Warum Christen in der Kirche bleiben

Lesezeit: ~ 17 Min.

Darum geht es

Unter dem Titel „Wir bleiben!“ hatte das Fuldaer Anzeigenblatt „Marktkorb“ in der Ausgabe vom 15. Juli 2023 eine ganze Seite den Statements von fünf Katholiken gewidmet, mit denen diese ihren Verbleib in der katholischen Kirche rechtfertigen.

Einleitung

Der Einleitungstext weist gleich zwei Mal darauf hin, dass man sich durch die vielen Austritte nicht darüber hinwegtäuschen lassen dürfe, dass ja trotzdem immer noch 20 Millionen Deutsche Mitglied in der katholischen Kirche seien.

Das klingt doch schon gleich ganz anders als die ebenfalls zutreffende Aussage, dass das Christentum in Deutschland inzwischen in der Minderheit ist.

Als Austrittsgründe nennt der Text an erster Stelle den gesamtgesellschaftlichen Trend, „…dass immer weniger Menschen bereit seien, sich an Gruppen wie Parteien, Vereinen, Verbänden oder Gewerkschaften zu binden…“

Auf Platz zwei wird die zunehmende Säkularisierung der Gesellschaft erwähnt. Und erst danach kommt dann noch ein nebulös formulierter „Vertrauensverlust aufgrund kircheninterner Konflikte und Skandale.“ als weiterer Grund für die Austritte.

Diese sicher nicht zufällig so gewählte Reihenfolge und auch die verharmlosende Formulierung (Kircheninterne Konflikte sind für die meisten Menschen völlig irrelevant, während klerikale sexuelle Pädokriminalität in vielen tausenden Fällen mit riesiger Dunkelziffer über viele Jahrzehnte hinweg und von der Kirche systematisch ermöglicht und vertuscht keineswegs nur ein kircheninterner Skandal ist) lassen erkennen, dass hier der Umstand relativiert und verschleiert werden soll, dass über die Hälfte (bezogen auf die Teilnehmer an einer Umfrage auf kirchenaustritt.de) Ausgetretenen „Unzufriedenheit mit der Institution Kirche“ angegeben hatten. 55,5% sprechen da für sich.

Nach dieser schon irgendwie tendenziösen Vorbemerkung folgen die Statements von zwei katholischen Frauen und drei katholischen Männern, die zumindest regional mehr oder weniger bekannt sein dürften:

Die Einschätzung, ob die Auswahl dieser Protagonisten schon den Tatbestand eines „Argumentum ad verecundiam“ erfüllt, überlasse ich der geschätzten Leserschaft.

Wie bei einer Befragung von Fuldaer Katholiken nicht anders zu erwarten, wird das mehrfach genannte Traditions-Fehlschlussargument gleich eine wichtige Rolle spielen.

Schauen wir uns also an, wie die fünf Katholiken begründen, warum sie nicht aus der katholischen Kirche austreten:

1. Marilena Kirchner: Kraft und Halt

„Ich bin noch immer in der Kirche, weil mir der Glaube an Gott Kraft und Halt schenkt. Dabei muss ich nicht jede Woche in den Gottesdienst, aber zu wissen, dass es einen Ort gibt, wo es mal ganz still ist, wenn alles um einen herum zu wild wird, tut mir gut. Dann gehe ich gerne in eine Kirche – hier in der Heimat oder irgend wo auf der Welt:“

Marilena Kirchner (Schlager- und Volksmusiksängerin aus Tann; alle Zitate stammen aus dem Artikel „Wir bleiben!“ aus dem „Marktkorb“, Ausgabe vom 15.7.23)

Interessant ist hier zunächst eine kleine sprachliche Nuance: Kraft und Halt verspricht sie sich nicht von ihrem Gott. Sondern von ihrem Glauben an diesen Gott.

So kann sie sich selbst die Schuld geben, sollte es mal an Kraft und Halt mangeln. Dann hatte es eben an ihrem Glauben gemangelt. Und der liebe Gott ist fein raus. Und wenn ihre Autosuggestion funktioniert und sie tatsächlich „Kraft und Halt“ verspürt, kann sie das als (weiteren) scheinbaren Beleg für die Wirksamkeit ihres Glaubens verbuchen.

Religion der Liebe

Die Frage, ob das mit der Kraft und Halt spendenden Glaubenspraxis nicht auch ohne eine Mitgliedschaft in einer höchst frag- und kritikwürdigen Gemeinschaft wie der katholischen Kirche mindestens genauso gut funktionieren würde, zumal, wenn Frau Kirchner sowieso lieber allein glaubt statt „mit zwei oder drei“ im Namen ihres Gottes versammelt zu sein, stellt sie sich offenbar nicht.

Da schon jetzt absehbar ist, dass die Zahl der Kirchengebäude auch weiterhin abnehmen wird, wäre es sicher eine gute Idee, schon jetzt mal andere „stille Örtchen“ auszukundschaften, die sich für eine kurze Verschnaufpause mindestens genauso eignen.

Und in denen, anders als in katholischen Kirchen, keine Darstellungen eines Menschen ausgestellt werden, der gerade zur göttlichen Befriedigung im Interesse Dritter vorübergehend als Menschenopfer zu Tode gefoltert wird. Wie wärs zum Beispiel mit Waldlichtungen, Feldwegen, Berggipfeln – oder irgendwelchen Räumlichkeiten, wo man sich mal ungestört aufhalten kann?

2. Prof. Dr. Dr. Dr. Christoph Raschka: Kirche bietet viele Angebote, um Christus nahe zu sein

Neben meinem christlichen Elternhaus hat mich auch meine Zeit als langjähriger Messdiener in der Pfarrei St. Paulus in Ziehers Nord beim späteren Generalvikar Alois Lang nachhaltig geprägt. Auch auf meinem weiteren Lebensweg hatte ich das Glück, viele starke Priesterpersönlichkeiten kennenzulernen, die meinen Glauben vollwertig geformt hatten, wie meine schulischen Religionslehrer und meinen guten Freund Peter Borta.

