Frage auf fragen.evangelisch.de:*
[…] : Woher wissen Sie, welche Inhalte aus der Bibel heute gelten und welche nicht? Wie können Sie zum Beispiel sicher sein, dass Ihr Wunschbild vom „lieben Gott“ stimmt und nicht etwa das gänzlich andere Gottesbild, das sich genauso in der Bibel (AT und NT) findet und nach dem Gott ein eifer- und rachsüchtiger, inhumaner, sadistischer und unvorstellbar grausamer Gott ist?
Ich hoffe, ich habe meine Frage für die Mitleser kompakt genug und für die Beantwortung ausführlich genug formuliert 🙂
Die ausführliche, aber nicht wirklich aussagekräftige Antwort von Frau Pfarrerin Löw kommentierte ich wie folgt:
Geoffenbarte Offenbarung?
Hallo Frau Löw,
vielen Dank für Ihre Ausführungen, die ich aufmerksam gelesen habe.
An die Mitleser, denen mein Post zu lange ist: Ich kann leider nichts dazu, dass es auf auf an sich recht kompakte Fragen offenbar keine ebenso kompakte Antworten gibt und auch nicht dazu, dass manche „Erklärungen“ mehr Fragen aufwerfen, als sie beantworten 🙂
Sie haben geschrieben: „Gott ist nicht im AT=böse und im NT=gut. So simpel ist das nicht.“
Das habe ich auch nicht behauptet, im Gegenteil – ich hatte mich ausdrücklich auf AT UND NT bezogen. Das Gottesbild im NT ist nur scheinbar humaner als das im AT (siehe unten).
Sie schrieben weiter: „Das geoffenbarte Wort Gottes ist für den christlichen Glauben unser lebendiger Herr Jesus Christus. Die Liebe, die sich in ihm geoffenbart hat.“
Da ich, wie Sie sich ja sicher denken können, die Existenz eines Gottes ohne einen entsprechenden Beweis redlicherweise nicht als real akzeptieren kann, erübrigt sich die Unterscheidung zwischen „Offenbarung“ und „Menschenwerk.“ Bis zum Beweis des Gegenteils ist somit davon auszugehen, dass (in der realen, wirklichen Welt) natürlich ausnahmslos alles, was in der Bibel steht, rein von Menschen erdachte Geschichten sind.
Wenn Sie mit „unser lebendiger Herr Jesus Christus“ den historischen Menschen Jesus von Nazareth meinen: Der ist, sollte er überhaupt gelebt haben, aus allgemein bekannten Gründen nicht mehr lebendig. Wenn Sie die in der Bibel beschriebene Kunstfigur „Jesus Christus“ meinen: Der kann natürlich schon noch „lebendig“ sein – genauso lebendig wie zum Beispiel Schneewittchen oder der Gestiefelte Kater.
Beide Versionen sind meiner Meinung nach keine auch nur halbwegs solide Grundlage, um daraus brauchbare Erkenntnisse für die erwachsene Weltbevölkerung im 21. Jahrhundert zu gewinnen, aber lassen wir das mal für einen Moment außer Acht.
Wie sieht die Liebe aus, die sich angeblich „in Jesus offenbart“ hat? Den wenigen angeblichen Aussagen von Jesus, denen man eine liebevolle Absicht (natürlich nur denen gegenüber, die an seinen Gott glauben) entnehmen könnte, stehen zahlreiche Aussagen gegenüber, die alles andere als liebevoll sind, zum Beispiel:
- [Jesus über seine wahren Absichten:] Meint ihr, ich sei erschienen Frieden auf Erden zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern vielmehr Spaltung, denn von nun an werden sein fünf in einem Hause gespalten, drei werden gegen zwei und zwei gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, und der Sohn gegen den Vater, die Mutter gegen die Tochter und die Tochter gegen die Mutter, die Schwiegermutter gegen die Schwiegertochter und die Schwiegertochter gegen die Schwiegermutter. (Lukas, 12:51, Textbibel 1899)
- [Jesus kündigt die Verbrennung von ungläubigen Menschen durch seine Engel an:] Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alles, was zum Abfall verführt, und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappern sein. (Matthäus 13, 41, Luther-Bibel 1984)
Spätestens wenn man bedenkt, für wie viele Millionen Morde (echte Morde, keine biblisch-erfundene!) schon ein einziger Jesus-Satz aus dem Neuen Testament als Rechtfertigung ausreichte, ist der Anteil einzelner hochselektiv herausgepickter und entsprechend interpretierter „liebevoller“ Sätze und Halbsätze dem gegenüber vollkommen bedeutungslos.
