Gedanken zu: „Zeichen der Liebe Gottes“ – Tiersegnung letzte offizielle Amtshandlung von Pater STANISLAUS, Originalartikel verfasst von Marion Eckert, veröffentlicht am 04.10.16 von Osthessennews und von inFranken.de
Die Engel weinen, weil Pater Stanislaus den Kreuzberg verlässt, meinten die Hundebesitzer, die zur Tiersegnung gekommen waren.*
Es kann nur wenig erstaunen, dass Menschen, die zu einer Tiersegnung gehen, auch in anderen Bereichen Vorstellungen hegen, die mit der Realität wenig bis nichts zu tun haben. Ob diese Menschen auch davon ausgehen, dass die Hasen Kaffee kochen, wenn es nebelig ist?
Doch völlig unerwartet, zeigte sich eine Lücke in der Wolkendecke und pünktlich zu Beginn der Tiersegnung kam sogar die Sonne heraus. Für Pater Stanislaus ein wunderbares Zeichen der Liebe Gottes zu den Menschen und den Tieren […]
Je unerwarteter etwas geschieht, desto eher sind manche Menschen bereit, darin das Wirken eines höheren Wesens zu erkennen. Wenn ein allmächtiger Gott für eine Regenpause sorgt, um damit seine Liebe zu den Menschen und den Tieren zu beweisen, anstatt etwas Wirksames gegen das unvorstellbar große Leid von Mensch und Tier zu tun, dann muss man die angebliche göttliche Allmacht zurecht in Frage stellen. Oder die göttlichen moralischen Standards.
Es liegt noch in der Natur des Menschen, für Dinge, die er sich nicht erklären kann, eine Ursache zu erfinden. Eine frei erfundene Ursache wie ein wohlmeinender Gott erscheint da tröstlicher als das Aushaltenmüssen des Nichtwissens.
Zusammenhang zwischen Wettergeschehen und Tiersegnung?
Wer meint, eine Regenpause sei ein Zeichen Gottes, muss ja davon ausgehen, dass es einen Gott nicht nur gibt, sondern dass der auch in dem vermuteten Verhältnis zu Lebewesen auf einem bestimmten Planeten steht. Und dass dieser Gott, der seine Liebe zu den Menschen ja auch schon mal durch die Hinrichtung seines eigenen Sohnes unter Beweis gestellt hat, in das Wettergeschehen eingreift. Wegen einer Tiersegnung auf dem Kreuzberg.
Bekanntlich habe der Heilige [Franziskus] den Tieren gepredigt, die gerne seinen Worten lauschten und im Sonnengesang schrieb er: „Gelobt seist du, mein Herr, mit allen deinen Geschöpfen.“
Wieso erinnerte Herr Wentowski nicht daran, dass derselbe Gott, der vor lauter Liebe schon mal für Wolkenlücken sorgt und den auch der „Heilige“ Franziskus verkündigt hatte, seine komplette Schöpfung (bis auf ein Boot voll) ertränkt hatte, weil es ihn reute, dass er sie gemacht hatte?
- und er sprach: Ich will die Menschen, die ich gemacht habe, vertilgen von der Erde, vom Menschen an bis auf das Vieh und bis auf das Gewürm und bis auf die Vögel unter dem Himmel; denn es reut mich, daß ich sie gemacht habe. (Mo 6, 7 LUT1912)
Na toll. Wieso nutzte der Allmächtige nicht wenigstens die zweite Chance, seine Schöpfung so zu schöpfen, dass sie ihn nicht reut? Und wieso wird die komplette Tierwelt vernichtet, weil eine bestimmte Trockennasenaffenart sich daneben benommen hatte? Und wieso dann nicht wirklich komplett alles neu? Das Thema Vererbung scheint seinem Schöpfer nicht bekannt gewesen zu sein. Und die Themen Logik, Anstand und Inzest auch nicht.
