Kommentar zu NACHGEDACHT 176: Die Meinung der anderen….

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Kommentar zu NACHGEDACHT 176: Die Meinung der anderen…., Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 22.05.16 von Osthessennews

[…] Wie stehen Sie denn zu Aussagen über ihre Person?*

Wer ist denn „ihre Person“? Oder ist vielleicht „Ihre Person“, also der Leser gemeint?

[…] Wie sehr trifft es uns, wenn scharf geschossen wird?

Die Fähigkeit, mit Kritik umzugehen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Ebenso macht es einen Unterschied, ob sich die „Meinung der anderen“ tatsächlich auf mich als Person, oder vielleicht nur auf meine eigenen, öffentlichen Äußerungen und Behauptungen bezieht. Manche Menschen unterscheiden hier nicht und beziehen Kritik an ihrer öffentlich geäußerten Meinung auf sich persönlich, was es ihnen sehr schwer macht, sich sachlich mit einer möglicherweise gerechtfertigten Kritik oder auch nur einer anderen als ihrer eigenen Meinung auseinanderzusetzen.

Mit diesem Problem haben zum Beispiel auch Religionskritiker immer wieder zu tun, wenn nämlich Gläubige persönlich beleidigt reagieren, obwohl sich die Kritik gar nicht auf sie persönlich, sondern auf die Ideen und Behauptungen bezieht, die diese öffentlich vertreten.

Wer seine Meinung öffentlich kund tut, kann nicht erwarten, dass diese immer kommentarlos von allen anderen so hingenommen wird. Das Recht zur freien Meinungsäußerung ist so wichtig, dass es im Grundgesetz verankert ist, während man zum Beispiel in der Bibel vergebens nach einem solchen Gebot sucht.

[…]dass der Mensch immer danach strebe, „okay zu sein“. Im Grunde gehe es jeden Tag um das Gefühl des Angenommenseins, das unser Grundstreben ausmache.

Auch hier sind – einmal mehr und auch im Konjunktiv – Verallgemeinerungen nicht sehr sinnvoll. Es gibt auch Menschen, die gerade nicht danach streben, nur „okay“ zu sein, also sich möglichst unauffällig dem Mainstream des eigenen sozialen Umfeldes bzw. der eigenen Peergroup anzupassen, sondern es gibt auch solche, die zum Beispiel danach streben, „brilliant, einzigartig und außergewöhnlich zu sein“.

Sie haben ihren eigenen Kopf, vertreten ihre eigene Meinung und schöpfen ihre Selbstbestätigung daraus, eben nicht nur „okay“ zu sein. Das sind meist Menschen, denen die unvorstellbare Unwahrscheinlichkeit ihrer irdischen Existenz bewusst ist und die die Gestaltung ihres Lebens deshalb meist weitgehend frei von Konventionen selbst und selbstbewusst in die Hand nehmen.

Es geht um das Grundgefühl des Geliebtwerdens, das Jesus immer wieder als Handlungsanreiz für unser menschliches Zusammenleben predigte und auch selbst Menschen gütig und barmherzig zukommen ließ.

Ob der historisch möglicherweise belegbare Jesus von Nazaret tatsächlich das „Grundgefühl des Geliebtwerdens“ predigte, ist nicht überliefert. Als Anführer einer jüdischen Endzeit-Splittersekte verkündigte er lediglich die angeblich kurz bevorstehende Ankunft seines Gottes (womit er sich, wie wir heute wissen, geirrt hat). Dem jüdischen Rabbi ging es nur darum, die Anhänger seiner Sekte auf diese Apokalypse vorzubereiten und nicht etwa, eine eigene Religion zu gründen (das hat Paulus erst Jahre später unter Verwendung des erfundenen Charakters Jesus Christus getan).

Der einzige Handlungsanreiz der biblischen Phantasiegestalt Jesus Christus war die Aussicht auf eine jenseitige Belohnung durch einen bestimmten Wüstengott und die Angst vor einer ewigen Bestrafung durch eben dieses Wesen. Alle Aufforderungen zur Liebe und Nächstenliebe beziehen sich nur auf die abgegrenzte Gruppe der eigenen Anhänger. Wie mit Un- und Andersgläubigen zu verfahren ist, wird in der Bibel drastisch, ausführlich und unmissverständlich beschrieben:

  • Doch meine Feinde, die nicht wollten, dass ich ihr König werde bringt sie her und macht sie vor meinen Augen nieder!
    (Quelle: Lukas 19,27 EU)

Auch mit der gern zitierte Nächstenliebe, die Jesus angeblich gepredigt haben soll, sind nicht „alle Menschen“ gemeint, wie es heute gerne verzerrt dargestellt wird, um den biblischen Aussagen eine Bedeutung für moderne Ethik abgewinnen zu können. Mit dem „Nächsten“ ist der Blutsverwandte oder Glaubensgenosse gemeint, und auch nur dann, wenn er den rechten Glauben hat (siehe Mt 10,34-39).

Muss man deswegen aber die Meinung der anderen, Aussagen zu unserer Person oder zu unserem Verhalten immer ernst nehmen und daraus sofort Rückschlüsse über die eigene Person ziehen?

Muss man natürlich nicht, kann man aber. Besonders wenn es gelingt zu differenzieren, ob sich die „Meinung der Anderen“ überhaupt tatsächlich auf die eigene Person, oder vielleicht nur auf die eigene öffentlich geäußerte Meinung bezieht, kann man aus einer kritischen Meinung sogar mitunter mehr Nutzen ziehen als aus Meinungen, die einen immer nur in seiner eigenen Wirklichkeit und Weltsicht bestätigen.

Ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen einer nicht konstruktiven und einer konstruktiven Auseinandersetzung ist die Geschichte vom Elefant.

Grundsätzlich gilt also: Was uns nicht gut tut, was uns gerade nicht das Gefühl des Angenommenseins vermittelt, sollten wir schnellstmöglich aus unserem Leben verbannen.

Grundsätzlich gilt das also vielleicht für Schafe, für die es das wichtigste überhaupt ist, sich von ihrer Herde und von ihrem Schäfer angenommen und verstanden fühlen zu können. Gleiches gilt für religiöse Anhänger, die von ihren Religionsführern ja auch gerne und sicher nicht zufällig als Schafe bezeichnet werden.

Und auch in der Bibel finden sich viele Hinweise darauf, dass sich die Anhänger gegen Kritik aller Art unbedingt immunisieren sollten. Hier warnt zum Beispiel Paulus, der Erfinder des Christentums, eindringlich vor der sogenannten „Erkenntnis“:

  • Timotheus, bewahre, was dir anvertraut ist. Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und den falschen Lehren der sogenannten «Erkenntnis»!
    (Quelle: 1. Timotheus 6,20 EU)

Und alles, was uns auf heilsame, liebevolle Weise genau ins Herz trifft, sollten wir bewahren und hüten, denn es gibt uns das wichtigste Gefühl im Leben: die Liebe.

Wer sein Leben nach der Bibel ausrichtet, muss sich allerdings darauf gefasst machen, dass Gott mitunter auch auf wenig liebevolle Methoden zurückgreift, um seine Liebe zu zeigen. Zum Beispiel, indem er seine beinah gesamte Schöpfung wegen Missgefallen ertränkt oder indem er sich seinen eigenen Sohn als Menschenopfer grausam zu Tode foltern lässt. Aber auch seine Anhänger erfahren Gottes Liebe durch Zurechtweisung und Züchtigung:

  • Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!
    (Quelle: Offb 3,19 Luther 1984)

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