Kommentar zu: Abschluss der Konfirmandenzeit – Kreuzkirche konfirmiert 27 Jungen und Mädchen

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Kommentar zu: Abschluss der Konfirmandenzeit – Kreuzkirche konfirmiert 27 Jungen und Mädchen, Originalartikel veröffentlicht am 08.05.16 von Osthessennews, Verfasser nicht genannt

[…] Mit der Konfirmation, die Schneider in seiner Festpredigt mit dem Dazugehören zu einem Fußballverein verglich,…*

Dem Vergleich einer Religionszugehörigkeit mit dem „Dazugehören zu einem Fußballverein“ entnehme ich zwei mögliche Schlüsse:

  1. Dem Pfarrer ist offenbar bewusst geworden, dass seine Kirche heute nicht mehr bieten kann als ein gewisses Gruppenerlebnis. Andere Dimensionen des religiösen Angebotes spielen für die Schafe heute vermutlich sowieso keine Rolle mehr. Alle Heilsversprechen sind längst genauso durchschaut wie alle angeblichen göttlichen Bedrohungen, immer weniger Menschen sind bereit, die christliche Unlogik zu akzeptieren.
  2. Der Pfarrer versucht, die wichtige Bedeutung der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Weltanschauung zu verniedlichen und durch den Vergleich zu verharmlosen, in dem Sinne: „Bitte bleibt halt bei der Kirche, ist auch nichts anderes als eine Vereinszugehörigkeit…“

Für ihn genügt es ja völlig, wenn seine Schafe wenigstens nicht aus der Kirche austreten, mehr kann er heute kaum noch verlangen.

Früher funktionierte die Kirchenbindung wie folgt: „Je fester du an meinen Gott glaubst und je mehr du dich meiner Kirche unterwirfst, umso größer ist deine Chance auf Erlösung von der Schuld, die wir dir eingeredet haben. Andernfalls droht ewige Bestrafung.“

Heute sieht der Deal so aus: „Es ist völlig egal, ob oder was du glaubst, Hauptsache, du trittst nicht aus der Kirche aus. Dafür lasse ich dich mit meinen unlogischen und irrelevanten Geschichten aus dem Vormittelalter in Ruhe.“

…sei der Moment gekommen, an dem die Jugendlichen selbst entscheiden, wie sie mit dem im Unterricht gesammelten Wissen umgehen und welchen Platz Gott und Glaube in ihrem Leben einnehmen.

Was Herr Bürger hier andeutet ist, dass die Jugendlichen jetzt vor der Herausforderung stehen, ihren, meist schon vom Säuglingsalter an indoktrinierten Gottesglauben mit ihrem bisher erlangten Wissen, ihrer Vernunft, ihrer intellektuellen Redlichkeit und ihrem guten Gewissen irgendwie in Einklang bringen zu müssen.

Dass dies im 21. Jahrhundert schlicht nicht mehr möglich ist, dürfte auch dem Pfarrer bewusst sein, deshalb überträgt er die Verantwortung auch den Jugendlichen und hofft darauf, dass die staatlich privilegierte und subventionierte religiöse Indoktrination ausgereicht hat, dass wenigstens einige der Jugendlichen auf den einzig logischen Schritt des Kirchenaustrittes verzichten.

Wären die Kinder vor der Einpflanzung religiöser oder anderer Ideologien geschützt, könnten sie sich trotzdem schon mit weltanschaulichen Themen befassen und dann als Jugendliche oder Erwachsene selbst entscheiden, welche Weltanschauung ihren Vorstellungen entspricht – so, wie es auch zum Beispiel im Bereich der Politik geregelt ist.

Da dies leider, trotz Säkularisierung und Religionsfreiheit (die auch die Freiheit von Religion beinhaltet!) selbst in Deutschland und selbst 2016 noch nicht der Fall ist, bringen die Kirchenvertreter nach wie vor durch ihr ungefragtes, unverantwortliches und egoistisches Handeln Menschen in Nöte, die ihnen ohne kirchlichen Einfluss erspart worden wären:

„Ihr Konfirmanden lebt davon, dass euch Gott in eurem Konfirmationsspruch ganz persönlich anspricht.

Noch niemals hat auch nur einer der über 3000 Götter, die sich die Menschheit schon ausgdacht hat, irgendwen auch nur ein Mal seriös belegbar angesprochen – weder indirekt, noch „ganz persönlich.“ Deshalb können die Konfirmanden von Glück reden, dass ihr Leben eben nicht von einer angeblich persönlichen Ansprache eines fiktiven Gottes abhängt.

Wer sich privat solchen Scheinwelten hingeben möchte und die Konversation mit imaginären Freunden oder Herrschern für sinnvoll hält oder gar als überlebenswichtig ansieht, mag das ja gerne tun – die Gedanken sind frei. Wer allerdings Jugendliche mit solch abstrusem Hokuspokus verunsichert, missbraucht seinen erzieherischen Einfluss.

Inzwischen ist bekannt, wovon Menschen leben und wie Leben entsteht und vergeht. Ein Gott kommt auch in diesen, völlig natürlichen und erklärbaren Prozessen nicht vor.

[…] Neben den Segenswünschen und den Konfirmationsurkunden erhielten die jungen Menschen ein Kreuz.

Was würde sich für den Übergang vom Kindes- ins Jugendalter auch besser eignen als das Symbol der wohl niederträchtigsten und grausamsten Todesfolterungsmethode, die sich die Menschheit jemals ausgedacht hat?

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.

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