Glück hatte Herr Prof. Dr. Dr. Dr. Christoph Raschka auch, dass viele starke Priesterpersönlichkeiten nur seinen Glauben vollwertig geformt hatten. Was auch immer mit „vollwertig“ gemeint sein soll.

Merkt ers nicht…?

Als positiv auf lokaler Ebene sehe ich heute die Chance, als Christen aus verschiedenen Pfarreien wie in der Großpfarrei Maria Magdalena bei Pfarrer Dr. Müller jetzt zusammenzuwachsen, neue Leute kennenzulernen und sich auszutauschen. Aber auch in der Weltkirche werden sich meines Erachtens in nicht allzu ferner Zukunft gravierende positive Neuerungen ergeben (z.B. Priestertum für Verheiratete und für Frauen). Wer hätte im Jahr 1988 schon geglaubt, dass zum Ende des Folgejahres aus einem geteilten Land wieder unser Deutschland wird?

Wenn sich Herr Prof. Dr. Dr. Dr. Raschka darüber freut, dass er durch die Zusammenlegung von Pfarreien zu immer größeren Großpfarreien jetzt mehr Leute kennen lernt, dann frage ich mich, ob ihm wirklich nicht auffällt, dass diese Zusammenlegung eine notgedrungene Folge des Mitgliederschwundes ist.

Und dass hier doch nur deutlich wird, wie Kirche und Glaube Menschen – sogar die innerhalb der selben Glaubensgemeinschaft und Konfession! – spaltet und trennt.

Hanebüchen finde ich den Vergleich zwischen der Pleite gegangenen DRR und der Vorstellung, die katholische Kirche sei in der Lage und/oder willens, sich grundlegend im erhofften Umfang zu reformieren.

Völlig falsche Zeichen

Schade finde ich dagegen jede Profanisierung einer Kirche oder die Schließung der Theologischen Hochschule in Fulda. Damit werden in einem reichen Land wie Deutschland sicherlich unnötiger Weise nach außen völlig falsche Zeichen gesetzt.

Ob Herr Prof. Dr. Dr. Dr. Raschka mit „außen“ das Ausland oder die Bevölkerung außerhalb der katholischen Kirche meint, verrät er nicht.

Meines Erachtens verhält es sich genau umgekehrt: Kirchen und Theologische Hochschulen setzen in einem reichen Land wie Deutschland sicherlich unnötiger Weise nach außen völlig falsche Zeichen.

Nämlich die, dass ein westeuropäischer, zumindest auf dem Papier säkularer Industriestaat mit Schulpflicht gleichzeitig noch eine Institution wie die katholische Kirche samt ihres unmenschlichen und ungerechten Belohnungs-Bestrafungs-Glaubenskonzeptes basierend auf dem magisch-mythologischen Erkenntnis- und Entwicklungsstand eines Wüstenstammes aus der ausgehenden Bronzezeit mit Milliardensummen und beispielloser Sonderprivilegierung künstlich am Leben erhält.

Typisch katholischer Absolutismus

Letztlich muss uns allen klar sein, dass im Unterschied zu den östlichen Lebensphilosophien nicht der Weg das Ziel ist, sondern nur Christus sein kann, mit dem allein wir unseren unvermeidlichen biologischen Tod überwinden können.

Soso, das muss uns allen also klar sein, Herr Prof. Dr. Dr. Dr. Raschka?

Sie behaupten hier ernsthaft, der Gottessohn aus der biblisch-christlichen Mythologie ermögliche eine Überwindung unseres unvermeidlichen biologischen Todes? Und das als Prof. Dr. Dr. Dr. ?

Wie stellen Sie sich diese „Überwindung“ vor? Welchen anderen als einen „biologischen“ Tod gibt es Ihrer Meinung nach denn noch? Und woher nehmen Sie die Arroganz, dies exklusiv für den christlichen Glauben zu reklamieren?

Unzählige andere Religionen, die sich Menschen auch schon ausgedacht haben, beinhalten ebenfalls Jenseitsfiktionen. Wieso sollten diese alle falsch sein und nur die, in die Sie rein zufällig hineingeboren und -sozialisiert worden waren als einzige richtig?

Mit der selben Überzeugung und argumentativen Stärke kann zum Beispiel ein Pastafari behaupten, es müsse letztlich uns allen klar sein, dass der Glaube an Das Fliegende Spaghettimonster der einzige Weg in die verheißene Stripperfabrik mit Biervulkan sei.

Wenn es um ein „Jenseits“ geht, dann sind das angebliche Ziel und der angebliche Weg dorthin völlig beliebig austauschbar. Hier kann einfach jeder alles Beliebige behaupten, wodurch jede Aussage darüber sinn- und bedeutungslos wird.

Die (erweiterte) Caritas-Legende

Dabei bieten alle christlichen Gemeinschaften derart vielfältige Angebote, wie sie sonst von kaum einer Einrichtung her möglich sind. Man denke an die stillen Meditationsmöglichkeiten in einer Andacht, über die sozialen und praktischen Angebote wie beispielsweise bei Kolping und konfessionell geführten Krankenhäusern und Kindertagesstätten bis zur puren Lebensfreude in unseren Fastnachtsvereinen.

Solche vielfältigen Angebote sind selbstverständlich auch von anderen Einrichtungen her ohne Weiteres möglich. Nur, weil die Kirche hier zur Zeit noch in vielen Branchen ein historisch bedingtes Quasimonopol hat, heißt das nicht, dass Religiosität und Kirchenzugehörigkeit Voraussetzung für solche Angebote sind.

