Die evangelische Kirche bietet einen Online-Beantwortungsservice für religiöse Fragen. Dort finden sich allerlei Fragen, dazu Antworten aus evangelischer Sicht sowie ab und zu Kommentare von weiteren Lesern.
In dieser Anfrage wollte eine Besucherin wissen, ab welchem Alter Kinder in bestimmten Kirchen am „Abendmahl“ teilnehmen dürften. Eine Pfarrerin beantwortete diese Frage aus ihrer Sicht, was mich zu folgendem Kommentar bewegt hat:
Guten Tag,
stellen Sie sich bitte mal für einen kurzen Augenblick vor, wie diese Frage und die Antwort auf Sie wirken würden, wenn sich diese Diskussion nicht im Rahmen Ihrer eigenen Religion abspielen würde.
Auch wenn es vielleicht den Anschein erwecken mag: Hier geht es nicht um irgendwelche harmlose folkloristische Gebräuche, sondern um die rituelle, symbolische Zelebrierung eines Menschenopfers (bzw., je nach Konfession, um die Erinnerung an eine Hinrichtung in der denkbar grausamsten Variante und an ein Auferstehungsmärchen).
Die Frage, ab wann Kinder mit genügend „göttlicher Pädagogik“ (?) indoktriniert sind, um dieses höchst verstörende Ritual nicht mehr zu hinterfragen, hat für mich in etwa die gleiche Qualität, wie wenn man sich in einer anderen Religion fragen würde, ab wann Kinder alt genug sind, um an einer Steinigung teilnehmen zu dürfen.
Nein, im Christentum wird heutzutage (hoffentlich) nicht mehr gesteinigt, aber hier wie dort geht es, objektiv betrachtet, um einen unvorstellbar grausamen Mord.
Daran ändert sich auch nichts dadurch, dass diese Todesfolterung am Kreuz als angeblich göttlich ausdrücklich angeordnetes, menschliches Sühneopfer irgendeine besondere Bedeutung zugesprochen bekommen hat und dass sie im Gottesdienst nur symbolisch angedeutet (bzw. erinnert) wird.
Wie die rituell-symbolische Zeremonie einer Todesfolterung oder auch nur die Erinnerung daran „Kinder und Erwachsene froh“ machen soll, ist und bleibt mir jedenfalls ein Rätsel. Wer sowas behauptet, würde unter geringfügig geänderten Rahmenbedingungen vielleicht auch Steinigungen oder Selbstmordattentate als mitunter sehr beglückend und unterhaltsam finden?
Mir fällt kein sinnvolles Argument ein, warum man Kinder (bzw. Menschen jeden Alters) mit diesen bizarren, abstrusen und objektiv betrachtet völlig belanglosen, weil rein fiktiven und nicht mal besonders unterhaltsamen oder originellen Gruselgeschichten belästigen sollte.
Menschen sollten zumindest als Kinder und Jugendliche überall auf der Welt vor religiöser Indoktrinierung verschont werden und sich, wie in anderen Bereichen ja auch üblich, als Erwachsene ihr Weltbild selbst nach ihren Wünschen und Vorstellungen zusammenstellen.
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