Definitiv!?

Lesezeit: ~ 3 Min.

In seiner „Abt. Diskurswerfen“ beleuchtet Volker Dittmar die Frage, inwieweit es sinnvoll sein kann, etwas als definitiv zu behaupten.

Es kommt nicht darauf an, einen Schöpfer „definitiv“ auszuschließen. Das ist ein Strohmann. Nichts kann man im reinen Denken „definitiv“ ausschließen, auf so eine dumme Idee können auch nur Theisten kommen.

Man kann nicht „definitiv“ ausschließen, den Lotto-Jackpot zu knacken. Trotzdem ist es sehr unwahrscheinlich. Man kann nicht „definitiv“ ausschließen, dass sich der Computer in der nächsten Sekunde in einen Lamborghini verwandelt. Wie sollte das gehen?

Man kann nur eines tun: Die jeweils vernünftige Erklärung, die besser ist als die konkurrierenden Alternativen, zu akzeptieren. Alles andere ist pure Irrationalität.

Gott erklärt – nichts

Für fast alles ist „Gott“ nicht die beste Erklärung – es ist überhaupt keine Erklärung. Da man alles und sein Gegenteil mit Gott (pseudo-)“erklären“ kann, erklärt Gott überhaupt nichts. Niemand nimmt die Bauernregel „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist“ als eine Erklärung für das Wetter.

Nur Monotheisten behaupten, dass „Gott hat es so oder ganz anders gemacht“ würde irgendwas erklären und meinen, dies sei irgendwie sogar eine „bessere“ Erklärung als irgendeine andere, beliebige, oder gar eine wissenschaftliche Erklärung.

Niemand ist vergleichsweise so dumm und nimmt die Bauernregel mit dem Hahn als ernsthafte Alternative zu den mathematischen Wettermodellen der Meteorologen.

Zwar sagt erstere das Wetter IMMER korrekt voraus, trotzdem bevorzugen wir die Wettermodelle, selbst wenn sie falsch oder schlecht sind. Selbst das schlechteste, falscheste Wettermodell ist immer noch besser als die alte Bauernregel.

In der Sackgasse…

Denn aus schlechten und falschen Modellen kann man noch etwas lernen und diese verbessern, wohingegen man aus „Gott war es“ so wenig lernen kann wie aus „es ist eben Zufall“ oder „ein Kobold war es“.

Wann begreifen es Theisten endlich, dass selbst die falscheste Erklärung, aus der man lernen kann, ihren verkniffenen Pseudoerklärungen noch haushoch überlegen ist?

Sie bleiben lieber in ihrer Sackgasse stecken und weigern sich, umzukehren. Sie haben sich verirrt, meinen aber, sie kämen gut voran.

Wann wurde jemals eine wissenschaftliche Theorie, so falsch sie auch war, durch eine supernaturalistische Pseudotheorie ersetzt, weil sie besser ist?

Keine definitiv richtigen Theorien

Wir haben keine „definitiv“ richtigen Theorien. Vielleicht bekommen wir sogar niemals eine. Wir haben gute, bessere, schlechtere Theorien. Dass eine Theorie nicht „definitiv“ richtig ist, ist ein sehr dummer Einwand, weil man das gegen ALLE Theorien in gleichem Maße einwenden kann – ja, auch gegen den supernaturalistischen Bullshit „Gott war es“, mit dem die Esoteriker kommen.

Wie kann etwas, was „definitiv“ Bullshit ist, mit einer Theorie konkurrieren – selbst, wenn sie falsch ist – nur weil diese nicht „definitiv“ richtig ist?

Besser als Bullshit

Sorry: Ich werde daher jede wissenschaftliche Theorie, selbst wenn ich weiß, dass sie falsch ist, dem geballten esoterischen Bullshit vorziehen, mit dem Monotheisten kommen. „Bloß falsch“ ist noch tausendmal besser als ausgewiesener Bullshit.

Weil ich mich frage, ob und wie man eine Theorie besser machen kann, nicht, ob sie „definitiv“ richtig ist. Eine Theorie taugt nur, wenn sie das Potenzial hat, durch eine bessere Theorie ersetzt werden zu können. Dazu muss man herausfinden können, unter welchen Umständen sie zu falschen Ergebnissen kommt, und sie dann verbessern.

Kann man die Behauptung „Gott war es“ durch Forschungen verbessern? Nein? Dann bleibt mir vom Leib mit diesem Bullshit! Wenn ich von so einer Art von Hokuspokus hören will, lese ich lieber Harry Potter.™ Das ist nämlich wenigstens unterhaltsam.

Aber diese Platte mit Sprung, die seit 2.000 Jahren aufgelegt wird à la „Ihr könnt nicht erklären, dass … also war es Gott“, hat sich ausgeleiert und nervt nur noch.

*Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.

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