Nach wie vor, auch noch im Jahr 2016, halten erschreckend viele Menschen eine über 1000 Jahre alte Geschichtensammlung für außerordentlich bedeutsam.
So bedeutsam, dass Vertreter der katholischen Kirche bei Bedarf mitunter dem Dogma entsprechend behaupten, dass dieses Buch Wort für Wort von Gott inspiriert und deshalb vollumfänglich wahr und verbindlich sei.
Theologen haben Methoden entwickelt, mit denen sie versuchen, die tausende Widersprüche und die katastrophale ethisch-moralische Gesamtaussage dieses Buches zu bewältigen. Spätestens sobald es über den reinen Unterhaltungswert hinaus geht, hält keiner dieser Bewältigungsversuche einer kritischen Überprüfung stand.
Die wohl häufigste Methode ist das höchst selektive Herauspicken von einzelnen Sätzen oder oft auch nur Halbsätzen, mit denen irgendwelche Behauptungen biblisch untermauert werden sollen. Dieses unredliche Verhalten trifft man bei praktisch immer an, sobald Glaubensvertreter einen Bibelvers zitieren. Meist reicht es schon, sich den Kontext zu betrachten, aus dem die jeweilige Aussage herausgepickt wurde. Im Zusammenhang betrachtet, bekommt praktisch jeder Bibelvers eine andere als die behauptete Bedeutung.
Die biblischen Aussagen sind so unklar, widersprüchlich und aus heutiger Sicht (abgesehen vielleicht von einer allegorischen Deutung) völlig sinnlos (kein Wunder, wenn man bedenkt, von wem sie wann und zu welchem Zweck verfasst worden waren), dass sie immer einer Interpretation des Lesers bedürfen, was auch Theologen gerne als Scheinargument anführen, um damit die große Bedeutung dieser Geschichten zu belegen (kein Wunder, sie leben schließlich davon, Fragen zu beantworten, die sich nicht stellen).
Wer sich mal selbst objektiv und ohne religiöse Immunisierung mit der Bibel befasst, wird früher oder später ehrlicherweise herausfinden, dass der größte Teil der Bibel aus heutiger Sicht schlicht völlig unbrauchbar und bedeutungslos ist. Nur einige der Geschichten lassen sich mit viel Phantasie und mit noch mehr Weglassen so uminterpretieren, dass sie sich irgendwie mit modernen ethischen Standards (die sie selbst verständlicherweise natürlich nicht liefern kann) in Einklang bringen lassen.
Diese Grafik zeigt, wie das selektive Lesen („Rosinenpicken“) der Bibel funktioniert:
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