Gott ist aufgebrochen an die Unfallstelle der Schöpfung: Gedanken zur Weihnachtspredigt von Bischof Hanke

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Gedanken zu: „Gott ist aufgebrochen an die Unfallstelle der Schöpfung“: Weihnachtspredigt von Bischof Gregor Maria Hanke, Originalartikel verfasst von pde, veröffentlicht am  25.12.2016 von bistum-eichstaett.de

Die Geburt Jesu bedeutet nach den Worten des Eichstätter Bischofs Gregor Maria Hanke: „Gott ist aufgebrochen an die Unfallstelle der Schöpfung – zum Menschen, der beschädigt und gefallen ist, der Unheil in die Welt hineinträgt.“*

Ganz offenbar scheint eine misanthrope Grundhaltung eine bei katholischen Bischöfen weit verbreitete Charaktereigenschaft zu sein. Denn wie zum Beispiel auch der Fuldaer Kollege Algermissen legt auch Herr Hanke hier eine solche an den Tag.

Bischof Hanke und sein göttlicher Unfallhelfer

Hanke geht zunächst offenbar davon aus, dass die Welt die ¨Schöpfung¨ eines Gottes sei. Dieser Gott scheint jedoch alles andere als perfekt zu sein. Denn seine Schöpfung enthält Unfallstellen. Ausgerechnet der Mensch soll es sein, der für Leid und Elend verantwortlich ist. Dabei ist es doch gerade diese Trockennasenaffenart, zu der dieser behauptete Gott ein ganz besonderes Verhältnis hat. Offenbar tut es Menschen nicht gut, wenn sie sich auf solche Verhältnisse einlassen. Umgekehrt ist es nicht nachvollziehbar, warum sich ein allmächtiger Schöpfer ausgerechnet von diesen Unfallverursachern verehrt wissen möchte.

Homo sapiens wandelt erst seit zwei Erdensekunden auf dem Planeten. Bakterien wären doch zum Beispiel viel besser geeignet zur Verherrlichung eines Gottes. Einzeller existieren schon seit etwa 4 Uhr morgens, wenn man die bisherige Erdenzeit auf einen Tag umrechnet.

Wer behauptet, der Mensch sei eine Unfallstelle in einer ansonsten wahrscheinlich perfekten Schöpfung, bringt damit zum Ausdruck, wie er über Menschen denkt und was er von ihnen im Allgemeinen hält. Wohlgemerkt: Hier ist nicht von einzelnen Menschen die Rede, die für Unheil sorgen. Sondern ¨der Mensch¨ an sich soll es sein, der Unheil in die Welt hineinträgt.

Natürlich sind auch diejenigen, die zum Beispiel Hass und Gewalt verbreiten Menschen. Nicht selten handeln sie im vermeintlichen Namen und Auftrag von Göttern oder von Menschen, die sich dafür halten. Daraus aber zu schließen, dass der Mensch per se der Grund für Unheil sei, ist nicht nur ein krasser logischer Fehlschluss. Sondern auch eine Beleidung und Herabwürdigung der gesamten Menschheit.

Denn genauso wie es Menschen gibt, die sich falsch verhalten, gibt es eben auch die überwiegende Mehrheit derer, die sich nicht falsch verhalten. Und zwar völlig unabhängig davon, ob bzw. welche Götter oder andere Phantasiewesen sie für wahr halten.

Göttliche Aktionen blieben bisher stets folgenlos

Nebenbei bemerkt: Dieser Gott, der angeblich seinen eigenen Sohn (wahlweise auch das zweite Drittel seiner Selbst) sich selbst als Menschenopfer für die ¨Erlösung¨ einiger (wahlweise: aller) Menschen zu Tode hatte foltern lassen, war auch schon früher als angeblicher ¨Unfallhelfer¨ aktiv:

Nachdem er das erste Mal feststellen musste, dass seine Schöpfung von Grund auf verpfuscht war, beseitigte er sie einfach. Um sie sich daraufhin aus einer merkwürdigen Inzestsituation heraus nochmal neu entwickeln zu lassen. Mit einem psychsich kranken, moralisch höchst fragwürdigen Mann an der Spitze. Spitze.

