Kommentar zu „Wort des Bischofs“ von Bischof Heinz Josef Algermissen zum Sonntag, 8. Mai 2016: Gehen zu Gott

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Kommentar zu „Wort des Bischofs“ von Bischof Heinz Josef Algermissen zum Sonntag, 8. Mai 2016: Gehen zu Gott, veröffentlicht am 05.05.16 von Osthessennews

Fast schon überraschenderweise enthält das neue „Wort des Bischofs“ mal keine Beleidigungen, sondern einen Schwank aus der Studentenpfarrerzeit.

[…] Da war, bildlich gesprochen, der Himmel offen. Beschränkungen des Leibes und der Seele fielen ab, Wunder ereigneten sich.*

Gerade in religiösem Kontext ist es wichtig zu ergänzen, dass mit „Wunder“ auch Dinge bezeichnet werden, die einem einfach nur unerklärlich sind. Das mag natürlich nach 70km Wandern, Singen, Beten und Weihrauch einatmen durchaus naheliegend sein – dass solche Dinge durch den Einfluss übernatürlicher Wesen geschehen sind, ist aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

[…] Der Weg des Labyrinths steht für alle Wege menschlichen Suchens.

Dieser Vergleich hinkt etwas, zumindest, wenn es um das Labyrinth von Chartres geht. Bei diesem Labyrinth führt nämlich ein einziger, zwar sehr verschlungener und langer, aber eindeutig vorgegebener Weg ohne irgendwelche Abzweige direkt zum Ziel. Damit symbolisiert dieses Labyrinth eben nicht alle Wege menschlichen Suchens, sondern das falsche Versprechen des Christentums, nämlich den einzig richtigen, allerdings sehr, sehr mühsamen Weg zu einem Ziel anbieten zu können, das es in Wirklichkeit gar nicht gibt.

By Ssolbergj (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Das Labyrinth von Chartres**
Aber es ist auch gar nicht die Absicht der Kirche, ihre Schafe zum Ziel zu führen (deshalb spielt es auch keine Rolle, dass es das Ziel gar nicht gibt), sondern es geht vielmehr darum, sie möglichst ein Leben lang umherirren zu lassen, ohne je irgendein Ziel zu erreichen.  Jetzt müssen die Ober-, Unter- und Hilfshirten nur noch dafür zu sorgen, dass kein Schaf aus dem Labyrinth ausbüchst, sich eine Draufsicht besorgt, den Schwindel so aufdeckt und womöglich noch die restliche Herde aus dem Irrgarten befreit.

Dank des Internets braucht es heute nur eine Suchanfrage, um einen Plan des in dieser Geschichte beschriebenen Labyrinths zu finden. Damit ist es ein Kinderspiel, die Mitte zu erreichen und festzustellen, dass das angebliche Ziel nichts weiter als eine Illusion war. Kein Jesus Christus, kein Gott, keine Geister, nichts.

Auf dem Rückweg sollte das schlaue Schaf dann noch der restlichen Herde den Weg zum Ausgang des Labyrinths zeigen, damit auch diese beginnen können, auf ihren eigenen Wegen und natürlich auch Irrwegen nach ihrem persönlichen Glück suchen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.

**Bild und Teaserbild: By Ssolbergj (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

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