Objektiv betrachtet ist die Kirche erstmal (unter anderem) ein gewinnorientierter sozialer Dienstleister wie jeder andere auch; im Unterschied zu nicht-kirchlichen Mitbewerbern nutzt sie ein beispielloses Fremdfinanzierungsmodell und eine genauso beispiellose Sonderprivilegierung. Etwa in Form eines eigenen Arbeitsrechts, eine für einen Säkularstaat inakzeptable Form von Paralleljustiz.

Hier haben wir es mit einer Variante der alt bekannten Caritas-Legende zu tun.

Ohne Kirche kein Karneval

Um einen lustigen Gedanken einmal weiterzuspinnen, würde es ohne die Kirche wohl keinen Karneval und auch die daraus initiierten, ganzjährigen Comedyshows geben.

Wenn das tatsächlich ein Argument für die Notwendigkeit des Fortbestandes der katholischen Kirche in der heutigen Form (oder für einen Verbleib in dieser Kirche) sein soll, dann ist dem eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Treffsicherer kann man sich wohl kaum ins eigene Knie schießen.

…aber die Feiertage nehmt ihr gerne mit!

(c) Nadja Hermann
(c) Nadja Hermann

Aber auch die elf bis zwölf regionalen und bundesweiten katholischen und evangelischen Feiertage und dann auch die damit verbundenen Brückentage würde es dann nicht mehr geben.

Ganz genau! Keine christlichen Feiertage mehr! Stattdessen zusätzliche Urlaubstage, die flexibel gelegt werden können, aber jeder Gläubige hat das Recht, sich für die eigenen Feiertage frei zu nehmen, um seine Religion zu praktizieren. Dann muss niemand mehr zwangsweise zuhause bleiben bei geschlossenen Geschäften, sondern alle können, was für sie am besten passt, z.B. eine Woche Urlaub mehr. Das ist eine ganz großartige Idee! (Quelle: erzaehlmirnix)

…und noch eine Regenbogen-Nebelkerze hinterher…

Abschließend möchte ich auch noch kurz auf den Regenbogen als modernes Symbol der Vielfältigkeit des Menschen hinweisen, der uns ja schon von Gott im Alten Testament persönlich als Zeichen des Bundes mit ihm geschenkt wurde.

Prof. Dr. Dr. Dr. Christoph Raschka, Hünfeld

Was ist ein solcher Hinweis mehr als eine der erst schon armseligen Argumentation noch hinterher geworfene Nebelkerze? Also ein rhetorisches Manöver, um mit einer bewusst unklar gelassenen Aussage davon abzulenken, dass man keine brauchbaren Argumente mehr hat?

Herr Prof. Dr. Dr. Dr. Christoph Raschka lässt die Leser darüber im Unklaren, was er damit eigentlich sagen möchte.

Dieses Rätselraten können wir uns aber auch direkt sparen, wenn wir den Standpunkt der katholischen Kirche zu Vielfalt im Allgemeinen und zur sexuellen Selbstbestimmtheit im Besonderen betrachten.

Und – anders als Herrn Prof. Dr. Dr. Dr. Christoph Raschka – ist uns natürlich bewusst und bekannt, dass sich der liebe Gott laut biblischer Mythologie den Regenbogen für sich selbst an den Himmel gezaubert hatte. Um sich damit daran zu erinnern, beim nächsten Mal nicht wieder gleich praktisch alles Leben (außer das einiger Prototypen, Bootsbesitzer, Schwimmvögel und Wassertiere) zu ersäufen, wenn er wieder mal über seine eigene Schöpfung in Zorn geraten würde (1. Mose 11-13).

Das hat nichts mit der heutigen Bedeutung des Regenbogens als Symbol für Vielfalt zu tun. Sondern mit dem (nach christlicher Auffassung später auch noch gebrochenen) Versprechens eines als hochgradig psycho- und soziopathisch beschriebenen Götterwesens – an das Volk der Israeliten.

3. Dr. Alois Rhiel: Perspektive auf ein Leben nach dem Tod

Dank meiner Eltern wurde ich am 8. Oktober 1950 getauft und bin bis heute in der katholischen Kirche zuhause. So ist es gut, so wird es bleiben!

Hier haben wir ein weiteres Beispiel, wie frühkindliche religiöse Indoktrination im Idealfall (aus Sicht der Kirche) funktioniert: Der ohne eigene Zustimmung (in diesem Fall im Alter von 2 Tagen) verpasste Glaube hat sich so festgesetzt, dass der Betroffene für sich beschlossen hat, daran fest zu halten – „komme, was wolle“, gegen jeden Zweifel immunisiert.

Um das zu schaffen, muss man sich jenen chronischen Bestätigungsfehler antrainiert haben, auf dem religiöser Götterglaube beruht: Alles, was mir positiv erscheint verdanke ich Gott, für alles Negative tragen andere oder ich selbst die Schuld – oder es handelt sich um eine göttliche Prüfung meines Glaubens.

Ziel, Kraft und Orientierung

Denn die Kirche und der christliche Glaube waren und sind für mein Leben von existentieller Bedeutung. Sie haben mir Ziel, Kraft und Orientierung gegeben, Hoffnung und Motivation im Alltag vermittelt sowie Wege in die Gemeinschaft eröffnet, um froh ein sinnvolles Leben zu führen.

Gleiches behaupten auch Anhänger beliebiger anderer Gottheiten.

Ob Herr Dr. Alois Rhiel, ehemaliger Fuldaer Oberbürgermeister und Hessischer Wirtschaftsminister jemals darüber nachgedacht hat, was es auch für den von ihm geglaubten Gott bedeutet, dass der Platzhalter „Gott“ beliebig austauschbar ist, ohne dass sich an der existentiellen Bedeutung für den Gottesgläubigen irgendetwas ändert?

