Kirchenkunst-Report 2016 – Teil 1

Lesezeit: ~ 4 Min.

Ein herrlicher Sommertag Anfang Juni 2016, perfekt für eine kleine Kirchenkunst-Tour durch die ländliche Gegend zwischen Bad Neustadt, Bad Königshofen und Münnerstadt. Rhön-Grabfeld, so der Name des Landkreises, hat eine abwechslungsreiche Landschaft mit einigen verstreuten Dörfern und Städtchen zu bieten. In praktisch jedem Ort findet sich auch eine Kirche und einige dieser Kirchen waren Ziel meiner heutigen Fototour.

Ich war gespannt, wie die Räume heutzutage gestaltet sind, in denen die vermeintlich „Frohe Botschaft“ verkündet wird.

Schockierend ist eine milde Umschreibung meines Gesamteindruckes dieser kleinen Kirchentour. In ausnahmslos jeder der von mir besuchten Kirchen ist das zentrale Thema Qual und Tod. Ohne entsprechendes Hintergrundwissen ist nicht erkennbar, dass es angeblich um die Überwindung desselben geht.

Brutalste Gewalt, Folter und Qual – dazwischen viele kleine Kinder

Es ist kaum vorstellbar und kaum auszuhalten, was in diesen Kirchen im Sommer 2016 für jedermann öffentlich zugänglich zur Schau gestellt wird: Brutalste Gewalt, Folter und Qual in einer unvorstellbar großen Vielfalt und oft extrem detailgetreuer Darstellung, zahllose Abbildungen von dicken Kleinkindern (sog. Putten, aus der Antike übernommene Darstellungen von Liebesgötterknaben), auffallend oft auch Darstellungen von weltlichen Herrschern und immer wieder Tafeln und Statuen mit Bezug zum Krieg findet man in Kirchen.

Zur Grundausstattung gehört auf jeden Fall eine Bildersammlung, die den so genannten „Kreuzweg“ darstellt, also den biblischen Mythos von der Todesfolterung eines Menschen vor knapp 2000 Jahren.

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Menschenverachtung
auf Katholisch

Manche Kirchen bieten zudem noch besondere Extras. Man sieht zum Beispiel reich verzierte menschliche Knochen, Statuen von Menschen, die ein Schwert im Hals stecken haben, von Pfeilen durchbohrt sind. Oder welche, die wahlweise ihren eigenen Kopf in den Händen halten (einschließlich Luft- und Speiseröhre, die aus dem durchtrennten Hals herausragen), ein Kreuz  zärtlich im Arm halten oder einen der kleinen, rundlichen Knaben auf der Hand sitzen haben.  Auch ein stark blutender, abgeschlagener Kopf hängt an sehr präsenter Stelle in einem der besuchten Gotteshäuser.

Und wenn man dann gegen Abend denkt, man hätte jetzt alles gesehen, kommt noch eine Kirche, in der ein kriegerischer, weißer Kampfengel mit Schwert und Schild (Aufschrift: Quis ut deus – Wer ist wie Gott?) auf einem unter seinen Füßen liegenden, sich offenbar im Todeskampf krümmenden Menschen mit dunkler Hautfarbe steht.

Das war für mich nach all den vorherigen Brutalitäten, Grausamkeiten, Perversitäten und Widerlichkeiten ein besonders unerträglicher Anblick. Gerade war die Treppe zum Eingang dieser Kirche neu betoniert worden – die Entsorgung der ekelhaften, unmissverständlich Menschenverachtenden, diskriminierenden und zynisch-arroganten Darstellung im Inneren der Kirche stand bei der Renovierungsplanung bisher offenbar noch nicht zur Debatte.

Ursprüngliche Bedeutung heute irrelevant

Natürlich ist mir bewusst, dass alle diese Darstellungen eine bestimmte Bedeutung haben und eine bestimmte Geschichte erzählen. Bei Darstellungen wie denen, die ich heute in den Kirchen Rhön-Grabfelds gesehen habe, spielt es meiner Meinung nach allerdings keine Rolle, an welche Folterung oder Tötung da erinnert wurde.

