Kommentar zu NACHGEDACHT 178 – Die Stillung des Lebensdurstes….

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Kommentar zu NACHGEDACHT 178 – Die Stillung des Lebensdurstes…., Originalartikel verfasst von Christina Leinweber, veröffentlicht am 05.06.16 von Osthessennews

Die auf den ersten Blick eher belanglose Geschichte von der schlaffen Minzepflanze, die die Autorin im Supermarkt kauft und gießt, um sie anschließend zu verspeisen, regt trotzdem zu einigen Gedanken an.

Als sie [die Pflanze] aber bekam, was sie so nötig hatte, verwandelte sie sich in eine gesunde und schöne Pflanze. […] Bei der Minze war es Wasser, nur was benötigen wir so dringend, um wieder aufzublühen?*

An dieser Schilderung lässt sich ein häufig anzutreffender Denkfehler demonstrieren. Die Autorin sieht also im Supermarkt einen Blumentopf mit einer Minzpflanze, die in schlechtem Zustand ist. Nicht etwa aus Mitleid oder aus Liebe zur angeblichen „Schöpfung“ „rettet“ sie die Pflanze, sondern weil sie Minzblätter für ihr Mittagessen braucht. Ob sie sich auch für genau diese Pflanze entschieden hätte, wenn es auch noch andere, frischere zur Auswahl gegeben hätte? Sie nimmt den Topf also mit, gießt die Pflanze und stellt eine „Verwandlung“ fest.

Und jetzt kommt die Denkfalle: Natürlich kann es sein, dass der Pflanze nur Wasser gefehlt hat und dass sie sich durch das Gießen wieder erholt hat. Diese Schlussfolgerung scheint aus Sicht der Autorin aber offenbar die einzig mögliche zu sein, obwohl sich die Situation in Wirklichkeit auch ganz anders darstellen könnte.

Vielleicht waren es ganz andere Faktoren, die sich durch den Kauf ebenfalls veränderten und die zur Genesung geführt haben? Vielleicht war Wassermangel gar nicht die eigentliche Ursache für den schlechten Zustand der Pflanze, sondern ein ungünstiger Standort, vielleicht mit Zugluft oder ungünstigen Lichtverhältnissen? Vielleicht hatte die Pflanze schon im Supermarkt genug Wasser und hatte sich nicht wegen, sondern trotz der heimischen Wasserzufuhr erholt?

Überträgt man das nun, wie die Autorin auch, auf unser Leben, so erinnert diese Geschichte stark daran, wie dieser Denkfehler auch immer wieder das klare Denken von religiös gläubigen Menschen betrifft. Da wird eine selektive Wahrnehmung den eigenen Wünschen entsprechend bewertet und schon hat angeblich ein Gebet „geholfen.“

Während zwischen Wasser und Pflanzenwachstum tatsächlich ein Zusammenhang besteht (Wassermangel könnte tatsächlich die Ursache für den Zustand gewesen sein, aber eben nicht zwangsläufig oder auch nicht ausschließlich), so ist ein Zusammenhang zwischen Gebeten und dem irdischen Geschehen bis zum Beweis des Gegenteils und abgesehen von einem möglichen Placeboeffekt ausgeschlossen.

Nicht ausschließlich, aber besonders oft neigen religiös gläubige Menschen dazu, in allem das Wirken ihres Gottes „erkennen“ zu wollen, womit sie bisher jedes Mal falsch lagen und bis zum Beweis des Gegenteils auch weiterhin falsch liegen werden. Wer sich tatsächlich für die Zusammenhänge zwischen Ursache/n und Wirkung/en von etwas interessiert, darf mit wesentlich brauchbareren Ergebnissen rechnen, wenn er nicht vom Einfluss erfundener Phantasiewesen, sondern von der realen Wirklichkeit ausgeht.

Was raubt uns die Energie im Leben? Und wer kann uns geben, was wir so sehr brauchen?

Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige, universelle Antwort. Allgemein lässt sich nur sagen, dass alle Lebewesen danach streben, ihr „Wohl“ zu mehren und „Wehe“, also das, was ihnen schadet, zu vermeiden. Das ist der „Sinn“ des Lebens, das Ziel, nach dem natürlicherweise alle Lebewesen streben – von der Protozelle über Minzpflanzen bis hin zum Menschen.

Dieses Streben, dieses „Leben-wollen in einer Umgebung von anderen Indivduen, die ebenfalls leben wollen“ ist eine Folge der Evolution. Lebewesen, die diesen Überlebenswillen nicht mitbrachten, hatten verständlicherweise mittel- und langfristig keine Überlebenschance.

Die Minzpflanze hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten ebenfalls versucht, ihr „Wohl“ zu mehren und „Wehe“ zu vermeiden. Dass ihr Dasein einen höheren Sinn (als Garnierung/!** auf einem Teller zu landen) haben würde, konnte sie weder wissen, noch ahnen oder gar beeinflussen, deshalb war dieser „Sinn“ auch völlig bedeutungslos für die Minzpflanze.

Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, dass die Pflanze absichtlich die Blätter hatte hängen lassen, um einer Verspeisung zu entgehen. Genausowenig erholte sie sich wieder, um als Speisengarnierung besonders gut auszusehen. Diese Vorstellung entspricht genau der von gläubigen Christen, die ihr diesseitiges Verhalten an jenseitigen, fiktiven Versprechen ausrichten.