Die oft herangezogene Bergpredigt entpuppt sich bei objektiver, vollständiger Betrachtung als unvorstellbar inhuman und aus heutiger Sicht ethisch inakzeptabel. Der angeblich von Jesus gepredigten „Liebe“ steht die permanente, unmissverständliche Androhung der denkbar schlimmsten Strafe überhaupt gegenüber: Ewige, unendliche Höllenqual.
Und wie sieht es mit der angeblichen Liebe Gottes aus? Ein Gott, der den denkbar grausamsten Foltertod eines Menschen, zu dem er ein Vater-Sohn-Verhältnis hat, als Opfer fordert, um einigen Menschen deren Sünden zu vergeben? Der wegen der Androhung ewiger Höllenqualen im Neuen Testament sogar noch brutaler ist als der alttestamentarische, blutdurstige Rache- und Vernichtungsgott?
Ich behaupte: Selbst wenn man die Bibel nach dem Schlüssel „Was Christum treibet“ liest, ergibt sich daraus keine Ethik, die den Anforderungen und dem Entwicklungsstand der Menschen im 21. Jahrhundert angemessen oder irgendwie dienlich ist. Für unsere heutige Gesellschaft spielt es keine Rolle mehr, was ein vormittelalterlicher Mensch oder eine fast ebenso alte Fantasiefigur „treibet“ oder „getrieben hat“ oder auch nicht.
Sie schrieben: „In beiden Bibel-Teilen ist er die Liebe, war nie jemand anderes. Und sein „Zorn“ wendet sich immer und ausnahmslos gegen Böses, gegen das, was seine geliebten Geschöpfe zerstört. Gegen das, das uns schadet.“
Wenn Sie das, was die Bibel über Gott berichtet als „Liebe“ interpretieren, dann hat dieses Wort bei Ihnen offenbar eine andere Bedeutung als bei mir. In meiner Vorstellung von Liebe kommen jedenfalls keine Menschenopfer und keine zeitlich unbegrenzten Höllenqualen vor. Der erste, der „seine geliebten Geschöpfe“ so gut wie vollständig zerstört (ertränkt) hatte, war Gott selber – was hat das mit Liebe zu tun?
Das „Böse“ ist eben nicht nur „das, was seine geliebten Geschöpfe zerstört“, sondern in erster Linie sind die „Bösen“ die Geschöpfe, die nicht an ihn glauben. Diese Geschöpfe schaden nicht uns, sondern sie schaden ihm, weil Gott natürlich nur so lange existiert, wie noch jemand an ihn glaubt. Das machen die Bibelautoren in den ersten beiden der 10 Gebote eindeutig und unmissverständlich klar.
Sie schrieben: „Gottes Zorn kann man als die „Rückseite“ seiner Liebe auch verstehen.“
Natürlich, man kann auch Schwarz als Weiß verstehen und oder Ja als Nein und umgekehrt – nur kann man dann nicht mehr erwarten, verstanden oder ernst genommen zu werden. Ist Ihnen nicht bewusst, wie sadistisch, menschenverachtend und erniedrigend diese Aussage ist? Stellen Sie sich doch mal einen Menschen vor, der gerade kurz davor ist den Hungertod zu sterben und dem erzählt wird, dass „Gottes Zorn“ die „Rückseite“ seiner Liebe sei? Merken Sie nicht, welche perverse „Moral“ sich aus der Aussage („Gottes Zorn ist ein Zeichen seiner Liebe“) problemlos ableiten lässt? Igitt.
Sie schrieben: „Viele Menschen haben – gefüllt von ihren eigenen negativen Erfahrungen und unheiligen, egozentrischen und maßlosen Zornesgefühlen – ein völlig falsches Bild vom „Zorn Gottes“.“
Gibt es einen maßloseren Zorn als die Androhung von ewigen (!) Höllenqualen? Was soll denn ein „heiliger Zorn“ sein? Kein noch so egozentrischer, maßloser menschlicher Zorn kann so grausam sein wie ein göttlicher, zeitlich unbegrenzter Zorn! Inwiefern kann ein überirdisches Wesen, das noch nie real in Erscheinung getreten ist, überhaupt einen Grund haben, auf irgendwas oder irgendwen zornig zu sein? Das sollte sich besser mal um seine eigenen Angelegenheiten kümmern… Gottes einzige Entschuldigung ist, dass er nicht existiert.
