Gedanken zu: „Dazugehören zum Leben“ – Osterfamiliengottesdienst mit Taufen in der Kreuzkirche

Lesezeit: ~ 3 Min.

Gedanken zu: „Dazugehören zum Leben“ – Osterfamiliengottesdienst mit Taufen in der Kreuzkirche, Originalartikel veröffentlicht am 17.04.2017 von osthessennews.de

[…] Dass jedoch die Stimmung von den Jubelrufen umschlugen, symbolisierte die Dornenkrone, die auf den Stufen des Altarraums dargestellt war. Alle Kinder konnten kleine Dornenstücke ablegen und symbolisch ausdrücken, was ihnen Angst macht, was sie verletzt. Der Weg Jesu führte ans Kreuz, ins Grab, in den Tod.*

Osterfamiliengottesdienst mit DornenkroneWas geht in den Köpfen von Menschen vor, die Kinder mit einem Gegenstand wie einer Dornenkrone konfrontieren? Ein Folterinstrument, zum Zweck, einen Menschen lebensgefährlich zu verletzen? Und  ihn zu demütigen und zu verhöhnen?

In einem früheren Beitrag hatte ich kürzlich die Frage gestellt, ob sich nicht ein Religionspädagoge finden würde, der kleine Dornenkrönchen für die zum Kindergottesdienst geschickten Kinder für sinnvoll hält. Der hier geschilderte Vorfall ist erschreckend nah dran.

Folterinstrumente im Osterfamiliengottesdienst

Ob diese Erwachsenen tatsächlich so tief in ihrer religiösen Scheinwirklichkeit aus vormittelalterlichen Mythen und Legenden gefangen sind, dass ihnen nicht mehr bewusst ist, was eine Dornenkrone ist? Und zwar völlig unabhängig davon, ob sie ihr angeblicher Gottessohn aufgesetzt bekommen haben soll? Naja, der Anblick von Kreuzen löst bei diesen Menschen für gewöhnlich ja auch keinen Widerspruch mehr aus…

Sicher ist es notwendig und sinnvoll, auch Themen wie Leid, Angst und Schmerz mit Kindern altersgerecht zu behandeln. Und ihnen dabei zu helfen, damit umzugehen. Gerade auch in Märchen werden Kinder auch heute noch mit diesen Themen konfrontiert, wobei es hier der bewusst fiktive Märchencharakter leichter machen kann, sich auch Themen wie Tod und Leid zu nähern. Diesen „abgesicherten Modus“ bieten religiöse Märchen nicht. Weil diese von verantwortungslosen Erwachsenen ja als wahr behauptet werden.

Ich finde es schlicht krank, ein perfides, grausames Folterinstrument wie eine Dornenkrone im Umgang mit Kindern  zu verwenden.

[…] Drei Tage später kam die Wende. Das Osterfest. „Jesus lebt. Die Frauen haben das leere Grab gesehen, sind Jesus begegnet. Bis zu uns heute ist die Osterbotschaft gekommen. Weil wir das glauben, wollen wir auch zum ihm gehören. Dazugehören zum Leben, nicht zum Tod. Dafür steht die Taufe“, erzählt Pfarrer Stefan Bürger.

Zum Leben gehören per Definition alle Lebewesen. Und zwar einfach so. Weil sie leben. Ganz ohne obskure Auferstehungsmärchen. Bei diesem geht es auch gar nicht darum, zum Leben zu gehören. Sondern darum, zu einer bestimmten Glaubensgemeinschaft zu gehören.

Zum Tod „gehören“ ausnahmslos alle Lebewesen, sobald sie nicht mehr „zum Leben gehören.“ Alles andere ist aufgrund der Faktenlage und bis zum Beweis des Gegenteils bestenfalls zwischen (schlechter) Hypothese und blankem Unsinn angesiedelt.

Was christliche Jenseitsvorstellungen angeht, handelt es sich dabei um von Menschen zu bestimmten Zwecken und aus bestimmten Ängsten und Hoffnungen heraus erfundene Fiktionen.

Kinder vor religiösen Wahngedanken schützen!

Stop fruehkindliche IndoktrinationWer als Erwachsener – aus welchen Gründen auch immer – glauben möchte, dass diese eine, bestimmte Auferstehungslegende entgegen jeder Plausibilität und Wahrscheinlichkeit wahr ist, der möge das tun.

Wer aber Kindern im Osterfamiliengottesdienst einredet, dass sie irgendwo „dazugehören“, wenn sie bereit sind, bestimmte religiöse Hirngespinste als wahr anzuerkennen, sollte sich mal fragen, wie er diese hinterlistige, heuchlerische und überhebliche Methode bewerten würde, wenn sie eine andere als seine eigene Glaubensgemeinschaft zur Indoktrination von Kindern anwenden würde.

Auch hier stellt sich einmal mehr die Frage, ob dem Pfarrer und den Eltern wirklich nicht bewusst ist, was eine solche Behauptung bei Kindern auslösen kann:

Da behauptet ein seltsam gekleideter Mann allen Ernstes und von den Eltern unwidersprochen, es sei Voraussetzung, eine erfundene, absurde und unvorstellbar grausame Geschichte für wahr zu halten, um zum Leben, und nicht zum Tod zu gehören.

Der unausgesprochene Umkehrschluss ist – auch und gerade von Kindern – trotzdem leicht zu erkennen:  Wer sich dieser Wasserzauber-Zeremonie nicht unterzieht, gehört nicht dazu. Gehört zum Tod, nicht zum Leben.

Was ist dieses Verhalten anderes als eine Form von psychischer Kindesmisshandlung? Und was sagt es über eine Ideologie aus, die es nötig hat, Kinder auf eine solch perfide Art und Weise zu manipulieren?

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag.

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