Durch Logik zu Gott? – Thomas von Aquin

Lesezeit: ~ 4 Min.

In diesem Beitrag* wollte ein „Gast“ wissen, ob es logisch sei, an Gott zu glauben.

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Thomas v. Aquin

Der diensthabende Beantwortungspfarrer bemühte Thomas von Aquin und dessen „Fünf Denkwege“ für seine Antwort.

Damit ist die Frage, ob man durch Logik zu Gott kommen kann, eigentlich schon mit Nein beantwortet. Die „Beweisführung“ des 1225 geborenen Herrn von Aquin entspricht erwartungsgemäß in keiner Hinsicht dem, was heute mit Logik bezeichnet wird.

Zum Beispiel war Thomas von Aquin von der Existenz Gottes fest überzeugt. Er versuchte nur, seine Überzeugung irgendwie zu beweisen. Also das genaue Gegenteil der wissenschaftlichen Methode des Falsifizierens von Theorien.

Thomas von Aquin: Wegweiser am Holzweg

Als Scholastiker versuchte Thomas von Aquin, die Frage nach der Existenz Gottes mit den Aussagen der Kirche und der Bibel zu beantworten. Und nicht auf Grundlage der realen, natürlichen Wirklichkeit. Selbst wenn Aussagen in sich logisch schlüssig sein mögen, so können sie trotzdem komplett hinfällig sein.  Wenn sie nämlich auf falschen oder nicht beweisbaren Annahmen basieren.

Selbst wenn jemand fünf Wegweiser entlang des Holzweges entdeckt, befindet er sich trotzdem nach wie vor auf dem Holzweg.

Alle Bemühungen der Heerscharen von „Theologen“, die Nicht-Existenz Gottes irgendwie zu bewältigen, sind bislang ausnahmslos gescheitert. Sie verdienen ihr Geld damit, immer wieder neue „Antworten“ auf Fragen zu erfinden, die sich gar nicht stellen (Answers without questions).

decorative-1301735_640Während sich Theologen über die Bedeutung archaischer Märchen und Mythen die klugen Köpfe zerbrechen, haben andere kluge Köpfe sehr gute Methoden wie zum Beispiel diese erarbeitet, die sich bestens für den stetigen Annäherungsprozess des wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns bewährt haben.

Was ist ein Elefant?

Wie sich ein wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn von anderen Vorgehensweisen unterscheidet, kann man auch sehr gut an der Geschichte „Was ist ein Elefant?“ sehen.

Hier wird zunächst beschrieben, wie die „Blindgeborenen“ aufgrund ihrer beschränkten Sichtweise an der Beantwortung dieser Frage scheitern, weil sie jeweils nur einen Teil des Ganzen erfassen können und fatalerweise zu der falschen Gewissheit kommen, bei dem wahrgenommenen Teil handle es sich schon um das Ganze.

Diese Gewissheit verteidigen sie in der Geschichte mit Fäusten gegen die, die zu einer anderen, ebenfalls natürlich nur bruchstückhaften Gewissheit gelangt waren.

Nochmal der Elefant

Der Unterschied dieser beschränkten Sichtweise zu einer wissenschaftlichen Herangehensweise wird durch die Fortsetzung dieser Geschichte deutlich:

[…] Es versammeln sich Biologen, Genetiker, Paläontologen (die erforschen Lebewesen vergangener Erdzeitalter). Auch diese untersuchen den Elefanten – jeder aus seinem Blickwinkel. Im Unterschied zu den Blindgeborenen aber entsteht kein Geschrei und schon gar nicht werden sie mit den Fäusten gegenseitig handgemein. Selbstverständlich setzen sie sich auch auseinander:

