Kommentar zu NACHGEDACHT 168: Auferstehung – mitten im Leben!

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Kommentar zu NACHGEDACHT 168: Auferstehung – mitten im Leben! Gedanken von Christina LEINWEBER , Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 27.03.2016 von Osthessennews

[…] Religionskritische Stimmen behaupten natürlich zweifelsohne, dass so etwas [Auferstehung] widervernünftig sei.*

GoetheVon den Toten aufzuerstehen, erscheint tatsächlich als widervernünftig und ist zudem ausgeschlossen, wenn man davon ausgeht, dass es auf der Erde „mit rechten Dingen“ zugeht.

Und dass im 21. Jahrhundert der Glaube an einen Auferstehungsmythos, der von gleichlautenden Märchen aus der Bronzezeit übernommen und dem biblischen Wunschchristus zugeschrieben worden war, genauso widervernünftig ist, ist inzwischen nicht nur religionskritischen Stimmen, sondern auch den meisten Religionsanhängern bewusst – zumindest denen, die sich mal länger als 20 Sekunden mit der Plausibilität ihrer Glaubensaussagen auseinandergesetzt haben.

Eine solche Meinung ist zu akzeptieren, jedoch glaube ich dennoch: Jesus ist wahrhaftig auferstanden.

Genauso wie die Meinung zu akzeptieren ist, dass die Erde rund ist und sich um die Sonne dreht und dass Gegenstände auf ihr nach unten und nicht nach oben fallen? Das finde ich auch.

  • Religion gilt dem gemeinen Manne als wahr, dem Weisen als falsch und dem Herrschenden als nützlich.
    – Seneca zugeschrieben

Die Verwendung der Begriffe „glauben“ und „wahrhaftig“ im Bezug auf Ein- und Dasselbe ist irreführend. Etwas, das man glauben muss (weil man es nicht wissen kann), hat eben nichts mit „wahrhaftig“ zu tun, sondern bestenfalls mit „ganz dolle gewünscht“ oder „ausgedacht“. Solche Missverständnisse lassen sich ganz einfach durch eine ehrliche, klare Verwendung der Begrifflichkeiten vermeiden.

Für genau diese Einstellung (Glauben wider besseres Wissen) gibt es in der deutschen Sprache ein Wort, das ich wegen seiner beleidigenden Konnotation aus Höflichkeitsgründen hier nicht verwenden möchte und das bei Wikipedia so beschrieben wird:

  • Im Unterschied zu anderen Bezeichnungen, die auf Mangel an Intelligenz hinweisen, bezeichnet dieses Wort (alltagssprachlich) aber auch die Einstellung, nicht nur etwas nicht wahrnehmen zu können, sondern auch es nicht wahrnehmen zu wollen. (Quelle: Wikipedia)

Mag es sein, dass sich viele Religionskritiker mit der Auferstehung nach dem Tod gedanklich schwer tun,

Dazu muss man kein Religionskritiker sein. Jeder Mensch, der sein Bedürfnis nach intellektueller Redlichkeit noch nicht komplett ausgeschaltet hat, wird sich „gedanklich schwer“ damit tun, vormittelalterliche Auferstehungsmythen bestimmter Wüstengöttersöhne zu glauben oder ihnen auch nur irgendeine aktuelle Bedeutung zu entnehmen (geschweige denn, sie in irgendeiner Form für tatsächlich wahr zu halten).

aber die Auferstehung Jesu –nämlich diejenige, die mitten im Leben passiert – ist einfacher beweisbar: Auch nach seinem Tod war die Sache Jesu nicht vorbei. Er ist nicht gestorben, weil seine Ideen und Gedanken in die Herzen der Menschen „auferstanden“ sind.

Hierbei handelt es sich nicht um einen Beweis, sondern um eine beliebige Interpretierung und Umdeutung des Begriffes „Auferstehung.“ Weil sich die Vorstellung einer Auferstehung nach dem Tod einfach nicht mehr mit dem heutigen Wissensstand in Einklang bringen lässt, wird hier dieser offensichtliche Widerspruch zur Realität (nicht besonders elegant) umgangen, indem der Begriff der „Auferstehung“ einfach so abstrahiert wird, dass der Widerspruch dadurch zwar nicht aufgehoben, aber eben umgangen ist.

Nach dieser Logik lebt Elvis auch noch, weil seine Lieder ja heute noch gespielt werden. Netter Versuch, den Begriff „Auferstehung“ irgendwie zu bewältigen…

Demnach lebt Jesus jeden Tag weiter.

So wie Elvis demnach jeden Tag „weiterlebt“ – mit dem Unterschied, dass bei Elvis vermutlich allen Menschen klar ist, wie „weiterleben“ in diesem Zusammenhang gemeint ist.

Beweisbar ist dies mit jedem Menschen, der die Sache des Nazareners weiterführt und in seinen Fußstapfen läuft.

Weder „beweisbar“, noch „bewiesen.“ Die „Sache des Nazareners“ ist, wenn damit die biblischen Aussagen gemeint sind, ein Werk von Geschichtsschreibern, die diese Geschichten aus dem damaligen Sagen- und Mythenschatz zusammen- und ihrem Wunschjesus zugeschrieben hatten.

