Kommentar zu „Ein ganz besonderer Tag“ – WEISSER SONNTAG in St. Andreas

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Kommentar zu „Ein ganz besonderer Tag“ – WEISSER SONNTAG in St. Andreas – Frische, lebendige Messe mit Pfarrer SCHNEIDER, Originalartikel verfasst von Christian P. Stadtfeld, veröffentlicht am 03.04.16 von Osthessennews

„Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Das steht im Johannes-Evangelium und war am Sonntag Mittelpunkt der Messfeier zur Heiligen Erstkommunion in der katholischen Kirche St. Andreas in Fulda-Neuenberg.*

Wahrscheinlich war es keinem der 17 Kinder (und auch kaum deren Eltern) bewusst, dass dieser Spruch, genauso wie mehr oder weniger das gesamte Johannesevangelium, nichts weiter als ein von unbekannten Menschen erfundenes Märchen ist. Da lebendige Tote höchstens in Zombiefilmen „existieren“, ist es ausgeschlossen, dass ein gestorbener, wiederauferstandener Mensch diesen Satz gesprochen hat – auch dann, wenn sich das irgendwer mal vor vielen Jahrhunderten ausgedacht und aufgeschrieben hat.

Genaugenommen haben sich diese Geschichte die unbekannten Verfasser, die das Johannesevangelium zusammengeschrieben haben, nicht mal selbst ausgedacht. Die haben diese Legende nämlich nur von früheren Sagen ab- und ihrem Wunsch-Jesus zugeschrieben, um dessen angebliche Göttlichkeit damit zu „beweisen.“ Wenige Zeilen später liest man im Johannesevangelium:

  • Noch viele andere Zeichen, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind, hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.
    (Quelle: Johannes 20, 30, Einheitsübersetzung)

Es kann kaum erstaunen, dass die Bibel auch zum Thema Wunder und Glaubensbeweis höchst widersprüchliche Aussagen macht:

  • Da seufzte er tief auf und sagte: Was fordert diese Generation ein Zeichen? Amen, das sage ich euch: Dieser Generation wird niemals ein Zeichen gegeben werden.
    (Quelle: Mk 8,12 Einheitsübersetzung)
  • Da sagte Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, glaubt ihr nicht.
    (Quelle: Joh 4,48 Einheitsübersetzung)

Im Vormittelalter hat eine abgeschriebene Mythensammlung voller Widersprüche offenbar noch ausgereicht, um Menschen alles Mögliche glauben zu lassen – kein Wunder, wenn man bedenkt, wie verschwindend gering das Wissen und wie groß die Sehnsucht nach einfachen Antworten der Menschheit und erst recht dieses einfachen, ungebildeten Wüstenvolkes zu dieser Zeit noch war.

Ausnahmslos jedes angebliche Wunder im Zusammenhang mit Jesus stammt aus dem damals schon bekannten Sagenschatz, so auch die Auferstehung samt angeblicher „Beweise“ des Untoten, der groteskerweise die Hauptrolle in dieser „frischen, lebendigen Messe“ spielte.

Was aber ist davon zu halten, wenn dieser Satz heute noch gebraucht wird, speziell Kindern gegenüber? Was sagt dieser Satz eigentlich aus?

Le Caravage - L'incrédulité de Saint Thomas
eindeutiger Beweis…

Er sagt aus, dass Menschen umso glücklicher (=selig) sind, je kritikloser sie unbewiesene Behauptungen für wahr halten. Dem Thomas, der redlicherweise einen wirklichen Beweis für das postmortale Leben von Jesus fordert, wird seine Ungläubigkeit gar vorgeworfen.

Da diese Aussage laut Bibel ja vom wiederauferstandenen Jesus stammt ist ausgeschlossen, dass sie etwas mit einer historischen Wirklichkeit zu tun hat. Es handelt sich dabei nur um einen billigen Trick – die eigentliche Absicht hinter dieser Aussage ist leicht zu durchschauen: Fragt nicht so viel, sondern glaubt, was wir euch erzählen!

Religionen leben bis heute davon, dass es noch Menschen gibt, die nicht nur möglichst kritiklos unbewiesene Aussagen für wahr oder bedeutsam halten, sondern sogar wider besseres Wissen und gegen Vernunft, Redlichkeit und Gewissen an ganz offensichtlich unlogischen, unbeweisbaren oder sogar widerlegten Behauptungen festhalten.

Menschen, die mit Kritiklosigkeit als besonders tugendhaftem „Wert“ indoktriniert wurden, neigen später dazu, genau dieses Verhalten bewusst oder unbewusst an den Tag zu legen – mit fatalen Folgen, wie zum Beispiel der, dass an Ostern 1000 Schafe den Hassbotschaften ihres Fuldaer Oberhirten Algermissen zuhören, ohne sich darüber zu entrüsten und dagegen zu protestieren. Welche noch viel fatalere Folgen blinder Gehorsam noch hatte (und jederzeit wieder haben kann), zeigt ein Blick in die fast 2000jährige Kriminalgeschichte des Christentums.

Ausgerechnet Kindern Leichtgläubigkeit und Kritiklosigkeit als besonders erstrebenswerte Tugend zu verkaufen, zeugt von großer Verantwortungslosigkeit und Unredlichkeit, die sich höchstens mit niederen priesterlichen Motiven erklären lassen könnte – hängt doch nichts weniger als das eigene Einkommen davon ab, dass sich Menschen so und nicht anders verhalten…

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.

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