Abschied und Leben… – Gedanken zu Nachgedacht… (245)

Lesezeit: ~ 4 Min.

Abschied und Leben… – Gedanken zu Nachgedacht… (245), verfasst von Christina Lander, veröffentlicht am 5.11.17 von Osthessennews

[…] Und ich finde es wichtig, dass wir die bereits Vorausgegangenen würdigen – und auch unsere eigene Endlichkeit in den Blick nehmen. Wir müssen uns ja nicht nur von anderen Menschen verabschieden, sondern uns auch selbst einmal vom irdischen Leben trennen.

AbschiedDieser wohl größten Kränkung, dass jedes Leben früher oder später mit dem Tod endet, setzt die christliche Lehre ja den Mythos vom „ewigen Leben“ entgegen.

Freilich konnte bisher niemand bestätigen, ob es sich bei diesem Versprechen nicht einfach nur um eine Luftnummer handelt.

Ich fände es wirklich mal sehr interessant und aufschlussreich, von der Autorin zu erfahren, warum sie in ihrem Beitrag, der ja in der Rubrik „Kirche“ veröffentlicht wurde, mit keinem Wort auf dieses grundlegende christliche Heilsversprechen eingeht. Die Aussicht auf „ewiges Leben.“

Ist ihr tatsächlich bewusst, dass sich eine solche Vorstellung nicht mal ansatzweise mit dem in Einklang bringen lässt, was wir heute über Leben und Tod wissen? Ahnt sie, dass die Behauptung eines Lebens nach dem Tode so viele unbeantwortbare Fragen aufwerfen würde, dass sie lieber ganz darauf verzichtet?

Mit dem Tod ist alles vorbei?

Der Fuldaer Bischof Algermissen zum Beispiel behauptet öffentlich, dass mit dem Tod nicht alles vorbei sei. Frau Lander schränkt die Endlichkeit auf das irdische Leben ein – das lässt freilich Raum für Spekulationen, ob sie vielleicht nicht doch von einem „überirdischen“ oder „außerirdischen“ Leben nach dem Tod ausgeht.

Schade, dass sie zu einer Diskussion über ihre Beiträge bisher nicht bereit ist. Es würde mich wirklich interessieren, ob man als liberal-theologische Kirchenangestellte heute offiziell auf das zentrale christliche Heilsversprechen so ohne Weiteres verzichten kann.

Wir leben in einer Zeit, in der es nichts Besseres gibt, als jugendlich zu sein, der Körper darf im besten Fall keine Alterungszeichen zeigen.

Ich beobachte auch einen anderen Trend: Nämlich dass immer mehr Menschen überhaupt kein Problem damit haben zu altern. Auch in der Werbung und in anderen Medien sind Alte heute viel präsenter als noch vor wenigen Jahren. Und zwar Alte, denen man ihr Alter auch wirklich ansieht.

Abschied für immer?

Wie schade, dass Menschen ihre Endlichkeit verdrängen wollen.

Pauschalaussagen über Menschen sind fast immer problematisch. Abgesehen davon fällt es doch in den Bereich der persönlichen Freiheit, wie Menschen mit ihrer Endlichkeit umgehen, oder?

Meister im Verdrängen der Endlichkeit sind Religionen wie das Christentum. Die ihren Anhängern vorgaukeln, ihr irdisches Dasein sei sowieso nur eine kurze Vorstufe eines ewigen postmortalen Lebens. Wobei schon der Begriff „postmortales Leben“ ein Paradox ist. Denn „Tod“ ist die Abwesendheit von „Leben“. Mit dem Abschied vom Leben hört auch die menschliche Persönlicheit auf zu existieren.

Die Ungewissheit, ob dieses angebliche zeitlich unbegrenzte (!) Dasein nach dem Tod in himmlischer Herrlichkeit oder in andauernder Höllenqual stattfinden wird, kann bei Menschen, die das wirklich glauben, Krankheitssymptome wie zum Beispiel Wahnerkrankungen hervorrufen.

Und selbst bei Menschen, die sich von den Absurditäten ihrer Religion eigentlich schon längst verabschiedet haben, können solche Ängste ein ganzes Leben negativ beeinflussen, besonders dann, wenn mann das bizarre, ungerechte christliche Belohnungs-Bestrafungskonzept von Säuglingsalter an eingetrichtert bekommen hatte.

Sterben: Eine grausame Vorstellung?

