfinden, ist eine faszinierende, aber trotzdem rein natürliche Angelegenheit, zu der Menschen völlig ohne irgendwelches übernatürliche Zutun eines Gottes fähig sind. Emphatie ist auch kein „Zeichen“ für ein göttliches Wirken, sondern für die hervorragende Arbeit der Evolution.

Ich habe Ihnen auch wirklich zugehört (bzw. bis heute über 50 Ihrer NACHGEDACHT-Beiträge gelesen und kommentiert) und ich habe keins Ihrer Themen mit einer „Das wird schon!“– Vertröstung abgetan. Ob ich eine unglaubliche Ruhe auf Sie ausstrahle weiß ich nicht, wenn dem so sein sollte, dann können Sie sicher sein, dass meine Ruhe un-glaublich ist.

Und ich kann mir nach solch einer Begegnung nicht verkneifen, zu denken: „Dich hat der Himmel geschickt. “*

Solange Sie sich das denken und nicht öffentlich als Tatsache behaupten, spricht natürlich nichts dagegen, wenn Sie sich gerne einer privaten Illusion hingeben. Mich hat jedenfalls sicher nicht „der Himmel geschickt.“ Dass ich mich mit Ihren Kommentaren auseinandersetze, ist eine Folge meiner Erkenntnis, wie sehr Religion die Welt vergiftet.

Ich möchte Menschen zeigen, dass man keinen Gott braucht um zu wissen, wie man sich ethisch fair verhalten soll und vor allem um glücklich zu sein, sondern dass vielmehr die Befreiung von religiöser Indoktrination ein, wenn nicht sogar der Schritt in die richtige Richtung ist.

Wer diesen Schritt geht, muss sich sein Wertesystem nicht mehr mühsam auf seltsame archaische Mythen aufbauend zusammenkonstruieren, sondern kann sich ganz einfach an den Erkenntnissen von Wissenschaft, Psychologie und Kunst orientieren. Diese erheben keinen dogmatischen Anspruch auf Richtigkeit und ewige Gültigkeit, sondern sie spiegeln das wider, was die Menschheit zum jetzigen Zeitpunkt als gesicherte Erkenntnis gewonnen hat.

*Das Online-Portal Osthessennews fordert jede Woche unter der Rubrik „NACHGEDACHT“ mit „liberal-theologischen“ Gedanken zum Nachdenken auf. Alle als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Original-Artikel von Christina Leinweber.

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