Biologe:  Elefanten fasse ich als Mitglieder der Familie der Rüsseltiere auf. Wie ich das sehe, gibt es derzeit noch drei Arten: den Afrikanischen Elefanten (Loxodonta africana), den Waldelefanten (Loxodonta cyclotis) und den Asiatischen Elefanten (Elephas maximus).
Paläontologe:  Das sehe ich auch so. Stammesgeschichtlich sind Elefanten eine relativ junge Familie der Rüsseltiere (Proboscidea). Die frühesten Rüsseltiere stammen aus dem Paläozän Nordafrikas und sind etwa 60 Millionen Jahre alt.
Biologe:  Vielen Dank, lieber Paläontologe. Deine Einschätzung ist ein weiterer Hinweis, dass meine Vermutung bezüglich der Elefanten-Systematik zutrifft.
Ich habe aber ein Problem: Einige meiner Fachkollegen sind der Meinung, dass es eine vierte Art gibt, nämlich den Zwergelefanten (Loxodonta pumilio). Kann mir jemand helfen?
Genetiker:  Ich habe das Erbgut des von dir gelieferten Materials untersucht. Ich kann nach heutiger Kenntnis ausschließen, dass es sich hier um eine vierte Art handelt.
Biologe:  Vielen Dank, lieber Genetiker! Deine Widerlegung der Theorie ist äußerst wertvoll. Sie warnt mich davor, in einer falschen Richtung weiter zu suchen.
Erlaube mir aber einen kollegialen Rat: Die Sache mit den Zwergelefanten stammt zwar von zweifelhaften Kryptozoologen. – Überprüfe das trotzdem noch mal.
Genetiker:  Selbstverständlich! Jede Unstimmigkeit ist Anlass, meine Methoden und Ergebnisse zu überprüfen.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von lengerke.de)

Der Prozess des „Glaubens“ zur Erkenntnisgewinnung ist praktisch nur im religiösen Bereich anzutreffen. Also dort, wo alle redlichen Methoden des Erkenntnisgewinns bisher komplett und ausnahmslos nicht das gewünschte Ergebnis (einen Gottesbeweis) liefern können. Dafür aber das Gegenteil.

An einfachster Logik gescheitert

So existieren jede Menge logischer Widersprüche, die gegen die Existenz von Göttern sprechen. Hält man sich an die reale, natürliche Wirklichkeit und an wissenschaftlich anerkannte Methoden, ist es nicht möglich, sich Gott mit Logik zu nähern.

Da lautet die Antwort schlicht und ergreifend: Bis zum Beweis des Gegenteils spricht nichts für die Existenz von überirdischen Wesen, eine solche Existenz ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen. Noch keiner der über 3000 Götter, die sich die Menschen schon ausgedacht haben, ist jemals auch nur einmal seriös belegbar irgendwie in Erscheinung getreten.

Solange das nicht geschieht, spielt es auch keine Rolle, wenn es wider jede Wahrscheinlichkeit, Vernunft und Logik doch überirdische Wesen geben sollte.

Ohne einen seriösen Beweis für die Existenz Gottes und eine allgemein verbindliche Definition des Begriffes sind alle Aussagen über angebliche Eigenschaften oder Absichten dieses Gottes sinnlos. Einfach so zu tun, als gäbe es einen oder mehrere Götter, ist (Selbst-)betrug.

Antwort aus rationaler Sicht

Nein, weder lässt sich Gott logisch belegen, noch ist es logisch, an Gott zu glauben.

Interessant ist, wie der evangelische Pfarrer versucht, dieses Problem zu bewältigen. Er schreibt:

Wer an Gott glaubt, will nicht, dass seine Existenz bewiesen wird, vielmehr geht es darum, ob die Zeugnisse, also das, was von Gott berichtet wird, für das eigene Leben Sinn ergeben.*

Ein Gläubiger gibt sich also nicht nur mit der Unbeweisbarkeit zufrieden, er will ausdrücklich gar keinen Beweis? In welchen Bereichen verwenden Menschen diese Methode noch? Um Erkenntnisse zu gewinnen, die „für das eigene Leben Sinn ergeben“ ? – in keinen.

Alles, was von Gott berichtet wird, haben sich ausnahmslos Menschen ausgedacht. Was die Bibel betrifft, die für diesen Fall ja stets als übergeordnete Quelle angegeben wird, ist deren moralisch-ethische Gesamtaussage so katastrophal, dass sie nicht mal den niedrigsten modernen ethischen Standards entspricht. Was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man bedenkt, von wem sie wann und zu welchem Zweck verfasst wurde.

*Die evangelische Kirche bietet einen Online-Beantwortungsservice für religiöse Fragen. Dort finden sich allerlei Fragen, dazu Antworten aus evangelischer Sicht sowie ab und zu Kommentare von weiteren Lesern, sofern diese nicht zensiert werden. Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Beitrag.

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