Kommentar zu: Marx nennt Schulen „Kernstück kirchlichen Lebens“

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Kommentar zu: Marx nennt Schulen „Kernstück kirchlichen Lebens“, Artikel veröffentlicht am 03.06.2016 von kathpress.at, Verfasser nicht genannt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat katholische Schulen als „Kernstück kirchlichen Lebens“ bezeichnet.

Christlicher Glaube ohne Bildung sei unmöglich, sagte Marx am Freitag in Stuttgart.*

Am erfolgreichsten konnte schon immer und kann sich auch noch heute christliche „Lehre“ bei Menschen ohne Bildung verbreiten. Ein Blick auf die Weltkarte zeigt: Je geringer die Bildung, desto größer die Anfälligkeit für die Einpflanzung von religiösen Wahngedanken oder vergleichbarer Ideologien.

Deshalb kommt christlicher Glaube sehr wohl ohne Bildung aus, nicht jedoch ohne das geschickte, missbräuchliche Ausnutzen von Bildungseinrichtungen zur Verbreitung von religiösen Scheinwahrheiten und fragwürdigen Moralismen.

[…] Schüler, Eltern und Lehrer müssten spüren können, dass es gut sei, Christ zu sein.

Christ zu sein ist besonders „gut“ für diejenigen, die damit ihr Geld verdienen, dass jemand Christ „ist“. Schüler, Eltern und Lehrer müssen spüren können, dass es völlig belanglos ist, an welchen imaginären Freund jemand glaubt oder auch nicht.

  • „Religion ist eine Beleidigung der Menschenwürde. Mit ihr oder ohne sie würden gute Menschen Gutes tun und böse Menschen Böses. Aber damit gute Menschen Böses tun, bedarf es der Religion.“ (Steven Weinberg)

Schon allein die typisch religiös-dualistische Bewertung in „gut“ und „nicht gut“ zeigt, dass Religionen Menschen spalten und damit für Abgrenzung unter den Menschen (Gläubig – Un-/Andersgläubig) sorgen. Laut dieser aktuellen Studie** macht religiöse Erziehung Kinder unsozial und intolerant.

Das Bildungsprogramm der Einrichtungen ist für Marx die Gestalt Jesu. Dabei gehe es um dessen ganze Person und nicht nur „um einige Sätzchen“.

Wir können von Glück reden, dass die Gestalt Jesu für das Bildungsprogramm heutzutage bedeutungslos ist. Dass die Lehre einer archaischen Wüstenreligion aus dem Vormittelalter heute überhaupt noch an Schulen gelehrt wird, ist ein Skandal.

Herrn Marx dürfte berufsbedingt sehr wohl ganz genau bewusst sein, dass die biblische „Gestalt Jesu“ lediglich eine von Menschen erdachte Phantasiefigur ist, die mit dem möglicherweise historisch belegbaren Jesus von Nazaret bestenfalls den Namen gemeinsam hat.

Und dass man gar keine andere Möglichkeit hat, als aus der biblischen Aussage nur „einige Sätzchen“ herauszupicken, weil die Gesamtaussage auch des Neuen Testaments nicht mal den einfachsten heutigen ethischen Standards entspricht.

Weiter betonte der Kardinal, Vernunft gehöre ins Zentrum von Erziehung und Bildung. Vernunft brauche den Glauben und der Glauben Vernunft.

Natürlich gehört Vernunft ins Zentrum von Erziehung und Bildung – genau deshalb hat Glauben dort auch keinen Platz mehr. Vernunft ist das Gegenteil von Glauben. Religiöser Glaube ist nur mit konsequentem Denkverzicht möglich und hat deshalb mit Vernunft nichts zu tun. Vernunft braucht Wissen, nicht Glauben.

„Vereinfachung“ hat für Marx dagegen keine Zukunft.

Sagt ausgerechnet einer, dessen Ideologie die Dinge bewusst und absichtlich mit seinen Fiktionen und Illusionen verkompliziert, nur, um seinen erfundenen Wunschgott samt Anhang irgendwie in der heutigen Wirklichkeit unterzubringen.

Kinder müssten dazu erzogen werden, auch bei Unübersichtlichkeiten „einen klaren Kopf zu behalten“.

