Katholische Teufelsaustreibung, Stand 2016

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Wenn man der katholischen Kirche glaubt, dann gibt es nicht nur den „lieben Gott“, sondern auch den Gegenspieler in Form des Teufels. Theologen „erklären“ in wortreichen Ausführungen, wie es neben einem angeblich allmächtigen, allwissenden, liebenden Gott überhaupt auch noch das personalisierte Böse geben kann.

Heißen die Bösewichte in anderen Geschichten Lord Voldemort®, Darth Vader® oder Böser Wolf, ist in der Bibel vom Verführer, von Satan, oft auch von Dämonen die Rede.

Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man berücksichtigt, wann und wozu diese Texte verfasst wurden. Zu dieser Zeit, also zwischen der Bronzezeit und dem Vormittelalter, befand sich die Menschheit am Anfang ihrer sozio-kulturellen Entwicklung und der Wissensstand war, verglichen zu heute, verschwindend gering.

Auf viele Fragen wussten die Menschen damals noch keine Antwort, sodass der Einfluss wohlgesonnener, aber auch böser Götter und Mächte einfach die wahrscheinlichste Erklärung für bis dato unerklärliche Phänomene war.

Zu dieser Zeit war Exorzist ein verbreitetes Berufsbild und auch Jesus, so er denn gelebt hat, war wahrscheinlich als Dämonenaustreiber tätig. Auch dem erfundenen, biblischen Jesus wurden etliche wundersame, teils aus heutiger Sicht auch brüllend komische Exorzismen angedichtet. Die Schilderungen der angeblich von Dämonen besessenen Menschen lassen vermuten, dass es sich dabei wohl hauptsächlich um psychisch Kranke gehandelt haben dürfte.

Auch spätere Generationen von Religionsführern nutzten Satan ausgiebig für die Verfolgung ihrer Ziele. Der Teufel musste als „Erklärung“ für das Böse in der Welt herhalten, ihm kam die Rolle der verkörperten menschlichen Unzulänglichkeit zu. Wer sich gegen Gott entscheid oder wer die christlichen Lehren auch nur anzweifelte, war vom Teufel dazu verführt worden.

Soweit, sogut. Archaische Märchen haben in unserer heutigen Welt höchstens noch Unterhaltungswert – sollte man meinen. Aber weit gefehlt: Für die katholische Kirche ist die Teufelsaustreibung auch 2016 noch ein Thema, das die Kirche nicht nur allen Ernstes als real ansieht, sondern für das sie sich offenbar auch zuständig fühlt.

Unglaublich, aber wahr: Eine Suche auf der Webseite katholisch.de liefert etliche Artikel zum Thema Exorzismus, zum Beispiel:

demon-1296101_640Allein schon die Lektüre dieser Beiträge sollte genügen, jedem halbwegs klar denkenden und aufgeklärten Menschen vor Augen zu führen, um was für einen grotesken, absurden, irrealen Schwachsinn es sich dabei handelt.

Jeder pseudowissenschaftliche Versuch, dem Thema Dämonenaustreibung irgendeine reale Bedeutung abringen zu wollen, ist bestenfalls so sinnvoll wie etwa der Versuch, einen Zusammenhang zwischen der Zipfellänge der Sieben Zwerge und deren beruflicher Stellung im Bergwerk  herzustellen.

Wohlgemerkt: Beim katholischen Exorzismus geht es nicht um irgendwelche altertümlichen Gruselgeschichten, sondern um eine Scheinwirklichkeit, die von der katholischen Kirche bis heute als real angesehen wird. Der Vatikan hat die Exorzistenvereinigung offiziell anerkannt und in 7 der 27 deutschen Bistümer gibt es, Stand 2016, einen Exorzisten.

Natürlich ist es jedem Menschen freigestellt, sich seine Welt so zu erschaffen, wie sie ihm gefällt. Jeder darf sich fürchten, wovor er möchte. Genauso wie der Glaube an imaginäre Götter sollte auch die Angst vor genauso imaginären Dämonen aber Privatangelegenheit sein. Man kann Menschen keinen Vorwurf dafür machen, dass sie in beliebig gestalteten Scheinwirklichkeiten leben.

Was ist aber von einer Institution wie der katholischen Kirche zu halten, die meint, sich massiv in das Leben der Gesamtbevölkerung (nicht nur in das ihrer An-/Abhängigen!) einmischen zu dürfen und die gleichzeitig so etwas absurdes wie Dämonenaustreibung für sinnvoll und erforderlich hält? So erforderlich, dass Exorzismus Bestandteil jeder Taufe ist?

Dass archaische Gruselmärchen keine Bedeutung mehr für die globalisierte, aufgeklärte Bevölkerung im 21. Jahrhundert haben, wird am Beispiel Teufelsaustreibung so deutlich, dass man sich kaum vorstellen kann, dass es trotzdem noch Menschen gibt, die daran festhalten.

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