[…] Ich glaube, dass Jesus das [was ein Mensch gerade braucht] immer sehr genau wusste. Er hat den Lebensdurst der Menschen gestillt.

Als Drittel eines allwissenden Gottes musste er natürlich auch das gewusst haben. Seine Aufgabe*** sah er allerdings nicht darin, einen „Lebensdurst“ zu stillen, sondern die Anhänger seiner Endzeitsekte auf den angeblich kurz bevorstehenden Weltuntergang und die Ankunft seines Gottes vorzubereiten. Er verkündete seinen Anhängern, wie sie seiner Meinung nach schnell noch ein möglichst gottgefälliges Leben leben sollten, und zwar deshalb, um damit ihre eigenen Chancen auf „Erlösung“ zu erhöhen. Bis heute ist kein Gott erschienen, niemand wurde „erlöst“ und somit hat sich Jesus ganz offensichtlich getäuscht.

In diesem Zusammenhang stellt sich einmal mehr die Frage, warum ein angeblich allmächtiger und sogar auch noch gnädiger Gott keine andere Möglichkeit hatte, den Menschen seine angebliche Liebe zu beweisen, als sich seinen eigenen Sohn als Menschenopfer auf die denkbar grausamste Art und Weise zu seiner eigenen Befriedigung zu Tode foltern zu lassen.

Alles, was die Bibel über die Phantasiegestalt Jesus Christus berichtet, ist ausnahmslos von damals schon längst bekannten, älteren Legenden und Mythen übernommen. Jedes angebliche Wunder, von der Jungfrauengeburt über alle angeblich vollbrachten Wunder bis hin zur Auferstehung und Himmelfahrt war auch schon von früheren Göttersöhnen berichtet worden, nichts davon ist ursprünglich christlich. Es ist kaum zu glauben, dass ein erwachsener, eigentlich aufgeklärter Mensch im 21. Jahrhundert an einer so kindlich-naiven Vorstellung wie der eines „Lebensdurst stillenden Jesus“ hängenbleiben kann.

Um noch die Frage zu beantworten, was Menschen wieder „aufblühen“ lassen kann: Meiner Meinung nach beginnt der „Aufblühprozess“ damit, sich seiner eigenen Beschränktheit und Bedeutungslosigkeit, aber auch seiner eigenen Fähigkeiten und der absolut außergewöhnlichen Besonderheit seiner eigenen Existenz bewusst zu werden.

Dann lohnt es sich auf jeden Fall, sein Weltbild nicht ausschließlich aus einer einzigen vormittelalterlichen Mythensammlung abzuleiten, sondern den eigenen Standpunkt und besonders auch die Art und Weise, wie man zu diesem Standpunkt gelangt ist, immer wieder kritisch zu hinterfragen und das Wissen mit neuen Erkenntnissen ständig zu erweitern.

[…] Folglich glaube ich auch, dass die Suche nach Gott, nach der gelebten Liebe im Leben, die Lebensquelle unseres Lebens sein kann.

Natürlich kann sie das. Es gibt ja auch Menschen, für die die Suche nach Entenhausen, Hogwarts, Atlantis oder nach einem gelben 2er-Lego™-Steinchen die „Lebensquelle“ ihres Lebens ist. Genauso kann mein seine unvorstellbar kostbare, weil unvorstellbar unwahrscheinliche und unvorstellbar kurze Lebenszeit auch damit verbringen, nach etwas zu suchen, was es bis zum Beweis des Gegenteils nicht gibt, für das es keinen einzigen seriösen Anhaltspunkt gibt und was für das irdische Dasein objektiv betrachtet keinerlei Bedeutung hat.

Unzählige Menschen haben ihr ganzes Leben damit verplempert, nach Neptun, Zeus, Apollo, Thor, Aliens oder dem heiligen Gral zu suchen – wieso nicht auch nach einem unsympathischen Wüstengott aus der Bronzezeit? Wenns Spaß macht?

Und natürlich ist es auch jedem freigestellt, die „gelebte Liebe im Leben“ mit einem imaginären Fantasiefreund in Verbindung zu bringen, warum nicht. Nur sollte man, wenn man sich einem Leben in Phantasiewelten hingibt, das vielleicht besser privat für sich praktizieren und nicht öffentlich so tun, als handle es sich dabei um etwas tatsächlich Reales. Leichtgläubige oder naive Menschen (besonders solche mit einem indoktrinierten Faible für religiöse Wahngedanken) könnten sonst nicht den Unterschied zwischen Wunsch und Wirklichkeit erkennen und sich zum Beispiel wundern, warum ihre Gebete nicht erhört werden oder warum ihre Liebe nicht erwidert wird, obwohl sie sie doch für die Liebe ihres allmächtigen Gottes halten…

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
**Wir haben keinen materiellen Nutzen von eingebetteten oder verlinkten Inhalten oder von Buchtipps. Achtung, der verlinkte Filmausschnitt könnte verstörend wirken.
***Bei Aussagen über Gott oder Jesus beziehe ich mich auf das christlich-biblische Gottesbild.

 

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