Die Sünde wider den Heiligen Geist

Lesezeit: ~ 2 Min.

In dieser Frage hatte Besucherin Susanne Verständnisprobleme bezüglich einer biblischen Geistergeschichte:

  • Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. Und wer etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet gegen den heiligen Geist, dem wird’s nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.
    (Quelle: Matthäus 12:31-32 EU)

Dazu hatte sie sich einige Gedanken gemacht, konnte aber verständlicherweise keine befriedigende Lösung für die offensichtliche Unlogik eines monotheistischen, dreifaltigen Gottes finden.

Der zuständige Fragen-die-mir-in-den-Kram-passen-Beantwortungspastor antwortete mit einer ellenlangen Sammlung von weiteren Bibelstellen, mit denen er die seiner Meinung nach „richtige“ Sichtweise auf das Trinitätsproblem belegt.

Es ist nur schwer vorstellbar, dass es tatsächlich im Nordeuropa des 21. Jahrhunderts noch erwachsene Menschen klaren Verstandes gibt, die ernsthaft versuchen, ausgerechnet auf einer Internetplattform die Existenz von schizophrenen Göttern, deren Geistern und Gottessöhnen anhand von grotesken vormittelalterlichen Märchen und absurden „Glaubensbekenntnissen“ zu erklären.

Erwartungsgemäß nichtssagend und sinnfrei ist das Ergebnis, zu dem Herr Pastor schließlich kommt:

Denn das ist ja der Zusammenhang dieses Wortes: Dass die Pharisäer behaupten, der Geist, durch den Jesus böse Geister austreibt, sei der “Beelzebul“, der oberste der bösen Geister. Das ist der Grund, warum Jesus so wütend reagiert: Weil seine Gegner den Geist Gottes, der durch ihn wirkt, und mit dem das Reich Gottes in die Welt kommt, lästern, ihn verunglimpfen. Das ist für Jesus unverzeihlich. Insofern kann man sagen: Nur wer das Heilshandeln Gottes in der Welt dem Teufel zuschreibt, der begeht die „Sünde wider den Heiligen Geist“.*

Ja, und jetzt? Welche Bedeutung soll diese „Erkenntnis“ für uns heute noch haben? Welches Heilshandeln? Welcher Gott? Welcher Teufel? Welche Sünde? Welcher Geist? Dies alles ist der schillernden menschlichen Phantasie entsprungen und hat mit der realen Wirklichkeit so viel zu tun wie die Sieben Zwerge oder  Thor und Freya.

Antwort: Natürlich kann man sich zu Unterhaltungszwecken mit Deutungsversuchen vormittelalterlicher Märchen die Zeit vertreiben. Oder man wird Theologe und bestreitet seinen Lebensunterhalt damit, Antworten auf Fragen zu suchen, die niemand stellt.

Dass Versuche, diesen Geschichten noch irgendeine tiefere Bedeutung für unsere heutige Zeit zu entlocken, genauso kläglich scheitern wie schon allein der Versuch, wenigstens die allgegenwärtige Unlogik biblischer Geschichten irgendwie zu bewältigen, hat Herr Pastor mit diesem Beitrag einmal mehr bewiesen.

Ganz besonders abenteuerlich wird es, wenn Leute gar behaupten, die Bibel sei auch heute noch die verbindliche Richtschnur für das Zusammenleben der Menschen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs verlinkten Originalartikel auf fragen.evangelisch.de

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