Wenn Glaube von existentieller Bedeutung für jemanden ist, dann erstaunt es kaum, dass diese Menschen schon allein eine kritische Infragestellung ihres Glaubenskonstruktes als persönlichen Angriff deuten und entsprechend reagieren.

Glaubwürdige Priester?

Die christliche Maxime der Gottes- und Nächstenliebe wurde mir von der Familie und durch die „Institution Kirche“ vermittelt, insbesondere, so wie es auch heute geschieht, von glaubwürdigen Priestern.

Verglichen mit modernen ethischen Standards und zum Beispiel dem Konzept des fairen Umgangs miteinander hat sich das Konzept der christlichen Gottes- und Nächstenliebe als unrealistisch und unbrauchbar erwiesen, wenn es um das Verhältnis von Menschen untereinander geht.

Wie unbrauchbar, zeigt sich zum Beispiel auch an der beispiellosen „Kriminalgeschichte des Christentums“: Ausgerechnet in den vielen Jahrhunderten, in denen die katholische Kirche alle Macht der Welt gehabt hätte, irgendeine Form von „Liebe“ unter Beweis zu stellen, tat sie das genaue Gegenteil.

Und die Priester waren damals (aus christlicher Sicht) gewiss nicht weniger „glaubwürdig“ als heute.

A propos glaubwürdig: Wie glaubwürdig kann ein Mensch sein, der Dinge für wahr hält und als wahr behauptet, die bis zum Beweis des Gegenteils nicht wahr, sondern frei erfunden sind? Aussagen von Priestern können bestenfalls so glaubwürdig sein wie Aussagen von Joanne K. Rowling über Harry Potter.

Jesus wollte keine Kirche

Diese von Christus gegründete Kirche hält viel bereit für den einzelnen Menschen und für die Gesellschaft: Ohne ihre vielen sozialen Projekte, wie zum Beispiel die Telefonseelsorge, die Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser oder Altenheime wäre das menschliche Leben wesentlich ärmer.

Die Bibelstelle Matthäus 16,18, die als biblischer Beleg dafür ausgegeben wird, dass Jesus eine Kirche gegründet hätte, wird von auch von vielen Theologen heute als nachträglich eingefügte Fälschung betrachtet. Gegen diese These spricht auch der Umstand, dass Jesus, sollte er gelebt haben, ja von einem unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang ausgegangen war.

Näheres dazu findet sich zum Beispiel im Buch „Argumente kontra Religion“ von Hartmut Beyvers im Kapitel VIII: „Die real existierenden Religionsgemeinschaften – gegen null gehende Glaubwürdigkeit“ ab Seite 163.

Die „Caritas-Legende“ von der barmherzigen Kirche, ohne deren Angebote das menschliche Leben wesentlich ärmer wäre, hatten wir weiter oben schon kurz beleuchtet.

Auch nach einem Rückgang der Kirchen auf einen Zustand, der den Grundsätzen eines Säkularstaates gerecht wird, gibt es natürlich auch weiterhin Bedarf an sozialen Dienstleistungen sowie an schulischen und medizinischen Einrichtungen – und an Personal, das dort tätig ist. Und dass dann endlich auch noch aus der Kirche austreten kann, was den Austrittszahlen nochmal einen enormen Aufschwung verschaffen dürfte. Denn die Zahl derer, die heute nur noch aus (leider berechtigter) Angst um ihre Arbeitsstelle bei einer kirchlichen Einrichtung Kirchenmitglied sind, dürfte signifikant groß sein.

Diese Einrichtungen und Angebote können und sollen selbstverständlich weiter bestehen – nur eben nicht mehr in kirchlicher Trägerschaft. Und demzufolge auch ohne offene Hintertürchen für Missionierung und Zwangsverpflichtung zur Kirchenmitgliedschaft wie bisher.

Das Argument läuft somit ins Leere: Es geht nicht um die Einrichtungen, sondern um deren Trägerin.

Glaube beantwortet unausweichliche Frage nach dem Grund unseres Lebens?

Und für uns persönlich beantwortet der Glaube die unausweichliche Frage nach dem Grund unseres Lebens.

Uns Katholiken? Oder uns Alois? Uns Menschen?

Womit beantwortet denn der Glaube die Frage nach dem Grund unseres Lebens? Eine Frage, die natürlich keineswegs so unausweichlich ist, wie Christen das gerne darstellen? Damit sie in der Folge behaupten können, ausgerechnet (und meistens auch: einzig und allein) ihr Glaube beantworte diese Frage?

Auch hier haben wir es wieder mit einem altbekannten Scheinargument zu tun.

Ganz dünnes Eis, Dr. Rhiel…

Die Kirche leitet uns auch zu Tugenden wie Wahrheit, Gerechtigkeit, Toleranz und Frieden an. Werte, ohne die eine freiheitliche Ordnung nicht bestehen kann.

Bitte nicht ständig verwechseln!
Cartoon (c) J. Tilly

Die Werte, auf denen eine freiheitliche Ordnung entstehen und durch die sie bestehen kann, sind nicht die Werte, zu denen die Kirche „uns“ leitet.

Es sind allesamt Werte, die gegen den erbitterten Widerstand der Kirche erst erkämpft werden mussten.

Einem Dr. Alois Rhiel hätte man etwas mehr Kenntnis über die Kriminalgeschichte seiner Glaubensgemeinschaft zutrauen können.

Andererseits hält sich die „Legende von der christlichen Moral“ bis heute hartnäckig in den Köpfen erschreckend vieler Menschen (dazu gleich noch mehr).

Und wenn sowas dann sogar der Hessische Wirtschaftsminister sagt…!

erlösende Perspektive auf ein Leben nach dem Tod!?

Und schließlich ist es die christliche frohe Botschaft mit ihrer erlösenden Perspektive auf ein Leben nach dem Tod, die uns im Hier und Heute Gelassenheit, Trost und gläubige Zuversicht schenken kann.