Dass es heute noch Menschen gibt, die sich in der Nachfolge einer Phantasiefigur aus dem Vormittelalter sehen beweist nur, wie anfällig Menschen für derlei Geschichten und wie wirksam manipulative Instrumente wie frühkindliche Indoktrination und geistige Entmündigung sein können.

Über das Phänomen, warum sich ausgerechnet diese, vom jüdischen Glauben abgespaltete und maßgeblich von „Heidenchristen“ angelegte Glaubensrichtung so lange halten konnte, gibt es interessante Literatur.

Da es auch noch viele andere Religionen gibt, ist die bloße Existenz natürlich kein Indiz dafür, dass dieser Glaube in irgendeiner Form „wahrer“ oder „richtiger“ wäre als irgendein anderer. Auch andere, längst vergangene Religionen finden sich bis heute im Wortschatz wieder, wie zum Beispiel „Phoenix aus der Asche“, der „Götterbote Hermes“ oder „Donarstag.“

Das bedeutet: Immer wenn Menschen versuchen, das Reich Gottes, also eine Welt ohne Terror, Krieg und Hass, aufzubauen, ist dies ein Zeichen Jesu in der Welt und ein Beweis dafür, dass er nicht tot ist, sondern in konkreten Menschen weiterlebt.

Woher wollen Sie denn wissen, wie das „Reich Gottes“ aussehen soll? Jesus hatte keineswegs die Absicht, eine „Welt ohne Terror, Krieg und Hass“ aufzubauen – die Welt war ihm reichlich egal. Ihm ging es darum, seinen mitgläubigen Israeliten die kurz bevorstehende Ankunft seines Gottes anzukündigen – eine Prophezeiung, mit der er sich, wie wir heute wissen, bis heute getäuscht hat. Bis heute ist noch keiner der über 3000 Götter, die sich die Menschheit schon ausgedacht hat, jemals auch nur wenigstens ein Mal seriös belegbar in Erscheinung getreten.

Und auch sein angebliches Menschenopfer hat, genaugenommen, nichts bewirkt. Die Menschen sind deswegen nicht lieber geworden und wenn es nach der christlichen Lehre geht, müssen Babies bis heute als Allererstes erstmal vierfach exorziert werden. Welchen Wert soll das Sühneopfer am Kreuz überhaupt noch haben, wenn der Heiland anschließend sowieso wieder auferstanden und zum Vater hinaufgefahren ist? Er hat dadurch nichts verloren, Gott genausowenig, und die Menschen haben nichts gewonnen.

Glaubt man den biblischen Geschichten, sieht das „Reich Gottes“ alles andere als friedlich aus, selbst nach Aussagen des Gottessohnes (Hervorhebungen von mir):

  • [Jesus über seine wahren Absichten:] Meint ihr, ich sei erschienen Frieden auf Erden zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Spaltung, denn von nun an werden sein fünf in einem Hause gespalten, drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter.
    (Lukas, 12:51, Textbibel 1899)
  • [Jesus kündigt die Verbrennung von ungläubigen Menschen durch seine Engel an:] Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein.
    (Matthäus 13:41, Luther-Bibel 1984)

Beide Androhungen lassen sich mit einem Blick in die Kriminalgeschichte des Christentums leider bestätigen.

Es gibt wirklich keinen Grund, in humanem, friedlichem Verhalten ausgerechnet das Wirken eines erfundenen Göttersohnes aus dem Vormittelalter erkennen zu wollen, dessen angeblicher Vater als rachsüchtig, bestrafungswütig und empfänglich für Menschenopfer (bevorzugt aus der eigenen Familie) beschrieben wird.

Eine solche beliebige Zuordnung ignoriert zynischer- und arroganterweise den Umstand, dass ein Großteil von Terror, Krieg und Hass eben genau mit Religionen in Zusammenhang steht und sich zumindest jederzeit religiös rechtfertigen lässt.

Alle biblischen Aufrufe zu Mitmenschlichkeit beziehen sich ausschließlich auf die Angehörigen der eigenen Glaubensgruppe – wie mit allen anderen zu verfahren sei, wird mehr als einmal deutlich und unmissverständlich erklärt (siehe oben). Der Weltfrieden war genausowenig ein Anliegen von Jesus wie die Gründung einer neuen Religion.

Dieser Beitrag zeigt eindrucksvoll, wie einfach man der ganzen Widersprüchlichkeit, Unlogik und Fehlerhaftigkeit der zentralen christlichen Geschichte aus dem Weg gehen kann, indem man sie nach Belieben umdeutet und quasi bis ins Gegenteil uminterpretiert.

Da stellt sich mir einmal mehr die Frage: Wozu das Ganze? Warum meinen bis heute noch Menschen, an eine überirdische Macht glauben zu müssen um wissen zu können, wie sie sich zu verhalten haben? Warum brennen dann heute trotzdem keine Scheiterhaufen mehr? Und warum gibt es heute immernoch religiös-fundamentalistische Selbstmordattentäter?

Ist es nicht allerhöchste Zeit, archaische, im Grunde inhumane Glaubensmythen bei den anderen Heldensagen und Göttermärchen abzulegen und sich mit realen Mitteln den realen Herausforderungen der realen Umwelt zu stellen?

  • „Offen stehet das Grab. Welch herrlich Wunder, der Herr ist auferstanden!
    Wer’s glaubt! Schelmen, ihr trugt ihn ja weg.“
    – Goethe

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.

 

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