„Breaking News“ – Der durchkreuzte Tod, das Wort zum Wort zum Sonntag

Lesezeit: ~ 3 Min.

„Breaking News“ – „Die Botschaft hör ich wohl. Allein mir fehlt der Glaube“ – Der durchkreuzte Tod, das Wort zum Wort zum Sonntag, verkündigt von Benedikt Welter, veröffentlicht am 15.4.2017 von ARD/daserste.de

[,,,] Heute also die Eilmeldung von Ostern: da ist einer, der tot war. Und statt: „aus die Maus“, heißt es: der lebt. Der ist da: der spricht, der isst, den können Menschen anschauen und umarmen.*

Wie wahrscheinlich, wie plausibel ist es, dass ein tatsächlich, wirklich toter Mensch nach drei Tagen wieder lebt? Welche Beweise müsste jemand erbringen, der heute eine solche Behauptung aufstellen würde?

Und ist nicht die Wahrscheinlichkeit um Welten größer, dass es sich auch bei der christlichen Auferstehungslegende um eben eine solche handelt: Eine Legende, eine fiktive, von Menschen erdachte Geschichte?

Wie viele andere, frappierend ähnliche Auferstehungsgeschichten angeblicher Göttersöhne, die vor 2000 Jahren schon fester Bestandteil verschiedener Mythologien waren?

Breaking News – Fake News

EinheitsübersetzungAus heutiger Sicht kann es sich bei diesen Breaking News also nur um Fake News gehandelt haben.

Aber weil nun mal die ganze christliche Lehre auf diesem angeblichen Ereignis beruht, bleibt gar nichts anderes übrig, als diese Geschichte für wahr zu halten. Oder zumindest für bedeutsam.

Dieses Phänomen trifft man auch bei anderen Fake News aller Art an: Wenn etwas die eigene Vorstellung zu bestätigen scheint, dann sind Menschen oft bereit, auf seriöse Belege zu verzichten. Und glauben einfach, was da behauptet wird. So auch hier:

[…] Eine Eilmeldung, die aufatmen lässt. Die Eilmeldung, dass da einer lebt, der den Tod und seinen Schrecken erfahren hat; der das Absurde von Hass und Gewalt durchgemacht hat bis zum Letzten. Ein Toter, der lebt.

Die völlig irrationale Wunschvorstellung, der Tod könnte überwindbar sein (wozu eigentlich?), wiegt für Gläubige offenbar schwerer als der Umstand, dass der Tod eben nicht überwindbar ist. Und zwar wohl auch noch bis auf Weiteres.

Während die christliche Lehre selbst noch im April 2017 solche Breaking News verbreitet, ist es durch rationales Denken und wissenschaftliches Vorgehen gelungen, die Lebenszeit zumindest schon mal deutlich mehr als zu verdoppeln. Und zwar in echt, innerhalb vergleichsweise sehr kurzer Zeit.

Sollte der Tod eines Tages tatsächlich überwind- oder vermeindbar werden, dann wird auch dies sicher nicht durch das Festhalten an und Wahrhalten von Mythen aus dem Vormittelalter geschehen.

Was ist absurd?

Zurecht bezeichnet Benedikt Welter Hass und Gewalt als absurd. Freilich ohne einzugestehen, dass seine Breaking News mindestens genauso absurd sind:

[..] Einer, der seine Wunden und Verletzungen noch am Leibe trägt. Die sind der Beweis: Ich bin es selbst. Nichts ist wegretuschiert, von dem, was da an der Hinrichtungs-Stätte auf Golgotha passiert war.

In einer Legende ist es auch gar nicht erforderlich, irgendetwas zu retuschieren. Im Gegenteil. Die kann man genau so ausschmücken, wie man möchte. In solchen Geschichten ist alles Beliebige möglich: Hexen hexen, Zauberer zaubern, Dornröschen wird nach 100 Jahren Schlaf wachgeküsst – und Gottessöhne stehen von den Toten auf. Nur hat das alles nichts mit der natürlichen, irdischen Wirklichkeit zu tun.

Die Botschaft, die das Osterfest zu Gehör bringt, ist wirklich „Breaking News“ auch deswegen: sie bricht mit dem Absurden und Sinnlosen.

Nein. Denn diese Botschaft ist selbst absurd und sinnlos. Weil sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit frei erfunden ist. Zumindest die Stellen, die sich nicht mit den Naturgesetzen in Einklang bringen lassen. Und gerade um die geht es ja.

Bis heute sind sich noch nicht mal die Theologen einig, was die Kreuzigung und Auferstehung des Gottessohnes (wahlweise des zweiten Drittels eines dreiteiligen Gottes) denn nun überhaupt konkret bewirkt haben sollen. Und aus leicht nachvollziehbaren Gründen lässt sich redlicherweise auch nichts mit diesen angeblichen Ereignissen in einen Kausalzusammenhang bringen.

Das „Spiel“ von Gewalt und Gegengewalt

[…] Die Nachricht von Ostern sagt: dieses eine Opfer hat das Spiel von Gewalt und Gegengewalt durchbrochen. Er ist lebendig und erzählt vom Leben.

Ein kurzer Blick in die Gegenwart, aber auch in die Geschichte zeigt, dass diese Breaking News ganz offenbar eine Falschmeldung war. Nach wie vor gehören Gewalt und Gegengewalt zur irdischen Wirklichkeit. Leider nicht als Spiel. Sondern ganz real.

Und in den rund tausend Jahren, in denen das Christentum noch die Macht dazu gehabt hätte, die Spirale aus Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen, hat sie genau davon ausgiebig Gebrauch gemacht. Und vielfältig und umfassend davon profitiert.

[…] Eine Eilmeldung, die die Menschen ein wenig aufatmen lässt – vielleicht auch dann, wenn sie die Botschaft hören, aber der Glaube noch fehlt.

Natürlich kann der Glaube an religiöse Mythen und Legenden auch als Beruhigungsplacebo nutzbar gemacht werden. Doch offenbar möchten immer weniger Menschen diese Pille schlucken. Weil der vielleicht irgendwie beruhigende Effekt jeder vermeintlich hoffnungsvollen Illusion nur so lange anhält, wie die Illusion anhält.

Schon 1974 hatte der Liedermacher Robert Long die Situation in seinem Lied „Jesus führt“** treffend auf den Punkt gebracht:

  • Es ist nun leider, wie es ist
    der Mensch glaubt lieber jeden Mist,
    bevor er den Verstand bemüht,
    denn selber denken, das macht müd‘.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
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