Dr. Alois Rhiel (ehemaliger Fuldaer Oberbürgermeister und Hessischer Wirtschaftsminister)

Menschen, und dann auch noch welche mit politischer Verantwortung, die öffentlich ihre Freude über eine „erlösende Perspektive auf ein Leben nach dem Tod“ kund tun, sind mir schon allein deswegen suspekt. Denn sind eine Weltanschauung und die eigene intellektuelle Redlichkeit erstmal in diesem Ausmaß korrumpiert, ist auch dem Fürwahrhalten beliebiger anderer Quatschannahmen Tür und Tor geöffnet.

Dann noch ausgerechnet die biblisch-christliche Jenseitsmythologie als etwas zu loben, was Gelassenheit, Trost und gläubige Zuversicht schenken kann, zeugt von der alt bekannten Ignoranz und/oder Arroganz von Christen, denen das Schicksal ihrer glaubensfreien oder andersgläubigen Menschen sowie die laut biblischer Schilderung unmenschliche und gnadenlose Brutalität und Ungerechtigkeit ihres verehrten Gottes völlig egal zu sein scheint.

Rational betrachtet kann eine „erlösende Perspektive“ wenn überhaupt nur dem Tod zugesprochen werden.

Weil mit dem Tod jedes empfindungsfähige Leben auch von jeglichem Leid erlöst wird.

Für jemanden, der die biblisch-christliche Mythologie als frei erfundene menschliche Fiktion durchschaut hat, ist eine Erlösung im christlichen Sinn völlig irrelevant. Und erscheint ihm genauso hirnrissig wie Christen die Heilsversprechen anderer Götterkulte erscheinen dürften.

4. Rita Fenne: Nur als Mitglied der Kirche kann man Ziele erreichen

Ich habe eine feste Verwurzelung seit meiner Kindheit in der katholischen Kirche. Meine christliche Erziehung hat mich stark geprägt für mein soziales Engagement.

Auch bei Frau Fenne war das katholische Glaubensvirus also schon in der Kindheit eingepflanzt worden. Kaum erstaunlich, dass die Kirche mit allen Mitteln an ihren Privilegien fest hält, schon so früh und umfangreich wie möglich Zugriff auf Kinder zu bekommen.

Dass sich auch heute noch Menschen aus christlicher Motivation heraus sozial engagieren zeigt, dass sie sich mit der Geschichte und mit den eigentlichen Absichten, Aussagen und Zielen ihrer Kirche offenbar noch nie näher befasst haben.

…noch lebende Missbrauchstäter konsequent bestrafen

Die bekannt gewordenen Missstände in meiner Kirche schmerzen mich sehr und ich wünschte mir, dass die Missbrauchsfälle schneller und gründlicher aufgeklärt werden, damit wenigstens die Täter, die noch leben, konsequent bestraft werden.

…und dass die Opfer, die noch leben, so umfassend wie rechtlich nur irgend möglich entschädigt werden.

Hätte Frau Fenne diesen Halbsatz noch ergänzt, könnte ich ihr eher abnehmen, dass ihre Schmerzen vorrangig durch das Leid der Opfer verursacht werden. Und nicht durch den Imageverlust ihrer geliebten katholischen Kirche.

In der katholischen Kirche bleiben, um sie reformieren zu können ist ein Irrtum

Unglücklich bin ich auch darüber, dass der Synodale Weg an einer Minderheit der deutschen Bischöfe und an Rom zu scheitern droht, das wäre eine Katastrophe. Wünschenswert, ja notwendig wäre eine stärkere Einbeziehung der Ehrenamtlichen in der Kirche sowohl im pastoralen Bereich, als auch bei Entscheidungen. Für diese Zielsetzungen setze ich mich ein, das kann ich aber nur als aktives Mitglied der Kirche. Daher kommt ein Austritt für mich nicht in Frage!

Tja, Frau Fenne. Dieser Drops ist inzwischen wohl gelutscht.

In einer absolutistischen theokratisch-patriarchialischen Wahlmonarchie wie der katholischen Kirche hat das Oberhaupt das absolute und letzte Wort.

Da können Sie so viele Schriftstücke und Mainstream-Bischöfe nach Rom schicken wie Sie wollen.

Was mit der katholischen Kirche geschehen würde, wenn sie solche grundlegenden Veränderungen zulassen würde, ist an den evangelischen GlaubenskollegInnen zu sehen: Bis auf einen (gar nicht so kleinen, sondern erschreckend großen) Teil, der sich gerade immer weiter in Richtung christlicher Fundamentalismus radikalisiert, verschwindet der (trotzdem noch größere) Rest mehr und mehr in der Bedeutungslosigkeit.

Kreis von Gleichgesinnten

Positiv ist für mich, dass ich mich in einem Kreis von Gleichgesinnten befinde, die mit mir die gleiche Zielsetzung verfolgen.

Statt ihre Energie in sowieso zum Scheitern verurteilte Reformationsbestrebungen einer höchst frag- und kritikwürdigen, auf jeden Fall aber reform-unwilligen Glaubensorganisation zu stecken, könnte Frau Fenne zusammen mit ihren Gleichgesinnten auch viel Sinnvolleres unternehmen. Im Bereich ihres sozialen Engagements gibt es hier sicher viele Möglichkeiten, die auch ganz ohne irgendwelchen christlichen Aberglauben und erst recht ganz ohne die katholische Kirche auskommen.

Und wenns halt doch der gemeinsame Götterglaube als gemeinsames identitätsstiftendes Element sein muss: Den kann man auch problemlos ohne eine katholische Kirche zelebrieren. Der Verwandlungszauber von Backoblaten in Menschenfleisch gelingt bei Frauen garantiert mindestens genauso zuverlässig wie bei männlichen katholischen Priestern, versprochen!

