Kommentar zu Lehmann: Theologie braucht Dialog mit anderen Wissenschaften „Auf Leben und Tod provozieren lassen“

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Kommentar zu Lehmann: Theologie braucht Dialog mit anderen Wissenschaften „Auf Leben und Tod provozieren lassen“, verfasst von KNA, veröffentlicht am 01.02.2016 von domradio.de

Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat die Bedeutung eines Austauschs der Theologie mit anderen Wissenschaften hervorgehoben.*

Dieser Satz geht von der irrigen Annahme aus, es würde sich bei Theologie um eine Wissenschaft handeln. Theologie ist die Lehre von Gott, also eines rein hypothetischen Gedankenkonstrukts, für dessen Existenz oder Wirken es keinen einzigen seriösen, wissenschaftlichen Beleg gibt. Bis zum Beweis des Gegenteils handelt es sich somit um nichts weiter als eine Fiktion, ein von Menschen erdachtes Hirngespinst.

Egal, mit welchen Methoden man sich mit einer Fiktion auseinander setzt – solange es keinen Beweis und noch nicht mal einen wenigstens halbwegs vernünftigen Grund zur Vermutung eines realen Gottes gibt, bleibt Theologie bestenfalls so wissenschaftlich wie etwa die Frage: „Was wollte Schneewittchen wirklich?“ oder „Wie vermehrten sich die 7 Zwerge?“.

Dialogfährigkeit sei die Pflicht der Theologie, sagte Lehmann am Sonntagabend in Münster.

Die Pflicht der Theologie ist es, erstmal einen wissenschaftlich haltbaren Beleg für die Existenz ihres angeblichen Gottes zu liefern. Dialoge mit Menschen, die sich nicht an die reale Wirklichkeit halten und die Existenz von fiktiven Göttern voraussetzen, sind müsig. Ein Dialog wäre erst dann sinnvoll, wenn erstmal der Gegenstand der Theologie real relevant wäre.

[…] Weil die christliche Botschaft im Kontext der konkreten Welt stehe, verstehe es sich von selbst, dass die Theologie stets im Gespräch mit ihren Nachbarwissenschaften sei, sagte der Bischof.

Theologie hat keine Nachbarwissenschaften, weil sie keine Wissenschaft ist. Die christliche Botschaft ist so „vielseitig“ (man könnte auch sagen: beliebig), dass sich aus ihr jeder beliebige Kontext zur konkreten Welt herstellen lässt – von Nächstenliebe bis zum Völkermord.

Trotz alledem ist es natürlich beruhigend zu wissen, dass die Theologie heute lieber in einen Dialog mit der realen Welt treten will, statt die Vertreter dieser realen Wirklichkeit wie früher mit Wort, Schwert und Feuer zu bekämpfen.

Es gehöre zur Pflicht der Theologie, sich auch dann der geistigen Herausforderung einer Zeit anzunehmen, wenn sie sich Fragen aussetzen müsse, die für sie selbst gefährlich seien.

Sie solle sich von Kant, Nietzsche, dem Marxismus, von der Psychoanalyse oder der Soziologie „auf Leben und Tod zur Bewährung ihres eigenen Anspruchs provozieren lassen“.

Die Erkenntnisse, die die Religion inzwischen vollständig entzaubert haben, haben nicht zum Ziel, die Theologie zu provozieren, auch wenn die Theologie das verständlicherweise so empfinden könnte. Eine Wahrheit, die sich an der realen Wirklichkeit orientiert, ist auf jeden Fall wahrer als eine Wahrheit, die auf nicht belegbaren Fiktionen basiert.

Der Wahrheit ist es völlig egal, ob jemand an sie „glaubt“ oder nicht. Sie hat es nicht nötig zu provozieren und sie hat es auch nicht nötig, dass jemand an sie „glaubt.“ Der Schwerkraft ist es völlig egal, ob sich jemand von ihr provoziert fühlt oder nicht.

Provokant verhalten sich allerdings Menschen, die Theologie als Wissenschaft und Gott als real bezeichnen. Gefährlich ist nicht die Einsicht, dass Religionen von Menschen erdachte Fiktionen sind, gefährlich ist das trotzige Festhalten an einer solchen Fiktion, gegen jede Vernunft und gegen jedes bessere Wissen.

Wer heute noch die Anerkennung der wissenschaftlichen Komplett-Entzauberung des Phänomens Religion als „modisches und kurzlebiges Sichanpassen an verschiedene Trends“ bezeichnet, der dokumentiert damit entweder eine schier unerträgliche Ignoranz oder zumindest eine kaum vorstellbare Realitätsferne.

Solange für Theologen noch satte Gehälter gezahlt werden, werden diese verständlicherweise alles daran setzen, ihre Pseudowissenschaft künstlich am Leben zu erhalten. Da es zu einer nicht beweisbaren Fiktion ja auch keine wissenschaftlich brauchbare Erkenntnisse geben kann, bietet dieses Feld auch in Zukunft noch praktisch unbegrenzte Möglichkeiten der Interpretation, Deutung oder zu neuen Fiktionen.

* Die als Zitat gekennzeichnete Abschnitte stammen aus einem  Beitrag von domradio.de, geteilt auf Facebook.

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