Sie schrieben: „[…]Und die Unterscheidung von geschriebenem und geoffenbartem Wort eröffnet auch die Einsicht, inwiefern die historisch-kritische Auslegung der Bibel ihr theologisches Recht hat. Sie verhindert, dass wir historische Gegebenheiten der damaligen Umwelt als Gottes geoffenbartes Wort missverstehen. Das geoffenbarte Wort Gottes ist für den christlichen Glauben unser lebendiger Herr Jesus Christus. Die Liebe, die sich in ihm geoffenbart hat.“
Leider ist mir immernoch nicht klar, woran Sie denn den Unterschied zwischen geschriebenem und geoffenbartem Wort erkennen wollen. Ist nicht angeblich die komplette Bibel ausnahmslos und in Gänze von Gott geoffenbart, also genauso auch die Stellen, die Sie für gewöhnlich aussparen? Oder meinen Sie, dass alles, was mit „Liebe“ zu tun hat, einfach „geoffenbart“ ist und alles andere nur „geschrieben“ und deshalb nicht so bedeutend? Wenn ja, woher wissen Sie das so genau und warum wurde das die meiste Zeit des Christentums ganz anders gesehen?
Könnten Sie mir bitte diese Aussage nochmal in eigenen Worten erklären, also so, wie Sie sie auffassen? Oder könnte es sein, dass es sich bei dieser „Erklärung“ in Wirklichkeit um nichts weiter als um (absichtlich) unverständliche, realitätsferne oder inhaltsleere Aussagen, umgangssprachlich-despektierlich auch als „Geschwurbel“ bezeichnet, handelt? Und dass Sie die Selektion Ihrer Bibelverse anhand eines Wertebildes vornehmen, das nicht genuin aus der Bibel stammt, sondern nur mit viel Mühe in Ansätzen eben auch in der Bibel gefunden werden kann?
Diesen Eindruck habe ich jedenfalls, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, nur kann ich mit dieser „Erklärung“ offengestanden leider noch nicht wirklich etwas anfangen…
Darauf antwortete Frau Löw, dass ich ja wahrscheinlich gar nicht glauben WOLLE, dass ich Glauben und Bibel für Quatsch halten würde und dass ich es ja trotzdem mal probieren könne:
Sprechen Sie mit Gott, erfühlen Sie sie/ihn, reden Sie mit Jesus, verbinden Sie sich mit ihm im Gebet. Alles Liebe und viel Heiliger Geist. Ihre Sabine Löw
Naja, mit erfundenen, fiktiven Wesen zu sprechen erscheint mir kaum als eine für irgendetwas sinnvolle Vorgehensweise eines Erwachsenen… Und vor Geistern bin ich zum Glück bisher immer verschont geblieben.
Meine Antwort:
Hallo Frau Löw, stimmt, ich will tatsächlich nicht glauben (was ich ja auch schon mehrfach geschrieben hatte), aber das ist nicht der Grund, warum ich mich so intensiv mit Ihrem Glauben auseinandersetze.
Der Grund ist der, dass ich den religiösen Einfluss trotz einer unbestreitbar auch vorhandenen positiven, humanen Legierung in seiner Gesamtheit als negativ, weil trügerisch und irreführend, sowie potentiell sogar als extrem gefährlich einschätze.
Ich halte Gespräche mit imaginären Wesen weder für sinnvoll, noch für irgendwie hilfreich. Ebenso sehe ich keinen Sinn darin, Empfindungen oder Wahrnehmungen ursächlich fiktiven Wesen zuzuordnen. Wer das für sich gerne machen möchte, hat natürlich jede Freiheit dazu (zum Glück gibt es in Wirklichkeit, anders als von Ihnen dargestellt, keine allwissenden Götter, die irgendetwas stören würde).
Wer allerdings so tut, als handle es sich bei dieser Scheinwirklichkeit um eine tatsächliche, reale Angelegenheit, der handelt intellektuell unredlich. Auch das wäre im Privatbereich natürlich zu tolerieren, weil Redlichkeit ja keine Pflicht ist.
Nicht tolerieren kann ich allerdings, dass die öffentliche Verbreitung solcher erfundenen „Wahrheiten“ 1. staatlich umfangreichst subventioniert und 2. in vieler Hinsicht privilegiert ist und dass 3. Kinder mit solchen Fiktionen systematisch indoktriniert werden.
Nach meinem bisherigen Erkenntnisstand sind es hauptsächlich diese drei Gründe, warum es auch um 21. Jahrhundert überhaupt noch Menschen gibt, die zwar einerseits die Errungenschaften von Wissenschaft und Forschung wie selbstverständlich nutzen, gleichzeitig aber noch an den archaischen, inhumanen und inhaltlich irrelevanten Märchen und Mythen aus dem Vormittelalter und damit aus einer sehr frühen Entwicklungsstufe der Menschheit festhalten. Um herauszufinden, ob es noch andere Gründe gibt, hatte ich Sie gefragt, warum man glauben solle – mit dem Ergebnis, dass es keinen Grund gibt zu glauben.
