Darf eine Protestantin einen Katholiken lieben?

Lesezeit: ~ 3 Min.

In diesem Beitrag wollte „Anna“ wissen, ob es wohl problematisch sei, als als evangelische Christin einen katholischen Partner zu lieben und was die Bibel dazu sagen würde. Diese Frage wurde wohlgemerkt nicht 1916, sondern im Jahr 2016 gestellt.

Der zuständige Ich-beantworte-die-Fragen-die-mir-in-den-Kram-passen-und-ignoriere-alle-anderen-Pfarrer konnte die besorgte Anna beruhigen – lustigerweise ebenfalls mit entsprechenden Bibelstellen, die besagen, dass es völlig wurscht ist, welchen Glauben der oder die Partner/in hat, Hauptsache im Bett klappt es („es gefällt ihm/ihr, bei ihr/ihm zu „wohnen“).

Noch lustiger wird es anschließend, wenn Herr Pfarrer erklärt, dass die Bibel von Konfessionen ja gar nichts wissen könne, weil diese ja erst weit über tausend Jahre, nachdem die Bibel fertiggestellt wurde, erfunden worden waren.

Die Frage, warum eine archaische Mythen- und Märchensammlung aus dem Vormittelalter mit einer katastrophalen moralischen Gesamtaussage überhaupt noch eine Bedeutung für die Menschen im 21. Jahrhundert haben soll, bleibt erwartungsgemäß unbeantwortet. Oder welche Frau möchte heute noch ernsthaft nach zum Beispiel diesen biblischen Anordnungen leben (Hervorhebungen von mir)?

  • Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort (des Evangeliums) nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden, wenn sie sehen, wie ehrfürchtig und rein ihr lebt.
    (Quelle: 1. Petrus 3:1-2 EU)
  • So haben sich einst auch die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten: Sie ordneten sich ihren Männern unter.
    (Quelle: 1. Petrus 3,5 EU)

Eine Beziehung zwischen einer religiösen Frau und einem selbst denkenden Mann ist also nur deshalb legitim, weil so die Chance besteht, dass die Frau durch ihr Leben (aber bitte nicht durch lästiges Geschwätz) ihren Partner für den Glauben gewinnen könnte. Generell ist für die Frau Unterordnung und Gehorsam angesagt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, zu welcher Zeit und für welche Menschen die biblischen Texte erfunden worden waren.

Und einmal mehr wird klar: Die Bibel ist als moderne Gesellschaftsordnung ungefähr so gut geeignet wie das Handbuch eines Teletext-Gerätes für die Konfiguration eines Webservers.

Das Highlight-Argument kommt zum Schluss:

Das Einzige, das gegen eine solche Beziehung sprechen könnte, wäre, wenn mindestens ein Teil der beiden von seinem Glauben auf solche Weise geprägt ist, dass er oder sie nicht zulassen kann, dass der Partner anders glaubt.*

Das heißt mit anderen Worten: Wirklich problematisch wirds erst, wenn sich jemand tatsächlich an seine religiösen Regeln hält und aus diesem Grund eine konfessionsübergreifende Beziehung ablehnt. Auch ein solcher Standpunkt lässt sich nämlich problemlos aus der Bibel herauspicken, wenn man möchte:

  • Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? (Quelle: 2 Kor 6, 14-15, ELB)
  • Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; wenn aber der Mann entschlafen ist, so ist sie frei, sich zu verheiraten, an wen sie will, nur im Herrn muss es geschehen. (Quelle: 1. Kor 7,39 ELB)
  • Ich will dich schwören lassen bei dem HERRN, dem Gott des Himmels und dem Gott der Erde, dass du meinem Sohn nicht eine Frau von den Töchtern der Kanaaniter nimmst, in deren Mitte ich wohne. Sondern du sollst in mein Land und zu meiner Verwandtschaft gehen und dort eine Frau für meinen Sohn, für Isaak, nehmen! (Quelle: 1. Mose 24, 3-4 ELB)
  • Und du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern. Deine Tochter darfst du nicht seinem Sohn geben, und seine Tochter darfst du nicht für deinen Sohn nehmen.
    Denn er würde deinen Sohn von mir abwenden, dass er andern Göttern dient, und der Zorn des HERRN würde gegen euch entbrennen, und er würde dich schnell vernichten. (Quelle: 5. Mose 3-4 ELB)

Die Religion ist also auch hier das eigentliche Problem – nur wer sich schon weit genug davon befreit hat, kann es möglicherweise schaffen, das Elend dieses belastenden Erbes zu überwinden und ein glückliches Leben zu führen.

Und woher weiß Herr Pfarrer, dass diese Bibelstellen nicht (mehr) zutreffen, die von ihm gewählten aber schon? Aus der Bibel kann er das jedenfalls nicht haben, die bietet jede beliebige Antwort. Ganz offensichtlich muss er noch andere Quellen haben, aus denen er seinen ethisch-moralischen Standpunkt bezieht.

Welche Bedeutung die Bibel dann überhaupt noch haben soll, wäre eine interessante Frage – schade, dass er solche Fragen nicht beantwortet, obwohl er ja für die Webseite „fragen.evangelisch.de“ tätig und damit für die Beantwortung für Fragen rund um den Glauben zuständig und angeblich sogar gespannt auf solche Fragen ist. Aber keine Antwort ist ja auch eine Antwort.

Antwort:
Wenn dein Partner ein Problem mit deinem Glauben hat, hat er sehr wahrscheinlich noch ganz andere Probleme.
Bis heute hat sich noch kein Gott, Gottessohn oder Geist tatsächlich zu Wort gemeldet und gesagt, wer wen lieben oder nicht lieben darf. Kirchen verfolgen nicht das Ziel, Menschen ein glückliches Leben zu ermöglichen, trotzdem meinen sie, sich anmaßen zu können, allen Menschen bis ins Schlafzimmer hinein Vorschriften machen zu dürfen und werden zu allem Überfluss dabei noch staatlich subventioniert und privilegiert.

Und selbst fragen.evangelisch.de hat bestätigt: Es gibt keinen Grund, an Gott zu glauben. Das sollte uns zu denken geben.

*Der als Zitat gekennzeichnete Abschnitt stammt aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.

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