Austrittsgrund Kirchensteuer

Erschreckend ist für mich die große Zahl der Austritte aus unterschiedlichen Gründen. Bei denen, die die Kirchensteuer als Begründung sehen, dürften Diskussionen keinen Sinn machen, sie haben sich innerlich schon lange vom Glauben und von der Kirche verabschiedet.

Diese Argumentation erschließt sich mir nicht.

Dass sich jemand die Kirchensteuer nicht mehr leisten kann oder sich einfach schämt, eine solche Organisation noch länger finanziell zu unterstützen, der muss deswegen noch lange nicht auch vom Glauben abgefallen sein (auch wenn das freilich trotzdem wünschenswert wäre).

Nicht weil sie sich innerlich schon lange vom Glauben und von der Kirche verabschiedet haben, dürften Diskussionen keinen Sinn machen. Sondern ganz einfach deshalb, weil in einer solchen Diskussion, wenn sie ehrlich geführt wird, ans Licht kommen würde, dass die Kirchensteuer zum allergrößten Teil der Kirche selbst (und nicht etwa sozialen Zwecken) zugute kommt.

Das Preis-Leistungsverhältnis des von der katholischen Kirche vertriebenen Belohnungs-Bestrafungskonzeptes passt einfach nicht mehr.

Die „große Zahl der Austritte aus unterschiedlichen Gründen“ ist für mich nicht erschreckend. Sondern immer noch erschreckend niedrig, wenn man sich die katholische Kirche nur fünf Minuten bei Licht betrachtet.

Christliche Heilsbotschaft? Gebot der Nächstenliebe?

Für die, die wegen der bekannt gewordenen Missstände austreten, kann ich Verständnis aufbringen, zumal diese so lange vertuscht wurden. Ich kann an sie nur appellieren, dass die christliche Heilsbotschaft, das Gebot der Nächstenliebe, gerade derartigem verbrecherischen Handeln von leider zu vielen Verantwortungsträgern diametral entgegensteht.

Und ich kann kein Verständnis aufbringen für die, die trotz der bekannt gewordenen Missstände (und auch vieler weiterer Gründe, wie etwa der Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Weltanschauung, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung) nicht austreten.

Da hilft auch der Verweis auf eine „christliche Heilsbotschaft“ nichts, wenn das „Gebot der Nächstenliebe“ nicht mal Berufschristen davon abhält, systematisch tausendfach und jahrzehntelang Kinder zu vergewaltigen.

Frau Fenne irrt

Nur bei einem Verbleiben in der Kirche kann man zu einer besseren Kirche im Geist Jesus beitragen. Das gebe ich all denen mit auf den Weg, die bereits ausgetreten sind oder darüber nachdenken, es zu tun.

Rita Fenne (Vorsitzende Hünfelder Sorgenkinder)

Wie schon geschrieben: Was der „Geist Jesus“ ist, meint, will, bedeutet – das bestimmt in der katholischen Kirche immer noch der Papst.

Der synodale Weg war der (augenscheinlich gescheiterte) Versuch, die katholische Kirche im Sinne der Menschen besser zu machen. Dass diese Vorstellung naiv und illusorisch war, sollte inzwischen eigentlich allen klar sein, die damit zu tun hatten.

Alle Veränderungen, die dazu geführt haben, dass die katholische Kirche heute zumindest fortschrittlicher erscheint als noch vor 10, 50, 100 oder erst recht vor 200 Jahren, gehen ausnahmslos auf äußere Umstände, genauer: auf Druck von außen auf die Kirche zurück.

Ohne diesen Druck verändert sich in der katholischen Kirche absolut nichts, was in irgendeiner Weise zur Gefährdung der patriarchalisch-klerikalen Strukturen oder des dogmatisch zementierten Glaubensfundamentes werden könnte.

Und deshalb ist die Vorstellung, die katholische Kirche sei „von unten oder von innen heraus“ in nennenswertem Umfang zu reformieren, ohne sich dabei in Nichts aufzulösen nicht nur naiv, sondern sogar widersinnig.

Was an dieser Organisation kann es Wert sein, hier auch nur eine Minute in Veränderungsbestrebungen zu investieren?

Die Institution mit ihrer fatalen absolutistischen Machtstruktur kann es ja kaum sein. Und wenn den Wanderern auf dem Synodalen Weg so viel zum Beispiel an der Zulassung von Frauen zu Priestertätigkeiten liegt, dann sollen sie halt einfach eine eigene Kirche gründen, wenn ihnen die Evangelische zu protestantisch ist.

Immerhin spricht Frau Fenne auch die Aspekte an, wegen derer man sich für einen Verbleib in der katholischen Kirche inzwischen schämen muss. Im Bewusstsein dieser Problematik trotzdem in der Kirche zu bleiben, erscheint mir wie eine Art Stockholm-Syndrom.

Meines Erachtens ist Frau Fenne von allen vorgestellten Katholiken schon am weitesten vorangekommen auf dem Weg heraus aus der katholischen Kirche.

Was würde sie tatsächlich verlieren, wenn sie sich von der katholischen Kirche befreien würde? Und wie viel könnte sie für sich und für andere damit gewinnen?

In diesem Segment besprechen Viktor und Christian vom Ketzerpodcast das Buch „Die Täuschung – Haben die Katholiken die Kirche, die sie verdienen?“ des Theologen Norbert Lüdecke.

5. Michael Bleuel: Kirche gehört zu unserer Kultur

Der Beitrag von Michael Bleuel ist im Original in Rhöner Mundart verfasst; zum besseren Verständnis zitiere ich den Text hier in einer eigenen hochdeutschen Übersetzung:

Ich bleibe drin weil ich mir das Leben ohne Kirche nicht vorstellen kann.

Interessanterweise kenne ich wirklich niemanden, der sich irgendwann mal bewusst von der Kirche verabschiedet hat und der sich danach nochmal ein Leben mit Kirche hätte vorstellen können – nicht mal rückblickend.