Nachweislich durch diese Aktionen hat sich an der Gesamtsituation bis heute jedenfalls nichts gebessert. Denn obwohl sich ihr Gott für die Vergebung ihrer Sünden seinen Sohn hatte zu Tode foltern lassen und obwohl Gott mit der Sintflut schon mal den Resetknopf gedrückt hatte, müssen Christen immernoch darum bangen, in die ewige Herrlichkeit einzugehen und von Höllenqualen verschont zu bleiben. Das, was sich gebessert hat, hat sich die Menschheit selbst erarbeitet. Und keine dilettantischen göttlichen Unfallhelfer.

Kirchen leben von ¨Sünde¨

Nur sind diese, natürlicherweise nicht erlösungsbedürftige Menschen aus bischöflicher Sicht uninteressant. Da dreht man lieber den Spieß um und erklärt eben mal die gesamte Menschheit zur Unfallstelle der göttlichen Schöpfung. Was für eine maßlos arrogante und menschenverachtende Anmaßung. Als ob der behauptete Gott dadurch auch nur einen Millimeter größer würde. Oder gar realer.

Und welche Rolle spielen in Eichstätt eigentlich die ¨geheimen, bösen Mächte¨, von denen Bischofskollege Algermissen in Fulda bei jeder Gelegenheit erzählt? Selbst auf Oberhirtenebene scheint man sich nicht ganz einig zu sein, wem man denn nun die Verantwortung für Leid und Elend in die Schuhe schieben sollte…

Gott werde Mensch, um in die dunklen und schäbigen Zonen der Welt zu gehen, zu den Sündern, zu den Armen und Kranken, zu den vom Leben Bestraften, sagte der Bischof beim Pontifikalamt am Weihnachtstag im Eichstätter Dom.

Kein Gott wurde je Mensch. Menschen sind oder waren Menschen. Götter sind Phantasieprodukte, die sich Menschen aus bestimmten Gründen (Unwissenheit, Angst, Verzweiflung…) zu bestimmten Zwecken (einfachere Führung, Macht, Identitätsstiftung durch Überhöhung der Zugehörigen und Erniedrigung aller anderen…) ausgedacht haben. Wer bis zum Beweis des Gegenteils etwas anderes behauptet, führt Menschen gezielt in die Irre. Man könnte auch sagen: Er lügt. Und das war sogar schon in der Bronzezeit verboten, als sich Moses die 10 Gebote ausgedacht hatte, die ihm angeblich sein Gott unter Ausschluss der Öffentlichkeit zugeflüstert hatte.

Jesus: Herausragender Menschenfreund?

Dass Jesus, um den es hier wohl gehen soll, zu den Sündern, den Armen und Kranken ging, lässt sich geschichtlich leicht nachvollziehen. Denn zu wem hätte Jesus auch sonst gehen sollen? Wen hätte er sonst mit seinen leeren Versprechungen locken und mit ebenso hohlen Androhungen verunsichern sollen, wenn nicht die vom Schicksal Benachteiligten? Endlich gab es vermeintliche ¨Hoffnung für alle¨, ohne die unzähligen, teils kleinlichen Vorschriften des Judentums einhalten zu müssen. Und unabhängig davon, welche Gottheiten man vorher für wahr gehalten hatte.

Weder streng gläubige Juden, noch die Römer oder Griechen mit ihren eigenen Göttern hätten sich auf den, von seinen Familienmitgliedern als umgangssprachlich spinnert bezeichneten Endzeitprediger eingelassen. Also blieb ihm nur noch die Klientel, die sowieso nichts zu verlieren hatte. Weil ihr gesellschaftlicher Stand nicht oder nicht vorrangig an eine bestimmte Religionszugehörigkeit gebunden war.

Abgesehen davon hatte Jesus wohl nie die Absicht, eine Religion zu gründen. Die Bezeichnung als ¨Sohn Gottes¨ oder gar als Drittel eines dreiteiligen Gottes wäre für den jüdischen Rabbi eine unsägliche Blasphemie gewesen. Er sah sich lediglich zu den ¨verlorenen Schafen des Hauses Israel¨ gesandt. Seine Mission war die Ankündigung der vermeintlich unmittelbar bevorstehenden Ankunft seines Gottes.

Heute, rund 2000 Jahre später, können wir mit Fug und Recht behaupten, dass sich Jesus schlicht und ergreifend geirrt hatte. Bis heute hat sich noch kein einziger Gott jemals auf der Erde blicken lassen. Außer in der Phantasie von Menschen wie Herrn Hanke natürlich.

