Liebestod und Siegeszeichen: Hohe Auszeichnung für Bischof Dr. Hofmann

Lesezeit: ~ 6 Min.

In diesem Artikel von [me], den Osthessennews am 7.5.2017 veröffentlichte, ist zu lesen, was ein Bischof Dr. Hofmann anlässlich eines christlichen Festes auf dem Kreuzberg (Rhön) zum Besten gegeben hatte.

Einige dieser Aussagen sind so verschwurbelt, dass wir Herrn Dr. Hofmann dafür die höchste Auszeichnung für Geschwurbel verleihen.

So lesen wir zum Beispiel:

„Wenn es echte Splitter vom heiligen Kreuz sind, sind sie echte Reliquien“, sagte Bischof Hofmann.

Tja, wenn. Und wenn nicht? Diese wenn-dann-Formulierung ist ein wenig subtiler Versuch, die Tatsache zu vernebeln, dass alle Holzpartikel, die weltweit als „echte Splitter vom heiligen Kreuz“ verehrt werden, mit allergrößter Wahrscheinlichkeit eben nicht „echt“ sind.

Dr. Hofmann und seine Wunsch-Wirklichkeit

Eine klare und vor allem den Tatsachen entsprechende, ehrliche Aussage wäre zum Beispiel gewesen:

  • „Auch wenn nicht davon auszugehen ist, dass auch nur eine einzige dieser Reliquien tatsächlich von dem Kreuz stammt, an dem der Mensch, dessen Lebenslauf möglicherweise als Vorlage für unsere biblische Kunstfigur Jesus Christus gedient haben könnte, zu Tode gefoltert worden war, so tun wir einfach trotzdem so, als wären unsere Reliquien echt. Zumal es völlig einerlei ist und keinen wirklichen Unterschied macht.“

Denn natürlich lässt sich heute nicht mal mehr nachweisen, ob irgendein Teilchen von irgendeinem der vielen tausend Kreuze stammt, an denen damals Menschen aus allen möglichen Gründen hingerichtet worden waren.

Während die Geschichte der angeblichen „Kreuzauffindung“ als „reich ausgeschmückte Legende“ beschrieben wird, scheint die Echtheit des Holzteilchens nicht zur Debatte zu stehen: Wir wünschen uns eine Reliquie ganz dolle, deshalb tun wir einfach so, als hätten wir eine.

Gottes ausgestreckte Arme und die Realität

Weiter lesen wir:

„Eine Wallfahrtsstätte ist im Grunde immer eine Brücke zum Himmel.“ Wer sich auf den Weg mache, wallt, pilgert, der werde freier, offener und empfänglicher für die Realität Gottes, der seine Arme nach den Menschen ausstrecke.

Eine Brücke zum Himmel. Aha. Was genau soll damit gemeint sein? Ein überirdisches Phantasiewesen mit eigener Realität. Das auch noch Arme hat, die es nach Menschen ausstreckt.

Hier stellt sich die Frage, was Herr Dr. Hofmanns Realitätsbegriff mit der natürlichen Realität zu tun hat. Aber auch hier kann man ja einfach so tun, als gäbe es den gewünschten Gott „in echt.“ Dass Götter alles andere als real, sondern vielmehr von Menschen erfundene Phantasiewesen sind, stört offenbar nicht weiter.

Die Frage, woher er wissen kann, dass es auch tatsächlich der von ihm angenommene und behauptete Gott ist, der da seine Arme ausstreckt, stellt sich Herrn Dr. Hofmann offenbar gar nicht.

Wer Aussagen über Eigenschaften und Absichten von Göttern macht gibt vor, etwas zu wissen, was er nicht wissen kann. Außerhalb des religiösen Kontextes wird sowas als „Lüge“ bezeichnet, wenn es wie eine Tatsache behauptet wird.

Eine klare, ehrliche Aussage wäre stattdessen zum Beispiel gewesen:

  • Wer wallt, pilgert, kann sich selbst in seinen religiösen (Wahn-)vorstellungen bekräftigen und seine religiösen Gewissheiten weiter gegen Vernunft, Verstand und Redlichkeit immunisieren. Außerdem können 2,3 Maß Kreuzbergbier helfen, dem Himmel vorübergehend ein Stück näher zu kommen.

Leid zur Erprobung der Liebe?

Und dann wird es wirklich krass:

Der Bischof sagte: „Ich bin aber überzeugt, dass jedes Kreuz seinen Sinn hat, und das Gott uns das nicht zur Strafe auferlegt, sondern zur Erprobung unserer Liebe.“

Versuche, die Unvereinbarkeit eines allmächtigen, allgütigen Gottes mit dem irdischen Leid und Elend irgendwie zu bewältigen, gibt es viele. Wobei verständlicherweise kein Versuch je zu einem befriedigenden Ergebnis geführt hat.