Katholiken können das vielleicht nachvollziehen, wenn sie kurz mal versuchen, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, Anhänger einer anderen als der eigenen Gottheit zu sein.

Das Argument klingt für mich vergleichbar mit der Rechtfertigung eines Alkoholkranken: Ich trinke weiter, weil ich mir ein Leben ohne Alkohol nicht vorstellen kann.

Ziemlicher Bockmist

Ich weiß natürlich dass Glauben und Kirche zwei paar Schuhe sind und dass ein paar Kirchenverantwortliche ziemlichen Bockmist gebaut haben.

Erstens: Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?

Und zweitens: Die Verbrechen der katholischen Kirche zu marginalisieren mit der Formulierung, „…dass ein paar Kirchenverantwortliche ziemlichen Bockmist gebaut haben“ halte ich für einen weiteren Beleg typisch katholischer Ignoranz und/oder Arroganz – zweifellos eine Verhöhnung der ungezählten Opfer, die die katholische Kirche auf dem Gewissen hätte, wenn sie eins hätte.

Was folgt nun aus der Differenzierung von Glauben und Kirche, welche Konsequenzen zieht Michael Bleuel aus seinem Wissen um die Verbrechen, die die katholische Kirche (hier beschränkt auf „ein paar Kirchenverantwortliche“ und euphemisiert zu „ziemlicher Bockmist“) zu verantworten hat?

Antwort: Nichts und Keine.

Er bedient sich des alt bekannten Ablenkungsmanövers: Räume Probleme freimütig ein, indem du sie mal aussprichst – und gehe dann schnell weiter im Text.

Whataboutism

Bei Michael Bleuel lautet die Ablenkung so:

Aber die Kirche hat auch viel Gutes getan

Meme Empathie

Was konkret dieses viel Gutes sein soll, verrät er nicht.

Keine Frage: Auch Menschen, die sich einer Kirche zugehörig fühlen, haben anderen Menschen schon viel Gutes getan. Genauso wie Anhänger anderer Gottheiten oder glaubensfreie Menschen auch. Denn: Es braucht keine Kirche, um Gutes zu tun.

„Die Kirche“ als Institution verfolgt definitiv andere Ziele, als der Allgemeinheit „viel Gutes“ zu tun: Laut Stellenbeschreibung für Arbeitnehmer in Betrieben der katholischen Kirche dienen alle Aktivitäten vorrangig der Verbreitung des biblisch-christlichen Glaubenskonstruktes, mit dessen Exklusiv-Vertrieb die Kirche ihr Geld verdient.

Das „viel Gutes“ ist – jedenfalls aus Sicht der Kirche – nur Mittel zum Zweck.

Dafür braucht es die katholische Kirche nicht

und ab und zu ist es nicht verkehrt, auch einmal in sich zu gehen, zu beten und Danke zu sagen.

Um in sich zu gehen und um Danke zu sagen braucht es keine Kirche.

Und wer meint, es sei sinnvoll, sich einzubilden, der eigene innere Monolog sei eigentlich ein Dialog mit einem magischen Himmelswesen, der kann jederzeit und überall beten, auch ohne zahlendes Mitglied in der katholischen Kirche zu sein.

Ich bin der Meinung, Kirche gehört zu unserer Kultur

Zur Überprüfung und ggf. Korrektur dieser Meinung empfehle ich (bei wenig Zeit) die Lektüre der Broschüre  Die Legende vom christlichen Abendland.

Ausführlicher und auf jeden Fall lesenswert für alle Menschen, die die Ansicht vertreten, die Kirche gehöre zu unserer Kultur ist auch das Buch „Bauplan Freiheit – Freie Gesellschaften wachsen nicht auf Bäumen!“

und unter uns: Stellt euch „Föllsch Foll“ (=Fuldaer Fasching) ohne die katholische Kirche vor. Da wäre „der Stöpsel gezogen.“ Langweilig und seelenlos.

Michael Bleuel (Buchautor und Comedian Bauer Franz Habersack) aus Hofbieber

Meine Verachtung für dieses „Argument“ in Anbetracht der Verkommenheit und der Verbrechen der katholischen Kirche hatte ich weiter oben schon zum Ausdruck gebracht und unterstreiche sie deshalb an dieser Stelle nur noch einmal.

Fazit zum Marktkorb-Artikel

Das eigentliche, genuin christliche Heilsversprechen scheint nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen. Keiner der Befragten gab (sinngemäß) an: „Ich bleibe in der katholischen Kirche, damit ich vor dem verschont bleibe, was mir der liebe Gott androht, wenn ich die Kirche verlasse.“

Stattdessen finden wir nur bis zur Bedeutungslosigkeit vernebeltes Geschwurbel von erlösenden Jenseitsperspektiven, was die religiösen Aspekte angeht.

Glaubensbekenntnis im Selbsttest

Auch zum Beispiel zum christlichen Glaubensbekenntnis konnte oder wollte sich niemand ausdrücklich bekennen. Genauso wenig zu den kruden und absurden Inhalten katholischer Dogmen oder auch zu den weltfremden, aber eigentlich ja für Katholiken verbindlichen Anweisungen des Katechismus der katholischen Kirche.

Kurz: Ausgerechnet das, was die katholische Kirche ausmacht und von anderen Glaubenskonstrukten unterscheidbar macht, spielt wenn überhaupt nur noch eine beiläufige, untergeordnete Rolle.

Für Gläubige scheint besonders der Traditionsstatus, den sie ihrer Kirche zuschreiben zur Folge zu haben, dass sie Kirche und Glaube nicht mehr hinterfragen als unbedingt erforderlich.

Die katholische Kirche sichert ihr Überleben mit verschiedenen Legenden

Einmal mehr zeigt sich an den Statements, wie stark die Legende von der christlichen Moral, aber auch die „Caritas-Legende“ und die Legende vom christlichen Abendland auch heute noch in den Köpfen von Gläubigen verankert sind.