Jesus hatte berufsbedingt mit Bedürftigen zu tun

Dass Jesus als Wunderheiler und Exorzist viel mit psychisch und physisch Kranken zu tun hatte, liegt ebenfalls auf der Hand. Was heute als Beleg für die göttliche Menschenfreundlichkeit (wir erinnern uns: Der Gott, dessen Schöpfung der Mensch durch seine Existenz korrumpiert haben soll) genannt wird, hatte also ganz handfeste und profane Gründe.

Dabei nehme er auch die Ablehnung der Menschen in Kauf, die sich in der Kreuzigung Jesu manifestiere. „Seine Kreuzigung reicht bis in unsere Gegenwart in Gestalt von Krieg, Terror und Gewalt, wie jüngst in Berlin.“

Auch wenn die Zahl derer, die im vermeintlichen Namen und Auftrag des christlichen lieben Gottes Krieg, Terror und Gewalt verbreiten, dank der Aufklärung und Säkularisierung drastisch abgenommen hat, berufen sich auch heute noch immer wieder Terroristen auf eben diesen Gott. Fragt man jedoch nach Unterschieden zwischen den Gottheiten, die alle auf den abrahamitischen Gott Jahwe zurückgehen, wird man nicht selten mit den wunderlichsten Behauptungen konfrontiert. Allein die Undefinierbarkeit schon eines einzigen Gottes zeigt, dass Götter alles sein können – und das genaue Gegenteil.

Wäre Jesus nicht gekreuzigt worden sondern nach ein paar Jahren (oder, was aus biblischer Sicht ja durchaus realistisch wäre, nach ein paar Jahrhunderten) friedlich verstorben, würde Herr Hanke heute vermutlich einen anderen Beruf ausüben. Und der Welt wäre jede Menge Leid und Elend erspart geblieben.

Wenn ältere, zölibatär lebende Männer von Liebe reden…

Die Unfähigkeit, lieben zu können, werde zur Quelle vieler Konflikte im Miteinander, stellte Bischof Hanke in seiner Predigt fest. Gewalttätigkeit, die sich stets gegen den Schöpfer richtet, werde gar als Gottesdienst verstanden.

Wenn Bischöfe von Liebe reden, ist immer besondere Vorsicht geboten. Ebenso wenn es um Gewalttätigkeit geht. Weder zwischen Liebe, noch zwischen Gewalttätigkeit lässt sich ein Kausalzusammenhang zu irgendeinem behaupteten Schöpfer herstellen. Man kann diesen Schöpfer mit jedem beliebigen Phantasiewesen ersetzen, ohne dass sich etwas daran ändert. Gewalt ist deshalb abzulehnen, weil sie in der Regel gegen den Grundsatz verstößt, gleichberechtigte Interessen Anderer nicht zu verletzen. Und nicht, weil sie gegen irgendeinen angeblichen unsichtbaren und nicht nachweisbaren Schöpfer gerichtet sein soll.

Dass die Unfähigkeit, (in diesem Falle: Menschen) lieben zu können, tatsächlich zur Quelle vieler Konflikte im Miteinander führen kann, beweist Herr Bischof Hanke mit seiner Verkündigung indes eindrucksvoll. Auch wenn ihm das vermutlich nie in den Sinn kommen würde. Denn er wähnt sich ja bei den ¨Guten¨, denen, die die Wahrheit für sich beanspruchen. Obwohl ihre Weltsicht auf Unwahrheiten beruht.

Der Mensch wolle „im Modus des Habens“ leben. „Er reißt die Schöpfung an sich und bedient sich am Leben auf Kosten anderer.“

Sagt ein Religionsdiener, der vom Staat fürstlich dafür entlohnt wird, seine religiösen Wahngedanken öffentlich zu verkündigen, statt etwas tatsächlich Nützliches oder Sinnvolles dafür zu leisten. Manchmal schmerzt die Ironie.

Wer im Glashaus sitzt,…

Aus dem Geschenk Gottes mache er Mittel und Material, das er verbraucht und ausbeutet, um genießen, kaufen und verkaufen, um Besitz und Macht anhäufen zu können.

Genau das macht auch die Kirche, wie das vorsichtig auf 200 Milliarden Euro geschätzte Gesamtvermögen der christlichen Kirchen in Deutschland erschreckend eindrucksvoll belegt. Denn für die ist Gott tatsächlich ein Geschenk.

Kaum zu glauben, dass man mit der Verbreitung einer bestenfalls hoffnungsvollen Illusion solche Reichtümer anhäufen konnte und immernoch kann. Und dabei immernoch den Anschein aufrecht erhalten kann, sich für das Wohl der Menschheit einzusetzen.