Die Unredlichkeit von religiösen „Tatsachen-Behauptungen“ aufzuzeigen, ist ein kleiner Beitrag dazu, auch die Menschen, die noch von ihrer religiösen Indoktrination gefangen sind, zum Nachdenken anzuregen. Es sollte jedem Leser und jeder Leserin klar sein, dass es Götter in Wirklichkeit (bis zum Beweis des Gegenteils) nicht gibt und dass niemand Gebete erhört – so wie jede/r weiß, dass der Zauberer die Jungfrau nicht wirklich zersägt. Das ist leider beiweitem noch nicht der Fall und deshalb erlaube ich mir, noch weiter zu kommentieren.
Einmal mehr vielen Dank für Ihre Gesprächsbereitschaft, wobei Sie das ja auch (im Gegensatz zu mir) vermutlich beruflich und damit nicht für „Gotteslohn“ machen…
Es folgten einige weitere Kommentare, die zwar meine Frage nicht beantworteten, stattdessen aber etliche immer wieder zu lesende Fehlschlüsse, Vorurteile und ähnliche Klischees lieferten, die nichts mit der eigentlichen Frage zu tun hatten. Statt einer sachlichen Auseinandersetzung gabs mehr oder weniger gut versteckte Feindseligkeit.
Auf einen längeren Kommentar antwortete ich wie folgt:
vielen Dank, dass Sie meinen Beiträgen trotz zeines beschränkten Horizontes eine „gewisse intellektuelle Substanz“ beimessen.
Natürlich ist eine Gottesvorstellung absurd, da stimme ich Ihnen voll zu. Was Menschen nicht davon abhält, die Existenz von Göttern zu behaupten.
Genauso „völlig freiheitlich“ wie die Annahme von Göttern ist auch die Nichtannahme von Göttern. Einen Zwang übt nur die christliche Moral aus, indem sie Un- oder Andersgläubige mit ewiger Höllenqual bedroht.
Ich behaupte nicht, dass jemand etwas beweisen können müsste, weil er etwas glauben möchte und auch nicht, dass nicht jemand öffentlich seinen Glauben zum Ausdruck bringen darf. Meine Kritik bezieht sich auf Äußerungen, in denen nur glaub- und nicht beweisbare Annahmen als Grundlage für Tatsachenbehauptungen hergenommen werden. Beispiel: „Ich glaube an Gott. Gott liebt die Menschen.“
Sie schreiben: „Gottesglaube ist eine anthropologische Grundkonstante.“
Ich sehe drei Faktoren, die dazu beitragen, dass die Neigung zu Gottesglaube eine anthropologische Konstante ist:
a) Neigung zu Fehlschlüssen / emotionalen Vorurteilen
b) Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Sicherheit
c) Suche nach Transzendenz, Sinn und Streben nach Höherem
Hätten Götter tatsächlich einen Einfluss auf die reale Wirklichkeit, müsste niemand an sie glauben, so wie niemand an die Schwerkraft glauben muss (mehr dazu).
Bei meinen Beiträgen auf dieser Seite gehe ich von dem Gottesbild aus, wie es in manchen Fragen und natürlich in den redaktionellen Antworten zum Vorschein kommt.
Bei meinen Aussagen über Gott lege ich (in diesem Rahmen) demnach das Gottesbild zugrunde, wie es dem christlichen Glauben entspricht (transzendent-immanent, monotheistisch-dreigeteilt, lt. Bibel grausam, empfänglich für Menschenopfer und nur sehr sehr bedingt liebevoll, gem. Wunsch seiner Anhänger ausschließlich liebevoll).
Obwohl ich davon ausgehe, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Gott gibt und auch wenn noch niemals ein Gott auch nur einmal seriös nachweisbar in Erscheinung getreten ist, kann ich mich trotz meines, wie von Ihnen behauptet beschränkten Horizontes, in die christliche Denkweise hineinversetzen, die in den Fragen und Antworten zum Vorschein kommt und die mir auch persönlich nicht fremd ist.
Wenn Sie irgendwelche realen Dinge als „Gott“ definieren, dann wird „Gott“ dadurch keineswegs realer. Besonders entspricht dieses Vorgehen nicht dem christlichen Gottesbild. Die von Ihnen genannten Punkte sind sicher diskussionswürdig und auch gewichtiger als ein erfundener Gott, dabei handelt es sich aber nicht um das, was hier als „Gott“ verkündet wird.
