Vergeben?

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Gedanken zu: Vergeben?, ursprüngliche Antwort verfasst von Sabine Löw, veröffentlicht auf fragen.evangelisch.de*

In dieser Anfrage wollte eine Fragestellerin wissen, wie sie sicher sein könne, dass Gott ihr ihre Sünden auf ihre Bitte hin auch wirklich vergeben würde. Sie ergänzte sicherheitshalber noch, dass sie jeden Tag in der Bibel lesen würde.

Frau Löw kommt nach einigen Ausführungen darüber, dass Luther die Beichte nie abgeschafft habe und über das wohltuende Gefühl, wenn einem ein anderer Mensch sagt: „Deine Sünden sind dir vergeben“ zu dem abschließenden Wunsch für die Fragestellerin, dass diese es spüren können möge, dass Jesus sie liebt und ihr vergibt.

Um diese Antwort als sinnvoll anerkennen zu können, wäre zunächst zu beweisen, dass es eine übergeordnete, transzendente und trotzdem immanente Instanz („Jesus“) nicht nur tatsächlich gibt, sondern dass dieses überirdische Wesen sogar in Kontakt mit uns stehen würde und – jetzt wirds ganz grotesk – zudem noch in der Lage wäre, Menschen „Sünden“ zu „vergeben.“

Da es bis heute keinen einzigen seriösen Beweis für die Existenz von Göttern und Gottessöhnen gibt, können solche logischerweise auch keine „Sünden“ „vergeben.“ Wer Menschen sowas erzählt, verhält sich unredlich, weil das einfach, höflich formuliert, so nicht der Wahrheit entspricht. Götter und Gottessöhne können genausowenig „Sünden“ „vergeben“ wie Der Kleine Muck oder das Urmel aus dem Eis.

Wer einen Fehler gemacht und ihn auch als solchen erkannt hat, kann sich entschuldigen und versuchen, den Fehler wieder gut zu machen und sich künftig anders zu verhalten. Einen Wert hat es nur, Mitmenschen um Vergebnung zu bitten – diese Bitte an fiktive, überirdische Wesen zu richten, ist naiver Selbstbetrug, der außer einer scheinbaren Gewissensberuhigung nichts bewirkt.

Und erst recht gibt es keinerlei Anlass, ausgerechnet Religionsvertretern, die ja davon leben, dass sich Menschen möglichst permament möglichst schuldig und sündig fühlen, seine Verfehlungen mitzuteilen. Die mögen sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.

Und natürlich kümmert es auch keinen einzigen Gott, ob jemand täglich in einem vormittelalterlichen Buch liest. Besonders Menschen, die sich ernsthaft solche Fragen stellen, seinen einmal mehr unsere Buchtipps** empfohlen – es ist eine prima Idee, mehr als nur ein Buch zu lesen!

*Die evangelische Kirche bietet einen Online-Beantwortungsservice für religiöse Fragen. Dort finden sich allerlei Fragen, dazu Antworten aus evangelischer Sicht sowie ab und zu Kommentare von weiteren Lesern.

**Wir haben keinen materiellen Nutzen von eingebetteten oder verlinkten Inhalten oder von Buchtipps.

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