Zweckdienliche Pauschalisierung

Natürlich ist es zu kritisieren, wenn Menschen Ressourcen und/oder andere Menschen ausbeuten und ausnutzen. Aber den Menschen pauschal die Herstellung von Mitteln und Verbrauchsmaterial vorzuwerfen, deckt sich mit der eingangs schon dargestellten Menschenverachtung des Herrn Bischof Hanke.

Der Mensch gewordene Gottessohn begebe sich in die menschlichen Milieus der Sünde, der Entfremdung von Gott und der Selbstentfremdung des Menschen, um die Kraft Gottes zum wahren Menschsein zu verschenken.

Und es geht direkt munter weiter mit der Verächtlichmachung Un- und Andersgläubiger. Wahres Menschsein ist also den Christen vorbehalten? Auch den Ketzern, oder nur den Katholiken? Gerade für einen Vertreter einer komplett erfundenen Wirklichkeit ist so eine Aussage besonders unangemessen. Denn wenn es um Wahrheit geht, kann sich Herr Bischof Hanke mit seinem erfundenen Gott ganz hinten anstellen.

Die Geburt des Gotteskindes in einem schäbigen Stall, der Messias als Säugling im Stroh eines Futtertrogs sei nicht ein himmlischer Regiefehler, sondern Offenbarung der Sendung Jesu, so der Eichstätter Bischof.

Rhetorisch-Theologische Taschenspielertricks

Die Taktik, augenscheinliche Schwächen der eigenen Ideologie einfach ins Gegenteil zu verkehren, hat bei religiösen Verkündern Methode. So wird zum Beispiel mitunter gerne auch mal Leid und Elend als ¨die andere Seite von Gottes Liebe¨ umetikettiert. Nicht mal Kleinkinder fallen auf solch heuchlerisches Geplappere herein. Erschreckend viele Erwachse aber offenbar immernoch.

„Gott ist angekommen in der Schäbigkeit und Finsternis des Menschenlebens, um Gottes Heilkraft, Gottes Schöpferkraft zu entfalten und um zur Umkehr einzuladen.¨

Wohlgemerkt: In der Schäbigkeit und Finsternis des Menschenlebens, die er höchstselbst genau so erschaffen haben soll. Und gegen die er offensichtlich und augenscheinlicht nichts unternehmen kann. Warum auch immer. Mit der göttlichen Schöpferkraft scheint es also nicht so weit her zu sein. Sollte tatsächlich der behauptete Gott alles erschaffen haben, so war/ist er/sie/es entweder ein/e furchtbare Stümper/in. Oder er/sie/es hat eine sadistische Neigung.

In jedem Fall passen die irdische Realität und ein perfekter Erschaffer keinesfalls zusammen. Was damit zusammenhängen könnte, dass es einen solchen Schöpfer bis zum Beweis des Gegenteils einfach nie gegeben hat. Trotzdem so zu tun, als gäbe es diesen Gott, ist eine heuchlerische Irreführung von Menschen, die darauf hereinfallen könnten. Und genau die sind es, mit denen Menschen wie Herr Hanke sein Geld verdient.

Kein Gott lädt irgendwen tatsächlich zu einer ¨Umkehr¨ ein. Es sind ausnahmslos Menschen, die sich solche Hirngespinste ausdenken und verkündigen. Weil sie davon leben, dass Menschen noch darauf hereinfallen und diese Geschichten für wahr halten.

Religionen sind die eigentlichen Unfallstellen der Menschheitsgeschichte

Statt die Menschheit als Unfallstelle der Schöpfung zu diffamieren, würde ich eher unter anderem die Religionen als Unfallstellen der Menschheitsgeschichte bezeichnen. Die Menschen selbst sind in der Verpflichtung und Verantwortung, den Planeten auch noch für die Zukunft als einen bewohnbaren, lebenswerten Wohnraum für alle Lebewesen zu erhalten. Götter spielen dabei keine Rolle mehr.

Auch, wenn Menschen wie Herr Hanke das vermutlich anders sehen. Und so tun, als gäbe es Grund zur Hoffnung, dass der jeweils behauptete imaginäre Freund sich um irgendetwas kümmern würde, wenn nur genug Menschen an ihn glauben. Willkommen in der irdischen Wirklichkeit anno 2017!

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