Sie schreiben: Aber schon klar: Das Schlimmste, was da passieren könnte, ist ein liebender christlicher Gott, der die Schwachen in den Blick nimmt und was verändern will. Ist ja lachhaft!“
Hier vermischen Sie zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, nämlich irdische, reale Probleme und einen nur behaupteten Einfluss einen fiktiven Gottes. Reale Probleme sind natürlich schlimm, es geht aber darum, dass hier behauptet wird, dass Gott in irgendeiner Weise ins Geschehen eingreifen würde (z. B. durch Erhörung von Gebeten oder indem er sich seinen Sohn als Menschenopfer hat darbringen lassen, indem er „was verändern will“ usw.) Wer schon nicht die Existenz Gottes belegen kann, kann genausowenig sinnvolle Aussagen darüber treffen, was sein Gott angeblich will und was nicht – genau das ist aber hier immer wieder der Fall.
Sie schreiben: „Wenn sie etwas von Entwicklungspsychologie verstehen und Kindererziehung dann wüssten sie, dass religiöse Bildung „sinnvoll“ nicht erst ab dem 18 Lebensjahr ansetzen kann. Und ebenso, dass man Kindern Märchen erzählt… :-)“
(Wen meinen Sie mit „sie“? Wenn Sie „Sie“ und „sie“ nicht unterscheiden können oder wollen, wäre „du“ einfacher, dann wüsste man, wer jeweils gemeint ist :))
Zum Thema: Wenn Sie mit „sinnvoll“ „effektiv“ meinen, dann ist es natürlich so, dass religiöse „Bildung“ am besten schon im Mutterleib beginnen müsste – je früher, desto wirksamer. Deshalb sind die Kirchen ja so hinter den Kindern und der Familie her (aktuelles Beispiel: http://www.awq.de/2016/03/kommentar-zu-die-kirche-entdeckt-die-familie-neu/). Es geht aber auch gar nicht um die „religiöse Bildung“ (also Wissen über Religionen), sondern um die Indoktrination mit dem christlichen Welt- und Wertebild.
Ich sage doch nicht, dass man Kindern keine Märchen erzählen soll? Ich halte es lediglich für unredlich, Kindern Märchen als reale Wirklichkeit zu verkaufen. Natürlich kann man Kindern auch Religionen vorstellen, aber eben nicht als angeblich absolute, ausschließliche Wahrheit, sondern so, wie man ihnen zum Beispiel auch griechische oder ägyptische Göttersagen vermitteln kann. Und Kinder können schon sehr bald erkennen, dass sie in Wirklichkeit keine Angst vor dem bösen Wolf haben müssen, weil sie wissen, dass dieser keine reale Gefahr darstellt. Bei religiösen Heilsversprechen oder Androhungen ist das mitunter nicht so leicht zu durchschauen, weil diese durchaus als real dargestellt werden.
Sie schreiben: „Aber lassen sie doch bitte die lieben Christen glauben, an was sie wollen – Probleme gibt es heute andere.“
Wer sagt denn, dass ich Christen (liebe und alle anderen) nicht „glauben lasse, an was sie wollen“? Die Gedanken sind frei, nichtmal Götter können sie erraten. Meine Kritik bezieht sich auf öffentliche Äußerungen, in denen so getan wird, als handle es sich beim biblisch-christlichen Gott um etwas, was einen realen Einfluss auf die natürliche Wirklichkeit hat und das für die Menschheit deshalb irgendeine besondere, reale Bedeutung hätte. Auch wenn ich den christlichen Glauben an sich kritisch betrachte und zum Beispiel inhumane Aspekte oder unredliche Vorgehensweisen aufzeige, spreche ich damit niemand das Recht ab, trotzdem zu glauben, was immer jemand glauben möchte:
- „Ich sehe Religion wie Alkohol.
Ich möchte nicht, dass sie illegal ist,
aber ich möchte, dass sie vom Arbeitsplatz,
aus Schulen und aus der Regierung ferngehalten wird.
Und ich möchte, dass Religion, wie auch Alkohol,
von Kindern ferngehalten wird.“
Gerade eben weil viele der heutigen Probleme im Zusammenhang mit religiösen Ideen und „Werten“ stehen, halte ich es für umso wichtiger, auf diesen Zusammenhang hinzuweisen, der offenbar von vielen (bewusst oder unbewusst) nicht wahrgenommen wird.
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1 Gedanke zu „Woher wissen Sie, welche Inhalte der Bibel tatsächlich gelten?“