Es scheint, als ob sie mit dem Gedanken nicht leben können, wobei es ja eine tatsächlich grausame Vorstellung ist, zu sterben.

Was ist denn an der Vorstellung grausam, eines Tages sterben zu müssen? Grausam kann höchstens die Befürchtung sein, vor dem Tod noch zu leiden. Gerade dann ist der Tod an sich aber nicht grausam. Sondern vielmehr erlösend.

Hilfreich für einen entspannten Umgang mit dem Tod ist ein wirklichkeitskompatibles Weltbild. Wie oben schon angedeutet, kann die mehr oder weniger latente Ungewissheit obskurer Jenseitsphantasien Menschen noch zusätzlich belasten.

Wobei die katholische Abteilung des Christentums ihre Anhänger und besonders deren Angehörige hier ja noch zusätzlich mit der besonders perfiden Zwischenstufe des „Fegefeuers“ einschüchtert und verängstigt.  Mit dem Abschied vom Verstorbenen beginnt die große Ungewissheit für die Hinterbliebenen: Ist die Oma jetzt im Himmel? Haben wir schon genug gebetet?

Auch hierzu würde mich die Meinung der Autorin, die sich selbst als liberal-theologisch bezeichnet, sehr interessieren.

Aus Unterhaltungen mit Christen weiß ich, dass etliche Gläubige den Tod für das Schlimmste halten, was es überhaupt gibt. Etwas, das unbedingt überwunden werden müsste.

Dabei ist der Tod die wohl auch noch bis auf Weiteres umumkehrbare und unabwendbare notwendige Folge jeden Lebens. Nach christlicher Auffassung hat das ein allmächtiger, allgütiger und allwissender Schöpfergott genau so ausgedacht. Christen könnten sich also damit trösten, dass ja auch das, was sie als grausam empfinden, Teil des Allmachtsplans ihres lieben Gottes ist. So wirklich tröstlich scheint diese Vorstellung aber dann doch nicht zu sein.

Und wenn der Tod eines Tages tatsächlich mal auf beliebig lange Zeit hinausgezögert werden können sollte, dann wird das dem Verdienst von Menschen zu verdanken sein. Und nicht dem von Göttern, Geistern oder Gottessöhnen.

Denn während das Christentum schon seit Jahrhunderten ewiges Leben verspricht, ist es rational denkenden Menschen gelungen, die menschliche Lebenserwartung in wenigen Jahrzehnten mehr als zu verdoppeln.

Ewiges Leben doch nicht so toll?

Mittlerweile glaube ich allerdings, dass ein endliches Leben weitaus besser als ein endloses Leben ist: Wir können uns nur richtig freuen, wenn wir wissen, was Traurigkeit bedeutet, wir können nur satt sein, wenn wir wissen, was Hunger ist. Wir können uns nur an der Gesundheit erfreuen, wenn wir einmal krank waren. Wir können nur richtig leben, wenn wir wissen, dass wir irgendwann sterben müssen.

Auch hier fände ich es spannend, die Gründe für diesen Sinneswandel zu erfahren. Und wie das dann noch zum christlichen Heilsversprechen passen soll. Denn natürlich ist die Vorstellung eines endlosen Lebens grausam. Aber wozu hätten Menschen dann überhaupt noch durch das Menschenopfer von Jesus erlöst werden müssen? Für die paar Jährchen, die sie auf Erden wandeln?

Dass es jedoch Traurigkeit, Krankheit und Hunger bedarf, um Fröhlichkeit, Gesundheit und Satt sein schätzen zu können, halte ich für einen Trugschluss. Denn auch, wer nie ernsthaft krank war, kann sich natürlich an seiner Gesundheit erfreuen. Umgekehrt dürfte ein Mensch, der gerade verhungert kaum einen Sinn darin finden und sich darüber freuen, dass er jetzt weiß, wie schön es jetzt wäre, etwas zu Essen zu haben.

Auch hier bewährt sich ein wirklichkeitskompatibles Weltbild. Die Annahme, die Welt sei von einem allmächtigen, allgütigen und allwissenden magischen Himmelwesen erschaffen worden, beantwortet keine einzige Frage. Und entspricht nicht der täglich millionenfach beobachtbaren irdischen Wirklichkeit. Denn zu dieser gehört der Abschied von Verstorbenen nun mal genauso dazu wie die Begrüßung Neugeborener.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag zum Thema Abschied und Leben.
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