Ob ich weiß, dass der von Pfeilen durchbohrte Mensch den „Heiligen Stefan“ darstellt oder nicht, ist für die objektive Bewertung einer solchen Darstellung egal – sie ist einfach nur widerlich, brutal, erniedrigend und in höchstem Maße abstoßend.

Die zur Schau gestellte Gewalt richtet sich zumeist gegen Vertreter des Christentums (nach dem Motto: „Seht her, was die mit uns gemacht haben!„), es finden sich aber auch genauso Szenen, in denen es umgekehrt ist und das angeblich „Böse“ gequält, gefoltert, besiegt wird.

Gewaltdarstellung, staatlich subventioniert und privilegiert

Kirchenkunst
Immerhin ein Zufallsfund sorgte
für schallendes Gelächter…

Und natürlich gibt es auch an vielen anderen Stellen Darstellungen von Gewalt und Brutalität, nicht nur in Computerspielen und Gewaltvideos, sondern auch in der Kunst. Diese Darstellungen stammen dann allerdings nicht von einer Institution, die sich anmaßt, Menschen (und zwar allen Menschen, nicht nur ihren Anhängern!) mit umfangreichster staatlicher Subventionierung und Sonderprivilegierung vorschreiben zu dürfen, wie diese zu leben haben und die allen Ernstes behauptet, ihre Botschaft sei eine „frohe“ und ihr Gott ein „lieber.“ Schon die Kirchenkunst zeichnet ein deutlich anderes Bild.

Besonders verstörend empfand ich auch die Installationen in einigen Kirchen, die darauf hindeuten, dass offenbar auch Kinder und Jugendliche mit diesen widerlichen Darstellungen konfrontiert wurden und werden.

Da steht zum Beispiel eine große Tafel mit Kindernamen und -bildern und dem Aufruf, „Licht und Salz“ für die Erde zu sein – nur drei Schritte direkt dahinter steht ein großer Kessel, in dem gerade eine betende Frau auf nicht gerade kleiner Flamme gekocht wird.

Katastrophale Kirchenkunst: Wer’s nicht glaubt, schaue selber nach

Wer meint, ich hätte mir gezielt bestimmte Kirchen herausgesucht, irrt. Mein Tourverlauf war nicht geplant, die Auswahl der Kirchen erfolgte rein zufällig. Wer nicht glauben kann, dass die folgenden Darstellungen tatsächlich ausnahmslos aus Kirchen in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld stammen, ist eingeladen, sich diese Anblicke selbst anzutun – katholische Kirchen sind in der Regel tagsüber geöffnet und für jedermann frei zugänglich (und waren trotzdem bis auf eine Ausnahme menschenleer).

Es sei dem Leser überlassen, welches Bild er sich von einer Institution macht, die solche Darstellungen verwendet, um ihre Ideologie zur Schau zu stellen, sowie von deren Anhängern, die offenbar so abgestumpft sind, dass sie diese Anblicke als ganz normal empfinden.

Wer zu einem anderen Ergebnis als Pervers – Sadistisch – Gewaltverherrlichend – Menschenverachtend kommt wer der Meinung ist, es gäbe irgendeinen Grund, der diese Darstellungen rechtfertigen würde, möge sich gern mit mir in Verbindung setzen.

Die folgenden Bilder zeigen Darstellungen, die von der katholischen Kirche für jedermann frei zugänglich in Kirchen in Deutschland im Jahr 2016 zur Schau gestellt werden.

Achtung: Auf Menschen ohne religiöse Indoktrination und entsprechende Immunisierung dürften einige dieser Kirchenkunst-Bilder extrem verstörend (oder gestört) wirken.

Alle Bilder des Kirchenkunst-Reports © AWQ.DE

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