Furcht und Schrecken
Der Mensch habe die Pflicht liebevoll mit den ihm anvertrauten Mitgeschöpfen umzugehen und für sie zu sorgen. Diese Verantwortung für die Natur sei schon auf den ersten Seiten der Bibel festgehalten, so Pater Stanislaus.
Die ersten Seiten der Bibel gehören zum Alten Testament. Also zu dem Teil der Bibel, den Christen bei Bedarf gerne als „nichtig“ erklären. In der Bibel liest sich das mit der Verantwortung so (Hervorhebung von mir):
- Furcht und Schrecken vor euch sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kriecht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben. Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch alles gegeben. (1. Mo 2-3 LUT1912)
Auch wer den Verlust eines treuen Tieres zu beklagen habe, der sei bei der Tiersegnung richtig und könne diesen Schmerz vor Gott tragen.
Und sich danach eine Schweinshaxe der Franziskaner Klosterbetriebe GmbH schmecken lassen. Um sich dann anschließend nochmal an die Worte von Herrn Wentowski erinnern:
„Blicken Sie dankbar auf die Zeit zurück, die sie mit dem Tier verlebten.“
Da man Gott ja auch für Speis‘ und Trank danken soll, kann man so das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Zaubersprüche und heidnische Wasserzeremonien auf dem Asenberg
Schließlich sprach er ein Segensgebet über den Tieren und den Menschen und bat um liebende Zuwendung der Menschen zu den ihnen anvertrauten Tieren.
Menschen darum bitten, sich ordentlich um Tiere zu kümmern: Sinnvoll. Götter mit Zaubersprüchen um irgendwas bitten: Sinnlos. Und arrogant.
Mit reichlich Weihwasser bedachte zum Abschluss die Hunde ihre Herrchen und Frauchen.
Ein heidnischer Wasserzauber passt natürlich hervorragend zu einem Ort, der vermutlich schon in vorchristlicher Zeit für solche heidnische Zeremonien aufgesucht worden war. Aus rationaler Sicht erscheint das Verzaubern von Tieren mindestens genauso absurd wie das, was Schamane von Urwaldvölkern so treiben, um ihre Götter zu verehren.
Und trotzdem scheint es auch 2016 auch hierzulande noch Menschen zu geben, die Zauberformeln und Wasserrituale für bedeutsam oder gar wirksam halten. Menschen, die sich irgendetwas von diesem Aberglauben versprechen.
Es sind dieselben Menschen, die sich ansonsten nichts vormachen lassen. Und die sicher immer die günstigste Reise zum günstigsten Preis buchen. Oder den besten Handyvertrag. Weil sie den Aussagen der Werbung nicht trauen. Und weil sie die Preise kritisch verglichen haben. Aber den Hund segnen lassen.
Unschlagbares Geschäftsmodell
Ob es auch künftig Tiersegnungen am Kreuzberg geben wird, konnte er nicht sagen. Falls nicht, lud er in seinen künftigen Wirkungsort nach Vierzehnheiligen ein. „Da werde ich es sicher anbieten“, versprach er.
Ausgehend von den aktuellen Entwicklungen auf dem Kreuzberg erscheint es wahrscheinlich, dass die Tiersegnung künftig kostenpflichtig angeboten werden wird. Mit festgelegten Tarifen für Erst- und Zweithund. Und einer Zusatzgebühr für Kampfhunde. Eine unschlagbare Geschäftsidee.
Denn man braucht dazu lediglich einen Menschen, der bereit ist, Verstand, Anstand, Logik und die eigene intellektuelle Redlichkeit zu ignorieren und so zu tun, als sei er in der Lage, einen erfundenen Gott zu beschwören. Dazu noch einen Eimer verzaubertes Wasser.
Das wäre dann wirklich money for nothing. Da könnte man dann sogar die chicks for free segnen.
*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Artikel.
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Aha - Frau Kiess redet sich ein, Ihr Gott meine es gut mit "uns". Schon mal was von der Theodizee-Problematik…