Die von Dr. Hofmann hier gewählte Version lässt, oberflächlich betrachtet, Gott erstmal in einem guten Licht dastehen: Nein, mein Gott straft natürlich nicht. Vielmehr lässt er uns leiden, um unsere Liebe zu erproben.

Dass dieser Gott demzufolge kein gütiger Vater, sondern ein sadistisches, inhumanes Monster wäre, könnte man vor lauter Liebeserprobung glatt übersehen. Aber genau das wäre der Fall, wenn Gott Menschen tatsächlich zu Testzwecken leiden lassen würde, wie hier dargestellt.

Willentlich zugefügtes (bzw. trotz Allmacht nicht verhindertes) Leid zur Erprobung von Liebe rangiert zwischen perfide und pervers. Und doch (bzw. gerade deswegen) entspricht es genau  der christlich-katholischen Vorstellung.

In der gilt das klaglose Ertragen von Leid aller Art als höchste Tugend. Sehr tröstlich für alle verhungernden Kinder oder Opfer von Tsunamis, Erdbeben oder unheilbarer Krankheiten.

Auch hier gäbe es eine klare, ehrliche Aussage, zum Beispiel:

  • Sie haben es sich sicher schon selbst gedacht: Unseren allmächtigen, allgütigen Gott, den wir uns so sehr wünschen, kann es schon allein in Anbetracht der natürlichen, irdischen Wirklichkeit so nicht geben. Denn würde dieser Gott all das Leid und Elend absichtlich verursachen oder nicht verhindern, dann wäre er ja ein kranker Sadist.

Hätte hätte…

Und weiter gehts mit dem Evangelium nach Dr. Hofmann:

Der größte Liebesbeweis Gottes zu den Menschen, sei das Sterben Christi am Kreuz. Auch Jesus habe Angst gehabt, habe sich aber dem Willen Gottes gefügt. „Christus hätte sich auch diesem Weg verweigern können.“

Vielleicht hatte die römische Besatzungsmacht tatsächlich einen bestimmten Endzeit-Sektenprediger kurzerhand durch eine profane Kreuzigung zum Schweigen gebracht. Wie tausende andere Unruhestifter auch. So weit die möglicherweise historisch plausiblen Fakten.

Diese Hinrichtung zu einem göttlichen Liebesbeweis aufzubauschen, entbehrt hingegen jeglichem Realitätsbezug. Nicht mal innerhalb des Christentums ist man sich einig, was die Freiwilligkeit dieses vermeintlichen Menschenopfers angeht. Sinnvolle Aussagen lassen sich darüber aber sowieso nicht treffen, weil schon die Prämissen für diese absurden Geschichten ganz offensichtlich nur menschlicher Phantasie entsprungen sind.

Und so lässt sich beliebig behaupten und biblisch „belegen“, was einem gerade am besten in den Kram passt: Jesus wusste, was ihn erwarten würde – oder auch nicht. Er hat sich freiwillig geopfert – oder auch nicht. Jesus hätte der Kreuzigung entgehen können – oder auch nicht.

Heerscharen von Theologen zerbrechen sich über solche und ähnliche Themen ihre klugen Köpfe. Und scheinen dabei zu übersehen, dass die Ergebnisse ihrer Überlegungen schlicht so irrelevant sind wie die Frage, auf wieviel Grad die Hexe ihren Backofen üblicherweise zu heizen pflegte.

Selbst wenn man einräumen würde, dass diese Aussagen nichts mit der irdischen Wirklichkeit zu tun haben, dann wird es auch nicht besser, im Gegenteil.

Sie wollen es einfach nicht (mehr) begreifen!

Was da am Kreuz geschah, das werde heute von vielen Menschen nicht mehr verstanden. „Sie begreifen gar nicht, dass der Liebestod Christi am Kreuz, ein Liebestod für uns ist, für jeden Einzelnen.“

Auch dieser Trick ist wohlbekannt: Statt die völlige Absurdität der christlichen Gottessohnlegende einzugestehen, macht man einfach mangelnde kognitive Fähigkeiten des Publikums dafür verantwortlich, dass niemand mehr diese Phantastereien für wahr halten möchte.

Und um kritischen Nachfragen vorzubeugen, kommt schnell noch ein „…für jeden Einzelnen“ hinterher. Was macht es mit Menschen, besonders aber auch mit Kindern, wenn man ihnen erzählt, dass jemand für ihn persönlich einen „Liebestod“ gestorben sei?