Was für eine perfide, heuchlerische, scheinheilige Aussage für einen Vertreter des Christentums! Schließlich sind es gerade diese religiösen Wahngedanken, mit denen die christlichen Kirchendiener unzählige ursprünglich klare Köpfe vernebelt haben und bis heute vernebeln.

Wer als Erwachsener gerne selbst in einer erfundenen Scheinwirklichkeit mit Göttern, Geistern, Gottessöhnen, Einhörnern oder sonstigen Phantasiewesen leben möchte, der mag das gerne tun. Wer Kindern beibringt, diese Schweinwelt sei so real wie unsere natürliche, erlebbare Wirklichkeit, der führt sie in die Irre und hindert sie daran, einen klaren Kopf zu behalten.

Die wohl fatalste Folge dieser ungefragten, mit nichts zu rechtfertigenden, aber trotzdem staatlich privilegierten (früh)kindlichen Indoktrination ist der Umstand, dass es selbst heute, im 21. Jahrhundert, noch erschreckend viele Menschen gibt, die den Religionsführern auf den Leim gehen und sich von den erfundenen Scheinwahrheiten in die Irre führen lassen.

Marx warb dafür, Schulen als gesamtgesellschaftliche Lebens- und Lernort zu verstehen.

Ich werbe dafür , dass dieser gesamtgesellschaftliche Lebens- und Lernort von der systematischen Vergiftung mit religiöser Indoktrination befreit wird, wie das in einem säkularen Staat selbstverständlich sein sollte.

Mehr Beteiligung sei auch beim Bau von Schulen sinnvoll.

Kein Wunder und wahrlich nicht schwer zu durchschauen – so versucht die Kirche wie schon immer während ihrer jahrhundertelangen Kriminalgeschichte, sich ihren Einfluss langfristig zu sichern.

Der Kardinal sprach sich auch dafür aus, nicht zu sehr auf Gymnasien zu setzen.

Auch das ist mehr als verständlich, wenn man die bisherigen Ausführungen gelesen hat. Wissen und Vernunft machen religiösen Glauben überflüssig.

Fazit: Ohne die systematische frühkindliche Indoktrination wäre das Christentum sehr wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit genauso Geschichte wie die zahllosen Religionen und Kulte vorher auch schon. Insofern liegt Herr Marx wohl richtig, wenn er Schulen als „Kernstück christlichen Lebens“ bezeichnet, genauer eigentlich „Überlebens.“

Eine monotheistische Wüstengottreligion aus dem Vormittelalter, deren Wurzeln bis in die Bronzezeit zurückreichen, ist für den heutigen sozio-kulturellen Entwicklungsstand der Menschheit bedeutungslos geworden. Versuche, die unsäglichen Moralismen, die unlösbaren Widersprüche und die längst als falsch entlarvte Dogmen irgendwie doch noch mit dem heutigen Wissens- und Erkenntnisstand in Einklang bringen zu wollen, scheitern und werden auch in Zukunft scheitern, weil sie auf einer religiösen Scheinwahrheit beruhen, die immer weniger Menschen bereit sind als real oder zumindest irgendwie bedeutsam zu akzeptieren.

Immer weniger Menschen fallen auf jenseitige Versprechen herein oder lassen sich von ebenso jenseitigen Bedrohungen einschüchtern. Immer mehr Menschen werden sich ihrer eigenen Fähigkeiten, aber auch ihrer eigenen Verantwortung bewusst, selbständig zu denken und zu handeln und Dinge kritisch zu hinterfragen, statt sie einfach ohne jeden Beweis und wieder besseres Wissen, gegen jede Vernunft und jede Logik zu glauben, nur weil eine Ideologoie einen Nutzen davon hat.

Immer weniger Menschen glauben heute noch ernsthaft, irgendwann von irgendwem von irgendwas „erlöst“ werden zu müssen (außer vielleicht vom Leben durch den Tod).

Religionen mögen sich zu dem entwickeln, was sie gerne sein können: Ein optionales, spirituelles Angebot für Erwachsene mit schwach ausgeprägtem Sinn für die Realität. In einem säkularen Staat haben religiöse Ideologien in Schulen nichts mehr zu suchen und ohne die nicht nur geduldete, sondern sogar auch noch staatlich geförderte religiöse Indoktrination dürfte sich diese Entwicklung stark beschleunigen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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