„Unfähig zum Wagnis des Glaubens“ Aufbruch und Sehnsucht – Gedanken zum „Wort des Bischofs“

Lesezeit: ~ 4 Min.

„Unfähig zum Wagnis des Glaubens“ Aufbruch und Sehnsucht – Gedanken zum „Wort des Bischofs“, verfasst von Heinz Josef Algermissen, veröffentlicht am 7.1.18 von Osthessennews

[…] Vielleicht ist das ein Grundproblem vieler Menschen heute: Sie sind unfähig zum Wagnis des Glaubens. Obwohl sie spüren, dass sich ihr Leben in Arbeit, Geldverdienen und Geldausgeben nicht erschöpfen kann, bringen sie es nicht fertig aufzubrechen. Der wegweisende Stern ist zwar vorhanden, Gott hat sich offenbart. Und wer ihn wirklich finden will, kann es schaffen. Aber erst muss man zum Suchen bereit sein.*

Diese wenigen Zeilen sagen viel über darüber aus, wie sich Herr Algermissen die Welt vorstellt. In seiner Welt gibt es nur Gut und Böse.

Gut sind alle, die seinen Wetter-Wüsten-Berge-Kriegs-Rachegott Jahwe (der mit der tripolaren Persönlichkeitsstörung) als wahr und allmächtig anerkennen. So wie er das tut.

Unfähig, Gott zu findenUnd dann gibt es noch alle anderen. Das sind die, die das Grundproblem haben, unfähig zum Wagnis des Glaubens zu sein. Dazu gehören auch die, die Algermissen als „großes Sicherheitsrisiko für die Mitwelt“ beschimpft. Und die, denen Herr Bischof Heinz Josef Algermissen aus Fulda einen Sinn ihres Lebens abspricht.

Die Suche nach Gott ist in Wirklichkeit keine Suche. Sondern das Antrainieren eines Bestätigungsfehlers. Wer Götter finden will, muss lernen, Wahrnehmungen so zu „deuten“, dass er darin das Wirken und Wollen des jeweiligen Gottes zu „erkennen“ meint.

Eine rationale, ernsthafte Suche nach Göttern würde nämlich schnell ein zwar wirklichkeitskompatibles, aber für Gläubige unbefriedigendes Ergebnis liefern: Götter gibts bis zum Beweis des Gegenteils nicht.

Menschen, die an keine oder an andere Götter glauben, haben das von Algermissen beschriebene Grundproblem gar nicht. Es ist ihnen herzlich egal, ob sie unfähig sind, an Algermissens Gott zu glauben.

Unfähig zum Wagnis der Realität

So wie auch diesmal: In Algermissens dualistisch-katholischer Schwarz-Weiß-Vorstellungswelt bekommt menschliches Leben ausschließlich einen Sinn, indem jemand seine Gottesfiktion als wahr anerkennt.

Ob Herr Algermissen nur so tut oder ob er wirklich von dem überzeugt ist, was er behauptet, weiß man nicht. Möglicherweise berufsbedingt ist es ihm ja vielleicht tatsächlich entgangen, dass viele Menschen ein überaus glückliches und erfülltes Leben führen – ohne von irgendwelchen Göttern jemals überhaupt nur gehört zu haben. Geschweige denn von seinem speziellen Gott.

Quelle: Hazel Brugger
Quelle: Hazel Brugger

Nein. Bei Algermissen gibts nur „gläubig oder unglücklich.“ „Gottlos glücklich“ existiert im Algermissen-Weltbild nicht. Kann er sich vermutlich nicht mal vorstellen.

Bei der Verteilung der glücklichen und unglücklichen Menschen dürfte es zwischen dem 36,2% großen Anteil ohne konfessionelle Bindung und den 28,5% Katholiken in Deutschland jedenfalls keinen gravierenden Unterschied geben. (Quelle: fowid.de, Stand: 2016)

Sehr wohl vorstellen kann sich Herr Algermissen offenbar jedoch, dass ihm noch jemand abnimmt, seinen Gott gäbe es tatsächlich. Weil er sich vermittels einer Mythen- und Legendensammlung vor ein paar tausend Jahren einem primitiven Wüstenvolk geoffenbart hatte.