Deshalb kann der immens große Aufwand nicht erstaunen, mit dem die katholische Kirche versucht, diese Legenden noch so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und eine diesbezügliche Aufklärung zu verhindern.

Die Verdorbenheit der katholischen Kirche, die zahllosen und vielfältigen Verbrechen, die sie seit ihrem Bestehen bis heute begangen, begünstigt, vertuscht und zu verantworten hat, spielen wenn überhaupt nur sehr bedingt eine Rolle. Und sie sind für keinen der Befragten ein Grund zum Kirchenaustritt.

Gleiches gilt für die offensichtliche Absurdität und Ungerechtigkeit des komplett fiktionalen biblisch-christlichen Belohnungs-Bestrafungskonzeptes oder auch für die Unredlichkeit der Methode des Glaubens im religiösen Sinn an sich. Damit scheint keines der befragten Schäfchen auch nur im Entferntesten ein Problem zu haben.

…wo doch schließlich sogar der Fuldaer Fasching auf die Kirche angewiesen ist!!!!!!1!

Frage an alle Katholiken: Was muss eigentlich noch geschehen, damit ihr endlich austretet?

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4 Gedanken zu „Warum Christen in der Kirche bleiben“

  1. Kultur…

    Ein in aller Regel positiv besetzter Begriff, bei dem mir mittlerweile das kalte Kotzen kommt. Ich kann darin kaum noch mehr als einen Haufen Ballast erkennen, der einem wie eine Stäflingskugel ans Bein gebunden wird, die man dann sein ganzes Leben lang mit sich herumschleppen muss.

    Aus dieser kulturellen Prägung gibt es ja keinen Ausweg, egal für wie fehlgeleitet oder überholt man deren Elemente hält…

    Antworten
  2. Ich mache es mir mal einfach und setze das „Verbleiben in der Kirche“ mit „Festhalten am Glauben“ gleich, das im u.a. Link „WENIGERGLAUBEN.de“ erklärt wird, und nenne die dortigen Überschriften, die mir jeweils ausschlaggebend scheinen.

    Kirchner
    Menschen glauben, weil sie Glauben als etwas Positives wahrnehmen.

    „dass es einen Ort gibt, wo es mal ganz still ist, … tut mir gut.“
    Allerdings meint Fr. Kirchner offenbar nur den umbauten Raum „Kirche“. Der darf ja nach Aussage der Kirchenfürsten von jedermann betreten werden. Im Sommer, der Aufforderung des Gesunheitsministers folgend, auch, um sich nur etwas Kühlung zu verschaffen.
    Sie könnte sich also die Kirchensteuer sparen.

    Raschka
    Menschen glauben, weil es ihnen jemand beigebracht hat.

    „Priestertum für Verheiratete und für Frauen“
    Inzwischen ist lehramtlich entschieden, dass Frauen nicht zu Priester(innen) geweiht werden dürfen. Das ist Dogma; und somit ist H. Dr. Dr. Dr. Raschka gar nicht mehr katholisch, defacto hat er sich selbst exkommuniziert.

    Rhiel
    Menschen glauben, weil es ihnen jemand beigebracht hat.
    Menschen glauben, weil Sie sich dadurch Vorteile für sich selbst erhoffen.
    Menschen glauben, weil sie Glauben für gesellschaftlich bedeutsam halten.

    „… mit ihrer erlösenden Perspektive auf ein Leben nach dem Tod …“
    Wenn H. Rhiel sich da mal nicht täuscht. Nur ganz, ganz wenige dürfen in den Himmel, so wird an mehreren Stellen des NT gewarnt. Die große Gefahr, ein ewiges Leben in der Hölle verbringen zu müssen, ist nicht gerade geeignet, im „Hier und Heute Gelassenheit, Trost und gläubige Zuversicht zu schenken.

    Fenne
    Menschen glauben, weil es ihnen jemand beigebracht hat.

    „ … dass die christliche Heilsbotschaft, das Gebot der Nächstenliebe, gerade derartigem verbrecherischen Handeln von leider zu vielen Verantwortungsträgern diametral entgegensteht.“
    Was für eine Ego-Therapie hat Fr. Fenne das Selbstvertrauen gegeben, sie könne gegen diese Verbrecher etwas ausrichten ???

    Bleuel
    Menschen glauben, weil sie Glauben als etwas Positives wahrnehmen.

    „Ich weiß natürlich dass Glauben und Kirche zwei paar Schuhe sind“
    Was die katholische Kirche angeht, irrt er natürlich gewaltig. Glaube ist da, was das „Lehramt“ als nicht zu bezweifelndes Glaubensgut „vorlegt“. Da heißt es, um in der Terminologie des Essens zu bleiben: es wird gegessen, was auf den Tisch kommt, also vorgelegt wird. Und zwar ALLES !

    Fazit: Entscheidend ist offenbar die Indoktrination im Kindesalter + anschließendes Verbleiben in der sozialen Blase der Religion. Das macht die Zugehörigkeit zur jeweiligen Kirche oder auch „Glaubensgemeinschaft“ zur existenziellen Notwendigkeit. Von da aus erklären sich all die vorgeschobenen Gründe, in einer Organisation zu verbleiben, die man längst nicht mehr gutheißen kann.

    Antworten
    • …an dieser Stelle wiedermal ein herzliches DANKESCHÖN an die sehr geschätzte Leserschaft, die sich mit unseren Beiträgen befasst – und nochmal ein spezielles Zusatzdanke an alle, die sich so ausdauernd mit vielen lesenswerten Kommentaren beteiligen und immer wieder spannende Aspekte, Ideen und Zusatzfragen beitragen, auf die wir noch nicht gekommen waren 😎 DANKE!

      Antworten

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