Auch diese Behauptung impliziert wieder so viel vollkommen Absurdes, dass es kaum auszuhalten ist:

  • Wieso hatte ein angeblich allmächtiger Gott keine andere Möglichkeit, den Menschen, die er fehlerhaft erschaffen hatte, seine Liebe zu beweisen und ihnen ihre Fehler zu verzeihen?
  • Wer genau ist mit „jeder Einzelne“ gemeint? Jeder einzelne Mensch? Christ? Homo sapiens? Homo erectus? Neandertaler? Angehöriger zukünftiger Generationen? Un- und Andersgläubige?
  • Was genau soll dieser „Liebestod“ konkret bewirkt haben?
  • Wie sind die ethischen und moralischen Standards eines überirdischen, allmächtigen Herrschers einzuschätzen, der sich selbst Menschenopfer darbringt?

Die einzige Hoffnung

Und schließlich kommts nochmal ganz dicke:

„Sei gegrüßt Kreuz, einzige Hoffnung“ – der Wahlspruch des Bischofs drücke genau dies aus, weite den Blick über die einzelnen Kreuze des Alltags hinaus.

Was für eine heuchlerische, überhebliche und selbstgerechte Behauptung. Das Kreuz ist nicht nur nicht die einzige Hoffnung. Sondern gar keine Hoffnung. Vielmehr eine bestenfalls hoffnungsvolle Illusion. Wobei sich selbst dann nicht sagen lässt, was genau an dieser Illusion hoffnungsvoll sein soll.

Die Hoffnung, die das christliche Heilsversprechen zu bieten hat, besteht in einer absurden jenseitigen Dauerbelohnung. Der gegenüber steht eine ebenso absurde Dauerbestrafung für jene, die zu Lebzeiten nicht bereit waren, einen bestimmten Wüstengott aus der Bronzezeit als wahr anzuerkennen.

Ob in der Religion oder in der Politik: Wer behauptet, im Besitz der einzigen Hoffnung zu sein, hat sich allein damit schon komplett diskreditiert. Menschen mit solchen absolutistischen Ansprüchen müssten schon wirklich stichhaltige Argumente für eine solche Behauptung liefern können. Wer dann mit einem Kreuz um die Ecke kommt, hat sich nicht nur diskreditiert, sondern auch noch der Lächerlichkeit preisgegeben.

Und einmal mehr stellt sich die Frage: Was ist von Menschen zu halten, die ihre Zuhörer mit solchen Behauptungen (vermutlich bewusst und absichtlich) in die Irre führen? Die Menschen ihre bizarren Mythen und Legenden nicht nur als eine, sondern gar als die einzige Hoffnung andrehen?

Auch hier helfen wir gerne aus. Wie wäre es zum Beispiel mit:

  • In Wirklichkeit haben die biblischen Grundlagen unseres Glaubens keine Bedeutung mehr in der heutigen Zeit. Diese Grundlagen beruhen noch auf dem Welt- und Menschenbild, das längst komplett überholt und hinfällig ist. Es tut mir leid, aber erwartet euch mal von unseren Geschichten mal nicht mehr als von 2, 3 Maß Kreuzbergbier.  Setzt eure Hoffnung auf euch und auf eure Mitmenschen und nicht auf Illusionen. Prost!

DAS GOLDENE GESCHWURBEL AM BAND für Dr. Hofmann

Orden für Dr. HofmannDr. Hofmann macht sich in bester Theologen-Manier die Vieldeutigkeit von Begriffen wie „Sieg“ oder „Liebe“ zunutze. Da wird aus einem Sieg über das Leben (durch das Kreuz) schnell mal der Sieg über den Tod (auch durch das Kreuz?) und daraus dann irgendwie sowas wie der Sieg über die Unwägbarkeiten des Lebens.

Dass das Kreuz viele Jahrhunderte in erster Linie als Siegeszeichen über Un- und Andersgläubige angesehen wurde, verschweigt Dr. Hofmann.

Somit hat er zwar viel geredet, aber im Grunde nichts gesagt.

Für seine bewusst vernebelnden, wunsch- und zweckgemäß formulierten  und verunklarenden Äußerungen verleihen wir Herrn Bischof Dr. Hofmann die höchste Auszeichnung für religiös-theologisches Geschwurbel:

Das GOLDENE GESCHWURBEL AM BAND.***

Herzlichen Glückwunsch!

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalartikel.
**Wir haben keinen materiellen Nutzen von verlinkten oder eingebetteten Inhalten oder von Buchtipps.
***Der Orden „DAS GOLDENE GESCHWURBEL AM BAND“ entspricht in seiner Anmutung garantiert dem feinstofflichen Wesenszustand von echtem Gold!

Deine Gedanken dazu?

Fragen, Lob, Kritik, Ergänzungen, Korrekturen: Trage mit deinen Gedanken zu diesem Artikel mit einem Kommentar bei!

Wenn dir der Artikel gefallen hat, freuen wir uns über eine kleine Spende in die Kaffeekasse.