Ein Kind, ein Kind! Wir danken dem Herrn, der über uns wohnt!

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In seiner diesjährigen Weihnatchsverkündigung freut sich Herr Woelki wie ein Kind über die Geburt seines Retters:

Gott, der sich als Kind von Bethlehem ganz klein macht und uns sich selbst in all seiner Liebe schenkt. Welch wunderbares Geschenk der göttlichen Liebe! Welch wunderbare Freude unseres Lebens!*

Sehr geehrter Herr Woelki,

worin genau bestand oder besteht Ihrer Meinung nach dieses Geschenk? Inwiefern soll ein Kind, das aus einem dubiosen Geschlechtsakt zwischen einem Geist und einer Jungfrau entstanden sein soll, ein Zeichen für Gottes Liebe sein? Was ist von einem angeblich allmächtigen, allgütigen Gott zu halten, der sich angeblich in Form eines Menschen auf der Erde manifestiert, um ihn (oder das zweite Drittel seiner Selbst?) anschließend als Menschenopfer für sich selbst zu Tode foltern zu lassen?

Was genau hat diese Aktion Ihrer Meinung nach konret bewirkt? Also außerhalb der Imganiation von Menschen? Abgesehen davon, dass sich dieser, von früheren Gottessohnlegenden kopierte Mythos bis heute gehalten hat? Obwohl er jeder sinnvollen, plausiblen Grundlage entbehrt?

Wenn diese Geburt ein Geschenk der göttlichen Liebe sein soll, wie erklären Sie es sich dann, dass so unvorstellbar viel Leid durch dieses ¨Geschenk¨ verursacht wurde und immernoch wird?

Aber eben auch abgesehen davon, was Menschen im vermeintlichen Sinne dieses Geschenkes veranstaltet haben: Nennen Sie doch mal einen Punkt, der sich seriös belegbar mit diesem Ereignis in einen Kausalzusammenhang bringen lässt. Ein einziger würde genügen.

Retter – wovon?

„Freut Euch – denn Euch ist heute der Heiland und Retter geboren, welcher ist Christus der Herr!“

Dass Jesus mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht am 25. Dezember und absolut sicher nicht im Jahr 2016 geboren wurde, ist Ihnen sicher bekannt. Genauso sinnvoll könnte man behaupten, heute sei Odin geboren. Oder die Zahnfee.

Wen rettet der von Ihnen behauptete Heiland, wovor und zu welchen Bedingungen? Hat er schon gerettet oder rettet er noch? Wurden die Menschen schon erlöst oder werden sie noch erlöst werden? Wann? Warum? Wovon? Für wieviele Menschen reicht ein Menschenopfer? Für welchen Zeitraum?

Werden nur Angehörige des Homo sapiens erlöst oder auch schon die früheren Formen wie Homo erectus oder Homo neandertaliensis? Was ist mit den Menschen, die das Glück haben, niemals von Ihrem Gott gehört zu haben? Was ist mit anderen Lebensformen?

Erlöst Gott nur eine bestimmte Trockennasenaffenart auf einem bestimmten kleinen Planeten? Ist er auch für andere Galaxien zuständig (von denen man freilich in der Bronzezeit noch nichts wusste)? Was ist generell von der Liebe eines Gottes zu halten, der alle mit ewiger Höllenqual bestraft, die sich nicht von ihm lieben oder retten lassen wollen?

Ein Kind! Ein Kind! Wir danken dem Herrn, der über uns wohnt!

KindOb sich die Eltern von Jesus auch so über ihren Nachwuchs gefreut haben wie Sie, wage ich zu bezweifeln. Besonders für Josef dürfte es nicht gerade einfach gewesen sein, die sagen wir mal ungewöhnliche Entstehung seines Sohnes einfach so hinzunehmen. ¨Ein Kind, ein Kind! Wir danken dem Herrn, der über uns wohnt!¨ ?

Ihr Gott hat sich in Jesus nicht ¨ganz klein¨ gemacht. Jesus war, wenn er denn gelebt hat, zumindest in biologischer Hinsicht ein ganz normaler Mensch. Nicht nur, aber besonders in Anbetracht der irdischen Wirklichkeit kommt man wohl eher zu der Erkenntnis, dass sich Ihr Gott nicht klein, sondern rar macht. Extrem rar.

Nicht mal äußerst peripher scheint ihn das Wohl und Wehe seiner Schöpfung zu tangieren. Was meinen Sie: Ist er nicht allmächtig oder nicht allgütig oder nicht allwissend? Oder vielleicht doch einfach nur nicht existent?

Ihre kindliche Freude an einer Legende aus dem Vormittelalter in allen Ehren, aber sind Sie denn allen Ernstes der Meinung, das alles hätte irgendetwas mit der irdischen Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts zu tun? Nein? Dann sollten Sie vielleicht in jeder Ihrer Veröffentlichungen darauf hinweisen. Sonst könnten naive oder leichtgläubige Menschen irrtümlich das für wahr halten, was Sie aus Ihrer religiösen Scheinwirklichkeit wie Tatsachen behaupten.

*Das Video und die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus der Veröffentlichung von domradio.de vom 25.12.2016.

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