Also in Form von Texten, die auf jeden Fall die reine Wahrheit enthalten. Weil ja in Texten drinsteht, dass sie die reine Wahrheit, das Wort Gottes enthalten.

Nebenbei hat Algermissen seinen Gott damit aus der Schusslinie geholt: Wenn jemand Gott nicht finden kann, dann liegt das selbstverständlich nicht an Gott. Weil, der hat sich ja offenbart. Wer Gott nicht findet, ist selber schuld. Der war halt unfähig zum Suchen.

Und schon ist die Algermissenwelt wieder im Lot: Nur wer Gott sucht, hat zumindest die Chance auf ein sinnerfülltes Leben. Und wer seinen Gott nicht suchen oder finden möchte, wird dafür mit einem sinnlosen Leben bestraft. Der war dann eben unfähig. Er – oder sein Schöpfer.

Das Böse ist immer und überall

Und da ist die zweite Gestalt unserer Geschichte: Herodes, die Verkörperung von Macht und Einfluss, Geltung und Selbstherrlichkeit. Er ist der Urtyp der Egozentrik, des Menschen, der nur sich sucht und die Bewahrung seiner Sicherheit, alles besser weiß. Jede Ausrichtung an einem Größeren ist ihm verhasst. Denn sie stellt seine Position in Frage. Und erst recht ist ihm die Orientierung an Gott zuwider, denn das eigene Ich ist Maßstab aller Dinge. Herodes-Typen gab es und gibt es zu allen Zeiten. Sie bestimmen die Tagesordnung der Welt: Bösartigkeit, Gewalt, Lüge, Betrug. Das Böse ist in tausend Variationen und Gestalten unter uns.*

Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, sich zwischendurch zur Abwechslung wenigstens hin und wieder auch mal mit der irdischen, natürlichen Wirklichkeit zu befassen.

Wie kommt man zu einer solch naiven Gut-Böse-Weltsicht? Wenn man immer nur das selbe Buch liest? Oder wenn man immer nur mit den Hirtenkollegen oder Schafen redet, statt auch mal mit den Menschen abseits des eigenen Holzweges?

Denn – oh Wunder, wer hätte es gedacht – da gibts ja auch Menschen, die weder Untertanen eines imaginären Himmelswesens, noch bösartige, gewalttätige, lügende und betrügende Egozentriker sind!

Wie oben schon angedeutet: Diese Menschengruppe kommt in Algermissens Welt schlicht nicht vor. Obwohl sie zahlenmäßig inzwischen größer ist als seine Herde rechtschaffener, gerechter, katholisch-unterwürfiger Schafe.

Wer verachtet, verstoßen und gehasst werden möchte, muss auch was dafür tun

[…] Und das wird der Weg seines Lebens sein: gesucht und verachtet, geliebt und verstoßen, umjubelt und verhasst.*

Das kann die Verkündigungen des scheidenden Fuldaer Bischofs ja möglicherweise erklären. Denn wer meint, auch er müsse – genauso wie sein Idol – auch verachtet, verstoßen und gehasst werden, der hat natürlich einen guten Grund, seinen Mitmenschen genau dafür Gründe zu liefern. Ein Psychologe oder Psychiater könnte dieses Phänomen sicher näher beschreiben.

[…] So ist das: Wer Jesus Christus findet, kann danach nicht einfach so weitermachen. Von der Bereitschaft zum Aufbruch aus Gleichgültigkeit und verkrusteten inneren Strukturen wird unser Weg durch das neue Jahr bestimmt sein, so oder so.*

Unklar ist, was Herr Algermissen mit „so oder so“ meint. Vermutlich meint er nicht, dass ein Aufbruch aus Gleichgültigkeit und verkrusteten inneren Strukturen wahlweise auch ohne die Einbeziehung religiöser Wüstenmythologie möglich sein könnte. Das jedenfalls lässt der Inhalt seiner restlichen Verkündigung vermuten.

Christen, die 2018 einen Aufbruch aus ihrer religiösen Scheinwirklichkeit und verkrusteten inneren Strukturen wagen möchten, finden hier weitere Informationen.

*Die als Zitat gekennzeichneten Abschnitte stammen aus dem eingangs genannten und verlinkten Originalbeitrag mit dem Titel „Unfähig zum Wagnis des Glaubens“

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